Marokko Reise mit Marrakesch Marathon
Die Geschichten aus 1001 Nacht erleben
25.01. - 01.02.2011 von Bernd Neumann - 2. Teil
Eine kleine Gruppe von 6 Personen, wir wollen nochmal in die Altstadt in die Souks. Zu Fuß geht es die ca. 2-3 Kilometer in die Innenstadt. Wir steuern den Platz Jemaa el Fna an, denn dahinter beginnen die Märkte. Rudi wollte Gewürze kaufen und so begeben wir uns in die Souks. Während wir uns unterhielten das einer unserer Gruppe noch Gewürze kaufen will haben wir schon einen Führer. Der junge Mann kennt einen Laden der gute und günstige Gewürze hat. Er will kein Geld er führt uns zu einem Freund. Wir vertrauen ihm und folgen ihm durch das Labyrinth der Souks. Wir wechseln x-mal die Richtung und kommen durch Gassen die nur 2 Meter breit sind. Und dann stehen wir vor einem Laden wo uns ein junger Mann in gutem Deutsch empfangt und uns ausführlich berät. Wir kaufen Gewürze und fragen nach dem Weg raus aus den Souks zum Platz Jemaa el Fna.
Nach einer präzisen Angabe kommen wir vorbei an der ältesten Koranschule Marokkos, der Medersa Ben Youssouf. Für die Muslime ist die 1120 fertiggestellte Moschee Ben Youssouf eines der wichtigsten Bauten der Stadt. Die heute restaurierte Medersa ist mit ihrem wunderschönen hölzernen Portal und den zahlreichen Kachelmosaiken sehenswert. Unweit liegt die Koubba Barudiyn, ebenfalls aus dem Jahr 1120 die ursprünglich das Zentrum einer Brunnenanlage für die Waschungen der Gläubigen vor dem Gebet war.
Wir kommen über kleine Märkte durch enge Gassen, wo es auch Camäleons und Schildkröten zu kaufen gibt, zurück auf den Jemaa el Fna. Die Stadt bietet dem Touristen ein sehr buntes Bild aus Menschen und Palästen. Die Herrscher von Marrakesch ließen gewaltige Bauwerke errichten nicht nur zur Ehre Allahs sondern auch zur Demonstration ihrer eigenen Größe Das Zusammenspiel von Palästen, Moscheen und den vielen Menschen in den Souks bilden die einzigartige orientalische Medina, die Altstadt. Die engen Gassen sind nur für Fußgänger und Eselskarren und heute den vielen Mopeds gemacht. Wir Europäer bauen unsere Städte indem wir die schönen Seiten unser Häuser zur Straße zeigen. Hier in der Medina ist das anders, die meist schmuck- und fensterlosen Mauern wirken abweisend. Pompös verzierte Tore lassen jedoch immer wieder erahnen, welch architektonische Juwelen sich hinter den schroffen Fassaden verbergen. Die Medina wird von einer 19 Kilometer langen, bis zu zwei Meter dicken und neun Meter hohen Stadtmauer umgeben. Dieses Bauwerk war früher auch nötig zum Schutz der Handelskarawanen und der Bevölkerung.
Heute ist die Medina und der Jemaa el Fna ein lebendiger Ort orientalischen Treibens. Viele Händler die häufig aus alten Wüstenvölkern stammend bieten hier ihre kulinarischen Köstlichkeiten, Gewürze oder ihrer traditionellen Kleider, Stoffe und andere Waren an. Akrobaten und Gaukler zeigen ihre Kunststücke. Auch einen Gebiss- und Zahnverkäufer treffen wir auf dem Marktplatz.
Jetzt gegen Abend finden sich hier viele verschiedene Künstler ein, wie die Musiker, die mit den traditionellen Instrumenten der Berber und anderer Wüstenvölker ihr Publikum verzaubern. Unter prunkvollen verzauberten Gewändern sieht man Nike Socken, Jeans oder Adidasschuhe. Auf dem oberen Teil des Platzes werden in Windeseile Garküchen aufgebaut. Hier sieht man meist nur die Einheimischen um günstig zu essen. Es werden nur traditionelle Gerichte angeboten, wie z. B. die Linsensuppe, gegarter Hammel oder auch riesige Berge von Schnecken. Viele Zuschauer umringen den Schlangenbeschwörer, der durch sein jahrhundertealtes Handwerk seit jeher die Menschen fasziniert. Es ist ein unglaubliches Schauspiel wie die Schlange seinen Bewegungen folgt wie schon vor Tausenden von Jahren. Es ergibt ein sehr buntes und interessantes Bild was es hier so alles gibt. Für uns Europäer ist hier vieles sehr ungewöhnlich.
Eine große Menschentraube umringt den alten Geschichtenerzähler der die Menschen mit seinen Worten und Gesten fasziniert. Bei den Berbern wird diese Kunst über Generationen in den gleichen Familien weiter gegeben. Beim Zuhören (ich verstehe jedoch kein Wort) werde ich in die Welt des „Kleinen Muck“ versetzt, obwohl dies ein Märchen von Wilhelm Hauff ist. In der Verfilmung von 1944 wird man in die Welt orientalischer Märchen versetzt. Der Waisenjunge Muck muss das Haus verkaufen, um die Schulden seiner verstorbenen Eltern zu zahlen. Als die Prinzessin Mareile und ihr Bruder, Prinz Goldhaar, entführt werden, macht der kleine Muck sich auf die Suche. Er befreit die beiden Königskinder aus den Fängen einer bösen Hexe und kassiert die stolze Belohnung des Königs.
Marrakesch ist die Stadt der Berber, der Könige sowie der Händler und Handwerker und die Spuren sind überall gegenwärtig. Es beginnt eine weitere Reise in 1001 Nacht. In der besonderen Architektur der Stadt spiegelt sich das Erbe der Berber wieder, denn einige Straßenzüge der Medina scheinen sich in ihrem Verlauf an den Bauten der berberischen Oasensiedlungen zu orientieren.
Wer nun genug Paläste und Moscheen gesehen hat sollte in das Leben der Menschen die hier zu Hause sind eintauchen was am besten in den engen Gassen der Souks möglich ist. Hier in den kleinen Läden und Werkstätten spielt sich das Leben der einfachen Bevölkerung ab wo noch heute viele Produkte des täglichen Lebens auf traditionelle Art und Weise hergestellt werden. In den Abendstunden haben die Souks ein besonderes orientalisches Flair im Getümmel der Einheimischen und Touristen.
Außerhalb der Stadtmauern erwarten uns schöne angelegte Gärten. Dazu morgen mehr, denn einen Teil werden wir per Pedes kennen lernen. Zurück zum Hotel, Abendessen und Schlafen, denn morgen ist Marathontag.
Sonntag 30. Januar - Heute ist Marathontag. Wir stehen schon sehr zeitig auf, denn um 6:30 Uhr will ich frühstücken. Für die Frühaufsteher gibt es ab 4 Uhr Frühstück. Unsere Begleitpersonen haben noch Zeit und können den Tag langsam angehen. Es hat schon die ganze Nacht geregnet und regnet immer noch. Überall gibt es große Pfützen rund ums Hotel. Nach dem Frühstück nehmen wir unsere Laufsachen und machen uns um 7:45 Uhr zu Fuß auf den Weg zum Startplatz. Wie wir das Hotel verlassen hat es aufgehört zu regnen. Die Straßen sind noch sehr nass auf dem Weg zum ca. 1,5 km entfernten Startplatz auf der Avenue Mohammed VI.. Unser Bus steht in einer Seitenstraße vom Ziel. Nachdem wir unsere Kleidung dort deponiert haben gehen wir durch den aufgeweichten Lehmboden zum Start. Auf der sonst sauberen asphaltieren Avenue sind überall die Spuren von rotem Lehmboden zu finden. Bei vielen sind die sonst weißen und sauberen Schuhe mit roten Lehmspritzern gefleckt.
Am Startplatz finden wir ein buntes Läuferfeld. Die Teilnehmer sind europäisch und arabisch bunt gemixt, so ähnlich wie beim „Dead Sea Marathon“ in Jordanien. Die Franzosen haben jedoch die Überhand heute.
Wir stehen auf der Avenue Amir Moulay Rachid mit der Stadtmauer im Rücken und erwarten in wenigen Minuten den Startschuss. Es ist 8:30 Uhr Nun ist es soweit, der Tag der Wahrheit. Reicht mein Kurztraining um den Marathon zu überstehen? Durch meine OP konnte ich erst ab Weihnachten trainieren und das noch mit angezogener Handbremse nach 3 Monaten Zwangspause. Jeweils drei Laufeinheiten pro Woche konnte ich in den letzten 6 Wochen absolvieren und viele bei Eis und Schnee. Es wird mein Auftakt zur Marathonsaison 2011. Laut Veranstalter soll es ein flacher und damit schneller Rundkurs sein, der mit Jones Counter vermessen ist.
Es ist 8:39 und langsam kommt Bewegung ins Feld. Um 8:43 durchlaufe ich die Lichtschranke. Jetzt gehts los. Der 22. Internationale Marrakesch Marathon ist gestartet. Er steht unter der Schirmherrschaft von seiner Majestät König Mohammed VI, in Zusammenarbeit mit dem marokkanischen Sport-Ministerium. Das große Teilnehmerfeld von rund 4.500 Läufern bestehend aus Halbmarathon und Marathon setzt sich langsam auf dem Boulevard in Bewegung. Das Zeitlimit beträgt für den Marathon 5:30 h und den Halbmarathon 03:00 h.
Schon nach einem kurzen Stück von 500 Metern biegen wir ab auf die breite und mit Palmen bepflanzte Avenue Mohammed VI. Diese herrlich wunderbar bepflanzte Prachtstraße ist 9 km lang wird auch gern am Abend von den Einwohnern zum flanieren genutzt. Die Strecke führt jedoch nur ein kurzes Stück auf der einen Seite des Boulevards entlang. Wir sind im Hotelviertel und kommen schon nach 1,3 km neben unserem Hotel vorbei.
Kurz danach passieren wir das Congresszentrum sowie das Königliche Theater. Vor der herrlichen Prachtfassade des Bahnhofs biegen wir links ab in die Avenue Hassan II. Wo gestern noch ein Krach aus Autos und Mopeds war ist heute Ruhe. Es werden für die Läuferschar die Fahrzeuge angehalten, wir haben Vorfahrt. Die Mopeds fahren ausserhalb der Straße und an den Kreuzungen stehen sie in erster Reihe vor den Autos. Auf der gesamten Strecke stehen alle hundert Meter Uniformierte. Man hat das Gefühl bewacht zu werden, oder hängt das mit den Unruhen in Tunesien zusammen (Marrakesch –Tunis 1800km). Vielleicht will man uns auch beruhigen, damit wir unsere 42,195 km ungestört laufen können.
Auf Grund meines Shirts werde ich erkannt und man freut sich das „M4y“ in Marrakech ist. Sonja Landwehr und Martin Borowitz begrüßen mich freundlichst.
Da ich viel am fotografieren bin werde ich von einigen Läufern angesprochen. Da ich jedoch kein arabisch außer Schukran (Danke) und Afwam (Bitte) kann versuche ich es mit ein paar Brocken englisch. Da das auch nicht hilft, hilft ein freundliches Lächeln und positive Gesten. In Marokko ist die Amtssprache hocharabisch obwohl knapp die Hälfte der Bevölkerung „Darija“ eine Kreolsprache spricht. Etwa 50-70% der Marokkaner sprechen einen der drei Berberdialekte. Französisch ist die Bildungssprache und wird ab dem 3. Schuljahr als Zweitsprache gelehrt. In den Großstädten wo viele Touristen sind wird auch teilweise englisch gesprochen.
Nach ca. 4km kommen wir in die Menara Gärten. Wir durchlaufen die große Olivenplantage und umrunden das Wasserbecken mit dem herrlichen Pavillon von Sidi Muhammad ibn Abdallah. Hier stehen große Gruppen von kleinen Kindern mit ihren gestrigen Startnummern um uns Läufer abzuklatschen. Schön die vielen strahlenden Gesichter in allen Hautfarben.
Wir verlassen den Park und kommen an die 1. Verpflegungsstelle. Hier gibt es das Wasser des Sponsors Sidi-Ali in 0,33l Plastikflaschen. Es ist eine Verschwendung bei 3-5 Schluck Wasser den Rest wegzuwerfen. Hier gibt es jedoch an der Strecke viele kleine bettelnde Abnehmer die sich über die angetrunkene Flasche freuen. An den nächsten Versorgungsstellen gibt es neben Sidi-Ali auch noch Orangen und Datteln. Alle 2,5km steht ein KM-Schild, leider stimmt der Abstand bis auf die ersten 4 Schilder nicht. Teilweise bis 1km später. Zweieinhalb Kilometer nach jedem Getränkestand folgt eine Schwammstation. Auch gut zu erkennen an den vielen hundert farbigen Schwämmen auf der Straße die zu durchlaufen sind.
Es geht weiter über die Avenue Gnassa und am großen Gebetsplatz vorbei. Kurz danach ist das 10km Schild sowie ein Metalltor zur Chipkontrolle. Weiter gehts paralell entlang der Stadtmauer bis wir nach ca. 11km über eine breite Straße durch die äußere Stadtmauer laufen.
Auf der Straße gibt es blaue und weiße dicke Pfeile für die Laufrichtung. Die blauen für die Marathonis, die weißen für die Semis. Es kommt die erste Marathonweiche, halbe links ganze rechts.
Jetzt geht es innerhalb der Stadtmauer entlang vorbei an schönen Häusern zum Jardins de l'Agdal. Hier wurden bereits im 12. Jahrhundert die ersten Bäume gepflanzt und im 19. Jahrhundert wurden die Gärten in ihrer jetzigen Form angelegt und mit einer Mauer eingefasst. Marrakech hat viele solcher herrlichen Grünanlagen die mit Palmen, Granatapfel-, Orangen und Olivenbäumen bepflanzt sind. Immer wieder leuchten uns die Orangenbäume an. Die Straße ist noch nass aber es wird langsam wärmer.
Wir überqueren den Qued Issyl. Kurze Zeit später biegen wir vor der Stadtmauer ab und kommen in einen Strom aus Menschen. Es sieht so aus als wollten alle auf einen nahegelegenen Markt. Vor lauter Menschen sehe ich keine Läufer mehr. Jede Menge Eselsgespanne werden wegen uns Läufern angehalten und an den Rand befördert. Die Trillerpfeifen der Polizisten haben hier starkes Gehör. Auch die Autos werden zur Seite gepfiffen wenn Läufer entdeckt werden. Vorsicht ist hier aber allemal gegeben.
Kurz vorm königlichen Golfclub kommen wir wieder an die Stadtmauer und die Laufstrecke wird belebter. Hier kommen die Semimarathonis wieder auf unsere gemeinsame Strecke. Nun geht es kilometerlang an der Stadtmauer entlang. Zwischendurch stehen wieder Kinder die abgeklatscht werden wollen. Viele schöne bunte Bilder bewegen sich an der Stadtmauer entlang.
Inzwischen trocknet die Straße immer mehr ab und ab und zu schaut auch mal die Sonne uns Läufern zu. Die Halb-Marathonis gehen schon zum größten Teil. Die Kinder an den Straßenrändern wollen alle Läufer abklatschen und haben hierbei viel Spaß.
Kurz vor Km 20 verlassen uns die Semis wieder und biegen ab in die Stadt. Unser Weg führt uns ein Stück über die Route des Féz. Es geht links ab und zwischen hohen Mauern durch hinterndenen riesige Hotelanlagen mit allem Komfort, Golfplätzen, Schwimmbädern und anderen Freizeiteinrichtungen versteckt sind. Die „kleineren“ Anwesen dazwischen sind die prachtvollen Paläste der Reichen was auch an den Eingangsportalen zu erkennen ist. Die Securities vor den Eingängen schauen mit versteinerten Mienen den Läufern zu.
So ca. 4 -5 Kilometer geht es durch die Straßen der großen Eingangsportale bis wir bei ca. Km 26 an den Stadtrand die Palmerie kommen. Rechts die Stadtmauer links die Palmen. Am Straßenrand sitzen in Djellabas gekleidete Männer und warten auf Touristen für einen Ausritt mit ihren Dromedaren. Die Trampeltiere haben alle gelb-orange leuchtende Sitzdecken und bilden so ein herrliches buntes Bild. Es erinnert an das, was Marrakesch ursprünglich einmal war: ein Karawanenlagerplatz.
So alle 300 bis 500 Meter befinden sich solche Dromedarlager so wie damals der Almoraviden-Anführer Abou Bekr hier mit seinen Truppen lagerte. Sein Vetter Youssuf Ibn Taschfin baute dann die erste Moschee und Häuser (1062) und pflanzte diese riesigen Dattelpalmenhaine (Palmeraie, 150 qkm) an die heute zum größten Teil leider sehr traurig aussehen. Die Palmerie war sein Hauptlagerplatz von dem er auszog und das ganze Land eroberte und Marrakesch zur Hauptstadt seines Reiches machte. Bis kurz vor Km 29 geht es an der Palmerie entlang mit den bunten Bildern der Dromedare.
Wir laufen auf den Palmeraie Golf Palace Resort zu. Die nächsten 2km folgen wir dem Golfplatz in westliche Richtung. An der nächsten großen Kreuzung heißt es für uns nicht links nach Marrakech sondern rechts über eine alte schmale Brücke Richtung Casablanca die fast einen Kilometer lang ist.
Am nächsten Kreisel geht es in spitzem Winkel gen Süden auf die Route de Casablanca. Es kommt das letzte Eisentor zur Chipkontrolle 10km vorm Ziel. Die Straße ist sehr breit und der Blick unendlich obwohl es Richtung Stadt geht. Die Sonne ist durch und die Straßen sind alle trocken. Die Temperaturen erreichen so um die 18-19 Grad. Obwohl wir eine Fahrspur für uns alleine haben brettern die stinkenden Mopeds an uns vorbei.
Nach dem passieren von einigen Tankstellen und Hotels kommen wir langsam zu den ersten Wohnquartieren. Zuschauer gibt es hier kaum aber dafür viele hupende Autos. Die Polizisten halten unsere Fahrspur frei und wenn einer auf unsere Spur kommt wird er energisch zurück gepfiffen. Wir kommen auf den Boulevard Abdelkrim Al Khattabi der leicht ansteigend ist. Er hat zwei leichte Linksknicke und wirkt unendlich. Wir belaufen ihn 8km bis kurz vor den Bahnhof. Hier biegen wir am Königlichen Theater links ab ein kurzes Stück über die Avenue Hassan II. und dann über die Avenue du President Kennedy am Park und Stadion El Hardi vorbei.
Mein Garmin sagt mir 42,2 km aber noch kein Ziel in Sichtweite. Es geht nochmal um eine Ecke und dann nochmal nach links und dann sehe ich das Ziel in 300 Metern Entfernung. Jetzt durch die letzte Eisenbrücke und endlich stehenbleiben. Das war heute doch hart für mich mit dem wenigen Training, aber ich habe es geschafft noch innerhalb der Sollzeit von 5:30. Die Bruttozeit ist 5:24:45, die Nettozeit ist 5:21:07 für 42,7km.
Ich erhalte meine Medaille umgehängt und bekomme noch einige Mandarinen und Mineralwasser hinterm Ziel gereicht. Auf der Strecke gab es an den Verpflegungspunkten Mandarinen, Datteln, Rosinen. Der Blick über die Zielstraße hinaus geht zur Koutoubia-Moschee und im Hintergrund die weißen Spitzen des Atlasgebirges.
Im Ziel sind 663 Männer und 126 Frauen beim Marathon und 2874 Männer und 597 Frauen beim Semimarathon in den Ergebnislisten. Der Sieger ist Girma Beyene GEZAHN in einer Zeit von 2:09:52. Die schnellste Frau ist Wudnesh NEGA DEBELE in 2:37:00 beide aus Ethiopie. Erstaunlich ist das von 789 Marathonis 91 unter 3 Stunden blieben. Von 126 Frauen blieben 12 Frauen unter 3 Stunden. Bei der Klasseneinteilung gibt es nur Hauptklasse und D45+. Bei den Männern sind 681 79 unter 3 Stunden Netto geblieben. Die Klasseneinteilung ist Hauptklasse und H50+. Der Streckenrekord liegt bei 2:08:15 in 1999 bei den Männern und bei 2:29:21 1994 bei den Frauen.
Nun zurück zum Hotel und die Füße ein wenig schonen, denn in 1 ½ Stunden wollen wir noch den Garten des französischen Malers Jaques Majorelle besuchen. Um 15 Uhr war ich im Ziel um 16:30 Uhr geht es weiter. Der Bus bringt uns zum schönsten der vielen Gärten in Marrakech zum Jardin Majorelle.
Der französische Maler Jaques Majorelle (1886-1962) kaufte 1924 das Gelände und pflanzte um sein Atelier einen botanischen Garten. Aus allen fünf Kontinenten fanden Pflanzen, Bäume und Riesenkakteen ihren Platz. Auf Täfelchen sind die lateinische Bezeichnung und das Ursprungsgebiet zu finden. Er erschaffte ein schattiges Paradies voll zwitschernder Vögel. Die Gebäude sind in einem knalligen Blau gestrichen. Die Fenster erhielten einen weiß-gelben Anstrich. Eingesäumt ist alles von lila Bougainvilleen. Nach seinem Tod kaufte es der Modeschöpfer Yves Saint Laurent und machte es für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wir durchschreiten den Garten unter meterhohen Bambus und unser Kamerachip beginnt zu wimmern so schnell hat man 50 tolle Motive auf ihm gebannt.
Am Abend gibt es noch eine interne Siegerehrung und unser allabendliches Buffett. Nun heißt es schnell ins Bett, denn morgen erwartet uns unser letzter anstrengender Tag.
Montag 31. Januar - Nach einem langen und sehr ausführlichen Frühstück heißt es heute per Bus zu unserem letzten Reiseziel der Stadt Essaouira an die Atlantikküste. Die Stadt liegt etwa 170km nördlich unseres Reisebeginns Agadir und ca. 170km von Marrakesch entfernt.
Wir folgen der N8 in westliche Richtung. Es geht wieder über die Landstraße vorbei an vielen kleinen Orten mit ihren Geschäften und Basaren. Halt, im ersten Ort um 10 Uhr machen wir einen dringenden Zwischenstopp. Da es fast den ganzen Bus erwischt hat, wahrscheinlich eine bakterielle Infektion, heißt es jetzt in den Pharmacie-Laden und Antibiotikum kaufen. Danach geht es weiter über die N8 gen Westen Richtung Meer.
Wir kreuzen die Autobahn A7 die von Casablanca nach Agadir führt. In der Nähe von Chichoua machen wir einen Zwischenstopp. Gegenüber des Cafes gibt es eine komplette Siedlung mit asphaltierten Straßen, Bürgersteigen, Straßenlaternen nur die Häuser fehlen noch. So ist halt die Besiedlung typisch Marokko. Nicht zu vergessen der unendliche Platikmüll entlang der gesamten Straßen, außerhalb der Städte. Sollte hier mal einer auf die Idee kommen das zu recyceln hatte er Rohstoffe ohne Ende.
Wir haben die halbe Strecke geschafft. Am Rand der der 4-spurigen Straße liegen viele kleine Orte mit schönen Namen wie z. B. Amdel, Sidi Moktar, Aïn Taftecht, Aït Bel Fejjaj oder auch Ounagha.
So eine Busstunde vor Essaouira sehen wir die ersten Ziegen in den Arganbäumen. Sie sind in schwindelnde Höhe geklettert für eine Delikatesse, die Arganfrucht. Aus dieser Frucht wird auch das goldene Arganöl gewonnen. Hier noch ganz traditionell in handbetriebenen Pressen. In der Gastronomie und Kosmetik wird es viel genutzt wegen seinem intensiven Geruch und dem hohen Gehalt von Tocopherolen (Vitamin E).
Gegen Mittag erreichen wir die Anhöhe vor Essaouira die uns hier zu Füßen liegt mit dem herrlich blauen Meer, dem Atlantik im Hintergrund. Wir sind wieder am Wasser und fahren den endlos wirkenden breiten Sandstrand den Boulevard Mohammed V. entlang, zum Hafen und den Festungsanlagen.
Essaouira (Die Vollendete) geht auf eine frühphönizische Gründung aus dem 7. Jahrhundert zurück. In den nächsten rund tausend Jahren lebten nach den Phöniziern, die hier Purpurschnecken gezüchtet haben sollen, auch Römer, Vandalen sowie verschiedene Berberstämme. Ab dem 16. Jahrhundert ließen sich hier die Portugiesen nieder und begannen mit dem Festungsbau der Hafenanlage. Den jetzigen regelmäßigen Grundriss verdankt die Stadt dem französischen Gefangenen Ingenieur Théodore Cornut. Der Alawiden-Sultan Sidi Mohamed Ben Abdallah beauftragte ihn mit der Planung der Festung und Hafen sowie einzelner Stadtteile.
Heute leben in der Stadt ca. 75- bis 80-tausend Einwohner die hauptsächlich von Fischfang (überwiegend Sardinen und Seeaal) und dem Fremdenverkehr (wegen dem ganzjährigen hervorragenden Klima) leben.
Am Hafen beginnen wir unseren Rundgang. Hier herrscht ein buntes und lebhaftes Treiben denn die Fischerboote sind zurück und bereiten ihren Fang für die vielen Käufer vor. Eine kulinarische Köstlichkeit ist an Ort und Stelle gegrillte Sardinen oder einen kleinen Hummer frisch zu verspeisen.
Die vielen blauen Fischerboote geben ein herrliches Fotomotiv ab. Wir gehen durch die Stadtmauer und sehen auf den Mauern wie die Fischer den Fischen die Eingeweide rausreissen und dann sofort an wartende Käufer verkaufen. Es gibt überall Möwen die auf ihre Leckerei warten.
Wir laufen über den Place Moulay Hassan auf dem im Sommer schon seit über 10 Jahren das beliebte internationale Gnawa-Festival stattfindet, das neben der internationalen Musik, dem Jazz und dem Blues die Musik der Gnaoua in den Vordergrund stellt. Die Gnaouamusik stammt ursprünglich aus dem Senegal, Sudan und Ghana und wurde mit den schwarzen Sklaven im 16. Jh. nach Essaouira gebracht. Durch die Musik in ihrer ursprünglichen Form wurden die Menschen in Trance versetzt und sollten durch Vertreiben der bösen Geister geheilt werden. Jimi Hendrix und Peter Gabriel nutzen Einflüsse dieser Musik jedoch in konzertanter Form und abgetrennt von ihrem rituellen Kontext. Die Band Gnawa Diffusion aus der Schweiz in der maghrebstämmige Franzosen mitspielen, vermischen in ihrer Musik Gnawaeinflüße mit Rock und Raggae. Pat Metheny ist dort 2006 aufgetreten. Für Freunde der Weltmusik die Adresse.
Eine schmale Gasse direkt an der Stadtmauer führt uns zur Artillerie-Plattform La Sqala de la Kasbash mit seinen alten europäischen Kanonen. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Medina, den Hafen und den Atlantik. Auch hier in der Medina gibt es einen großen Markt der sich über viele Straßen und Gassen innerhalb der Stadtmauer zieht. Wer bis jetzt noch kein Erinnerungsstück an diese Reise hat der sollte unbedingt in die Werkstätten der berühmtesten Kunst- und Möbeltischler des Königreiches gehen. Hier werden mit sehr viel Geschicklichkeit aus dem Holz des Sandarakbaumes (Gliederzypresse oder Berberthuja) Kunst- Gebrauchs- und Ziergegenstände gefertigt. Überall werden auch Bilder angeboten.
Interessant war auch heute wieder der Alleingang durch die Gassen und zwar dorthin wo man keine Touristen mehr sieht, sondern die Marokkaner unter sich sind. Hier gibt es Bilder die für uns bizarr und ungewöhnlich sind. Die kleinen Geschäfte mit einer Vielfalt von Farbe und handwerklicher Kunst oder die Geschäfte mit Obst, Gemüse, Fleisch, Kleidung, Elektro und sonstigem Plastik für Haus und Wohnung. Ende Januar werden hier schon frische Erdbeeren angeboten. Auch ein großer Handkarren voller frischer Pfefferminze ist für unser Auge sehr ungewöhnlich.
Der besondere Lacher bei uns ist natürlich das Angebot von „Viagra Express Naturel“ oder „Viagra pour Femme“ und auch „Aphrodisiague Pour Homme“ und auch „Aphrodisiague Pour Femmes“. An einem anderen Stand gab es auch noch „Viagra Turbo Homme“.
Auch hier in Essaouira gibt es viele schöne Riads die zum Teil als exklusive Restaurants ausgebaut sind. Ein Blickfang sind die Blauen Haustüren die typisch für diese Blaue Stadt am Meer sind.
Da wir noch etwas Zeit haben gehen wir nochmal in den Hafen und sehen den Fischern zu wie sie immer noch dabei sind den Fischen mit der Hand die Eingeweide rauszureißen. Ein schönes Bild und Blickfang sind die große Anzahl der Blauen Fischerboote im Hafen.
Man glaubt kaum wie schnell hierbei 2-3 Stunden vergehen. Nun heißt es Abschied nehmen von dieser herrlich weissen Stadt und ab über die N1 nach Süden. Die Straße windet sich in vielen Schleifen durch das leicht gebirgige Land. Kurz hinter Tamri kommen wir durch mehrere Bananenplantagen und über mehrere Serpentinen runter an die Küste. Hier gibt es sehnswerte hohe Sanddünen die direkt in den Atlantik verlaufen.
Wir halten einen letzten Halt und es folgt noch das obligatorische Gruppenfoto. Dann ab in den Bus durch den Tamri Nationalpark der schon zur Steinzeit bewohnt war. Hier im Nationalpark rund um die Dörfer Immesouane und Tamanar gibt es zahlreiche Fossilienfunde. Jetzt wird es dunkel und wir wollen noch den Sonnenuntergang fotografieren. Dann ist Ruhe im Bus. Am Horizont sehen wir viele helle Lichter das muß Agadir sein, aber bis dahin sind es aber noch fast eine Stunde. Beim Abendbuffett gibt es die ersten Verabschiedungen, denn einige werden schon um 6 Uhr zum Flughafen fahren.
Unsere Gruppe: ganz links Busfahrer, ganz rechts Mohammed der unseren Bus bewacht hat, in der Mitte kniend mit Kappe unser Guide.
Dienstag 01. Februar – Da unser Heimflug erst um 19:45 Uhr startet haben wir heute noch Zeit und können die Stadt bzw. Strand erkunden oder einfach nur Atay oder Kaffee in einen der vielen Cafe- und Teehäuser genießen. Nach einen ruhigen und langem Frühstück begeben wir uns Richtung Strand. Es ist schon heute am morgen sehr warm, um die 20 Grad und herrlicher Sonnenschein.
Wir flanieren über die herrliche Strandpromenade und haben einen atemberaubenden Panoramablick über die gesamte Bucht. Die 1505 von portugiesischen Seefahrern gegründete Stadt wurde durch ein Erdbeben 1960 zerstört wobei rund 15.000 Menschen ums Leben kamen. Die alte Kasbah sowie die mit Zinnen bewehrten Befestigungsmauern wurden mit vielen historischen Gebäuden Opfer dieses Erdbebens. Von hier soll man einen atemberaubenden Blick über die gesamte Bucht, den Hafen und die Neustadt haben. Da wir zu faul sind auf den Berg zu kraxeln übernimmt das für uns Grit ,die noch genug Energie hat. Wir setzen uns in ein Kaffee und genießen Kaffee, Tee und frischen Fruchtsaft. Wie schön der Blick von oben ist können wir dank Grit auf den Fotos sehen, Danke.
In den 90er Jahren wurde südlich vom Stadtzentrum die neue Medina von dem italienischen Architekten Coco Polizzi in Anlehnung an die alte Stadt wieder aufgebaut. Hier lebt jetzt die marokkanische Seele weiter in den vielen Gebäuden mit dem Kunsthandwerk und den vielen Restaurants. Ein Besuch des Souk mit seinen Schmuckgeschäften und dem maurischen Café lohnt sich allemal und sollte auch jeder Touristen machen. Unsere Seele hat genug Balsam wir lassen den Tag ruhig ausklingen wie viele tausend Touristen die sich hier nur an den Strand legen und 1 oder 2 Wochen nur aufs Meer schauen. Nach 2 Stunden reicht es uns und wir begeben uns zum Hotel um unsere Koffer zu holen für die bestehende Abreise.
Vor der Heimreise noch ein Blick in die marokkanischen Kochtöpfe. Intensive Düfte aus 1001 Nacht entströmen der marokkanischen Küche. Eine Küche die sowohl arabisch-islamisch als auch afrikanisch und europäisch geprägt ist. Das Nationalgericht ist der Couscous in vielen Kombinationen mit Hammel, Lamm und Geflügel sowie viel Gemüse. Die bekannteste Gewürzmischung ist das "Ras el Hanout", das aus 35 verschiedenen Zutaten besteht. In den zahlreichen Gewürzläden der Basare verströmen die wunderbaren Gewürze wie Koriander, Kurkuma, Kreuzkümmel, Ingwer, Zimt oder Nelken den Duft von 1001 Nacht.
Das wahrscheinlich populärste Gericht ist die Tajine. In einem speziellen Tontopf wird Fleisch, Gemüse und Kartoffeln langsam gegart. Hiervon gibt es weit über 300 verschiedene Zubereitungsmöglichkeiten. Kostet auf den Märkten ca. 25 Dirham (1 Dirham = 0,095 €). Sehr lecker ist auch die Hairira-Suppe bestehend aus Linsen, Kichererbsen, Lamm, Tomaten und Gemüse. Dazu isst man häufig Datteln und Sesamkringel. Das Gericht kostet ungefähr 2,5-5 Dh. Die in Salzlake eingelegten Oliven und eingelegten Zitronen gehören zu den Spezialitäten des Landes. In der marokkanischen Küche ist es auch üblich süßes und herzhaftes zu kombinieren. So wird auch oft Tajine mit Quitten, Pflaumen oder Rosinen verfeinert. Für den Freund des Süßen danach gibt es Kab-el-Ghzal, "Gazellenhörnchen", ein mit Puderzucker oder Orangenblütenwasser verfeinertes Mandelgebäck. Auch süßer Couscous mit Puderzucker, gemahlenem Zimt, gerösteten Mandeln, Rosinen oder frischen Datteln wird gern gegessen.
Das Nationalgetränk ist Atay, ein grüner Tee aufgebraut mit frischer marokkanischer Minze. Der Tee kostet in Teehäusern ab 5 Dh. Ein weiteres sehr beliebtes Getränk ist der Kaffee, der meist mit viel Milch und Zucker serviert wird. Die französischen Kaffeebezeichnungen werden in der Regel verstanden: z.B. café au lait, café casse und kosten ca. 5 - 7 Dh pro Tasse. Wer lieber was erfrischendes möchte sollte sich an einem der vielen Fruchtstände z. B. ein Glas Orangensaft frisch pressen lassen. für ca. 4 Dh.
Nun sind wir wieder am Flughafen Al-Massira und warten. Es ist 19:35 und unsere Maschine startet sogar 10 Minuten früher. Nach knapp 4 Stunden landen wir auf dem Flughafen Frankfurt bei 5 Grad Minus. Jetzt fängt es auch noch an zu schneien. Der Winter hat uns wieder.
Ende Teil 2