Auf der kultigsten Strecke durch den Thüringer Wald
21. Mai 2016 von Bernd Neumann
Diesmal sind es durch meine 5-monatige Verletzungspause nur sechszehn Marathons später (13 neue Startorte). Es ist mein 4. Start beim legendären Rennsteiglauf den schönsten und längsten Crosslauf in Europa.
Gut das wir letztes Jahr schon unser Quartier in Stützerbach vorgebucht haben, denn von anderen Läufer habe ich gehört das sie bis zu 30 oder 40km entfernt nur noch was gefunden haben. In diesem Jahr werden wir sogar 6 Starter von der LG Vellmar sein.
Wie auch schon im letzten Jahr werden wir auf dem Hinweg am Freitag noch eine Runde machen um auf dem Weg uns noch ein schönes Stück Thüringen anzusehen. Meine Idee ist diesmal Arnstadt, die Partnerstadt von Kassel. Ich war schon mal in Arnstadt mit einer Vereinsfahrt der LG vor 20 Jahren.
Arnstadt die sich auch Bachstadt nennt, wie auch weitere fünf Thüringer Städte, liegt rund 20km südlich von Erfurt. Mit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung 704 ist sie eine der ältesten Städte Deutschlands außerhalb der römischen Siedlungsgebiete. Sie war auch Residenzstadt der Grafen von Schwarzburg bis zum 18. Jh. Die erste urkundliche Erwähnung der Thüringer Bratwurst von 1404 und das erste Weizenbier außerhalb von Bayern in 1617 sollen auch aus Arnstadt kommen. Hier soll auch Johann Sebastian Bach seine Weltkarriere begonnen haben. Also los nach Arnstadt und die Besichtigungsrunde beginnen.
Wir parken an der Gera neben dem Wollmarkt und gehen in die Fußgängerzone. Über den Kohlenmarkt und Holzmarkt kommen wir zum Marktplatz. In der Tourist-Info decken wir uns mit Stadtplan und Prospekten der Stadt ein. Dann beginnen wir unseren Rundgang hier vom Marktplatz aus. Das im Renaissancestil erbaute Rathaus mit seiner roten Farbe beherrscht das Bild des Platzes.
Auf der Ostseite des Marktes stehen Gebäude mit 18 Sandsteinsäulen die im 17. Jh. als Tuchmachgaden genutzt wurden. Auf der anderen Seite stehen vornehme Bürgerhäuser wie z. B. das „Haus zur Rothen Thür“. Wir gehen durch die Gassen runter zum Riedtor. Von den ehemals 5 Stadttoren sind nur noch das Riedtor und das Neutor erhalten, die anderen Tore sind nur als Modell am ehemaligen Standort. Das Riedtor ist aus dem 14. Jh. Und war ein Teil der Stadtmauer. Wenige Schritte entfernt ist das Kloßhotel ein altes Gasthaus aus Anfang des 17. Jh. Die Küche des Kloßhotels hat sich auf die Thüringer Klöße spezialisiert. Lt. Speisenkarte ist der 3. Kloß gratis. Im Haus gibt es auch einen Shop mit Thüringer Wurstspezialitäten.
Wir schlendern so durch den Holzmarkt und stehen vor einem sehr alten Schaufenster einer Bäckerei. Wir lesen auf der Karte Thüringer Pfannkuchen 5 Stück 2,50€. Wir gehen rein und fragen was das ist. Ganz einfach es sind Berliner. Nebenbei erfahren wir noch das die Bäckerei schon über 300 Jahre alt ist. Die Generationen der Bäcker Fischer überlebten schon die Revolutionen, Fremdherrschaften, Kriege und Diktaturen. Es ist schon interessant wenn man die Augen offen hält.
Wir gehen wieder hoch zum Marktplatz und schauen uns den jungen Bach an wie relaxt er da auf seinem Sockel rumhängt. Das Denkmal wurde zum 300. Geburtstag 1985 eingeweiht.
Neben dem Rathaus steht eine sehr unscheinbare Kirche. Von außen überlegt man ob sich der Besuch wohl lohnt. Es ist die Bachkirche. Wer nicht reingeht hat wohl eine der schönsten Kirche in ganz Thüringen verpasst.
Die heutige Kirche wurde auf die Grundmauern der Bonifatiuskirche aus dem 14. Jh. aufgebaut. 1703 erhielt sie dann eine neue Orgel vom Orgelbaumeister Johann Friedrich Wender. Eingespielt wurde sie durch den jungen Johann Sebastian Bach der hier von 1703 – 1707 seine erste Anstellung als Organist hatte. Hier begann auch seine Weltkarriere. Noch heute nach kompletter Restaurierung finden alle Orgelkonzerte nur hier in der Bachkirche statt. In Arnstadt waren schon vor Johann Sebastian viele Bache hier Hof-, Rats- oder Kirchenmusiker. Die Arnstädter rühmen sich damit, das es in keiner anderen Stadt soviel Original-Schauplätze von Johann Sebastian Bach gab wie hier.
In der Bachkirche sagte man uns, dass die Liebfrauenkirche auch sehenswert sei. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem sehr schön restaurierten Fachwerkhaus vorbei dem Wohnhaus der ehemaligen Papiermühle.
Die Liebfrauenkirche ist heute neben dem Naumburger Dom ein wichtiger Kirchenbau der den Übergang von der Romanik zur Gotik im 12. Und 13. Jh. zeigt. Um 1200 wurde mit einer dreischiffigen Basilika mit romanischem Hallenchor und doppeltürmiger Westfront in spätromanisch-frühgotischen Formen begonnen. Ende des 12. Jh. erfolgte anstelle des romanischen Chores ein hochgotischer Hallenchor. Auch die Türme wurden in gotischem Stil erbaut. Im 15. Jh wurde es ein Kloster für die Benediktinerinnen. Danach gab es innen viele Veränderungen wie z. B. bunte Ausmalungen. Anfang des letzten Jahrhunderts begann man mit der schrittweisen Wiederherstellung zum Original.
Im Inneren gibt es einen spätgotischen Flügelaltar von 1498 sowie eine schöne aus Lindenholz geschnitzte Madonna von 1415. Sehr schön sind auch die Grabmäler schwarzburgischer Grafen und die wunderschönen sehr großen Glasmalereien.
Die unterschiedlichen Türme sollen nach einer Saga der eine vom Baumeister und der andere von seinem Gesellen erbaut worden sein. Da diese Türme durch amerikanischen Artilleriebeschuss in 1945 stark beschädigt waren wurde diese komplett neu aufgebaut. Die bronzenen Glocken aus dem 15. Jahrhundert wurden für Kriegszwecke 1942 eingeschmolzen. Erst 2004 erhielt die Liebfrauenkirche wieder ein vierstimmiges Geläut das dann anlässlich der 1300-Jahr-Feier der Stadt Arnstadt eingeweiht wurde. 1978 erhielt die Kirche eine neue Orgel mit 1900 Pfeifen.
Nach unserem Rundgang ums ehemalige Klostergelände von dem nur noch ein Teil der alten Klostermauern zu sehen sind gehen wir runter zum Schlossplatz.
Das ehemalige Fürstliche Palais wurde 1729-1734 erbaut und sollte ursprünglich als Witwensitz dienen. Der Fürst Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen nutzte es jedoch zu seinen Lebzeiten als Platz für seine Kunstsammlungen (vorwiegend Porzellan).
Im Museum gibt es auch eine Ausstellung von Puppen (Mon Plaisir - mein Vergnügen) aus dem 17. und 18. Jh. die eine Miniaturstadt mit vielen Szenen darstellt. Es werden ca. 80 Szenen höfischen Lebens gezeigt, wie z.B. eine Abendgesellschaft bei Hofe, die Kammermusik, die Hofküche.
Vom ehemaligen Renaissance-Wasserschloss das Graf Günther XLI. Von Schwarzburg Mitte des 16. –Jh. erbauen ließ ist nur noch der 65m hohe Turm erhalten geblieben. Es wurde auf die Grundmauern der Hersfelder Burg aus dem 13. Jh. erbaut. Im Innenhof kann man sich ansehen wie das Schloss und auch andere ehemalige Arnstädter Gebäude früher aussahen als Model im Maßstab 1:20.
Anschließend fahren wir weiter über die Landstraße in den Thüringer Wald. Das Ziel ist Neuhaus am Rennweg. Hier im Schulgebäude ist die Meldestation für den Marathon morgen. Da ich Nachmelder bin zahle ich 60€. Um 17 Uhr fängt dann die Kloßparty in der Sporthalle an. Es gibt eine Portion Roulade mit zwei Thüringer Klößen und Rotkohl. Da die Portion so groß ist teilen wir uns die Speisen. Dann beginnt die Party mit dem gemeinschaftlichen Gesang des Rennsteigliedes. Nun gibt es sehr laute Partymusik. So gegen 19 Uhr fahren wir nach Stützerbach zu unserem Quartier wo wir schon von Günther, Anita und Ivett erwartet werden.
Da es morgen früh rausgeht heißt es heute früh schlafen gehen. Der Wecker ruft mich um 5:30 Uhr aus meinem Schlaf. Schlecht geschlafen aber was soll‘s jetzt heißt es aufstehen und frühstücken. Dann gehen wir zu Fuß durch den Ort zur Hauptstraße. Hier kommt einer der vielen Busse aus Ilmenau die uns nach Neuhaus zum Start bringen. Leider müssen wir die ganze Stunde stehen da der Bus total überfüllt ist.
In der Guts-Muths-Sporthalle sammeln sich langsam die Marathonis. Bis jetzt sehe ich von der LG nur Peter Rode und Markus Laudon der heute Morgen angereist ist mit Conchita. Dann geht es raus auf den Sportplatz wo schon eine Blaskapelle unentwegt Stimmung macht. Jürgen Lange, der Präsident des GutsMuths-Rennsteigvereins begrüßt uns und es folgen noch ein Paar Worte von Wirtschaft und Politik. Dann wird es ernst, denn es folgt der über 3600 starke Rennsteig-Marathonichor mit dem Rennsteiglied. Wer jetzt noch keine Gänsehaut hat, abwarten.
Musik: Herbert Roth, Text: Karl Müller, (C) by Hardt Musik Verlag 1951
Wer jetzt auf den Startschuss wartet, muss noch warten denn jetzt kommt ganz traditionell der Schneewalzer. Ja, richtig es
wird sich eingehakt und geschunkelt und lautstark mitgesungen. Dann ist es endlich soweit, denn auch der Hubschrauber der einen Bericht für das Thüringen Journal am Abend im MDR fertigt ist
da.
Über 3.600 Marathonis setzen sich in Bewegung. Es gibt so eine Art Vorstart, denn die Zeitmatte liegt unter dem Intersportbogen. Kurz danach geht es heftig hoch auf die Straße. Aber auch die Ernst-Thälmann-Straße und die Rennsteigstraße zum Bahnhof geht es ordentlich hoch.
Wir verlassen Neuhaus am Rennweg über die B 281 in süd-westl. Richtung. Es geht nun in leichten Wellen die nächsten 3 Kilometer. Dann geht es bergab zur 1. Versorgung Steinheider Hütte. Kurz vorher hängt in der Serpentine das Km-Schild 5. Hier werden viele Läufer mit Namen begrüßt.
Am Km-Schild 6 verlassen wir die Bundesstraße und biegen auf den Rennsteigweg ab. Ab hier beginnt das Rennsteig-Abenteuer. Es folgt ein Schotterweg der sich durch den Wald schlängelt bis nach Limbach. Hier stehen sogar einige Zuschauer die uns anfeuern. Wir überqueren die Hauptstraße und schon wartet der erste richtige Anstieg auf uns.
Es geht nun im Wald hoch zum Dreistromstein. Wo es wieder flacher wird ist der Dreistromstein der nach den drei Flüssen Elbe, Weser und Rhein benannt wurde. Es wurden für den Sockel auch Flusssteine aller drei Flüsse verbaut.
Kurz hinterm Stein kommt die nächste Versorgung die auch Schleim haben. Für mich der Energiedrink der ehemaligen DDR. Für meinen Magen besser verträglich wie die Chemie. Günter macht schon wieder eine Zwangspause, denn sein Fuß ist offen und die Blasen beginnen weiter zu wachsen.
Es geht jetzt ein kurzes Stück über Asphalt bevor wir wieder auf den Rennsteig weiter laufen. Wir streifen kurz den Ort Friedrichshöhe wo es Blasmusik gibt. Die sind jedes Jahr hier. Oft wenn ich hier war waren sie schon am Einpacken der Instrumente. Heute wird jemand aufgefordert zu dirigieren.
Hinter Friedrichshöhe biegen wir vom Waldrand ab und laufen vorbei am Dreiherrenstein in Richtung Masserberg. Es geht noch nicht in den Ort sondern erst mal aufwärts hoch zur Turmbaude.
Kurz bevor wir die Höhe erreichen bei km 18,5 liegt eine Zeitmatte die uns registriert. Hier grüßt uns die SG Rennsteig mit einer sehr reichhaltigen und mit großer Auswahl an Speisen und Getränken. Hier beim Rennsteiglauf ist es auch üblich Wurst- und Käsebrote sowie Fettenstullen zu reichen. Ich halte mich lieber an den Schleim und Tee.
Günter ist schon wieder mit seinen Blasen am Fuß beschäftigt oder sollte man lieber sagen, der Fuß ist eine Blase. Nun geht es hinter der Turmbaude steil abwärts runter in den Ort Masserberg. Vorbei an der Klinik geht es nun über eine große Wiese.
Im Wald biegen bei den Sanitätern biegen wir ab zur Schlucht. Kurz davor ist die Halbmarathonmatte. Dann beginnt das wohl abenteuerlichste Stück der gesamten Laufstrecke. Die Schlucht ist sehr schmal und es gibt viele Wurzeln und lockere Steine. Vorsicht ist hier doppelt geboten.
Wir kommen aus dem Wald bei der Versorgungsstation Schwalbenhauptwiese 22,2 km.
Es geht kurz durch die Senke mit den vielen Hinweisschildern und gleich danach beginnt der nächste Anstieg. Wir laufen erst auf Waldboden und wechseln ein Stück später auf den Asphalt. Hier sind nun alle um mich rum am Gehen, denn es geht recht lange aufwärts.
Dann geht es durch Kahlert das wir nur kurz streifen und weiter durch Felder kommen wir bei km 28 nach Neustadt am Rennsteig. Im Ort geht es lange aufwärts bis zur Verpflegung bei Km 28,3.
Durch eine schmale Gasse erreichen wir die Rennsteigstraße. Hinter den Absperrgittern geht es vorbei am Kreisel in westliche Richtung. Am Ortsende verlassen wir die Asphaltstraße und laufen weiter über den Rennsteig. Nun geht es durch Felder leicht abwärts. Rechts am Baum ist das Km 30 Schild.
Wo es abwärts geht, geht es auch wieder aufwärts. Es wartet der nächste steile Anstieg. Kurz davor gibt es wieder Musik vom Leierkastenmann wie jedes Jahr. Also gehen mit Armschwung.
Hinterm nächsten Berg erwartet uns beim Großen Dreiherrenstein bei Km 33,4 die nächste Versorgung. Auf allen Versorgungsschildern steht wann es die nächste Station gibt. Das ist hier wirklich vorbildlich gemacht. Wir kommen kurz aus dem Wald bei Allzunah. ALLZUNAH. Der Ursprung des Ortes geht auf eine Glashütte zurück. Da es hier mehrere Glashütten gab waren die Stützebacher Bürger der Meinung, dass diese Glashütte allzunah an der ihren liegt. Diese Siedlung mit knapp 30 Einwohnern hatte sogar von 1913 – 1965 Eisenbahnanschluss. Auf dem Parkplatz steht die Gruselgugge Ilmenau und macht fetzige Musik.
Es geht nun wieder aufwärts in Richtung Frauenwald. Hier geht einigen die Puste aus und ich kann strammen Schrittes einige überholen. Km 37,1 und wieder gibt es eine sehr gute Versorgungsstation. Diesmal mit Bier. Pils oder Schwarzbier ist die Frage der zwei Herren am Stand.
Wir überqueren die K 58 wo ein großer Gedenkstein steht, worauf zu lesen ist: und nur noch lumpige 5km bis zum Ziel G.S. Am Ortsende steht ein Schild mit dem Hinweis das dies ein neues Stück Strecke ist.
Wir folgen ein Stück der Straße und biegen wieder in den Wald. Hier ist die Laufstrecke zum Teil neu gelegt um auf genau 42,2km zu kommen. Am Waldrand von Schmiedefeld kommen mir schon viele Marathonis mit ihren Medaillen entgegen. Ich muss noch runter in den Ort und auf der anderen Seite den Berg hoch zum Sportplatz.
Viele Läufer und ihre Angehörigen sind schon auf dem Weg runter in den Ort ich muss noch ganz hoch. Dann noch die Ehrenrunde um den Platz und gemeinsam auf den letzten 200m mit den Supermarathonis durchs Ziel. Dieses Stück ist wieder Gänsehaut pur.
Es ist geschafft. Die neue Strecke hat nochmal ein paar Höhenmeter dazubekommen. Für die 42,2km Länge mit 669m Anstiegen und 844m Abstiegen habe ich 5:54:15 Stunden benötigt. Im Gesamteinlauf war ich 2.283er von 2.405 Finishern beim Marathon. Die letzten zwei Läufer benötigten über 9 Stunden für die Strecke.
So kurz nach dem Ziel bin ich erschöpft aber weiß jetzt schon nächstes Jahr komme ich wieder. Jetzt folgt noch die Getränkeversorgung und dann den Kleiderbeutel holen. Heute bin ich so platt das wir zum Quartier fahren. Unser Wirt hat frisches Wildschwein und so essen wir Wildschweinbraten mit Rotkohl und Thüringer Klößen. Dazu gibt es ein Bier aus der Region.
2.405 Läufer und Läuferinnen kamen heute beim 44. Rennsteig-Marathon ins Ziel. Nächstes Jahr ist der 45. Rennsteiglauf am 20. Mai.
Sieger Marathon 42,2km:
Männer:
1. Marcel Krieghoff GMRV Erfurt 2:36:44
2. Moritz auf der Heide LAZ Puma Rhein-Sieg 2:41:53
3. Christoph Weigel USV Erfurt 2:42:31
Frauen:
1. Annika Krull Hamburger Laufladen 3:08:55
2. Kristin Hempel USV Erfurt 3:15:49
3. Bianca Josten Ironafter 3:18:07
Den Sonntag haben wir ganz gemütlich mit einem ausgiebigen Frühstück begonnen. Anschließend sind wir mit unseren Freunden zu unserem 1. Ziel des Sonntags gefahren dem Kickelhahn.
Der Kickelhahn ist 861,1 m hoch am Nordrand des mittleren Thüringer Waldes und gilt als der Hausberg von Ilmenau. Sein Name geht vermutlich auf Abwandlungen von Gickelhahn was den Auerhahn betreffen sollte zurück, denn früher gab es hier in der Gegend viel Auerwild.
Auf dem Weg hoch zum Berg kommen wir am Jagdhaus Gabelbach vorbei. 1783 erbaute Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach dieses schlichte Haus. Bekannt wurde es auch durch mehrmaligen Besuch von Johann Wolfgang von Goethe der hier naturwissenschaftliche Studien durchführte. Seit der letzten Sanierung in 2012 befindet sich die Dauerausstellung „ Der Kickelhahn – Goethes Wald im Wandel“ im Gebäude.
Gegenüber befindet sich das Baumbach-Denkmal. Es ist dem Gemeindepoeten der Gemeinde Gabelbach Rudolf Baumbach gewidmet. Der viele Jahre in Meiningen lebende Junggeselle verarbeitete seine persönlichen Liebes- und Lebensenttäuschungen in seinen wunderbar frechen Gedichten, Novellen, Erzählungen und Märchen. Für uns geht der Anstieg zum Kickelhahn weiter auf dem sonnenüberfluteten Goethe-Wanderweg.
Beim Anstieg sollte man auf halber Höhe Pause machen und sich umdrehen damit man das herrliche Panorama genießen kann.
Kurz vor dem Gipfel gibt es zwei Wege zum Aussichtsturm. Wir gehen den linken Weg und kommen an einem Jagdstand vorbei. Kurz dahinter findet man die freigelegten Grundmauern des ehemaligen herzoglichen Pirschhauses.
Die Idee hier einen steinernen Aussichtsturm zu erbauten entstand 1852 beim Besuch der Großherzogin Maria Pawlowna. 1855 wurde dann der Turm mit Aussichtsplattform erbaut. Seinen Namen Marienturm hat er durch die Großherzogin erhalten. 107 Stufen sind es bis nach oben und dann öffnet sich ein Blick weit über das Thüringer Land hinaus. Bei guter Sicht kann man sogar den Brocken im Harz erkennen.
Der Aussichtsturm kann kostenlos bestiegen werden. Neben dem Turm gibt es ein Gasthaus das 1953 hier erbaut wurde und ganzjährig geöffnet ist, denn hier gibt es auch Wintersport.
Anschließend fuhren wir noch nach Oberhof und weiter ins Cafe von Kati Wilhelm nach Steinbach-Hallenberg. Nach einem
großen Eisbecher ging es wieder zurück nach Hause. Rennsteig ich komme wieder.