5 Tage Reise mit Marathon in Köln und Ultra in Ägypten
Köln – Lingen – Ägypten – Twente
11. – 15.7.2024 von Bernd Neumann
Diese 5 Tage Reise führt mich von Vellmar erstmal nach Köln zum Kölsche Variété Marathon und dann weiter ins Emsland nach Lingen. Am nächsten Tag mache ich einen Abstecher in die Region Twente und am nächsten Tag steht der Ultra in Ägypten/Hopsten auf meinem Programm. Dann nochmal bei schönen Wetter nach Ootmarsum/NL, bis es dann quer durchs Land über Warendorf nach Hause geht. Jetzt der Reihe nach.
1. Tag
Ganz früh morgens fahre ich los, direkt an den Startplatz unter der Rodenkirchener Autobahnbrücke. Nun heißt es bei sonnigem Wetter zwei Runden von hier über den Rhein und hoch bis zur Deutzer Brücke und auf der anderen Seite zurück. Gleich neben dem Parkplatz führt die Laufstrecke hoch zur Autobahnbrücke. Die rund 700m lange Brücke wird überquert und auf der anderen Seite geht es in einer Schleife runter an den Rhein. Die Strecke verläuft zwischen dem Campingplatz und dem Rhein entlang der Poller Rheinaue. Nun geht es entlang einer großen gepflegten Grünanlage bis zur Südbrücke. Gleich hinter der Eisenbahnbrücke geht es kurz doch auf die Alfred-Schütte-Allee. Hier oben führt die Strecke unter einer Lindenallee entlang. Im Schatten der Bäume gehe ich ein längeres Stück dem Deutzer Hafen entlang bis zur Deutzer Drehbrücke. Rechts der Strecke auf dem alten Gelände von AURORA entsteht ein neuer Stadtteil. Die Bagger sind schon über 1 Jahr am Abreißen der alten Gebäude.
Gegenüber auf der anderen Rheinseite kann ich die drei Kranhäuser sehr gut sehen. Es geht weiter über die Drehbrücke und immer weiter am Rhein entlang. Wir folgen noch ein Stück dem Vorhafen und kommen unter der Severinsbrücke durch auf die breite Deutzer Werft, die auch als Festplatz dient. Nun bin ich kurz vor der Deutzer Brücke die ich überqueren muss.
Auf der anderen Seite muss ich um das große Hotel und über den Heumarkt zur Promenade (Holzwerft). Links vor mir ist der Malakoffturm, ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung. Dahinter geht es über eine ehemalige Drehbrücke zum Schokoladenmuseum. Das lassen wir links liegen, genau wie gleich dahinter das Olympiamuseum. Es geht an den Rhein zur langen Promenade (Hansawerft). Der folgen wir nun unter der Severinsbrücke durch bis zur Südbrücke. Hier hört die Promenade auf und es geht weiter direkt neben dem Fluss auf der Oberländer Werft bis zur Rodenkirchener Brücke.
Die ersten 11,5 km sind geschafft. Nun versorgen und gleich in die 2. Runde. Jetzt sind schon knapp über die Hälfte der Marathonstrecke geschafft. Jetzt folgen zwei etwas kürzere Runden. Wir laufen jetzt nur noch bis zur Severinsbrücke die wir überqueren. Das ganze auch mal zwei und die Marathondistanz ist geschafft.
Jetzt heißt es auf gen Norden nach Lingen. Ich fahre über die A3 und A33 ins 220 km entfernte Emsland. Gegen Spätnachmittag komme ich in meinem Quartier für die nächsten Nächte im Ortsteil Brögbern an.
2. Tag
Heute ist KulTour-Tag. Meine Planung ist den Tag in der Region Twente auf alten Marathonspuren zu weilen und ein Besuch in der schönen historischen Stadt Ootmarsum. Schon auf dem Weg zur niederländischen Grenze fängt es an zu regnen. Ich komme in Ootmarsum gegen Mittag an und der Regen wird nicht weniger. Dann kurz nach 12 gibt es eine Regenpause und ich renne mal schnell in die Stadt. Dann kommt der nächste Schauer und ich rette mit in ein Cafe neben der Kirche. Also verlege ich die Kaffeezeit in die Mittagszeit.
Nach 1 Stunde mache ich mich auf und gehe in die nebenliegende „Saint Simon’s und Jude’s“ Kirche. Im hinteren Teil des Kirchenschiffes sitz eine Aufsicht. Ich gehe nach vorn zum Altar und höre Gesang der lauter wird. Naja ist ja heute oft das eine Musik-CD gespielt wird. Der Gesang wird immer lauten und ich erkenne den Song. Es ist Haleluja das durch Leonard Cohen bekannt wurde. Ich drehe mich um und sehe und höre das die Aufsicht das Lied Life singt. Wouw, das geht unter die Haut. Dann aber zurück durch den Nieselregen zum Auto. Das wird heute nichts mit einer ausführlichen Begehung des Ortes.
Ich mach nun noch einen Abstecher ins 15km entfernte DeLutte. Aussteigen ist nicht also weiter auf den Spuren vom Twente Marathon. Weiter um Denekamp zum Landgut und Wassermühle Singraven. Eine kleine Regenpause und schnell mal raus und einige Fotos machen. Dann aber wieder zurück zum Quartier denn morgen ist Ultramarathon-Tag.
3. Tag
Früh raus und schon in den Laufsachen ins 30 km entfernte Hopsten zum Ägypten-Ultralauf. Patrick Kaczynski veranstaltet hier schon zum 5. Mal den Ägypten Ultramarathon. Die Strecke ist ein asphaltierter Feldweg durch die Bauerschaft Ägypten. Es ist eine Wendepunktstrecke (1 Runde hin und zurück 5,62 km) die je nach Wunsch gelaufen werden kann, für die Ultrawertung müssen es 8 Runden sein um die 45 km voll zu haben.
Ich war im August 2020 schon mal hier und so finde ich dank Navi die Kreuzung Schwennenbrücke/Ägyperstraße gut. Es haben sich heute Morgen schon viele TeilnehmerInnen eingefunden. Ich parke mein Auto ein Stück entlang der Strecke ganz am Rand, so dass ein Traktor leicht vorbeikommen kann.
Patrick erklärt noch einige Dinge und begrüßt jede Person ganz herzlich und persönlich. Dann bekommt jeder eine sehr schöne laminierte Startnummer und wir gehen übers kleine Brückchen der Hopstener Aa und um 9 Uhr geht es los. Gehen, ja bei mir, die anderen rennen gleich flott los. Durch die Wendepunktstrecke werden wir uns aber heute oft sehen.
Nach 250m kommen wir am ersten Haus vorbei. Die Bauerschaft Ägypten besteht aus 9 Häusern mit 40 Einwohnern. Kurz danach teilt sich die Straße nach rechts geht es zum Heiligen Meer. Wir müssen uns aber links halten und auf der Ägypterstraße bleiben.
Laut Heimatforscherin Christa Tepe müsste das „Heilige Meer“ eigentlich „unheimliches Meer“ heißen. Um den See gibt es dichten Wald, der vermutlich im 30-jährigen Krieg als Versteck für Mensch und Tier war, um sich vor den Plünderern zu schützen. Was für die Tiere der Wald als Schutz war, war für die Heilige Familie Ägypten. Laut Matthäus-Evangelium wurde dort das Jesuskind versteckt um es vor Herodes zu schützen.
Es geht weiter zwischen den Gehöften entlang bis wir nach rund 900 m an eine Schutzhütte neben der Bushaltestelle kommen. Hier befindet sich auch da „Ortsschild“ Ägypten. Diese Schutzhütte ist nicht „nur“ für die Fahrgäste, nein sie wurde aufwendig als Feierhütte für die Dorfjugend erbaut. Das Haus wurde mit Schnitzereien an den Balken, Tische und Bänken verziert und hat eine verputze Rückwand erhalten.
Nach 1 ¾ km macht die Strecke eine Kurve und bei km 2,2 kommen wir über die Recker Aa. Es ist der einzige Anstieg auf dem Hin- und Rückweg. Ich schätze ca. 1 Meter Höhe muss überwunden werden. Nach rund 2,8 km sind wir an der Recker Straße. Kurz davor ist der Wendepunkt. Also umdrehen und das gleiche zurück und dann noch 7mal.
Da ich nur walke sind auch die letzten Teilnehmer spätestens nach meiner 6 Runde weg. Das kenne ich ja und so drehe ich meine Runden allein mit bzw. in der Natur. Am Abend schicke ich dann Patrick ein Foto meiner Uhr mit Streckenlänge und Laufzeit. Es ist Nr. 38 in 2024 und der 445. Gesamt Marathon/Ultra. Dann fahre ich wieder zurück nach Lingen ins Quartier.
4. Tag
Heute ist schönes Wetter und ich fahre auch schon früh los. Meinen ersten Stopp mache ich im 50km entfernten Bad Bentheim. Die Burg Bentheim überragt die Stadt. Ich parke unterhalb der großen Burganlage am Schlosspark und gehe durch den Park hinauf zur Burg.
Die Burg Bentheim ist eine Höhenburg die nach alten Dokumenten bis ins 11. Jh. zurückreichen. Der größte Teil der Burg ist heute ein Museum das von Oskar Prinz zu Bentheim und Steinfurt mit eingerichtet wurde. Ich gehe um die Burg und komme durch das untere Burgtor, in dem viele Symbole eingemeißelt sind, in den vorderen Burghof. In diesem Burghof befindet sich ein Cafe mit einer schönen Fernsicht auf der Burgmauer. Der andere Teil der Burg ist kostenpflichtig. Da ich aber weiter will scheue ich die 10 € Eintritt und gehe außen um die Burg wo ich am Pulverturm und Batterieturm vorbeikomme. Ich biege am Löwendenkmal ab runter zum Parkplatz. Hier am Weg befindet sich oben an der Burg auf einem Felsen das Teufelsohrkissen. Es wurde nach einer uralten Sage so benannt.
Dann noch einen kurzen Stopp an der Sankt Johannes Kirche. Nach einigen Fotos geht es weiter runter zum Parkplatz und dann weiter über die Landstraßen zum nächsten Ziel. Kurz danach überqueren ich die Deutsch/Niederländische Grenze.
Nur 13 km weiter, südlich von DeLutte befindet sich das Arboretum Poort Bulten. In diesem Arboretum (Sammlung verschiedener lebender Bäume und Sträucher) befinden sich etwa 2.500 einheimische und exotische Bäume und Sträucher. 8,6 ha sind hier als Park angelegt durch den sehr viele Wege führen und an fast allen Bäumen befinden sich Hinweisschilder.
An einem Kirschbaum muss ich probieren, aber habe sie schnell wieder ausgespuckt ekelig sauer. Nach einer knappen Stunde fahre ich weiter zum Naturschutzgebiet Het Lutterzand.
Durch dieses Naturschutzgebiet fließt die Dinkel, die an den Rändern Sandstreifen hat, mit teilweise steilen Böschungen. Diese hügelige Landschaft mit ihren Tannen- und Laubbäumen, Wacholdersträuchern, Sanddünen und Heidefeldern ist ein großes Wander- und Freizeitgebiet mit Restaurants, die bei schönem Wetter überfüllt sind. Auf dem großen Parkplatz gab es wunderschöne alte Porsche zu bewundern und auch einige alte Mopeds konnte man bestaunen.
Nach einem Spaziergang in der Dünenlandschaft fahre ich noch weiter zum „Ros van Twente“ wo damals der Start und Ziel von meinem ersten Twente-Marathon war. Es ist heute geschlossen, deshalb nur schauen Fotos machen und weiter.
Jetzt 2. Versuch ins schöne historische Ootmarsum. Ich parke am Stadtrand und gehe dann über die Marktstraat zum Kerkplein. Da heute schönes Wetter ist gehe ich durch viele kleine und schöne Straßen, mit vielen kleinen Cafes und Hinterhöfen. Es ist eine sehr schöne kleiner Stadt die ideal für einen Tagesausflug ist.
Ootmarsum hat einen mittelalterlichen Stadtkern. Schon 1314 wurden ihr die Stadtrechte verliehen. Wegen seiner vielen Galerien ist die Stadt auch als Kunststadt des Niederländischen Ostens bekannt. Sehenswert ist das alte Rathaus von 1777 wo sich heute in einem Teil eine Modeboutique befindet. Sehenswert sind auch das Drostenhaus und das Cremershaus. Die Kirche wurde in den Jahren 1196 – 1220 aus Bentheimer Sandstein errichtet.
Am Gansenmarkt befindet sich die Reformierte Kirche von 1810. Auf dem Weg zum Portal gibt es eine Gasse mit vielen Bäumen wo ich mich am Rande niederlasse. Ich gehe in die Patisserie „Pieck Fijn Ootmarsum“ und gönne mir Kaffee und leckeren Karamellkuchen mit Baisse.
So gegen 17 Uhr gehe ich zurück zum Auto und fahre zurück ins 45 km entfernte Lingen zum Quartier.
5. Tag
Heute heißt es Sachen packen ins Auto und über die Landstraße ins 100 km entfernte Warendorf. Ich hatte dort schon mal Halt gemacht im Juni 2023 möchte mir aber dort noch andere Gebäude ansehen.
Der Ursprung der heutigen Stadt Warendorf geht vermutlich zurück bis ins 9. Jh. wo am Ufer der Ems Fischer mit Flechtwerken Fische fingen ("warano thorb" (Siedlung an den Wehren). Um 1200 bekam es Stadtrechte und wurde auch Mitglied der Hanse. Mitte des 17. Jh. wurde erstmals ein Fettmarkt (Handel mit fettem Vieh) in der Stadt erwähnt. Geprägt wurde Warendorf durch seine vier Märkte Krickmarkt, Schweinemarkt, Heumarkt und den Marktplatz. Seinen heutigen Bekanntheitsgrad erhielt die Stadt durch das 1826 gegründete Nordrhein-Westfälische Landgestüt.
Diesmal parke ich am Lohwall einem sehr großen und kostenlosen Parkplatz. Nach ca. 500m bin ich auf dem historischen Marktplatz. Ich gehe über den Marktplatz zur dahinter liegenden Kirche St. Laurentius. Sie ist die älteste Kirche von Warendorf und wurde schon auf die Grundmauern vorheriger Kirchen in den Jahren1404-1471 erbaut. Sie ist seit dem 18. Jh. Ziel von vielen Wallfahrten. Im Inneren sticht besonders der Flügelaltar ins Auge. Dieser dreiflügelige Altar ist eines der bedeutendsten Werke der Hochgotik im Raum Westfalen. In der Mitte wird eine Szene vom Kalvarienberg gezeigt. Diesmal nehme ich mir mehr Zeit auch für das sehr schöne Eingangsportal mit den vielen Figuren.
Seitlich von der Kirche befindet sich das alte historische Brauhaus. Ich gehe weiter und mache Stopp an der alten St. Marienkirche.
Die Marienkirche ist eine dreischiffige neuromanische Basilika von 1911. Das sehenswerte bzw. besondere in der Kirche ist die einst als Miraculbild bezeichnete Darstellung der Himmelfahrt. Dies ist eine Neuanfertigung des Gnadenbildes aus 1640 das 1741 beim Brand der alten Kirche vernichtet wurde.
Von der ersten Kirche aus dem 1200 Jh. steht heute nur noch der gotische Kirchturm. Neben dem Turm wurde der Umriss der ehemaligen Kirche durch Pflasterung gekennzeichnet. Soviel Kultur zu Fuß macht Hunger und Durst und so gehe ich in die Einkaufsstraße wo sich viele Cafes befinden. Die Straße ist immer noch nicht neu gemacht und lädt somit auch nicht zum längeren Verweilen ein. Also Versorgen und dann weiter über die Landstraße ins 30 km entfernte Gütersloh.
Gütersloh hat eine schöne Innenstadt mit Fußgängerzone, aber das kenne ich und mich zieht es mal wieder in den Stadtpark mit dem Botanischen Garten. „Güterslohs grünes Wohnzimmer“ wie die großzügige Parklandschaft auch genannt wird zieht bei jedem Wetter viele Besucher an. Es gibt hier ganz viele interessante Stationen wie z.B. Apothekergarten, Dufttunnel, Sonnengarten oder die Voliere am Cafe. Einen großen Teil nehmen auch die je nach Jahreszeit gepflanzten Blumenbeete. Für mich immer wichtig den tollen Mohnkuchen im Cafe zu genießen.
Dann neigt sich schon der Tag und es geht über die Landstraßen nach Hause das noch 110 km entfernt ist. Das waren wieder fünf schöne Tage mit Marathon und Ultramarathon und viel KulTour.