12. Saarschleife Marathon 2009

Laufen in Harmonie mit der Natur

 

06.09.2009 von Bernd Neumann

 Nachdem sich meine Beine langsam regeneriert haben, nach dem Allgäu-Panorama-Marathon mit über 2.000 Höhenmetern, plante ich meinen nächsten Start wieder auf einer flachen Strecke. Meine Wahl viel auf die Saarschleife. Die Gegend rund um die Saarschleife kenne ich schon vom Halbmarathon „route du vin“ im benachbarten Luxemburg. Hier findet am 27.9.2009 entlang der Mosel ein schneller Halbmarathon mit Weltbesetzung von Remich-Wormeldange-Remich statt.

 Der Veranstalter vom Saarschleifen-Marathon ist der Tri-Sport Saar-Hochwald aus Merzig, der in den letzten Jahren einige Probleme mit der Streckenführung hatte. In 2008 wurde ein Kurs gefunden den die Teilnehmer positiv bewertet haben und dieser wird deshalb beibehalten. Als Voranmelder kann man sich hier bis 5 Tage vor dem Lauf für günstige 25 € anmelden. Das tat ich dann auch und bestellte gleich noch das tolle Marathon-Funktions-Shirt für 18 € mit.

 Der Start in Merzig ist um 8:15 Uhr was bei 420 km Anfahrt bedeutet Anreise Samstag. Gesagt getan. Merzig liegt 50 km östlich von St. Wendel deren Marathon ich schon Anfang April gelaufen bin. Ein ganz tolle Veranstaltung, nächster Marathon ist am 2. Mai 2010. Prädikat sehr empfehlenswert. Bis zur Stadt Luxemburg sind es auch nur 50 km, deren nächster Marathon ist am Sa. den 15. Mai 2010 mit Start um 18 Uhr.

 Wir hatten die Wahl über 2 Strecken nach Merzig zu kommen. Erstens über die Autobahn Frankfurt, Mainz, Saarbrücken, Merzig 420 km oder zweitens über Giessen, Limburg, Koblenz, ein Stück durch Luxemburg von Grevenmacher nach Remich und dann über Cloef mit herrlichem Saarschleifenblick von oben und weiter nach Merzig. Ich entschloss mich zur zweiten Variante.

 Wir fuhren in Grevenmacher von der A1 ab runter in den Ort an die Mosel. Grevenmacher ein Ort der sich aus den Begriffen Macher für „altes Gemäuer“ und Greven von „Graf“ zusammensetzt erhielt eine Festungsmauer im Jahre 1685 mit vier Toren und 28 Türmen. Wenige Überreste der alten Mauer sind noch sichtbar. Der alte Wachtturm in der Mitte der Stadt dient heute als Kirchturm. Eine Oase für Naturfreunde ist der „Garten der Schmetterlinge“, wo sich Hunderte von exotischen Schmetterlinge zuhause fühlen. Zum Ort gehören 57ha Weinberge. Wir sind hier an der Weinstraße oder wie es in Luxemburg heißt „route du vin“.

 Wir verlassen den Ort und fahren durch ein wunderschönes Weingebiet entlang der Mosel nach Remich. Das antike Remacum der Römerzeit war früher eine kleine Ansiedlung von Schiffern und Fischern und ist heute eine kleine blühende Touristenstadt mit ca. 3150 Einwohnern. An der drei Kilometer langen Promenade gibt es schöne Cafes und Restaurants die einladen zum verweilen, was wir auch machten mit einem Cafe. Zuvor haben wir nach Kaffeepads gekauft, denn in Luxemburg sind diese erheblich günstiger wie in Deutschland (100 Pads € 4,99). Die Stadt ist auch das Weinzentrum Luxemburgs mit dem Sitz des Institut Viti-Vinicole und der Marque nationale der luxemburgischen Weine.

 Anschließend fuhren wir über Schengen nach Cloef um uns die Saarschleife von oben anzusehen. Es ist schon ein herrlicher Ausblick. Es gibt zwei Deutungen wie der Name CLOEF entstanden sein soll, aus dem niederdeutschen, wo es „Klippe“ bedeutet oder aus dem keltischen wonach es als „steiniges Kerbtal“ bezeichnet wird. Passen können beide denn der 180m hohe Felsvorsprung aus Taunusquarzit zieht sich bis hinunter ins Tal. Am Sonntag beim Marathon wird hier an der Innenseite der Saar auf dem Hinweg von rechts nach links und auf dem Rückweg mit den Halbmarathonis gemeinsam von links nach rechts gelaufen. Die eigentliche Schleife ist umweit unseres Marathonstartes im Ortsteil Merzig-Besseringen und geht bis Mettlach. Die Luftlinie beträgt hier gerade mal 2 Kilometer aber der romantische Umweg sind über 12 km. Wir nehmen am Sonntag den romantischen Umweg und noch viel mehr Kilometer von der Saar mit.

 Wir schön dieses Naturschauspiel ist sehen nicht nur Tausende von Touristen jedes Jahr, sondern auch viele Politiker treffen sich hier. Der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. war 1856 hier, sogar Adolf Hitler besuchte den Aussichtspunkt Cloef mit Blick auf die Saarschleife im Mai 1939, Konrad Adenauer, Oskar Lafontaine, Gerhard Schröder und am 5.12.2006 trafen sich zum Dreiergipfel unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Jacques Chirac und der polnische Präsident Lech Kaczynski und heute die Marathontouristen Angela Noell und Bernd Neumann. Wie schön dieser Blick ist kann man im Internet sehen, wenn die Saar mit Nebelfetzen bedeckt ist oder der Sonnenaufgang übers Tal zieht.

 Nach diesen schönen Eindrücken fahren wir nach Merzig. Beim Blick in die Landschaft fallen vor allem die Streuobstwiesen auf. Durch die vielen Obstbäume hat sich diese Landschaft auch den moselfränkische Begriff „Merziger Äppelkischd“ erhalten. Selbstgebrannte Obstschnäpse, Apfelsaft und vor allem der regionaltypische Apfelwein „ Viez “ (dem hessischen Äppelwoi oder französischen Cidre vergleichbar) sind beliebte und über die Region hinaus bekannte alkoholische Apfelgetränke. Jeweils am ersten Samstag im Oktober gibt es das schon traditionelle Merziger Viezfest. Interessant ist auch ein Blick in die landestypische Küche des Saarlandes. Hier sind u. a. folgende Speisen und Getränke zu finden: Krachelscher, Merziger Viezsuppe mit Heucroutons, Worschdweck, Blechgrumbiere, Neinkeijer, Panhas.

 In Merzig hieß es noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Wir fragten in der Stadt einen Passanten und auf dessen Empfehlung hatten wir ein Quartier für die Nacht, in dem sich auch noch andere Läufer befanden. Anschließend fuhren wir ins 8 km entfernte Mettlach. Hier ist fast die gesamte Innenstadt Outlet. Viele namhafte Firmen aus dem Bereich Kleidung, Schuhe, Innendekoration, Porzellan und Küchenartikel bieten hier günstig ihre Produkte an.

 Gegen 17 Uhr fuhren wir zur Stadthalle. Hier ist ab 16 Uhr die Startunterlagenausgabe geöffnet. Wir werden von freundlichen Helfern begrüßt und schnell habe ich meine Unterlagen erhalten. Im Marathonstartbeutel von 25€ - 30€ je nachdem ob Voranmelder oder Nachmelder befindet sich Startnummer mit integrierten Zeitnahmechip. Um 18 Uhr fand im Rahmen eines Läufersymposium ein Vortrag zum Thema: "Wissenswertes zum Langstreckenlauf - sportmedizinische Hinweise für aktive Läufer" statt. Hierfür konnte der Veranstalter den Universitätsprofessor Dr. Georg Wydra, der Universität Saarbrücken gewinnen. Anschließend gab es die obligatorische Nudelparty.

 Der Veranstalter Tri-Sport Saar-Hochwald bietet ein ganzes Potpourrie an Läufen an diesem Sonntag an: Marathon mit den Saarlandmeisterschaften 42,195 km, Staffelmarathon 3 x ca. 14 km, Halbmarathon 21,0975 km und einen Jedermannlauf über 5 km. Für alle ist das Ziel vor der Stadthalle.

 Den Abend  haben wir beendet mit einem Spaziergang durch die Stadt Merzig die rund 30.000 Einwohner hat. Sehenswert ist hier die spätgotische Basilika aus dem Ende des 12. Jh. sowie das historische Stadthaus (Altes Rathaus) das als kurfürstliches Jagdschloss für den Trierer Erzbischof Philipp Christoph Sötern Mitte des 17. Jh. erbaut wurde.

 Sehr interessant ist die letzte erhaltene Hängegurtbrücke die Seffersbachbrücke. In der Stadt fällt mir eine Holzskulptur mit Wölfen auf. In der Nähe im Kammerforst leben im Wolfspark Wolfsrudel verschiedener Kontinente, europäische Grauwölfe aus Spanien und Litauen, weiße Polarwölfe, sibirische und zierliche indische Wölfe.

 Sonntag Marathontag: Schon früh beginnt der heutige Tag, denn Start ist um 8:15 Uhr. Ich treffe so gegen 7:45 Uhr an der Stadthalle ein wo schon ein reges Treiben ist. Die letzten Vorbereitungen für die Marathonis und Staffelläufer werden getroffen. Es ist nebelig und die Temperaturen liegen um 10 Grad.

 Der Veranstalter beschreibt seinen Marathon so: „Erleben Sie die Natur pur. Laufen Sie beim Sonnenaufgang durch das stimmungsvolle Saartal. Erleben sie während des Laufes durch das schöne, romantische und idyllische Saartal das Naturerlebnis morgens mit dem Sonnenaufgang. Ein Wunder der Natur. Laufen sie in Harmonie mit der Natur ohne Stress, Lärm und Hektik“.

 Wir starten neben dem Startbogen und laufen eine Schleife von 195 Metern. Jetzt geht es durch den Zielbogen und direkt in den Stadtpark von Merzig. Zehn Minuten nach unserem Start fahren die Shuttlebusse die Teilnehmer zum Halbmarathonstart, der zwischen Saarhölzbach und Saarhausen um 9:30 Uhr erfolgt. Die 5Km LäuferInnen starten auch um 9:30 Uhr, jedoch an der Stadthalle.

 Wir verlassen den Stadtpark und kommen direkt an die Saar die uns nun fast den ganzen Lauf begleiten wird. Hinter Km 2 oder wie die Veranstalter hier die Km-Schilder umgedreht aufgestellt haben, noch 40Km verlassen wir für ca. 1km das Ufer und laufen durch das Industriegebiet Bruchwies. Hier befindet sich die Firma Drahtcord einem gemeinsamen Unternehmen der Continental AG und Pirelli Deutschland AG, die Festigkeitsträger für Stahlgürtel-Reifen produzieren. Direkt in Ufernähe befindet sich hier auch ein großes und modernes Unternehmen, die Kohlpharma. Es wurde 1979 gegründet und ist jetzt Deutschlands größter Arzneimittelimporteur mit über 1200 Mitarbeitern in der Firmenzentrale.

 Wir kommen wieder an die Saar und laufen neben dem Wasser auf dem Saarleinpfad. Der Saarleinpfad führt vom französischen Saargemünd aus auf der linken Saarseite durch Saarbrücken bis nach Völklingen. Ein Leinpfad oder je nach Gegend auch Treidelpfad, Bomätscherpfad oder auch Treppelweg genannt waren unmittelbar am Fluss gelegene Arbeitswege. Hier wurden durch Menschen und bzw. Tiere hölzerne Frachtschiffe flussaufwärts gezogen, an bis zu 500m langen Leinen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es vorwiegend in Frankreich Treidellokomotiven. Noch im ersten Weltkrieg hatten Treidelbahnen militärische Bedeutung. Mit dem Erscheinen von maschinengetriebenen Schiffen und Schleppern ging das Treideln zu Ende. Die letzte Treidelbahn Frankreichs wurde erst 1977 stillgelegt. Heute sind die meisten Leinwege ausgebaut für Radfahrer, Spaziergänger, Wanderer und natürlich für uns Läufer.

 Die Saar neben uns liegt im Nebel das gegenüberliegende Ufer ist kaum sichtbar. Wir passieren die Schiffsanlegestelle Besseringen. Der Weg führt uns auf den Kilometern 4 – 6 über einige Wellen und Hügel und wird dann relativ flach auf einem Naturweg neben der Saar. Wir laufen überwiegend im Schatten und es ist noch recht kühl hier am Ufer. Kurz vor Mettlach bei Km 14 an der Staustufe ist die Wechselzone für den Staffelmarathon. Ab hier geht es die nächsten 14km auf Asphalt weiter.

 Nun geht es kurz über Treppen unter der Keuchinger Brücke durch und wir erreichen die Schiffsanlegestelle Mettlach. Mettlach wurde um 676 gegründet vom fränkischen Herzog Lutwinus. Der Turm des Klosters, der 990-994 errichtet wurde ist das Grabmahl des Heiligen Luitwin. Der 1000-jährige alte Turm wird z. Zt. gerade renoviert.

 Rechts der Straße im alten Abteigebäude ist der Hauptsitz der Firma Villeroy & Boch. François Boch begann 1748 mit seinen drei Söhnen mit der Herstellung von Keramikwaren insbesondere Geschirr. 1791 gründete Nicolas Villeroy eine Steingutfabrik in Vaudrevange. 1836 schlossen sie sich zum Unternehmen Villeroy & Boch zusammen. 1879 wurde die Fliesenfabrikation in Merzig eröffnet. 1899 wurden Großserienproduktionen von Sanitäkeramik hergestellt. Jetzt war es auch möglich das für die ärmeren Bevölkerungsschichten auch Toiletten, Spülbecken und Badewannen erschwinglich waren. Viele moderne Erfindungen kommen aus dem Hause, wie z. B. wasserabweisendes Porzellan/Keramik (CeramicPlus), antibakteriell wirkende, Keramikbeschichtungen (ActiveCare), Toilette ohne Gerüche (PurAir), Fliesen mit LED Technik (LightTile).

 Wir verlassen Mettlach am Schiffsanleger auf dem Fußweg. Kurz dahinter belaufen wir die B 51 Richtung Saarburg die heute Vormittag für den Straßenverkehr bis kurz vor Saarhausen gesperrt ist. Jetzt kommt die Sonne durch den Nebel der sich langsam auflöst und das andere Ufer wird deutlich sichtbar.

 Kurz nach dem Ort kommen uns die ersten Halbmarathonis entgegen, die zwischen Saarhölzbach und Saarhausen, 97,5 Meter hinter dem Wendepunkt für uns, um 9:30 Uhr gestartet sind. Kurz danach kommt uns die Startnummer 1 entgegen. Es ist Jörg Hooß vom LTF Marpingen der den Marathon auch in 2:42:12 gewinnt. Ein Stück später kommt seine Frau Tanja mit der Startnummer 2 uns entgegen. Auch sie gewinnt, die weibliche Wertung in 3:04:07.

 Wir passieren auf der B51 den Ort Saarhölzbach. Schon im Jahre 802, im Kapitulare Karls des Großen wird der Ort als Hülzbach genannt. Nach Aussagen des Rheinischen Landesmuseums Trier belegen römische Funde das Saarhölzbach bereits im 2. Jahrhundert nach Christus besiedelt war. Sehenswert im Ort sind der Aussichtspunkt Vogelsfelsen sowie der Teufelsschornstein, die Kreuzkupp und das Kriegerdenkmal. Wir haben dafür jetzt keine Zeit. Es geht vorbei am Ort zum Wendepunkt, der sich ca. 800m nach der Einfahrt Steinbruch befindet. Hier werden alle LäuferInnen per Video mit der Startnummer aufgezeichnet. Abkürzen ist nicht möglich. Jetzt sind wir auf dem Heimweg. Noch vereinzelt kommen uns Läufer entgegen. Bernhard Sesterheim der Marathon und Ultra-Weltenbummler ist auch dabei. Er wird heute den Marathon in 4:59:57 beenden.

 Wir kommen wieder an Saarhölzbach vorbei und laufen über den Fußweg am Schiffsanleger von Mettlach entlang. Um diese Zeit sind jetzt doch einige Zuschauer auf den Beinen und applaudieren den LäuferInnen zu. Jetzt sehen wir auch die Staustufe rechtsseitig in ihren gewaltigen Ausmaßen. Hier ist der zweite und letzte Wechselpunkt für die Staffeln. Es geht weiter über den Saarleinpfad in die Saarschleife.

 Hinter Km29 wird jetzt im besten Sonnenschein der Aussichtspunkt Cloef sichtbar. Links von uns die Felsen rechts die Saar. Jetzt kommen mir die Worte vom Veranstalter in den Sinn. Wir haben zwar keinen Sonnenaufgang erlebt aber wir laufen jetzt im schönen, romantischen und idyllischen Saartal, einem Wunder der Natur. Wir laufen in Harmonie mit der Natur ohne Stress, Lärm und Hektik. Schade das dies nur so wenige Marathonis (148 Männer und 41 Frauen) hierher zieht.

 Noch vor der Schiffsanlegestelle Besseringen geht ein Fußweg hoch zur Burg Montclair. Die rund 330 Meter über NN befindliche Burgruine war einst eine der größten und mächtigsten Burgen der Region. Sie liegt auf dem von der Saarschleife umflossenen hohen Bergrücken, dem so genannten „Burgberg“. Auf der anderen Flussseite in Höhe des letzten Lokales von Dreisbach steht ein Trompeter und blast seine Weisen über das Flusstal. Noch vor dem Ort sehen wir gegenüber, mitten in der Saarschleife in einer Ufernische die Nikolauskapelle. Der heilige Nikolaus gilt als Schutzpatron der Schiffer. Jetzt kommen auch die Häuser von Dreisbach ins Blickfeld. Dreisbach ist der einzige Ort in der Saarschleife wohin man mit einer Fähre übersetzen kann.

 Am Verbindungsweg St. Gangolf-Besseringen geht es eine kurze heftige Serpentine hoch. Hier am oberen Punkt steht immer der Dudelsackpfeifer. Jetzt wo ich vorbei komme ist er gerade am Einpacken. Schade. Von hier führt auch ein Weg zur ehemaligen Klosteranlage St. Gangolf. Wir kommen wieder auf den Treidelpfad direkt ans Ufer und laufen Richtung Besseringen. Die Saarränder werden flach und verlieren hier ihre Romantik.

 Wir erreichen den Verpflegungspunkt 8. Es gibt immer drei Tische in immer gleicher Reihenfolge. Am ersten mit blauem Schild gibt es Aqua, am 2. Tisch mit gelbem Schild gibt es Isogetränke und am 3. Tisch mit rotem Schild gibt es Cola, Kuchen, Salzgebäck, Bananen. Die tolle Idee mit den noch farbigen Tischdecken gibt es dieses Jahr nicht mehr. Die Versorgung ist aber gut und die Helfer reichen einem die Getränke an je nach Wunsch.

 Wir verlassen wieder die Saar durchs Industriegebiet Bruchwiesen, kurz vor Merzig für ca. 1. Kilometer. Es geht weiter auf dem Betonweg am Fluss und das Schild 2km wird sichtbar. Hier sind jetzt auch einige Zuschauer zu finden. Die letzten ca. 300 Meter gehen wieder mit einer Schleife durch den Stadtpark Richtung Zielbogen. Kurz hinter dem blauen Bogen beginnt der rote Teppich bis zum Zielbogen. Hier wird jeder Läufer mit Namen, Applaus und Lifemusik begrüßt. Die angekündigten Albhornbläser habe ich jedoch vermisst, vielleicht hatten die ja auch schon eingepackt bevor ich vorbeikam.

 Nach dem schweren Allgäu-Panorama-Marathon vor 2 Wochen bin ich bei meinem 15. Marathon in diesem Jahr in für mich zufriedenstellenden 4:34:12 ins Ziel gekommen. Nun ausruhen in 14 Tagen geht es nach Karlsruhe.

 Fazit: Ein wunderschöner Lauf mit wenig Höhenunterschied in einer herrlichen Landschaft. Gute Organisation, gute und ausreichende Verpflegung. Man würde sich mehr Teilnehmer wünschen, denn auf dem Rückweg ist man relativ allein als langsamer Läufer. Durch die benachbarte Mosel ist die Gegend immer eine Reise wert.

 Ins Ziel kamen 189 Marathonis (Zeiten zwischen 2:42:12 und 5:36:15), 28 Marathonstaffeln, 903 Halbmarathonis (Zeiten zwischen 1:18:48 und 3:00:44) und 72 Läufer über 5 Km. Das erfreuliche ist, das 40 Marathonis mehr als 2008 hierher gefunden haben. Das unerfreuliche ist das trotz Staffeln, erstmalig in 2009, 118 Teilnehmer insgesamt weniger da waren. Das Wetter war bestimmt nicht schuldig. Nach dem Lauf 2009 ist vor dem Lauf 2010. Viel Glück und mehr Teilnehmer fürs nächste Jahr.

Ergebnisse:

Männer

1.         Jörg Hooß                    LTF Marpingen                         2:42:12

2.         Rudi Krämer                LSG Schmelz-Hüttersdorf        2:46:54

3.         Manfred Komenda        TV Lebach                                2:47:21

 

Frauen

1.         Tanja Hooß                   LTF Marpingen                        3:04:07

2.         Heike Angel                  LC Warndt                               3:19:34

3.         Dr. Juliane Raubuch     LTF Köllertal e.V.                     3:20:31

 Nach dem Lauf machten wir noch einen Kulturrundgang durch Merzig. Merzig ist eine Kreisstadt südlich von der Saarschleife hat ca. 17.000 Einwohner auf 17 Stadtteile verteilt. Das Stadtgebiet liegt im Merziger Becken im Herzen das Saargaus.

 Eines der schönsten Wahrzeichen und einen der bedeutendsten Spätrenaissancebauten des Saarlandes ist das Stadthaus. Es wurde zwischen 1647 und 1649 als kurfürstliches Schloss erbaut. Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit erwartet den Besucher im Inneren, denn hier befinden sich 16 Terrakotten, die ursprünglich für den Fassadenschmuck des Schlosses Herrenchiemsee bestimmt waren. Villeroy & Boch hat die Kunst entwickelt das die Terrakotten dem Naturstein ähnlich aussehen. Die Merziger Terrakotten wurden schon von Ludwig II. als Fassadenschmuck für seine Schlösser sowie auch viele repräsentativen Bauwerke in der ganzen Welt verwendet.

 Die Pfarrkirche St. Peter ist der einzig erhaltene romanische Sakralbau der Stadt. Sie wurde um 1200 von Prämonstratensermönchen als eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, Chornebentürmen, Nebenapsiden und einem westlichen Einzelturm errichtet. Im Inneren der Kirche sind viele sehenswerte Kunstwerke wie z. B.: die Christus, Maria und die 12 Apostel darstellenden Figuren, die um 1700 gefertigt wurden, die aus dem 17. JH stammende Pietà in der Nebenkapelle im Nordquerhaus, der um 1738 geschaffene Hochaltar mit der krönenden Pelikanfigur, einem frühchristlichen Symbol, das aus dem 14. Jahrhundert stammende gotische Pestkreuz über dem Altar, die Drehtaufe oder die restaurierte Nikolausstatue sowie Malereien des Merziger Malers Heinrich Klein die im Stil der Nazarener Schule gefertigt sind.

 In Merzig steht ein Baudenkmal der besonderen Art, die 1901 erbaute Seffersbachbrücke, die letzte erhaltene Hängegurtbrücke „System Möller“ im Saarland. Kurzer Ausflug ins Reich der Brückenbauer. Bei der Belastung einer Brücke entstehen auf der Oberseite Druckkräfte, auf der Unterseite Zugkräfte. Beton kann problemlos Druckkräfte aufnehmen, erreicht jedoch seine Belastungsgrenze bei Zugkräften ziemlich schnell. Stahl bzw. Eisen hingegen ist auch in der Lage, Zugkräfte zu übertragen. Von daher kamen Ingenieure vor mehr als hundert Jahren auf die Idee, Verbundkonstruktionen zu entwickeln. Zu den ersten Versuchen dieser ganz speziellen Konstruktionsart zählen die Hängegurtbrücken, die Prof. Möller zum Ende des vorletzten Jahrhunderts entwickelte. Bei diesen ersten Entwicklungen im Brückenbau Stahl und Beton handelt sich um eine sog. Plattenbalkenkonstruktion aus Betonträgern im Verbund mit fischbauchartig geformten Flacheisen-Zugbändern an der Unterseite. Seit 5 Jahren ist sie wieder sichtbar in der alten Konstruktionsart.

 Verlassen wir die Stadt nicht an der Saar nach Nordwesten sondern in den Kammerforst nach Nordosten kommen wir zur Biereiche. Sie war bis 2005 die wohl älteste Eiche mit ca. 300 Jahren im Saarland. Am 1. April gab es in der Saarbrücker Zeitung einen Artikel, das für alle Spaziergänger an der Lichtung ein Kasten Bier deponiert sei. Aus dem Aprilscherz wurde ein Fest, das Biereichenfest das jedes Jahr am 1. April auf der Lichtung im Wald gefeiert wird.

 Im Kammerforst gibt es auch noch Wölfe und das Dank des Tier- und Verhaltensforscher Werner Freund. Seit rund 30 Jahren, in weltweit einzigartiger Weise lebt er als "Wolf unter Wölfen" mit den Tieren zusammen. Er teilt ihren Alltag und hat sich so das Vertrauen der verschiedenen Rudel erworben. An der Grenze zwischen Lothringen und dem Saarland gibt es einen ganz besonderen Wanderweg. Der Bildhauer Paul Schneider hat 1986 ein Bildhauersymposium angeregt. In sieben aufeinander folgenden Kampagnen sind so 26 Kunstwerke entstanden, die den Wanderer einladen die unterschiedlichen Menhire zu bestaunen und das dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze.

 Südlich von Merzig zwischen den Stadtteilen Bietzen und Menningen befindet sich das Ohligsbachtal (historisches Mühlental). Es wurde seit dem Mittelalter Standort für Öl- und Getreidemühlen, hier wurden Steinbrüche angelegt, Dünger produziert, Wein angepflanzt, Obstwiesen bewirtschaftet und Strom erzeugt.

 Der Heimweg führte uns der Saar entlang auf der B51 nach Saarburg. Da wir hier einen kurzen Aufenthalt eingeplant hatten waren wir sehr überrascht, denn es fand das 5. Saar-Obermosel-Weinfest statt. Wir bekamen noch den Rest des Festzuges mit durch die Saarburger Innenstadt. 15 Winzerbetriebe aus den Weinorten des unteren Saartals präsentieren ihre SaarRiesling Weine und Sekte. Auf einen der letzten Wagen jubelte die neue Weinkönigin Anne Simon aus Ockfen und ihren Prinzessinnen Kerstin Michels aus Ockfen und Natalie Scheer aus Kastel-Staadt den Tausenden von Zuschauern zu. Saarburg ist zwar die Saarweinmetropole der Saarwein kommt jedoch aus Rheinland-Pfalz und nicht etwa aus dem Saarland. Der saarländische Wein wächst in Perl an der Mosel.

 964 wurde von Graf-Siegfried von Luxemburg mit dem Bau der Burg hoch über der Saar die Stadt gegründet. Jedoch aufgrund vereinzelter Funde ist davon auszugehen, dass sich bereits in römisch-fränkischer und vorgeschichtlicher Zeit Ansiedlungen in Saarburg befanden.

 Rund um die Burg hat sich ein mittelalterlicher Stadtkern gebildet. Mitten über den alten Markt fließt der Leukbach, der zwischen Fachwerkhäusern und Barockbauten über einen 20 m hohen Wasserfall zu Tal stürzt und die Mühlräder der ehemaligen Hachenberger Mühle antreibt.

 Wer mehr Zeit wie wir hat sollte sich auch noch die Burg, das Amüseum (heute Stadtmuseum, ehemalige kurfürstliche Mühle), das alte Rathaus, die Glockengießerei der Gießerfamilie Wabilon, die Weinberge die schon 50 nach Christus hier ihre Verbreitung fanden, den 3000 Jahre alten Salzbrunnen im Beuriger Kammerforst, sowie die Hackenberger Mühle aus dem 13. Jahrhundert am Fuße des Wasserfalls.

 Nach einer Weinschorle und einem Original Elsässer Flammkuchen ging unsere Fahrt weiter über die Stadt Konz, wo die Saar in die Mosel fließt. 8 km weiter erreichen wir Trier und ab geht es auf die Autobahn nach Hause.