“Lauf in den Frühling"
01.03.2009 von Bernd Neumann 2. Teil
Vor dem Haupttor zur Stadt in Howard Gardens ist das Startgelände. Da wir noch 1 ½ Stunden Zeit haben machen wir noch einen Rundgang durch die alten Mauern. Heute morgen ist es noch sehr kühl und so begeben wir uns auf die Polizeistation, wo wir freundlich empfangen werden, um uns aufzuwärmen.
So eine Halbe Stunde vor Startbeginn begeben wir uns zum Startplatz wo es noch recht kühl ist. Unsere wärmenden Sachen ziehen wir aber erst 10 Minuten vor 8:00 Uhr aus. Die (Müll)Beutel legen wir dann auf einen alten Pritschenwagen der die Sachen zum Ziel bringt.
Fast 100 Läuferinnen und Läufer der 196 Finisher (162 Männer, 34 Frauen) kommen aus Deutschland und aus Malta. Insgesamt starten folgende weitere 22 Nationen: Argentinien, Australien, Österreich, Belgien, Brasilien, Kanada, Tschechien, Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Irland, Italien, Japan, Niederlande, Polen, Russland, Schweden, USA, Wales. Den Halbmarathon finishen 762 Personen (561 Männer, 201 Frauen). Jetzt wollen wir aber erst einmal laufen.
Man sollte den Malta Marathon nicht unterschätzen. Zwar hat die Gesamtstrecke von Mdina bis Sliema deutliches Gefälle, aber zwischendrin sind etliche Steigungen, die besonders am Schluss kurz vor Valetta manchen Läufer zum Geher werden lassen. Da für dieses Jahr die Strecke für den Marathon geändert wurde geht es nicht in Richtung Dingli Cliffs sondern rund ums Nationalstadion und um Mosta. Wir wurden schon vorgewarnt das die neue Strecke schwerer ist wie die alte Streckenführung. Wie schwer wirklich werden wir noch merken. Malta ist halt eine Insel aus Felsen und vielen Bergen.
Pünktlich um 8.00 Uhr geht es mit Musik auf die Strecke. Wir laufen durch Mdina und Rabat wo uns schon am 1. km ein Bus aufhält und die Teilnehmer in einer Reihe auffädeln lässt. Dann geht es durch eine Senke und wir verlassen Rabat.
Die Strecke führt jetzt angenehmerweise abwärts. Der Streckenabschnitt hinter Km 3 gehört mit zu den schönsten überhaupt. Dreht man sich um, hat man einen phantastischen Blick auf den mit der Festung und der Cathedrale „gekrönten“ Hügel.
Nach knapp 5 Kilometern erreichen wir die erste Getränkestelle. Man muss wissen, beim Malta Marathon verdurstet man auch bei großer Hitze nicht, es gibt ausreichend Wasser (leider nur in Flaschen) zu trinken und Schwämme, zweimal auch Powerade aber zum Ende hin. Einmal gibt es Orangen, mehr nicht. Wer also gewohnt ist, etwas zu essen, sollte sich etwas mitnehmen.
Der weitere Weg führt uns durch einen Pinienwäldchen, Ta`Qali dem Nationalpark. Hier bei Kilometer 7 kommen wir an etlichen Glasbläsereien und Keramikwerkstätten vorbei. „Handmade Malta Glass“ ist ein Qualitätsbegriff und beliebtes Reisemitbringsel. Am Straßenrand und auf den Wiesen blühen viele Sträucher und Blumen, auf den Feldern wächst Gemüse, das mehrmals im Jahr geerntet werden kann. Auf Malta gibt es schon Erdbeeren und Frühkartoffeln die in andere EU-Ländern exportiert werden. Jede Kakteenstaude oder verwachsenen Pinie ergeben ein schönes Fotomotiv. Ich bleibe immer wieder stehen und fotografiere die Landschaft und Läufer.
Nach einer links-rechts Kurve laufen wir direkt auf das Ta`Qali Nationalstadion zu. Die Strecke führt jetzt durch das Sportzentrum mit mehreren kleinen Stadien. Nach einer großen Schleife kommen wir am Pitkali Vegetable Market zum 1. mal vorbei. Hier beginnt gerade der Aufbau. Neben Lebensmitteln wird hier auch Trödel angeboten. Vorsicht, denn Autos kreuzen unsere Laufstrecke die auf den großen Platz wollen.
Die Laufstrecke führt durchweg über Verkehrsstraßen, die zunächst noch wenig befahren sind. Später nimmt der Verkehr deutlich zu. Auf größeren Verkehrsstraßen wird teilweise eine Fahrspur für die Läufer frei gehalten, Kreuzungen sind durch Polizei und Hilfskräfte gesichert, zusätzlich ist permanent Polizei auf Motorrädern unterwegs. An Abzweigungen stehen Schüler mit kleinen roten Fähnchen die uns den Weg weisen.
Die ersten Steigungen hinter Rabat nehmen wir fast nicht zur Kenntnis. Wir kommen jetzt wieder auf die HM-Strecke und biegen nach einer Weile wieder ab. Der Weg führt uns weiterhin auf und ab durch Siedlungen bei Mosta. Zwischendurch geht es auch wieder raus aus den Häusern. Wir laufen an mit Steinmauern oder Kakteen geschützten kleinen Feldern und Wiesen vorbei.
Zwischen Km 18 und 20 geht es eine lange Gerade stark bergauf. Viele Läufer überhole ich die fast gehen. Dann in einem spitzen Winkel nach links Richtung Halbzeit. Und noch einmal kommen wir am Pitkali Vegetable Market vorbei, wo jetzt schon richtig was los ist. Es geht noch weiter zick-zack, bergauf bergab. Nach dem 2. mal Stadion laufen wir im Nationalpark durch eine Art Irrgarten und landen schließlich wieder auf der Pinienallee, die wir zuvor schon einmal gelaufen sind.
Bei Km 7 der Halbmarathonis kommen wir auf die gemeinsame Strecke. Jetzt haben wir unsere zusätzlichen 21 km gelaufen und die Strecke füllt sich gut, denn inzwischen um 10 Uhr sind auch die knapp 800 Halben auf der Piste. Die Halbmarathonläufer kommen dazu und sorgen für Belebung auf der Strecke. Wir erreichen wieder die Pinienallee (km 27) und laufen auf der Straße nach Mdina. Hier herrscht jetzt richtig dichter Verkehr. Vor der Kreuzung haben sich in alle Richtungen lange Schlangen gebildet und die Polizei hat alle Hände voll zu tun. Es ist zwar ein gerne bedientes Vorurteil, dass die südländischen Autofahrer mehr Temperament als Disziplin mitbringen, trotzdem habe ich keine wirklich brenzlige Situation erlebt. Aufpassen muss man allerdings schon, zumal die Autos aus für uns ungewohnten Richtungen kommen (Linksverkehr!).
Wir laufen gemeinsam über die Triq L-Imdina Richtung Mdina die jetzt stark befahren ist. Ganz angenehm ist das nicht immer, die teilweise alten Kisten stinken doch erbärmlich. Weiter geht es über die Mriehel Bypass Richtung Qormi. Wir laufen auf eine langgezogene Brücke mit Hochstraße, dann wieder bergab. Der Verkehr wird nicht besser, als wir links Richtung Valetta abbiegen. Viele Menschen sind an diesem herrlichen Tag auf dem Weg in die Hauptstadt, ans Meer oder in die vielen umliegenden Freizeit- und Sportanlagen (Golf, Trabrennbahn, Tennis usw.). Zudem wird dem Auge außer Brachland auf diesem Abschnitt nichts geboten. Engländer und Italiener nehmen das gelassen und sind gut gelaunt unterwegs, während mancher Landsmann die Nase rümpft. Wer was zum Meckern sucht, hier wird er fündig.
Dabei ist es ganz klar, die Organisatoren werden wegen 200 Marathon- und 800 Halbmarathonläufern nicht die Straße sperren, auf der am Sonntagmorgen viele tausend Menschen unterwegs sein wollen. Man muss sich arrangieren und das funktioniert auch ganz gut. Die Autofahrer, denen man in den südlichen Ländern mehr Temperament als Disziplin nachsagt, nehmen die Behinderungen klaglos hin. Das Hupen gilt entweder einem eingepennten Fahrer oder einer attraktiven Läuferin.
Links liegt Qormi und die Sportanlagen von Marsa. Kurz vor Floriana bei km 35 und 36 sind noch einmal zwei Steigungen, die bei der ungewohnten Wärme vielen eine Gehpause aufzwingen. Dann wird Floriana, die Vorstadt von Valetta erreicht und wir laufen zwischen den großen Festungsmauern Richtung Tax Biex und Marsamxett Harbour. Der Blick geht auf den Hafen und die Festungsmauern. Dann läuft man direkt auf die dem Heiligen Josef geweihte herrliche Kirche zu.
Rechts geht es auf die Uferpromenade Richtung Sliema. In den prachtvollen Villen und Palästen haben sich die Botschaften verschiedener Länder niedergelassen. Noch sind zwei Kilometer zu laufen. Eine Musikkapelle spielt auf und macht den müden Läuferinnen und Läufern nochmal Beine. Dann kommen wir auf die Palmen gesäumte Uferpromenade von Sliema, der Blick geht nach rechts Richtung Valetta mit der Cathedrale und der Festung.
Wir haben nur noch einen Kilometer zu laufen. Jetzt gibt es sogar ein paar Zuschauer und die ersten Finisher kommen einem schon entgegen, mit der Medaille um den Hals. Dann taucht das Zieltor auf, Gekreische und Applaus begleiten uns auf den letzten Metern. Marathonis werden links eingewiesen, die „Halben“ laufen rechts durch den Zielbogen. Noch ein letzter Stop vor dem Ziel und ein Foto dann ist es geschafft. Auch meinen 50. Marathon habe ich gefinisht. Ein Ordner sieht meinen Fotoapparat in der Hand und fragt ob er mich knipsen soll. Jetzt habe ich auch ein Finisherfoto von mir auf meiner Kamera.
Eine nette junge Frau hängt mir die schwere Medaille um und gleich dahinter erwartet uns Bernhardt Kreienbaum und Kurt Fehr um uns weitere Infos zu geben. Zur Regulierung des Flüssigkeits- und Mineralhaushalts gibt es hier noch Wasser und Powerade und gegen den ersten Hunger Bananen. Wer´s braucht kriegt auch eine professionelle Massage. Den Kleiderbeutel und Umkleidemöglichkeiten gibt es in einem Gebäude gleich gegenüber dem Zielgelände.
Jetzt heißt es noch einmal anstehen, umziehen und zurück ein Stück der Strecke entlang. Aber das geht viel schwerer als in Apeldoorn vor 4 Wochen. Die Strecke war schon ziemlich hart für die Muskeln. Im Bus auf der Rückfahrt habe ich erfahren das ein Marathoni einen Garmin 305 während der Laufes an hatte, der ihm 600 Höhenmeter anzeigte obwohl das Ziel ca. 100 Meter Höhendifferenz tiefer liegt wie der Start in Mdina.
Ich warte jetzt auf Angi, wie sie wohl die Strecke geschafft hat. In den letzten 4 Wochen konnte sie gerade einmal 3 kurze Trainingseinheiten machen. Nach knapp 2:37 Stunden kommt sie freudestrahlend und wie immer in Männerbegleitung Richtung Ziel.
Am Abend sind wir dann noch zur Siegerehrung gefahren, nach Mdina ins Autohaus. Hier gab es für die ersten zwei Plätze jeder Alterklasse eine Auszeichnung. Die Alterklassen beginnen hier mit U23, 23-34 und dann in 5er Schritten, wie bei uns in Deutschland. Die Einteilung in die jeweilige Alterklasse erfolgt nach den tatsächlichen Alter am Tage des Starts.
Gewonnen hatte den Marathon der Belgier Rik Ceulemans in 2:25:59, vor Martin Jason in 2:33:30. Rik Ceulemans war in den letzten Jahren 4x belgischer Marathonmeister und 4x belgischer Halbmarathonmeister. Seine Bestzeit liegt bei 2:13:42. Die schnellste Frau war Hili Carmen aus Malta in 3:00:13 vor Heike Angel aus Deutschland in 3:19:09. Den Halbmarathon gewann Jonathan Balzan aus Malta in 1:08:30, die schnellste Frau war Johanna Fletcher aus GBR in 1:23:42.
Am Montag stand nun der Tagesausflug nach Gozo auf dem Programm. Wir fuhren durch die hügelige Landschaft nach Cirkewwa zum Fähranleger der Gozo Channel Line. Wir müssen hier den Bus verlassen und haben heute Glück, weil wir gleich die nächste Fähre nehmen können.
Die Fähre legt die 6km nach Gozo vorbei an der Insel Comino in etwa 30 Minuten zurück. Gozo ist gerade mal 14km lang und 7km breit, damit sehr überschaubar und deutlich grüner und fruchtbarer als Malta. Gozo hat nur ein Viertel der Fläche Maltas und nur knapp 30.000 Einwohner.
Die Fähre legt auf Gozo, in dem kleinen Fischerdorf Mgarr an, das von der hoch aufragenden Kirche Our Lady of Lourdes beherrscht wird. Wir besteigen hier einen bereitstehenden Bus und fahren quer über die Insel zur Calypso Cave, von der man behauptet, dort habe Odysseus sieben Jahre bei der Nymphe Kalypso gelebt. Wir begeben uns allerdings nicht in die Höhle sondern genießen den herrlichen Ausblick auf die Ramla Bay. Ein roter Sandstrand der von den umliegenden Felsen eingezäunt wird. Hier oben herrscht eine wunderschöne Vegetation.
Nach kurzer Rast geht es weiter in Richtung Marsalforn. Ganz in der Nähe auf dem Weg nach Wied il-Ghasri sind entlang der Küste Salzpfannen zu sehen. Sie stammen aus dem Jahr 1740 und werden noch immer zur Salzgewinnung genutzt. Meerwasser wird in die flachen Becken geleitet, wo es wegen der starken Sonneneinstrahlung verdunstet und eine Salzschicht zurück bleibt, die abgeerntet wird. Die ganze Küstenregion um diese Salzpfannen ist sehenswert.
Unser nächstes Ziel soll der Fungus Rock und das Azure Window, ganz im Westen von Gozo, sein. Auf dem Weg dorthin fahren wir noch am der Aquädukt von Kerċem vorbei. Hier sind leider nur noch wenige Meter dieser einst stolzen Wasserleitung zu sehen.
Kurz vor der Dwejra Bay kommen wir am Dwejra Lake vorbei, ein kleiner See, der sich dort gebildet hat, wo das Meer durch einen Tunnel einen Weg ins Festland fand. Dieses durch einen Tunnel mit dem Meer verbundene Inlandmeer ist ein kleiner vom Meer gespeister Salzwassersee.
Kurz darauf erreichen wir eine weitere Laune der Natur, das Azure Window und den Fungus Rock. Der Fungus Rock liegt in der Dwejra Bay und ist ein 20m hoher Vorgelagerter Felsen. Auf dem Felsen gedeiht eine als "Malteserschwamm" bezeichnete Pflanze, die in Europa nur auf dem Fungus Rock vorkommt. Das dunkelbraune 20cm hohe Gewächs, setzten die Johanniter wegen seiner angeblich blutstillenden Wirkung, zur Behandlung von Verletzungen und Wunden ein.
Unweit des Fungus Rock, findet man das Azure Window. Hierbei handelt es sich um einen aus dem Wasser heraus ragenden Felsbogen. Das "Azure Window" oder auch "Blaue Fenster" ist eine durch Erosion geschaffene Felsbrücke an der Küste Gozos und eines der beliebtesten Postkartenmotive. Die etwa 100m hohe Felsbrücke ist aber weiterhin den Gesetzen der Natur unterworfen und verdünnt sich zunehmend. Vielleicht ist es auch nur ein Argument der Tourismusindustrie, aber unter Umständen ist diese Sehenswürdigkeit in einigen Jahren nicht mehr vorhanden.
Doch zuvor fahren wir auch hier noch mal mit kleinen Fischerbooten durch die Felsenhöhlen rund um das „Blaue Fenster“ und bekommen wieder viele Fotomotive vor die Kamera. Oben auf einem Felsen ist ein Krokodil aus dem porösen Sandstein zu entdecken. Das Azure Window umfahren wir auf der Wasserseite. Nach einer etwa 20-minütigen Fahrt gehen wir auf das Plateau zwischen Fungus Rock und Azure Window. Von hier aus kann man schöne Fotos knipsen. Aber auch der Boden auf dem wir laufen sieht aus wie eine Mondlandschaft.
An der kleinen Imbissbude am Parkplatz, essen wir noch ein Eis und weiter geht es. Die Küste von Gozo ist von vielen kleinen Fjorden gekennzeichnet. In solch einer kleinen Bucht liegt der Badeort Xlendi, unser nächstes Ziel mit seinem winzigen Strand. Alles ist eng aneinander gebaut. Von den Felsen rechts hat man einen schönen Ausblick auf das Dorf, die gerade mal 100 Meter lange Uferpromenade, die Bucht und das Meer. Hier machen wir eine längere Pause und ich erkunde die umliegenden Felsen mit Blick zur Promenade, über eine lange aufsteigende zick-zack Treppe.
Auf der Rückfahrt von Xlendi passieren wir bei Fontana ein in natürlichen Höhlen eingerichtetes Waschhaus, das der deutsche Ordensritter Wolfgang Philipp Guttenberg 1700 den Insulanern schenkte. Gleich daneben ist eine Klöppelei, wo noch nach alter Tradition das künstlerische Handwerk betrieben wird und man den Frauen bei der Arbeit zusehen kann. Uns interessiert aber mehr die Käserei am gegenüberliegenden Hügel. Hier müssen wir unbedingt rein und Ziegenkäse probieren und natürlich auch für Zuhause kaufen.
Dann fahren wir direkt nach Victoria. Alle Wege auf Gozo führen in die im Zentrum gelegene Inselhauptstadt. Sie erhielt ihren Namen 1897 von der britischen Königin Victoria, die damit zu ihrem diamantenen Thronjubiläum geehrt werden sollte. Die Gozitaner bezeichnen ihre Hauptstadt aber noch immer mit dem alten arabischen Namen Rabat. Die Stadt besteht aus der weithin sichtbaren, auf einer kleinen Erhebung angelegten Zitadelle, um die seit dem 17. Jh. die Vorstadt wächst.
Wir gehen durch die kleinen engen Gassen von Victoria zum Independence Square. Von hier aus führt der Weg nach oben zur Zitadelle. Die Zitadelle ist das Herz der Stadt, welche bereits im Bronze-Zeitalter, also etwa 1500 vor Christus befestigt wurde. Das Mauerwerk der Citadel stammt vorwiegend aus dem 16. Jh. bis 18. Jh.. Zwischen 1599 und 1603 wurde sie restauriert, um die Stadt noch besser vor Korsaren und Muslimen zu schützen. Da innerhalb der Befestigungsmauern seit dem 17. Jh. nur wenige Häuser errichtet wurden, präsentieren sich große Teile des Areals als Ruinen. Von den Befestigungen aus hat man einen wunderbaren Blick über die Insel.
Nach durchschreiten des Zitadellenhaupttores, das im letzten Jahrhundert vergrößert wurde, gelangt man an den Cathedral Square, der von der Cathedrale beherrscht wird. Errichtet wurde die Kathedrale der Mariä Himmelfahrt zwischen 1697 und 1711. Aus Kostengründen wurde bei dem Bau auf eine große Kuppel verzichtet und stattdessen erst später am Nordost-Ende ein Glockenturm angebaut. Der kostbar gestaltete Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1855, das Taufbecken stammt aus 1742.
Wir gehen durch die Fosse Street und kommen an die Kastellmauern. Wir laufen auf der Mauer, von der man einen grandiosen Blick über Gozo hat einmal, rund um die Zitadelle. Danach gehen wir wieder hinunter zum Independent Square. Ganz in der Nähe am St. George's Square liegt die gleichnamige Kirche die wir besichtigen. Treffen ist wieder auf dem Independence Square, der auch den Mittelpunkt der Stadt bildet. Er liegt unterhalb der Zitadelle und es wird täglich ein Markt hier abgehalten. Auffällig ist auch die Banca Giuratale ein 1733 errichteter barocker Halbrundbau an der Westseite des Platzes.
Der Bus bringt uns zurück in den kleinen Fischerort Mgarr Mit der Fähre sind wir wieder nach 30 Minuten auf Malta zurück.
Dienstag – 3.3.2009 - Heute am Dienstag unserem letzten gemeinsamen Tag auf Malta wollen wir zu den „3 Städten“ von Malta fahren mit einer abschließenden Weinprobe in einem Kellergewölbe nahe dem Upper Barracca Gardens. Vor der Abfahrt wird noch das obligatorische Gruppenfoto geschossen.
Mit einem kleinen Bus geht es nach Valletta. Die gesamte Stadt gehört seit 1980 zum UNESCO Welterbe. Die Malteser nennen Valletta auch il-Belt, was “die Stadt” heißt. Der imposante Ort befindet sich auf einer Landzunge mit dem Namen Monte Sciberras. Diese ist umschlossen von den beiden größten Naturhäfen im Mittelmeer. Auf der einen Seite befindet sich der Grand Harbour mit Blick hinüber zu den “3 Städten”, auf der anderen Seite liegt der Marsamxett Harbour in Richtung Sliema. Im Süden grenzt Valletta an den Ort Floriana.
Die Stadt ist ringsum von gewaltigen Festungsmauern bzw. Bastionen umgeben. Als im Jahre 1565 die Osmanen Malta belagerten, und die auf Malta herrschenden Ritter die Türken trotz deren militärischer Überlegenheit in die Flucht schlagen konnten, überlegte man sich, wie man Malta gegen einen möglichen neuen Angriff besser schützen könnte. Die Ritter des Malteserordens entschlossen sich, auf dem Monte Sciberras mit seiner strategisch günstigen Lage zu beiden Häfen eine moderne Festungsstadt zu errichten. Hierfür nahm man sich die Erkenntnisse der neuesten Militärarchitektur und damalige Theorien einer Idealstadt zur Hilfe. Papst Pius IV sandte seinen besten Baumeister Francesco Laparelli und europäische Königshäuser gewährten finanzielle Unterstützung.
Wenn man heute durch die Straßen Vallettas läuft, erkennt man schnell, dass die Stadt sozusagen vom Reißbrett geplant wurde. Der Grundstein wurde am 28. März 1566 durch den Großmeister des Ritterordens, Jean Parisot de la Vallette gelegt, dessen Namen die Stadt auch trägt.
Bereits am 18.03.1571 wurde der Sitz des Malteserordens offiziell von Birgu nach Valletta verlegt. Da der Malteserorden aus Angehörigen von acht verschiedenen Adelshäusern bestand, wurden in der Stadt auch acht Auberges (Herbergen) errichtet. Jede der sogenannten acht Zungen war für die Verteidigung einer der Bastionen zuständig.
Seit der Errichtung der Stadt wurde Malta nie wieder eingenommen oder angegriffen. Erst Napoleon übernahm 1798 Malta, wobei die Malteserritter unter dem Großmeister Ferdinand von Hompesch kampflos kapitulierten. Als im Zweiten Weltkrieg deutsche und italienische Luftangriffe stattfanden, wurden zwar Häuser zerstört, nicht jedoch die Festungsmauern. Diese hielten dem Bombenhagel stand. Heute ist Valletta eine Geschäfts- und Einkaufsstadt. Es gibt viele historische Plätze, einladende Cafes oder öffentliche Gärten, von denen aus man herrliche Ausblicke über die Häfen hat.
Nachdem wir in der 3. Stadt Valletta, in Upper Barracca Gardens waren ging es in den besagten Weinkeller. Hier gab es neben 6 verschiedenen Malteser und Gozo Weinen einen typischen maltesischen Imbiss mit Kapern, Schafskäse, Oliven, getrockneten Tomaten, weißen Bohnen, brauner Bohnenpaste und mit tomatencreme belegten Broten. Der maltesische Wein ist aufgrund der Sommerhitze und dem nicht vorhandenen Grundwassers etwas sehr besonderes. Sie sind im allgemeinen trocken oder herb. Der Weinanbau ist sehr verbreitet auf Malta, daher gibt es zahlreiche Winzer. Die größten drei sind Marsovin, Delicata und Camilleri. Wobei diese verschiedene Varianten bzw. Marken anbieten. Doch es gibt noch viele kleinere Winzer die hinter ihrem Haus einen eigenen kleinen Weinanbau betreiben. Auch wenn nur 10 km Seeweg zwischen Gozo und Malta liegen, es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Weine aus Gozo sind sehr fruchtig und süß. Gozo hat Grundwasser, im Gegensatz zu Malta, somit werden die Weine mit mehr Wasser versorgt. Ob Weiß, Rot oder Rose, ob von Malta oder Gozo, die Weine sind großartig und so ließen wir uns diese auch schmecken.
Anschließend ging es in die Nachmittagssonne was das übrige tat. Den Abend ließen wir dann noch im engl. Pub ausklingen mit Beer und Fußball. Wenn alles klappt sehen wir uns in Budapest Anfang Oktober wieder. Bis dahin wünschen wir uns alle viele gute und gesunde Laufkilometer.
Mittwoch 4.3.2009 – Nach dem Frühstück werden so nach und nach die Läuferinnen und Läufer unserer Gruppe verabschiedet. Angi und ich gehen noch 2 Stunden an der Promenade spazieren, bis uns das Taxi abholt zum Flughafen. Mit Air-Berlin geht es problemlos bis nach Paderborn und anschließend mit dem Auto nach Hause. Gegen 23:00 Uhr beenden wir unsere wunderschöne Lauf- und Kulturreise nach Malta.
Ende Teil
2
Europa
2009-2014