Wo Aphrodite aus den Wellen des Meeres entsprang!

Laufen im Land der Liebesgöttin

Lauferlebnisreise durch Zypern vom 06.03. – 17.03.2014

6. – 17.03.2014 von Bernd Neumann Teil 2

 Marathontag: Der Sonntag beginnt schon sehr früh denn es ist noch über 1 Stunde Fahrt von meinem Quartier in Limassol bis zum Hafen nach Pafos. Noch im Dunkeln angekommen kann ich das Fort beleuchtet fotografieren. Bei der Dämmerung wird das Licht abgeschaltet und es erstrahlt in seiner Nüchternheit.

 Der Cyprus-Marathon ist auch der Pafos-Marathon. Neben dem Marathon kann man auch den Halb-Marathon oder 10km laufen. Die Startgelder liegen beim Marathon 50,00 €, beim Halbmarathon 35,00 € und beim 10km Straßenlauf 25,00 €. HM und 10km sind ein Wendepunktkurs der am mittelalterlichen Fort am Meer in Pafos gestartet wird. Die Altersklasseneinteilung ist hier etwas anders wie bei uns. Es geht los von 18 – 39 und dann im 5er Abstand bis 69, dann noch die 70+. Wir Marathonis werden zur Liebesgöttin gefahren. Jetzt mal der Reihe nach.

 Es wird langsam hell und es kommen zu den zwei großen Reisebussen die Läufer von allen Seiten. Schnell hat man internationale Kontakte geknüpft. Neben mir wird deutsch gesprochen und sofort ist ein Gespräch da mit Henry aus Bonn oder Guiseppe aus Mailand oder Stacey aus England oder Yuval aus Israel. Henry sagt noch, hier hat man in 10 Minuten mehr Kontakte wie beim Berlin Marathon an einem Tag.

 Es ist jetzt hell und die Busse füllen sich. Abfahrt ist um 6:30 Uhr und nach ca. ½ Stunde sind wir am Parkplatz vom Petra tou Romiou. Es sind auch einige mit ihren PKW’s gekommen. Rund 100 Marathonis treffen heute Morgen hier ein. Auch Johann (Start Nr. 15) aus Deutschland ist hier. Er ist Wiederholungstäter. Er will auch gleich ein Foto von uns dreien (Henry, Johann und mir) haben. Ich werde auch gleich angesprochen auf Marathon4you.de. Johann und Henry machen auch gleich Reklame für die allerbeste Marathonseite im Internet.

 Race Director Stavros gibt noch einige Anweisungen in Englisch. Es stellt noch kurz Raphael (Start-Nr. 3) vor, den letztjährigen Sieger. Dann geht die ganze Gruppe rüber neben den berühmten Felsen der Aphrodite und es wird ein Gruppenfoto gemacht. Die Temperatur ist heute Morgen noch angenehm so um die 15 Grad.

 Pünktlich um 7:30 Uhr erfolgt der Startschuss und einige sprinten gleich los. Es geht sofort den ersten Berg hoch. Ich mache noch drei Fotos und bin sofort letzter. Vor mir läuft Danny vom 100 Marathonclub GB. Es ist heute sein 505. Marathon. Dann laufe ich kurz an Robert vorbei, aber beim nächsten Foto bin schon wieder hinten. Macht nichts Fotos sind doch für meinen Bericht wichtig, damit ich euch auf Zypern und den Pafos-Marathon einstimmen kann.

 Wir laufen die ersten 3 Kilometer neben der Steilküste und haben herrliche Blicke runter zum Meer. Es ist hier eine traumhafte Kulisse. Bei Km 3 gibt es Wasser aus 0,5l Flaschen. Die Läufer nehmen zwei drei Schluck und die fast volle Flasche landet am Straßenrand und das in einem Land was den ganzen Sommer mit Wassernot zu kämpfen hat. Was für eine Verschwendung. Bis Kilometer 4 haben wir schon drei Berge hinter uns. Es geht immer aufwärts und was folgt abwärts. Die Insel ist hier sehr hügelig was unsere Beine zu spüren bekommen.

 Ich schaue auf meinen Garmin und der sagt mir, dass ich als letzter Läufer einen Schnitt von 9,6 km/h habe. Wahnsinn, ich will doch nur um die 5 Stunden laufen. Bei km 6 gibt es Wasser und Elektrolytgetränke. Auf der ganzen Strecke fast auf den Meter genau wechseln sich alle 3 Kilometer Wasser mit Wasser + Elektrolyt ab. Zu Essen gibt es unterwegs nichts. Wer was braucht sollte muss sich was mitnehmen. Die Getränkestationen reichen aus, da ist nichts Zusätzliches nötig.

 Beim Km 8 laufen wir an Orangenplantagen vorbei und ein Stück weiter gibt es Zitronenbäume. Wir sind hier nicht im Winter eher im Frühling oder Sommer. Die Natur zeigt sich gerade jetzt von seiner grünen Seite. Im Sommer ist viel verdorrt durch die Hitze. Jetzt im März erstrahlt die Insel sehr bunt.

 Wir haben die Küste schon etwas länger verlassen und laufen am Straßenrand entlang. Es ist äußerste Vorsicht geboten, denn es ist nicht abgesperrt. Vor dem ersten Läufer fährt die Polizei und hinter dem letzten Läufer, also hinter mir der Saniwagen. Für mich ist das sehr beruhigend, denn so habe ich Schutz vor den vorbeifahrenden Autos. Gut das es auf Zypern keinen so starken Autoverkehr gibt außerhalb der großen Städte.

 Hinter dem 13. Kilometer biegen wir von der Landstraße ab in Richtung Flughafen Pafos. Hier müssen wir eine Wendeschleife laufen. Jetzt heißt es 4,5km in Richtung Flughafen. Schon nach einem weiteren Kilometer kommen mir auch die ersten Läufer entgegen. Es führt bei Halbzeit Raphael zusammen mit Gerry. Am 3. Platz ist bis jetzt David. Dann kommen in Abständen die anderen Läufer. Johann ruft schon von weitem mir zu: Bernd Neumann mach ein Foto von mir. Und so mache ich das auch für ihn. Henry folgt ihm in kleinem Abstand. Noch vor der Wende laufe ich zu Melanie auf. Sie ist aus Scotland und läuft für den 100 Marathonclub. Ihr kurzer Kommentar ist: Hills, Hills, Hills.

 Es geht runter bis an das Meer wo wir bei km 17,5 eine Wendeschleife laufen müssen. Hier werden alle Startnummern aufgeschrieben. Dann wird es richtig heiß ich muss kurz gehen und mein Funktionsunterhemd ausziehen. Bei km 18 wo die Touristen ihre Leihwagen abholen stehen extra große Schilder, LINKS FAHREN. Die Touris sind gut zu erkenn an den roten Nummernschildern. Neben mir kommen gerade Touris auf die Straße und am ersten Kreisel wissen sie nicht gleich wie gefahren wird. Im letzten Moment reißen sie das Steuer rum und es geht links am Schild vorbei. Nicht lachen, es ist wirklich nicht einfach mit dem Kreisverkehr im Linksverkehr.

 Jetzt geht es wieder zurück bis km 22 zur Landstraße. Auf dieser Wendeschleife war kaum Autoverkehr. Jetzt aber auf der Landstraße ist wieder äußerste Vorsicht geboten. Gut das ich meine Sanis hinter mir habe die den Verkehr aufhalten und dadurch langsam vorbeiführen.

 Wir kommen durch den Ort Acheleia der durch seinen großen Wasserkanal in der Region bekannt wurde. Am Ortsrand gibt es eine große Experimental Farm und große Agricultural Farm. In einem Feldweg findet gerade ein großer Markt statt für Obst, Gemüse und verschiedene Haushaltsartikel. Viele Zyprioten halten hier kreuz und quer am Fahrbandrand. Jetzt muss man noch mehr aufpassen da die Autos einfach hin und her fahren. Beim Blick über die Stände erscheinen im Hintergrund die hohen Berge des Troodos Gebirges. Die höchste Erhebung ist der Olympos mit 1.951m, auf dem bis vor kurzem noch Ski gefahren wurde.

 Auf dem nächsten Berg sind wir schon bei km 29 und erreichen den Ortskern von Agia Marinouda. Durch die höhe des Ortes hat man von vielen Stellen einen Blick zum Meer runter.

 Durch diese Lage weht hier, was besonders im heißen Sommer wichtig ist, immer eine kühle Brise. Hinter dem großen Platz an dem wir vorbeilaufen steht die Kato Vrysi. Sie ist eine der zwei Fünfkuppelkirchen auf Zypern. Die ersten Grundmauern stammen schon aus dem 11. Jahrhundert. Früher lebten hier griechische und türkische Zyprioten friedlich miteinander. Der Ort war auch bekannt für seine Maulbeerplantagen und die daraus resultierte Seidenraupenzucht. Neben Seide gab es in den Webereien auch Hanf zu Herstellung der Stoffe. Da der Anbau der Cannabis-Pflanze jedoch verboten wurde brach dieser ganze Industriezweig zusammen. Heute arbeiten die Bewohner im benachbarten Pafos.

 Unser Weg führt uns weiter über die Landstraße an den Rand von Pafos. Wir sind an der nächsten Versorgung beim Km-Schild 30. Kurz danach am ersten großen Kreisel zeigen uns die gelben Läuferschilder links ab. Nun geht es über den Bürgersteig in Richtung Wasser leicht abwärts. Es dauert aber nicht lange und hinterm nächsten Km-Schild heißt es links. Kurz hinter der Abbiegung ist der Wendepunkt für die Halbmarathonis. Das heißt für uns, dass es noch 10,55 km sind, denn ab jetzt sind unsere Strecken identisch. Die Halben sind von Pafos, vom unserem Ziel aus gestartet und müssen nun den gleichen Weg zurück.

 Nun folgt eine lange Gerade die über einen Kilometer ist. Zu unserer linken Seite sehen wir an einem Felsen viele kleine Höhlen die wir nun umlaufen werden. Es geht vorbei an Feldern und hinter einem großen Sportfeld biegen wir in ein Industriegebiet zu einer weiteren Wendeschleife. Ganz weit hinten warten bei km 36 nette Helfer mit Getränken auf uns. Hier müssen wir um einen kleinen gelben Kreis am Boden laufen, wo unsere Startnummer aufgeschrieben wird. Nun geht die Strecke zurück.

 Hinter Km 37 kommen wir in den Touristenbereich. Hier steht ein riesiges Hotel neben dem anderen. Vom Wasser sehen wir noch nichts aber die Riesenklötze begleiten uns jetzt einige Kilometer. Da hier der Saniwagen bei den schmalen Streifen kein Schutz für mich bietet muss ich laufend Bürgersteig rauf und runter und das X-Mal.

 Dann kommt die Erlösung hinter dem Denkmal von Alexander dem Großen. Es beginnen die letzten 1,5km. Wir sind jetzt gleich an der Promenade. Rechts die vollen Lokale, links das Meer und im Hintergrund sehe ich schon das Fort, unser Ziel.

 Jetzt laufe ich mitten auf der Fahrbahn geschützt vom Saniwagen und werde von vielen Zuschauern der Lokale gefeiert. Ob die wissen, dass ich heute hier der letzte Marathoni bin? Egal es ist toll wie die Menschen hier die Läufer feiern.

 Dann ist es gleich geschafft nur noch am Hafen entlang. Leider hat man noch eine Schikane eingebaut. 400m vorm Ziel geht es noch Mal eine Rampe hoch um einige Gebäude und dann runter ins Ziel direkt neben dem Fort. Kurz davor macht der Sani kurz die Sirene an und die 10km Siegerehrung wird kurz unterbrochen um auch den letzten Marathoni zu feiern.

 Hinterm Ziel stürzt gleich Johann auf mich zu um mir zu gratulieren. Henry kommt auch dazu und wir trinken erst Mal gemeinsam ein Bier. Zwischendurch erhalte ich meine Medaille und dann folgen viele Siegerfotos. Das erste Foto will natürlich Johann mit mir.

 Raphael kommt zu uns und erzählt freudestrahlend, dass er es wieder geschafft hat und gesiegt hat. So machen wir auch ein Foto mit ihm. Dann gehen wir alle zur Siegerehrung. Der Rahmen hier am Hafen vor dem Fort ist wirklich außergewöhnlich schön und das Wetter tut sein Weiteres dazu. Es ist strahlender Sonnenschein und es gibt viele glückliche Gesichter der Teilnehmer.

 Es beginnt die Marathonsiegerehrung und ein sehr freudiger Raphael springt aufs Stockerl als wäre er nur 10km gelaufen. Heute werden 48 Pokale an die Läufer und Läuferinnen vergeben. Auch Johann geht hoch, denn er wird 2. in seiner Altersklasse. Raphael und sein Team werden auch noch geehrt als 2. Platz für die Mannschaft.

 Während ich noch auf der Strecke war gab es ein großes Unterhaltungsprogramm mit zypriotischer Volksmusik und Volkstänzen. Eine Runde und sehr schöne Veranstaltung. Ins Ziel kamen heute 100 Marathonis. Beim Halbmarathon siegte Christian Funk in 1:21:26 und bei den Frauen Stephanie Knott in 1:36:17. Insgesamt kamen hier 156 Teilnehmer ins Ziel. Auf der 10-km Strecke siegte Michael Keenan in 36:22 und bei den Frauen Anja Heinen in 43:12. 144 Teilnehmer kamen hier in die Wertung. Die langsamste Zeit auf den 10km ist 1:35:31. Für alle Altersklassensiege gab es Pokale. Für Mannschaften gabe es schöne große Plaketten. Die beiden selbst aktiven Läufer Stavros Kakourides und George Kakourides haben mit einem kleinen Team eine schöne Veranstaltung auf die Beine gestellt. Zu dieser Jahreszeit ist das Wetter ideal zu laufen und so ist dies auch eine echt internationale Veranstaltung.

Marathonsieger:

  1. Raphael Igrisianu          Don Marathon Running            2:48:20
  2. Gerry Hogg                   Running Crazy                          2:49:20
  3. David Ross                   Hermes Running                       2:54:19

Marathonsiegerinnen:

  1. Pia Ross                      Running Crazy                           3:18:50
  2. Angela Latorre            GS Matera                                  3:27:50
  3. Georgia Lalioti                                                                3:33:58

Ende Teil 2                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Teil 3