Oman – Auf den Spuren von Sindbads Söhnen II

Sindbad der Seefahrer, die Weihrauchstraße und die Heiligen Drei Könige

Lauf- und Erlebnisreise durch den Oman vom 30.10. – 16.11.2015

 

30.10. – 13.11.2015 von Bernd Neumann Teil 2

 In Al Mintarib ist Ende der Busfahrt. Unsere Gruppe wird jetzt auf verschiedene Allrad-Jeeps verteilt. Von hier ab geht es in die Wahiba Sands wo wir eine wundervolle Woche verbringen werden.

 Schon nach einem kurzen Stück geht es runter vom Asphalt in den Sand. Das Abenteuer Wüste beginnt. Die Rimal Al Wahiba oder Scharqiyya Sands erstreckt sich über 180km in Nord-Süd Richtung und ist ca. 80km breit. Die gesamte Fläche beträgt ca. 12.500 qkm.

 Unser Camp liegt rund 25km vom Ort entfernt in mitten der Sanddünen. Unsere Beduinen fahren auch recht schnell und so bekommt man im lockeren Sand das Gefühl das unser Auto schwimmt. Was bei uns im Winter der Schnee und das Eis unser Auto tanzen lässt macht hier der lockere Sand. Kurz vorm Camp halten wir an und helfen einem jungen Touristen-Pärchen das sich im Sand fest gefahren hat.

 Nach rund einer Stunde kommt unser Camp in Sicht. Ein recht großes Camp mit einem Majlis und vielen kleinen Bungalows.

 Es gibt verschiedene Arten von Hütten. Unsere war ein Steinbau mit Lehm verschmiert. Innen war er recht einfach aber wiederum auf seine Art sehr schön. Jeder von uns hatte ein großes Bett mit vernünftiger Matratze. Nachdem wir uns ein wenig eingelebt hatten erkundeten wir das Camp. Zwischen den einzelnen Hütten ist viel Platz, sodass man seine Nachbarn nicht hören konnte.

 Aus unserem rückwärtigen Fenster hatten wir einen schönen Blick übers Camp.

 Für den heutigen Abend stand nur der Sonnenuntergang über den Dünen auf dem Programm. Also marschierten wir oder besser gesagt erstiegen wir die Düne hinterm Camp. Was am Anfang so leicht aussieht erweist sich dann aber um Meter pro Meter als Aufstieg über lockeren Sand.

 Nachdem wir mühsam oben waren verteilten wir uns auf der Düne. Jeder suchte sich einen Platz um den Sonnenuntergang zu genießen. Hierbei ist es immer wieder einmalig wie der Sand seine Farbe je nach Sonneneinstrahlung verändert. Die Ruhe die diese Dünenlandschaft ausstrahlt ist einfach wunderbar für die Geist und Seele.

 Nach den vielen schönen Eindrücken steigen wir wieder runter von der Düne. Es dauert hier nicht lang und es wird es sehr schnell dunkel. In unserem Camp steigen wir dann auf das Dach des Majlis.

 Nach einer Weile ging es runter zum Abendbrot, aber nicht ohne vorher unsere Taschenlampen zu holen.

 Unser 2. Tag im Wüstencamp (Do. 5.11.2015) begann auch wieder mit herrlichstem Sonnenschein. Am Morgen war die Temperatur noch angenehm, aber die Sonne kam schnell hervor und es wurden wieder um die 40 Grad. Nach unserem Frühstücksbuffet das die Beduinen landestypisch aufgebaut hatten gab es heute einen ruhigen Tag. Den Vormittag erzählte uns Wichi von der Wüste mit seinen Eigenarten und Gefahren. Natürlich wollten wir auch einiges von seinen Wüsten-Reisen erfahren und so verging die Zeit wie im Flug.

 Wer sich in der Wüste orientieren will sollte sich mit Navigationsgeräten auskennen und mit Hilfe von GPS, aber auch Karte und Kompass auskennen. Hierüber hat uns Markus informiert. Wer Lust hat kann am Nachmittag in einer kleinen Gruppe dies mal persönlich ausprobieren.

 In unserer Mittagsruhe fotografiere ich doch auch mal unser Bad. Ein Bad mit Blick zu den Sternen in der Nacht. Es gibt kein Dach aber fließend Wasser und Toilette und Dusche.

 Am späten Nachmittag ist Wettkampfbesprechung. Wichi erklärt uns die Laufstrecke die er in zwei Abschnitte eingeteilt hat. Auf der ersten Runde was nach seiner Meinung die schwerer ist, ist aber auch die schönere und deshalb wird sie jeder Teilnehmer auch Walker von 10km kennen lernen. Es gibt auch weitere Infos über Versorgung und Streckenposten sowie Kennzeichnung der Strecke zwischen den Dünen. „Es kann sich keiner Verlaufen, denn überall sind Markierungen“, womit er einigen die Angst vorm Verlaufen nimmt. Anschließend gibt es die Startnummern und die ganz speziellen T-Shirts die er für den morgigen Tag hat extra anfertigen lassen.

 Den Abend beschließen wir nach einem Kamelbesuch mit einem schönen und sehr reichhaltigen Buffet.

 Es ist Freitag der 6. November und für uns heißt es aufstehen noch im Dunkeln, denn heute ist der Wüsten-Marathon angesagt. Auf dem Weg zum Frühstück kommt die Sonne ganz langsam über die Düne. Jetzt ist die Luft noch sehr angenehm, aber im Laufe des Vormittags wird sie wieder auf 40 Grad steigen.

 Start und Ziel sind direkt vor unserem Camp-Eingang und dort werden auch unter dem Banner die ersten Fotos geknipst. So nach und nach versammeln sich die Läufer. Wir können heute Morgen auch einheimische Starter sowie eine größere Gruppe Deutsche von der Universität in Muscat begrüßen. Sie sind aus Aachen und unterstützen die Professoren an der technischen Universität.

 Zu einem Wüstenmarathon gehören auch Fotos mit den Beduinen. Nach den sachlichen Hinweisen sowie einer Ansprache des Camp-Chefs werden die Kamele geholt um noch ein besonderes Foto mit der ganzen Gruppe zu knipsen.

 Noch ein Foto von unser Helfertruppe und dann schickt uns Wichi auf die Strecke bzw. in die Dünen. Die ersten 200 - 300m sind noch flach, aber man merkt schon auf dem Sand hat man keinen Grip. Auf dem Weg zur ersten Düne zieht die Gruppe sich sehr schnell auseinander. Der Aufstieg beginnt.

 Ich werde auch heute wieder viele Fotos von der Strecke knipsen und bin damit mal wieder ganz hinten. Noch schnell ein Foto von mir und dann über den ersten Dünenkamm in die unendliche Weite der Wahiba Sands. Die Läufer werden jetzt ganz schnell zu kleinen farbigen Punkten im unendlichen Gelb des Sandes.

 Es geht durch die ersten Dünentäler und es gibt keinen Sichtkontakt mehr zu unserem Camp. Von jetzt an sind wir auf die Streckenmarkierungen angewiesen. Markus hat sie am Morgen nochmal mit einem Beduinen per Allrad kontrolliert.

 Von Schritt zu Schritt merkt man jetzt schon die Anstrengungen, durch die Schweißperlen auf der Stirn. Es werden aber noch viele, viele Perlen folgen.

 Von Minute zu Minute wird es ruhiger um einen und man hört nur noch seinen eigenen Atem oder den Pulsschlag. Je weiter wir in die Dünenlandschaft eintauchen je schöner wird das Wüstenpanorama.

 Vor mir im Sand gibt es viele Spuren als wär gerade eine Karawane vor uns unterwegs. Diese Spuren werden aber nach einigen Stunden nicht mehr sichtbar sein, denn der Wind als Freund der Dünen wird die Spuren verwehen und dann sieht wieder alles heil aus.

 Jetzt jedoch werden wir unsere Spuren erstmal hinterlassen. An manchen Stellen ist der Sand fest und ein Stück weiter wieder ganz locker. Für die Muskulatur heißt das Schwerstarbeit sich Schritt für Schritt an den Untergrund anzupassen.

 Die Laufstrecke ist sehr gut markiert durch Flatterbänder und auch ab und zu eine Flagge. Neben der Laufpiste hat der Wind seine ganz besonderen Muster im Sand hinterlassen.

 Ich laufe ziemlich weit hinten und bin viel am Fotografieren, denn jeder Blick ist wunderschön und die absolute Ruhe ist einfach traumhaft.

 Steht man an der Flagge und schaut sich um so sieht man nur Sand und wunderschöne Dünenlandschaften. Ich sehe den Spuren im Sand nach und entdecke so das nächste Flatterband um in die richtige Richtung zu laufen. Die Autospuren sind dabei nicht hilfreich, denn die Omanis müssen manche Düne umfahren.

 Wir sind nur rund 30km entfernt von der nächsten Siedlung würden aber ohne Hilfsmittel dort wohl nicht ankommen. Selbst wenn wir die Richtung wüssten müssten wir rund 5 – 6 Stunden in 40 Grad Sonne ohne Schatten durchstehen.

 Nach vielen Richtungsänderungen immer dem Flatterband folgend sehe ich am übernächsten Dünenrand ein Zelt. Dies wird unsere zweite Versorgung sein. Was jedoch von hier aus zum Greifen nahe aussieht heißt noch eine ganze Weile durch den tiefen und lockeren Sand waten.

 Dann habe ich die Versorgung erreicht. Wir werden hier mit einem Buffet von Obst und verschiedenen kalten Getränken erwartet. Wer will kann sich auch mit einem Eiswürfel an der Stirn oder im Nacken abkühlen, denn die Sonne ist unerbittlich.

 Die Versorgungsstelle liegt an einem Dünenhang. Von hier oben gibt es einen herrlichen Blick in ein riesiges breites Dünental. Ganz klein auf der Hälfte zu den hohen Dünen im Hintergrund steht ein weiteres Versorgungszelt. Die Nähe täuscht, denn wir müssen jetzt ein steiles Stück abwärts durch tiefen lockeren Sand. Die Schuhe werden mal wieder zu klein, denn der Sand begrenzt den Zehenraum bzw. engt ihn enorm ein.

 Vom Zelt aus sind es noch rund 3km bis zum Start/Ziel-Bereich. Sehen können wir nur eine Fahrspur und Sand, Sand und viel mehr Sand. Jeder versucht neben dem lockeren Sand etwas festeren Sand unter die Füße zu bekommen. Dann hinter dem nächsten Hügel ist das Camp zu sehen.

 Wichi und seine Helfer erwarten die letzten Läufer bzw. Walker die jetzt nach 10km ins Ziel kommen. Ich will aber noch weiter und leere meine Schuhe, trinke was und mache mich auf die zweite Schleife die nun rund 11km lang ist. Meine Zwischenzeit liegt bei knapp 2 Stunden. Los geht’s die Fähnchen-Allee entlang wieder rein in die Wüste.

 Auf halber Strecke zum Versorgungszelt kommen mir Roswitha und Elfi entgegen. Sie haben es bald geschafft und können sich dann in den Schatten zurückziehen. Für mich geht es weiter zur Versorgung.

 Das Versorgungszelt steht auf einem kleinen Hügel zwischen den langen Dünenkämmen. Beim Blick durch das Tal dahinter sehe ich ganz winzig klein den nächsten Wasserposten neben seinem Auto. Jetzt wird nochmal richtig Wasser getankt, denn die nächste Stunde gibt es keinen Schatten. Nun geht es weiter dem Flatterband entlang am rechten Dünenkamm.

 Wichi hat uns gesagt der zweite Teil ist nicht mehr so anstrengend wie die erste Runde. Stimmt nur zum Teil. Es gibt nicht mehr die vielen auf und abs, aber die Sonne dörrt uns weiter aus und der Untergrund ist auch hier sehr locker und damit sehr mühsam. Spätestens jetzt bin ich froh, dass ich mich für die halbe Distanz entschieden habe.

 Endlich habe ich das Versorgungsfahrzeug mit Wasser erreicht. Schräg hinter uns auf der anderen Dünenseite steht das nächste Fahrzeug. Es geht jedoch nicht direkt dahin sondern es geht weiter durch das Dünental. Am südlichsten Punkt der Strecke steht auf einem Tisch eine Kühlbox mit Wasser. Trinken, Kopf kühlen und weiter nun auf den Rückweg.

 Es geht nun schräg zur Düne hoch. Eins vor drei zurück, so ist jetzt im losen Sand das Vorankommen. Endlich das Zelt erreicht und etwas Schatten und natürlich wieder Wasser, Wasser. Da der Blick hier oben vom Dünenkamm aus so schön ist nehme ich ein wenig Platz und genieße erstmal die Aussicht. Vor uns unten im Tal sind ein paar Kamele unterwegs.

 Nach einer Ruhepause geht es weiter schräg dem Dünenkamm runter. Ganz klein am Horizont sehe ich das nächste und letzte Versorgungszelt vor dem Ziel. Der Weg ist wieder gut gekennzeichnet durch die Flatterbänder an den Büschen. Der Weg dahin ist aber weit. Die Schuhe sind schon wieder voll mit Sand und die Zehen haben keinen Platz und beginnen zu schmerzen, also anhalten Schuhe leeren und weiter zum Zelt am Horizont.

 Nach der letzten Versorgung geht es nun über die letzten Hügel zurück zum Camp. Auf dem letzten Stück begleitet mich die Schweizer Feuerwehr (Markus). Das Camp kommt in Sicht und ich bin froh es nach knapp fünf Stunden geschafft zu haben.

 Als erstes geht es in den Schatten und hinsetzen. Nun muss ich die Schuhe wieder leeren, denn die Zehen schmerzen schon wieder durch den viel zu klein gewordenen Schuh. Es ist schon enorm was da so alles noch neben den Füßen rein passt.
 Nun ist Erholung angesagt. Ein wenig Obst essen und viel, sehr viel trinken. Dann warten wir noch auf die nächsten Teilnehmer der Halbdistanz.

 Im Eingangsbereich vom Camp gibt es einen großen schattigen Bereich wo sich schon viele unserer Läufer zurückgezogen haben. Hier steht auch eine Massageliege. Wichi hat eine junge deutsche Physiotherapeutin aus der Hauptstadt kommen lassen die uns jetzt nach und nach massiert. Nach nur kurzer Wartezeit bin auch ich dran und genieße es das meine müden Muskeln durchgeknetet werden.

 Nachdem dann alle Teilnehmer im Ziel sind beginnt Wichi auch mit der Siegerehrung. Jeder Teilnehmer erhält neben seiner Urkunde auch einen Erinnerungspokal.

 Auch der Campbesitzer ist jetzt wieder anwesend und fleißig am Knipsen mit seinem Smart-Phone. In der Zeitung wird in der nächsten Woche auch ein Bericht sein über die verrückten Läufer in der Wüste.

 Wichi und seine Frau Renate führen dann die Siegerehrung durch. Sieger ist heute jeder Teilnehmer der den Sand bezwungen hat egal ob 10km Walken oder Laufen, sowie die Halbmarathon-Teilnehmer und unsere drei Marathonbezwinger. Nach der Siegerehrung kommt dann die stolze Präsentation der Urkunde und dem Pokal.

 Nach einem ruhigen Nachmittag treffen wir uns am Abend zum gemeinsamen Abendessen. Wichi hat für uns eine Überraschung im alkoholfreien Camp. Er hat Bier besorgt und wir können gemeinsam auf den schönen und abenteuerlichen Tag anstoßen.

 Heute am Samstag, den 7.11 ist Ruhe angesagt. Den Vormittag verbringen viele der Gruppe mit Unterhaltungen und Erfahrungsaustausch. Es wird ein ruhiger Vormittag.

 Nach der Mittagspause kann man, natürlich nur wer will einen praktischen Teil mit dem GPS-Gerät verbringen. Markus hat verschiedenen Kurse vorgegeben wo wir in Kleingruppen nach Koordinaten laufen und verschiedene Punkte anlaufen müssen. Am Ziel gibt es einen Schatz.

 Wir nehmen uns die Zeit und fotografieren noch die hier frei laufenden Kamele. Die zahmen Tiere lassen sich auch streicheln und haben keine Scheu vor uns Menschen.

 Den Rest des Tages verbringen wir im Beduinenzelt. Heute wollte die ganze Gruppe nochmal auf die Dünen um den Sonnenuntergang zu sehen, denn morgen heißt es raus aus der Wüste ins Gebirge.

 Es ist schon ein besonderes Schauspiel wie die Sonne langsam untergeht und dabei die Farben des Himmels verändert. Durch diese Veränderung wechseln auch die Dünen ihre Farbe und es beginnt ein interessantes Farbenspiel.

 Es ist nicht nur die Stille, sondern auch die unendliche Weite die sich beruhigend auf die Seele setzt. Da wir weit über den Dünenkamm gegangen sind ist um uns rum nur Sand und Wüste.

 Durch unsere große Gruppe sind viele Fußspuren auf der Düne zu sehen. Über Nacht wird der Wind die Dünen wieder von den menschlichen Spuren befreien.

 Bevor es dunkel wird müssen wir wieder zurück und runter ins Camp. Hierbei entstehen schöne Schattenspiele auf der Düne.

 Heute am Samstag den 8.11. stehen wir schon sehr früh auf. Wir wollen noch im Dunkeln auf die Ostseite der Dünen um den Sonnenaufgang in der Wüste zu erleben.

 Noch in der Dämmerung sind wir zu sechst rauf auf die Dünen, was bei dem losen Sand nicht einfach ist. Über Nacht hat der Wind alle Spuren verweht und wir sind die ersten die hier ihre Abdrücke hinterlassen.

 Der Wind hat wunderschöne Reliefs in den Sand gemalt. Dann kommen wir und es sieht aus als wäre eine Herde Elefanten durch die Wüste gerannt. Nur gut der der ewige Wind hier wieder alles schön macht.

 Nach den ganz besonderen Eindrücken müssen wir zurück ins Camp, denn heute ist unsere Abreise aus der Wüste. Wir werden heute in die Berge starten.

 Es war eine sehr schöne entspannende und meditative Woche in der Wüste Wahiba Sands. Nun verlassen wir das Camp und werden von den Beduinen in ihren Allrad-Jeeps abgeholt. Gudrun, Roswitha, Erwin und ich fahren zusammen in einem Auto die jetzt als Konvoi durch den Sand in Richtung Al Mintarib fahren.

Ende Teil 2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Teil 3