19. Würzburger Gedächtnislauf 2013

Zur Erinnerung an die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 

16.03.2013 von Bernd Neumann

 Nur drei Wochen nach meinem Extrem-Hitzelauf sind meine Füße weitgehendst verheilt und es kann das nächste Abenteuer beginnen. Mein Weg führt mich ins Frankenland. Nur 2 Autostunden von Kassel entfernt, findet zum 19. Jahrestag der Zerbombung der Stadt Würzburg ein Lauf von Würzburg nach Gemünden immer am Main entlang über 44 km. Wem jedoch die 44 km zu lang sind, der hat auch die Möglichkeit schon nach 9,5 km in Margetshöchheim oder nach 21 km in Himmelstadt oder nach 28 km in Karlstadt ins Ziel zu laufen. Ich will heute den langen Lauf unter meine Füße nehmen. Da das Ziel in Gemünden am Main ist, fahre ich heute Morgen auch dorthin und stelle mein Fahrzeug am Schulzentrum St. Martin an der Schulstraße ab. Hier ist auch für mich heute gegen Spätnachmittag das Ziel, mit Duschmöglichkeit. Von hier ist es ca. 1,5 km oder 15 Minuten Fußweg zum Bahnhof.

 Würzburg gehörte zu den Städten die noch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges bombardiert wurden. Die historische Altstadt wurde beim schwersten Angriff am Abend des 16. März 1945, heute vor 68 Jahren in nur 18 Minuten fast vollständig zerstört. Hierbei mussten auch ca. 5.000 Menschen ihr Leben lassen. Die britische Royal Air Force legte über die Stadt einen Bombenteppich in drei Wellen. Mit 256 schweren Sprengbomben und Luftminen wurden zuerst die Dächer und Fenster in der Altstadt zerstört damit die anschließenden 300.000 Stabbomben auch ihre brandentfachende Wirkung sicherzustellen. Innerhalb kürzester Zeit entstand aus vereinzelten Brandnestern ein einziger flächendeckender Brandherd mit Temperaturen von 1.500 bis 2.000°C. Hierbei sind viele Menschen in den provisorischen Bunkern regelrecht verschmort.

 Das Gedenken und Erinnern an Würzburgs Zerstörung wird jedes Jahr mit vielen Veranstaltungen erinnert.  Jedes Jahr am 16. März beginnt um 21:20 Uhr das Mahnläuten aller Würzburger Kirchenglocken zum Gedenken an den Angriff 1945. Das Glockenläuten dauert 20 Minuten.

 Am Bahnhof hole ich mir für 7,70 € eine einfache Fahrt zum Hbf. Würzburg. Mein Regionalexpress fährt um 9:00 Uhr ab und ist schon nach 24 Minuten am Hauptbahnhof in Würzburg. Von hier ist es noch einen knappen Kilometer bis zum Rathaus an der Karmelitenstraße. Da ich aber noch Zeit habe gehe ich noch eine halbe Stunde durch die historische Innenstadt und mache so manch schönes und interessantes Foto. Natürlich ist das eine viel zu kurze Zeit für die vielen historischen Gebäude. Für die Stadt Würzburg sollte man sich Zeit nehmen, denn es gibt viel zu sehen: die Festung Marienberg, die Residenz (UNESCO-Weltkulturerbe), der Dom St. Kilian, das Neumünster, u.v.a.m. Ein unbedingtes Muss, ist zumindest eine äußere Besichtigung der Würzburger Residenz. Auch von Innen sind der Spiegelsaal sowie die Hofkirche besonders sehenswert. Das Schloss gilt als eines der schönsten Europas und wurde 1981 von der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt. Sie wurde vor rund 300 Jahren erbaut unter der Leitung des Baumeisters Balthasar Neumann und gilt als eine der bedeutendsten Residenzbauten des Spätbarocks und steht somit in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles bei Paris.

 Auf meinem Weg zum Alten Rathaus komme ich an der Stiftskirche Neumünster vorbei. Das Neumünster ist ein ehemaliges Kollegiatstift das um 1060 errichtet wurde. Im 17. Jh. wurde es dann umgestaltet zur Kirche. Die Kirche war dann nach dem Wiederaufbau von 1950 bis 1967 Bischofskirche der Diözese Würzburg. Das Neumünster steht in der Fußgängerzone nur wenige Schritte vom Dom entfernt. An der Stelle sind angeblich Kilian, Totnan und Kolonat den Märtyrertod gestorben.

 Nach meinem Besuch im Dom gehe die Domstraße runter zum Main. Kurz vor der alten Mainbrücke rechts befindet sich das alte Rathaus. Das Würzburger Rathaus ist kein einheitlicher Komplex, sondern eine Gruppe von Bauten ursprünglich unterschiedlicher Zweckbestimmung in dem 1256 das erste Mal ein städtischer Rat erwähnt wurde. 1316 erwerben Bürgermeister und Rat den Grafeneckart als sichtbares Zeichen bürgerlichen Unabhängigkeitsstrebens gegenüber dem bischöflichen Landesherrn. Heute bildet der Grafeneckart den ältesten Teil des Rathauses, das im Lauf der Jahrhunderte stetig erweitert wurde. Nach Westen schließt sich an den Grafeneckart der 1659/60 im Stil der Spätrenaissance errichtete Rote Bau an, nördlich das säkularisierte Kloster der Beschuhten Karmeliten, das im 19. Jahrhundert vom Stadtrat hinzugekauft wurde. An der Fassade hängt ein riesiges Banner mit tausenden von Namen die an den Bombenangriff vom 16. März 1945 hinweisen mit der Forderung: Nie wieder Krieg!

 Steht man vor dem Rathaus weiß man nicht wo ist eigentlich die Meldestelle für den Gedächtnislauf. Ich folge einem Mann in Laufkleidung, der rechts neben dem Grafeneckart in die Gasse geht. Nach ca. 200 m biegt er links in einen Durchgang ab und dann stehen wir auf dem Innenhof. Für mich als Auswärtigen war das ohne Beschilderung schwer zu finden. Außer mir sind auch noch andere umhergeirrt.

 Die Startunterlagen gibt es im Rathaus-Innenhof was auch recht schnell geht. Nun habe ich noch eine Stunde Zeit um mich umzusehen, umzuziehen und mit einigen Marathonis zu unterhalten. Heute sind auf dem langen Kanten viele Wiederholungstäter.

 Drei Würzburger Braveheart Battle Teilnehmer, die vor einer Woche mit Joe durch den Schlamm gekrochen sind wollen heute auch den langen Kanten angehen. Mal sehen wie lange sie durchhalten.

 Beim Lauftreff Würzburg entdecke ich dann auch Achim Heukemes, den Ultra-Extremläufer der seit einiger Zeit schon in Würzburg wohnt. Achim hat am 25.06.2011 sein großes Projekt: Coast2coastandback – die Doppeldurchquerung Amerikas! New York – San Diego – 6000 km Bike. San Diego – New York – 5000 km Run gestartet. Das Ganze Nonstop in 79 Tagen, zum Gedenken an die Opfer des 11. September 2001. Auf seiner Internetseite gibt es noch viel mehr zu dem Extremläufer. Ich habe auch zwei Bücher von ihm, die nur empfehlen kann.

 Der Rathausinnenhof war um 10 Uhr noch fast leer aber jetzt kommen jede Minute aus allen Ecken die Läufer und der Hof füllt sich recht schnell.

 Der LT Hemsbach ist heute auch wieder mit einer Gruppe vertreten. Klaus Neumann hat die Startnummer 320. Daniel Basel Start Nr. 490 hat die meisten Marathons und Ultras vom LT Hemsbach gesammelt. Zu diesen beiden Marathonsammlern später noch mehr.

 Begonnen wurde mit dieser Veranstaltung 1995 von Erich Kunkel mit fünf Läufern. Doch nach drei weiteren Jahren kam der Benefizgedanke ins Spiel. Gegen eine Spende in beliebiger Höhe durften Interessenten teilnehmen. Zwischendurch wurde dann auch mal ein Startgeld erhoben. Jetzt wird die Veranstaltung von der LG Würzburg in Kooperation mit Kolping-Mainfranken veranstaltet. Es wird kein Startgeld erhoben aber um eine freiwillige Spende gebeten für die Kolpingstiftung, womit bedürftige Familien der Region unterstützt werden.

 Da es heute Morgen doch noch sehr kalt ist, ziehe ich mich lieber etwas wärmer an. Dann heißt es rechtzeitig vor dem Start die Sporttasche abgeben, die per Auto zum Ziel nach Gemünden gefahren wird.

 Da hier alles recht zwanglos und die Zeit per Hand gestoppt wird, gibt es auch keine Hektik und so kann ich auch noch einige Startfotos knipsen. In 2007 war hier mein Kollege Anton Lautner da kam das Startsignal aus einer Presslufttröte und 2009 war Joe Kelbel hier wo das Startsignal aus einer Sirene kam, ähnlich wie 1945. Heute ist es ein Startschuss um 11 Uhr und anders wie bei anderen Rennen dauert es einige Sekunden bis die Menge losrennt. Es sind rund 500 Teilnehmer die sich auf die Strecke mainabwärts machen. Je nach Trainingsstand gibt es die Möglichkeit seinen Lauf auch schon vor Gemünden zu beenden.

 Wir laufen im Uhrzeigersinn ums Rathaus und sind nach ein paar hundert Metern auf der alten Mainbrücke. Bis 1886 war diese Brücke, auf der auf beiden Seiten große Steinfiguren stehen, der einzige Flussübergang von der Festung Marienberg in die Altstadt. Auf der Brücke hat man auch einen schönen Blick zur Festung Marienberg. Auf meinem Foto gibt uns der Heilige Totnan, einer der Frankenapostel Geleit. Die Statuen von Heiligen und Herrschern wurden im 18. Jahrhundert auf der Brücke errichtet. In Laufrichtung sind links der Reihe nach der Heilige Totnan (einer der Frankenapostel), der Heilige Kolonat (einer der Frankenapostel), der Heilige Burkard (erster Bischof von Würzburg), der Heilige Bruno (Bischof von Würzburg und Erbauer des Würzburger Doms) und auf der rechten Seite flussabwärts Frankenkönig Pippin (Vater Karls des Großen), der Heilige Friedrich (ein wenig bekannter Bischof und einer der Namenspatrone des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn), der Heilige Joseph (dargestellt mit einem jungen Jesus), der Brückenheilige Johannes von Nepomuk), der Heilige Karl Borromäus (einer der bedeutendsten Vertreter der Katholischen Reform und der zweite Namenspatron des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn) sowie Kaiser Karl der Große.

 Um 1120 gab es hier die erste romanische Steinbrücke. Durch Hochwasser und Holländerstämme wurde die Brücke immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. An der neuen alten Mainbrücke wurde ab 1476 gebaut. Im Jahr 1488 waren die Steinpfeiler aus Muschelkalk fertiggestellt. Die bogenförmigen Brückenüberbauten zwischen den Pfeilern waren anfangs aus Verteidigungsgründen Holzkonstruktionen. Ab 1512 wurden die Öffnungen mit Steingewölben überbrückt, was sich jedoch aus Geldmangel bis 1703 hinzog. Nach fast 350 Jahren wurde sie durch den jetzigen Neubau ersetzt.

 Es geht ein Stück über die Dreikronenstraße flussabwärts. Noch vor der Friedensbrücke biegen wir ab zum Viehmarktplatz und dann direkt runter an den Main. Wir unterqueren die Friedensbrücke und sind auf dem Mainradweg.

 Auf der anderen Mainseite sehen wir auf den Anhöhen von Unterdürrbach Weinberge. Diese Top-Weinlage „Würzburger Stein“ soll angeblich Goethes Lieblingswein gewesen sein. Dann durchlaufen wir links wie rechtsseitig durch ein Industriegebiet.

 Die drei Bravehart Battle Teilnehmer aus Würzburg sind gut drauf und müssen über jedes Hindernis auf dem parallel zur Laufstrecke führenden Spielplatz. Hier in der Sonne ist es heute Morgen sehr angenehm zu laufen, obwohl es noch Schnee an den Seiten gibt.

 Nachdem wir auf den Radweg das „Knie“ (90°-Kehre) umlaufen haben geht es ohne Ortsberührung an Oberzell und Zell am Main vorbei. In Oberzell wurde 1128 ein Prämonstratenser-Kloster gegründet. Das damalige Dörfchen der Fischer und Häcker (Kleinbauern) soll schon 983 eine Pfarrkirche gehabt haben.

 Es geht weiter auf dem Mainradweg und nach 8,5 km kommen wir am Yachthafen von Margetshöchheim vorbei. Gegenüber auf der anderen Mainseite ist Veitshöchheim, die bekannte Faschingshochburg. Besonders sehenswert, aber von hier aus nicht zu sehen ist die Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe sowie der Rokoko-Barockgarten. Das ursprüngliche Jagdschloss aus dem 17. Jh. wurde von Balthasar Neumann Mitte des 18. Jh. erweitert. Heute Morgen während der Bahnfahrt konnte ich das wunderschöne Schloss sehen.

 Kurz danach ist dann bei km 9,5 auch schon Ende für die ersten 82 Teilnehmer. Hinter dem Ziel gibt es eine Superverpflegung mit Kuchen, Keksen und Hörnchen. Da ich aber noch über 34 km vor mir habe greife ich lieber nicht zu, denn das könnte einem doch schwer im Magen liegen.

 Vom Ort sehen wir leider nichts. 1330 wurde Hochheim sanctae Margarethae nach der Kirchenpatronin St. Magareta genannt. Während in einem Dorfgerichtssiegel aus dem 17. Jahrhundert die ursprüngliche Kirchenpatronin und Ortsnamensgeberin St. Margareta als Darstellung zu sehen war sind im heutigen Wappen allein ihre Attribute - Drache, Kreuz und Krone.

 Wir verlassen Margetshöchheim, links Wiesen, rechts der Main und auf der anderen Seite befinden sich Blaugrashalden die sehr selten und extrem vom Aussterben bedroht sind. Wir folgen weiterhin dem Mainradweg. Auf der anderen Mainseite begleiten uns oberhalb der Bruchkante wieder die Weinberge.

 Wir folgen dem Fahrradweg neben der Landstraße entlang des Flusses und passieren Erlabrunn. Unser nächster Verpflegungspunkt bei km 17 ist Zellingen, ein Markt mit rund 6500 Einwohnern. Das Wappen zeigt den heiligen Georg zu Ross, wie er einen Drachen tötet. Sehenswert im Ort ist der historische Torturm. Er wurde liebevoll restauriert und bildet zusammen mit der Kirche St. Georg die Sehenswürdigkeiten des Ortes.

 Bei Kilometer 20 haben wir den Ortsrand von Himmelstadt erreicht. Hier endet der Halbmarathon. Unser Läuferfeld reduziert sich um weitere 162 Teilnehmer. Himmelstadt wurde 741 von Immina gegründet. 840 die erste urkundliche Erwähnung als Immestat. Leider sehen wir auch hier nichts vom Ort, denn der Laufweg führt über den Briefmarkenpfad am Main, sowie am Ökologischen Weinlehrpfad entlang.

 Auch wenn erst der Frühling, Sommer und Herbst vor uns liegt, gibt es hier die erste Adresse für Weihnachten. Aufgrund des "himmlischen" Namens der Gemeinde existiert seit 1986 das "Weihnachtspostamt Himmelstadt", das gemeinsam von der Deutschen Post und der Gemeinde betrieben wird. Liebe Eltern, wenn Ihr Kind einen Brief oder Wunschzettel ans Christkind sendet, so wird dieser gewissenhaft gelesen und beantwortet. In jedem Jahr schreibt das Christkind einen besonderen Brief zurück. Ganz wichtig ist ein gut leserlicher Absender. Er sollte neben dem Vor- und Zunamen auch die Straße mit Hausnummer sowie Postleitzahl und den Ort enthalten. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Kind auch den Weihnachtsbrief vom Christkind erhält. Das Christkind und seine Helfer beantworten ab dem 1. Advent die Briefe der Kinder an das Christkind. Die Anschrift: An das Christkind, Kirchplatz 3, 97267 Himmelstadt.

 Am Ortsende stehen unter einem Schuppen die Reste vom Rosenmontagszug. Auf den Höhen der Karsthänge begleiten uns jetzt Weinberge in denen gearbeitet wird. Es ist manchmal schon abenteuerlich wie auf manchem Steilhang sich auch noch Fahrzeuge bewegen.

 Wir folgen dem Main in einer Linksschleife und erreichen bei km 25 Laudenbach. Dieses ehemalige Straßendorf gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten mit Funden aus der jüngsten Steinzeit.

 Auf einer Erhöhung steht die katholische Pfarrkirche aus dem 17. Jh. mit ihrem spitzen Echterturm. Ein Stück unterhalb auf einer Talterrasse steht ein Renaissanceschloss, das hervorragend restauriert wurde. Nach der Zerstörung des alten Schlosses im Bauernkrieg begannen die Nachfolger der Grafen von Wertheim mit dem Bau der neuen Anlage. Hier läuft zu mir Daniel Basel vom LT Hemsbach auf.

 Hemsbach liegt ca. 10 km südlich von Heppenheim an der Bergstraße. Beim LT Hemsbach gibt es viele Marathonsammler von denen die ersten 5 Läufer schon über 300 Marathons inkl. Ultras gesammelt haben. Daniel ist kurz davor die 400 zu knacken. Er erzählt mir das der Verein am Ostersamstag einen offenen Vereinsmarathon durchführt, zu dem Gäste herzlich willkommen sind. Start ist um 9 Uhr, Zielschluss ist wenn der letzte im Ziel ist und das alles für 5 €.

 Wir erzählen und laufen zusammen weiter. Auf der rechten Mainseite kommt Karlstadt in Sicht. Schon von weitem ist vor uns auf einem Berg die Burgruine Karlsburg zu sehen, die im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Wir sind bei km 27. Es geht unter der Brücke durch und in einer Schleife auf die Brücke. Das Ortsschild von Karscht oder Karscht am Mee, wie es die Einwohner nennen steht mitten auf der Brücke. Ein Blick nach links runter über den Main und das mittelalterliche Städtchen breitet sich vor uns aus mit seiner Stadtmauer und vielen Türmen.

 Auf der anderen Seite des Mains erreichen wir den Ort und biegen vor dem alten Brückenturm nach links ab in die Stadt. Es geht durch die Fußgängerzone auf den Marktplatz, der von vielen schönen alten Häusern umgeben ist. Hier ist auch das Ziel für die 28 km Läufer. Jetzt reduziert sich das Feld um weitere 143 Teilnehmer. Noch schnell einen warmen Tee trinken und weiter geht`s. Nur noch 80 Teilnehmer von rund 500 Startern laufen weiter.

 Durch die Marktgasse erreichen wir neben einem alten Turm einen Durchgang der alten Stadtmauer. Wir verlassen die Altstadt und blicken noch einmal auf die andere Mainseite wo die Ruine Karlsburg auf einem Felsensporn uns grüßt. Es geht am Hafen entlang und weiter über die Mainpromenade flussabwärts. Wir folgen dem Mainradweg weiter, ab jetzt bis zum Ziel in Gemünden auf der rechten Flussseite.

 Links der Main, rechts die Eisenbahnlinie Gemünden Würzburg dahinter die Bundesstraße und dahinter die Weinhänge. So geht es viele Kilometer weiter.

 Hinter km 34 kommen wir an der Schleuse Harrbach vorbei. Die 1940 in Betrieb genommene Schleuse hat auch ein Kraftwerk zur Stromerzeugung. Zwei Kaplanturbinen erreichen mit je 90 Kubikmeter pro Sekunde, 3,2 Megawatt Leistung. Kurz danach gibt es nochmal einen Versorgungpunkt mit Cola.

 Km 37 und das Bild ist noch genauso wie die letzten Kilometer. Dann erreichen wir das 1.000 Seelendorf Wernfeld einen Stadtteil von Gemünden. Wir bleiben aber auf dem Radweg und streifen dadurch nur den Ort. Es geht über eine Brücke auf der sogar noch Schnee und etwas Eis liegt. Hier fließt die Wern in den Main. Ab hier wird das Tal auch enger. Am Sportplatz gibt es die letzte Versorgungsstation.

 Dann folgt das Kilometerschild 40 und beim Blick nach hinten sehe Klaus Neumann, der mir immer näher kommt. Mein Akku ist leer und ich muss schon mal so 100 - 200 m Gehen. Er holt auf und wir schwätzen ein wenig bis er sich nach vorne verabschiedet. Klaus Neumann ist Jahrgang 1952 und in der Ultraszene sehr bekannt. Er nimmt beim World Megamarathon Ranking 2012 den 23. Platz ein mit 779 Marathons inkl. Ultras. Das bedeutet auf der deutschen Rangliste Platz 8. Morgen will er in Fürth den 6 Stundenlauf machen. Er hat auch schon den Comrades 12mal gefinisht und hat auch beim Deutschlandlauf teilgenommen.

 Kurz vorm Schild KM 42 verabschiedet sich Klaus nach vorne während ich zum Fotografieren stehen bleibe. Nach nur 195 m kommt das Marathonschild 42,195 km. Durch meinen erneuten Fotostopp vergesse ich ganz auf die Uhr zu schauen. Es müsste so um die 5:25 Std. gewesen sein. Heute heißt das aber noch nicht Ziel, sondern es geht noch 2 km weiter.

 Am Ortsrand kommt dann auch noch der Blinde Didi (Dietmar Beiderbeck) mit seinem Guide (Gerhard Albert) an mir vorbei. Nun bin ich doch noch letzter. Macht nichts, ankommen nach 44 km ist wichtig. Gerhard Albert (Jahrgang 49) aus Waldaschaff/Odenwald hat vom 1.4.2012 bis zum 22.6.2012 in 80 Etappen (ca. 5.000 km) Deutschland laufend umrundet. Dabei stellt er seine Läufe unter das Thema Fanconi-Anämie.

 Wir erreichen den Ortsrand von Gemünden. Unser Weg führt uns vom Main weg und am Mühlbach entlang.

 Schade, dass wir nicht durch die alte historische Stadt laufen. Heute Morgen auf dem Weg zum Bahnhof bin ich über den schönen alten Marktplatz gegangen und konnte so wenigstens die schönen Fachwerkhäuser sehen. Sehenswert sind auch von der ehemaligen Stadtbefestigung eines von zwei Stadttoren (das Mühltor), zwei Wehrtürme (Eulenturm und Hexenturm) sowie einige von Wohnhäusern überbaute Mauerreste. Das Obertor existiert nicht mehr. Ursprünglich führte die Ummauerung der Burg auf zwei Seiten hinunter bis zum Main. Am Hexenturm bildet das so genannte „Amtsschreiber-Pförtchen“, überbaut durch Fachwerk, einen Zugang durch die Stadtmauer in die Altstadt.

 Wir überqueren den Mühlbach über eine Holzbrücke. Nun laufen wir ein Stückchen am Freibad entlang und kommen zur zweiten Brückensteigung der Strecke. In einer Schleife erreichen wir die Saalebrücke. Hierbei haben wir einen Blick zur Ruine Scherenburg, die oberhalb der Altstadt ist. Noch ein Blick zur Altstadt rüber und dann geht`s über die Fränkische Saale.

 Ein paar 100-Meter noch auf der Frankfurter Straße und dann weist uns das Laufschild rechts ab in den Hofweg. Der 44te Kilometer endet dann nur ein kurzes Stück weiter im Hofweg neben der Grund- und Hauptschule. Hier werde ich schon erwartet und rufe den Helfern zu „Feierabend“. Dann gibt es noch ein bzw. zwei Zielfotos und ab in die warme Aula.

 Im Umkleideraum wird dann mit den letzten Läufern noch ein Schwätzchen gehalten, geduscht und dann beginnt gerade die Siegerehrung in der Aula.

 Teilnehmer im Ziel: 44 km 80, (78 in 2012), 28 km 143 (195 in 2012), 21,1 km 162 (141 in 2012), 9,5 km 82 (115 in 2012).

44km-Sieger Männer:

1. Adam Zahoran                      Clayton Umwelt-Consult                       2:48:16

2. Florian Reus                         LG Würzburg                                        2:58:26

3. Sebastian Apfelbacher          TH Kitzingen                                        3:15:10

 

44km-Sieger Frauen:

1. Marika Heinlein                     1. FC Geesdorf                                     3:51:02

2. Elke Czermin                         TV1848 Erlangen/LG Erlangen              4:01:16

3. Franziska Pawlik                  Reit- und Fahrverein Külsheim              4:06:14

 Bei den Männern sind der 4. und 5. In der AK M 50 und bei den Frauen sind die ersten zwei sogar in der AK W 50. Achim Heukemes siegte in der M 60. Gratulation an alle Finisher und Danke an die vielen Helfer entlang der Strecke, es war ein schöner und sonniger Lauf entlang des Mains von Würzburg nach Gemünden.

 Ich habe bei meinem nun 106. Marathon wieder eine neue Strecke kennengelernt. Den Würzburg-City-Marathon bin ich schon am 20. Mai 2001 gelaufen, wo Start und Ziel auf dem Viehmarktplatz waren, nach 2 identischen Runden.