Kolobrzeg (PL) - Usedom - Goitzsche 2016

Kolberg Marathon – Usedom – Goitzsche Marathon

Marathon und Urlaubsrundreise durch Westpommern, Usedom und Sachsen-Anhalt

1. – 8. Mai 2016 von Bernd Neumann 1. Teil Kolobrzeg Polen

 Es ist schon seit längerem mein Wunsch, dass ich mal gern in Polen einen Marathon gelaufen wäre. Nun ist es endlich soweit ich laufe einen kompletten Marathon in Polen. Am 1. Juni 2014 bin ich in Görlitz den Marathon gelaufen, der auch zum Teil über polnisches Gebiet führt. Heute heißt es ab an die Ostsee nach Kolobzeg (Kolberg). Rund 300km sind es noch von Berlin nach Nordosten bis zur Ostsee.

 Gefunden habe ich diesen Lauf, der dieses Jahr zum 4. Mal durchgeführt wird, auf der Internetseite: www.polen-pe/eu/laufen-in-polen-2016-vom-Volkslauf-bis-zum-Marathon/.

 Die Anmeldung war ein bisschen schwierig, denn man musste sich zuerst registrieren und dann erst anmelden zum Lauf. Neben dem Marathon der auf 500 Teilnehmer begrenzt ist gibt es seit diesem Jahr auch noch einen Halbmarathon sowie einige kürzere Läufe. Nach erfolgter Anmeldung zum Marathon für den ich rund 35 Euro (Überweisung in Sloty) überwiesen habe musste ich mir noch ein Quartier suchen. Das ging recht einfach übers Internet, obwohl der 1. Mai in der Bade- und Kurstadt meist ausgebucht ist.

 Am Freitag starte ich sehr früh am Morgen um noch in den Nachmittagsstunden dort zu sein um mir auch noch was anzusehen, von der Altstadt und der Kur- und Wellnessmeile am Strand. Kolberg wie es in Deutsch heißt liegt ca. 140km von der deutschen Grenze zu den Kaiserbädern entfernt.

 Bis nach Kolobrzeg führte mich mein Navi problemlos, aber dann kam das suchen nach dem Hotel. Die Straße in der 50.000 Einwohner großen Kur- und Solbadstadt kannte es nicht. Ich fragte einen Passanten der die Straße auch nicht kannte war aber sehr hilfsbereit und fuhr mit mir durch verschiedenen Ecken der Stadt. Er sprach nur polnisch und so verständigten wir uns mit Zeichensprache. Ich hatte ja den Ausdruck vom Hotel dabei, aber es wurde trotzdem schwierig. Als auch er nicht mehr weiter wusste hielten wir an einem Taxistand und bekamen dann die richtige Wegstrecke zum Hotel Villa Meduza.

 Nachdem ich Sloty im Nachbarhotel am Automaten geholt hatte bezahlte ich das Hotel und konnte dann einchecken. Zum Hotelpreis kamen dann noch die Kurtaxe und der eigene Parkplatz, dafür waren es auch nur rund 200m bis zur Promenade.

 Das Zimmer war recht klein aber ordentlich und sauber mit fast neuem Bad. Alles in allen ok. Im Innenhof ist ein kleiner schöner Garten mit Springbrunnen.

 Mein nächster Weg führte mich über die schöne Promenade runter zum Pier. Erst mal Seeluft schnappen. Die 220m lange Seebrücke wurde 2015 komplett saniert und ist die zweitlängste Betonseebrücke in Polen. Hier in Strandnähe stand auch das berühmte Strandschloss aus Ende des 19. Jahrhunderts. Im 2. Weltkrieg würde es zerstört und die Reste wurden 1962 komplett beseitigt.

 Am Ende der Seebrücke befindet sich ein Cafe mit großer Terrasse. Steht man auf dem Pier so sieht man mit Blick zum Land nach rechts den Kolberger Leuchtturm am Hafen und beim Blick nach links über den langen Sandstrand ganz klein am Horizont die Latarnia Morska Gąski. Das ist der Leuchtturm wo am Sonntag der Wendepunkt vom Marathon ist.

 Über den schönen und neuen breiten Boulevard Jana Szymánskiego (benannt nach dem polnischen Eisschnellläufer) schlendere ich in Richtung Hafen. Heute sind auch die ersten Strandkörbe vermietet, aber nur zum Sonnen, zum Baden ist die Ostsee noch zu kalt. Kolberg soll die meisten Sonnentage an der Ostsee haben und auch die höchsten Wellen. Mit seinen Salz- und Mooranwendungen wird das Seebad auch von vielen Deutschen besucht die hier kuren.

 Hinter dem Boulevard befindet sich eine große Grünanlage wo auch das Denkmal zur Vermählung Polens mit dem Meer steht. Da Polen während des 2. Weltkrieges keinen Zugang zum Meer hatte wurde durch dieses Denkmal der Zugang zum Meer symbolisiert und jedes Jahr am 18. März gefeiert.

 Nur ein Stück weiter am Wasser entlang kommt man zum Hafen, der von dem großen alten Leuchtturm überragt wird. Der heute 26m hohe Turm wurde auf die alten Grundmauern eines früheren Forts errichtet das hier am Hafeneingang stand. Der Aufstieg lohnt sich allein wegen dem herrlichen Fernblick.

 Dahinter breitet sich mit 3 Hafenbecken der größte Fischereihafen von Polen aus. Hier mündet auch der Fluss Parseta ins Meer. Die Parseta ist rund 140 km lang und entsteht bei Parsecko. Als Wildwasserbach ist sie immer wieder mäandernd. Auf ihrem Weg in die Ostsee wird sie ab Karlino als Kanuwanderstrecke genutzt.

 Schon seit dem Mittelalter hatte Kolberg einen Hafen der heute von Yachten, Fischerbooten, Ausflugsschiffen und Militärschiffen genutzt wird. Während der gesetzlichen Feiertage können auch die Militärschiffe besichtigt werden was dem Tourismus in diesen Tagen einen großen Menschenauflauf beschert. Am Hafen gibt es viele Buden in denen man Andenken kaufen kann.

 Im Bereich um den Leuchtturm gibt es auch viele Restaurants, Imbisse und Souvenirläden. Bei Einbruch der Dunkelheit wird der Leuchtturm befeuert und auch sein Leuchtfeuer ist weit zu sehen.

 Ich gehe zurück zum Pier der jetzt verschieden farbig von unten angestrahlt wird. Mit zunehmender Dunkelheit wird es jetzt auch recht kühl durch den Wind hier direkt am Meer. Die Sonne verschwindet heute nicht im Meer sondern taucht hinter einer großen Wolke ab.

 Heute am Samstagvormittag steht für mich die Stadtbesichtigung auf dem Programm. Kolobrzeg wurde zwar im 2. Weltkrieg zu fast 90% zerstört und nur 5% der vorherigen Bevölkerung überlebte aber es gibt trotzdem viele sehenswerte Gebäude im Altstadtkern.

 Von meinem Hotel aus waren es nur 10 Minuten fußläufig am Kulturzentrum und dem Bahnhof vorbei zur Altstadt. Gegenüber vom Hotel New Skanpol, mit seinen bunten Balkonen, beginnt schon der große Stadtpark, der „Plac 18-go Marca“ (Platz des 18. März), der auch an die Befreiung der Stadt erinnern soll. Die 100ha große Grünanlage strahlt mit ihren vielen Blumen und dem großen Springbrunnen eine herrliche Ruhe aus. Er ist auch der Ruhepol zwischen Altstadt und Strand.

 Vom Park aus führt mich mein Weg zuerst zum großen Dom, der Marienkirche. Der riesige Backsteinbau war sogar als Navigationspunkt auf alten Seekarten eingetragen, da man ihn schon weit vom Meer aus sehen konnte. Seine imposante Größe verhalf ihm auch zum Wahrzeichen von Kolobrzeg.

 Vor dem Dom steht ein interessantes Denkmal das den polnischen Papst Johannes Paul II., Boleslaw Chrobry (den ersten polnischen König) Kaiser Otto III. (der Boleslaw Chrobry krönte) und den deutschen Papst Benedikt XVI. zeigt.

 Die Marienbasilika wurde gegen 1300 als Pfarrkirche in Backsteingotik erbaut. Sie hat drei Turmspitzen mit 74m Höhe und Außenmasse von 70x42m. Im sehr massiv wirkenden Turm ist auch der Eingang zur Kirche. Die Kirche wird aktiv von den Kolbergern genutzt. Im Inneren sind sehenswert der 4m große siebenarmige hölzerne Kronleuchter von 1327, das Taufbecken von 1355 sowie auch das Chorgestühl von 1340. In der Zeit von 1531 bis 1945 wurde die Kirche von der evangelischen Gemeinde genutzt.

 Schräg gegenüber stand das gotische Rathaus aus dem 14. Jahrhundert. Napoleons Armee hat den früheren Bau 1807 zerstört. Anfang des 19. Jh. wurde das jetzige Rathaus auf den alten Grundmauern nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichtet. Bei genauem hinsehen kann man erkennen, das das Rathaus in verschiedenen Jahren erbaut wurde. Mit seinen fünf kleineren Ecktürmen sowie dem großen Turm und den Schießscharten sieht das Rathaus fast wie eine kleine Burg aus.

 Davor ist der rechteckig angelegte Marktplatz(Polnisch: Rynek) von dem in alle Richtungen belebte Einkaufsstraßen abzweigen. Ich folge der Ulice Gierczak runter in Richtung Persante Fluss.

 Am Ende der Häuserzeile steht auf der rechten Seite ein sehr alter Backsteinbau aus dem 15. Jahrhundert. In diesem Patrizierhaus, im spätgotischen Stil, wohnten früher Bürger aus der Kolberger Oberschicht. Kolobrzeg konnte sich schon sehr früh Steinhäuser leisten, denn durch die Hanse gab es hier viele vermögende Kaufleute. Solche Backsteinhäuser prägten früher das Stadtbild von Kolobrzeg.

 Gleich nebenan befindet sich in Mitten der Stadt ein Militär- und Waffenmuseum. Auf einem freien Platz kann man als Militärfan verschiedene Flugzeuge, Schiffe oder andere Waffen besichtigen.

 Auf dem Freigelände stehen u.a. ein 'Würger', ein Jagdflugzeug der Bremer Focke-Wulf-Flugzeugbau vom Typ Focke-Wulf fw 190 neben einem russischen T34-Panzers. Eine Boeing B17 Flying Fortress ('Fliegende Festung') überragt viele andere der Militärfahrzeuge und Flugzeuge aus der Zeit des kalten Krieges. Daneben steht ein Motorrad Falcon 600 aus dem Jahr 1936 sowie eine russische MiG 19p, ein kleines Flugzeug der russischen Fabrikation von Mikojan und Gurewitsch (MiG). Ich knipse ein paar Fotos von außen und wandere weiter runter zur Parseta.

 Nach ein paar Fotos gehe ich die Budowlana entlang und komme in der Alten Neustadt zu einer Siedlung von 11-stöckigen Plattenbauten, die nach dem städtebaulichen Konzept hätten nie gebaut werden sollen. Sie rahmen die Stadt vom Südosten her ein. Ganz interessant sind hier die kleinen Kioske bzw. Obst- und Gemüsehäuschen die wie vergessene Spielzeugkisten wirken.

 Kurz vor der Walki Mlodych Allee am Rande der Altstadt steht ein großer alter Wasserturm aus dem Jahr 1885. Dieser neugotische Turm wirkt wie eine mittelalterliche Verteidigungsanlage mit seinen 26m Höhe und 15,5 m Durchmesser. Der 720 m3 fassende Wasserspeicher wird heute als zusätzlicher Wasserspeicher für das Wasserwerk genutzt, nicht mehr als Trinkwasserspeicher.

 Nicht weit vom Wasserturm liegt an einer kleinen Grünanlage der Pulverturm. Er ist das letzte Gebäude der ehemaligen Befestigungsanlage der Stadt Kolberg. Er wurde auch Luntenturm genannt weil hier das Schießpulver für die Verteidigung lag. Er ist bzw. war in die Stadtmauer integriert was auch die Schießscharten auf der Rückseite belegen. Die Stadtmauer wurde im 19. Jh. abgetragen.

 Geht man ein Stück weiter auf der Dubois Straße kommt man an eine schöne Häuserzeile in dem sich viele Geschäfte, Cafes und Restaurants befinden. Die Häuser wurden auf die Reste der im 2. Weltkrieg zerstörten Gebäude aufgebaut und so gibt es manch schönen Gewölbekeller in dem sich Boutiquen und Lokale befinden.

 Durch den großen und herrlich blühenden Park und am Bahnhof vorbei beende ich meinen Rundgang.

 Nach einer Ruhepause im Hotel mache ich mich zu Fuß auf den Weg zum San-Hotel wo es die Startunterlagen gibt. Hier treffe ich auch einige Deutsche Läufer die mit der Firma Brylla-Reisen hier sind. Die Firma hat sich auf Reisen in diese Region spezialisiert und lädt jedes Jahr 4-6 Läufer aus Deutschland zu dieser Laufveranstaltung ein. Für 30 Sloty extra gibt es noch ein Erinnerungs-Shirt und anschließend im Startpreis enthalten Nudeln mit verschiedenen Soßen im Hotelgarten.

 Der Weg zum Hotel führt mich nochmal zum Pier und dann ist Ruhe, denn morgen früh ist Marathon.


4. Kolobrzeg Marathon (POL) 2016

Ostseeblick, Dünen und Strand inklusive

1. Mai 2016

 Da der Start ca. 1km von meinem Hotel entfernt ist kann ich noch in aller Ruhe um 8 Uhr frühstücken. Dann geht es gemütlich, aber mit Windjacke, denn es ist recht frisch heute Morgen (1. Mai 2016) zum Start an die Sikorskiego zum Wellness-Hotel Pro Vita. Ich bin so 30 Minuten vor dem Start dort wo nur der Sprecher unentwegt am reden ist. Ich verstehe natürlich nichts und gehe erst mal ins Hotelfoyer zum Aufwärmen.

 Der Kolberg Marathon ist erst drei Jahre und hat leicht steigende Teilnehmerzahlen beim Marathon. Heute gibt es zum ersten Mal zusätzlich noch einen Halbmarathon. Es werden so rund 500 Teilnehmer auf beiden Strecken starten.

 So kurz vorm Start sammeln sich die Läufer beim Startbogen. Hier treffe ich auch wieder auf einige der Läufer von Brylla-Reisen von gestern. Ich werde von einigen Marathonis mit Namen angesprochen, denn man kennt mich von meinen vielen Marathonberichten auf Marathon4you. Nach ein paar Fotos und dann geht es auch gleich los. Rund 250 Marathonis und rund 250 Halbmarathonis (Halbmarathon = Polmarathon) setzen sich in Bewegung. Wie immer durch mein vieles fotografieren bin ich schnell am Ende der Gruppe und folge erstmal dem Feld.

 Wir starten in östliche Richtung und sind auch schnell aus dem Ort raus auf der Promenade. Rechts noch die letzten großen Hotels und links Sand, Strand und Meer. Hier ist es auch noch recht frisch und einige laufen mit Windjacke.

 Wir folgen dem Radweg der uns durch viel Grün führt. Beim Km 3 geht es durch eine Sumpflandschaft und unsere Laufstrecke führt über lange Holzwege. Eine wunderschöne Landschaft hier. Heute Morgen sind außer uns nur noch ein paar Fahrradtouristen unterwegs.

 Kurz hinter Km 4 verlassen wir den Blick zum Strand in einer kleinen Schleife und kommen am Km 5 zur ersten Versorgung. Dann geht es parallel am ehemaligen Fliegerhorst entlang der zum Ort Bagicz (Bodenhagen) gehört. Bodenhagen wurde schon 1910 Ostseebad. Durch den Fliegerhorst verlor diese Gegend jedoch ihr Badeidyll was sich jetzt so nach und nach erholt wie auch bei vielen anderen kleinen Orten hier entlang der Ostsee. Da nach 1945 Pommern wieder zu Polen gehörte haben viele Orte noch den deutschen und polnischen Namen.

 Der Ort bzw. was noch übrig ist liegt rechts der Laufstrecke und ist schon rund 260 Jahre alt. König Friedrich der Große hat hier ein Straßendorf mit 20 Bauernstellen errichten lassen. Die Bauern ernährten sich hier damals von Viehzucht. 1945 übernahm die Sowjetarmee den Flugplatz und ließ die meisten Häuser abreisen. Heute ist der Wohnplatz wieder von Polen bewohnt.

 Wir folgen weiter dem Radweg der uns durch eine sehr schöne Landschaft führt. Beim km 9 laufen wir am Badeort Sianożęty (deutsch Ziegenberg) vorbei. Auf dem Ziegenberg siedelte Anfang des 17. Jh. der Bauer Peter Maaß und jagte in Wolfskuhlen die er anlegte die damals hier vorkommenden Wölfe. Nachfahren von ihm lebten hier noch bis sie 1946 von der Sowjetarmee vertrieben wurden.

 Beim km Schild 10 erreichen wir den Ortsrand bzw. die Campingplätze von Ustronie Morskie (Henkenhagen). Nach dem Beitritt von Polen zur Europäischen Union in 2004 ist der Badeort zu einem internationalen Tourismuszentrum geworden. Wir laufen zwischen dem Ort und dem langen breiten weißen Sandstrand weiter.

 Bei km 10,55 hängt ein Banner über dem Weg der den Halbmarathonis (1/2 Kolobrzeg Polmarathon) sagt das sie hier umkehren müssen. Ab hier beginnt für mich mal wieder die Einsamkeit des Langstreckenläufers.

 Wir verlassen beim km 12 die Strandnähe und biegen in den Wald vom Naturpark Ośrodek Wczasów Rodzinnych. Vorbei an Hotels und einem Klettergarten kommen wir auf die Wojska Polskiego die uns nach Wieniotowo dem nächsten Ort führt.

 Kurz vorm Ort biegen wir links ab und umlaufen an den ersten Häusern den Ort. Wieniotowo gehört zur Gemeinde Ustronie Morski (Landgemeinde Henkenhagen). Wir sind ungefähr bei Km 13,5. Nun geht es weiter über ein längeres Stück Asphaltstraße wo mir bei ca. km 15 die ersten bzw. schnellen Marathonis auf ihrem Rückweg begegnen.

 Rund einen Kilometer später kommen wir an den Fluss Czerwona (Rothwasser) wo sich eine Getränkestation befindet. Kurz danach wechselt der Untergrund von Asphalt auf Beton und ein Stück weiter sind wir auf weichem Waldboden. Hier werden jetzt die Marathonis schon mehr die auf ihrem Rückweg sind. Ab km 19 ist der Untergrund an den ersten Häusern geschotterter Feldweg.

 Wir sind am Ortsrand von Gąski (Funkenhagen) einem Ort mit knapp 500 Einwohnern. Bei km 19,5 links der Laufstrecke überragt der große Leuchtturm das Grün. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Halbmarathon-Wende am Leuchtturm.

 Schon Ende des 13. Jh. wurde das kleine Dorf Vunkenhagen urkundlich erwähnt. Mitte des 19. Jh. kaufte der preußische Premier-Lieutnant Albert Hermann Carl von Rhade den Ort. Gaski lebt heute viel vom Tourismus, denn es gibt hier einen langen und breiten Sandstrand. Im Ort soll ein Atomkraftwerk gebaut werden. In 2012 schien der Plan verworfen zu sein nun soll es in den nächsten 4 Jahren trotz heftigster Bürgerproteste gebaut werden.

 Wir biegen im Ort ab zum Leuchtturm (polnisch: Latarnia morska Gąski). Kurz vor der nächsten Versorgung steht das 21km Schild. Links von uns steht der 50 Meter hohe rote Backsteinturm. Er wurde in den Jahren 1876 bis 1878 erbaut und leuchtete anfangs 35 km weit. 1927 wurde er von Petroleum auf Elektrizität umgestellt und das Leuchtfeuer ist seit der Zeit 43km weit zu sehen. Ich konnte ihn sogar vom Strand von Kolobrzeg aus am Abend sehen.

 Hinter dem Versorgungsstand geht es runter zum Strand. Bevor ich weiterlaufe gehe ich noch in den geschützten Innenhof von der Anlage wo sich ein schöner Biergarten befindet. Noch ein paar Fotos und dann geht es auf den Rückweg.

 Noch ab und zu einen Blick zurück und im Kreis um den Turm geht es erst über den Schotterweg dann wieder in den Wald. Die Kilometer 23, 24 und 25 gehen über den weichen Waldboden.

 Am Versorgungsstand überqueren wir wieder den Fluss Czerwona und folgen der Betonpiste nach Ustronie Morski. Beim km 26 kommen wir wieder am Kletterpark vorbei und biegen ab zum Strand.

 Die wenigen die heute am Strand sind, sind warm angezogen. Auch bei uns auf der Laufstrecke bläst hier in der Nähe vom Wasser der Wind sehr kühl.

 Wir biegen wieder vom Strandweg ab in den Ort. Hier steht das Km-Schild 30. Dann geht es wieder über den Radweg weiter zurück in Richtung Ziel. Hierbei kommen wir wieder durch die schöne Vegetation jetzt links des Weges. Rechts wird jetzt hinter km 37 immer wieder der Blick frei zum Strand und zum Wasser.

 Es folgt der lange Holzweg wo es eng wird wenn sich zwei Radfahrer begegnen. Vor mir kommt eine Frau ins Wanken steigt ab und blockiert für einen Moment den kompletten Holzsteg. Kurze Pause dann geht es weiter.

 Hinter dem Holzsteg kommt der Km 40. Nun sind es nur noch 2,2 km zum Ziel am Ortsrand von Kolobrzeg.

 Kurz vorm Ziel kommen mir zwei junge Mädels entgegen und laufen mit mir zusammen durchs Ziel. Er ist vorbei der 184. Marathon. Nach 5 Monaten Zwangspause ist der nächste Marathon geschafft. Zeit 5:44:21.

 Hinterm Ziel kommen noch die obligatorischen Fotos. Da es hier windgeschützt und warm ist schaue ich mir noch die Siegerehrung an bevor ich dann ins Hotel zurückgehe. Morgen früh geht die Reise weiter.

 Es ist Montag der 4. Tag meiner Reise entlang der Ostsee. Ich verlasse Kolobrzeg und fahre über die Landstraße in Küstennähe westwärts. In einem kleinen Ort fallen mir die vielen Storchennester auf. In einem bewegt sich was und so stoppe ich und kann einen prächtigen Storch fotografieren.

 Dann geht es weiter über ganz alte lange Alleen, wie ich sie von früher auch bei uns kenne.

 Bei Rewal komme ich wieder direkt an die Küste und mache vorm nächsten Ort halt. Ich gehe an die Steilküste und habe einen herrlichen Blick über Strand und Meer.

 Wie ich über die Steilküste in Richtung Ort gehe sehe ich schon von weitem eine riesige Aussichtsplattform über der Küste. Sie gehört zum Ort Trzesaczu. Da es hier so schön ist mache ich eine Pause und laufe über die Promenade auf die Plattform. Hier oben an der Steilküste stehen noch die Reste einer gotischen Kirche.

 Die große Terrasse (Stahlbrücke) ist genau neben der Kirchenruine und ragt 36,6 m übers Ufer. Von der Aussichtsplattform hat man einen guten Blick auf das Kliff sowie über den Strand und Meer.

 Der ganze Küstenstreifen zwischen Tręsacz (Hoff) und Niechorze (Horst) hat ein hohes Kliff durch ständige Unterwaschungen. Der Landverlust beträgt hier jährlich bis zu 2m. Diesen Verschiebungen ist schon die Nikolaikirche des Ortes zum Opfer gefallen. Diese spätgotische Kirche wurde Ende des 15. Jh. mit einem prächtigen Altar erbaut. 1805 war sie noch 25m vom Kliff entfernt musste jedoch schon 1874 geschlossen werden. Der hintere Teil der Ruine am Kliff wurde 2009 terrassenartig befestigt. Die Ruine ist ein beliebtes Motiv das auch schon Lyonel Feininger in dreißig seiner Zeichnungen und Gemälde festhielt.

 Trzęsacz (Hoff) ist als ein Kirchendorf neben einem Rittergut entstanden. Zu diesem Gut gehörten auch ein Schloss sowie zwei Teiche. Nach einer alten pommerschen Sage soll hier vor vielen Jahren eine Schwedin mit zwei Kühen auf einer Eisscholle über die Ostsee angetrieben worden sein. Sie ist nicht zurück in ihr Land sondern hat den Rest ihres Lebens bis ins hohe Alter hier in Langenhagen gelebt.