05.01.14 von Bernd Neumann
Das Neue Jahr 2014 ist erst 5 Tage alt und es zieht mich schon wieder auf die Marathonstrecke. Da Marathons um diese Jahreszeit noch sehr rar sind, habe ich die Einladung vom LLG Kevelaer gerne angenommen beim 12. LLG-Kevelaer Marathon zu starten und über diesen Lauf zu berichten.
Nun schon zum 2. Mal auf der neuen Strecke in Twisteden geht der ehemalige Honigkuchen-Marathon in die 12. Auflage. Der neue Veranstaltungsort bedeutet „Das bewährte beibehalten“ und wegen der beengten Verhältnisse, die es heute nicht mehr gibt, gibt es auch kein Teilnehmerlimit mehr. Wenn es in der Ausschreibung heißt, es geht nach Irrland so heißt das nicht das derjenige der am 1. Sonntag im Neuen Jahr Marathon läuft auch irre sein muss. Es heißt, es gibt viele Parkplätze am Freizeitcentrum „Irrland“ direkt neben dem Sportplatz vom DJK Twisteden.
F ür das Wochenende waren Unwetterwarnungen mit größten Ausmaßen, nicht für uns, sondern Hochwasser in Großbritannien und Schneechaos in USA vorausgesagt. Für die Region Kevelaer hieß es Temperaturen zwischen 4 und 7 Grad Plus, 4 Stunden Sonne und Niederschlagsrisiko 50 %. Also los früh auf die Autobahn und in knapp 3 Stunden erreiche ich den Großparkplatz Irrland.
Wer nicht weiß, wo der 2.-größte Wallfahrtsort in Deutschland liegt hier einige Infos. Die Stadt Kevelaer (28.000 Einwohner) liegt in der niederrheinischen Tiefebene inmitten einer Donkenlandschaft, im Kreis Kleve. Donk oder auch Dunk sind flache Erhebungen in sumpfigen Gelände, die vermutlich schon im frühen Mittelalter Ausgangspunkte für die Besiedlung dieses feuchten Tieflandes waren. Die Stadtteile heißen Winnekendonk, Kervendonk, Kolvendonk und Grotendonk.
Kevelaer ist eine der bekanntesten Städte am Niederrhein was vor allem daran liegt, dass Kevelaer der größte Wallfahrtsort Nord-Westeuropas ist. Im Stadtzentrum liegt der Kapellenplatz mit der Gnadenkapelle und darum befinden sich die Basilika, die Kerzenkapelle, die Beichtkapelle sowie vier Fußgängerzonen. Die Wallfahrten mit ca. 1 Million Menschen jedes Jahr aus der ganzen Welt bilden schon seit über 360 Jahren das Kevelaerer Stadtleben. Im Jahre 1987 besuchten Papst Johannes Paul II. und Mutter Theresa die Stadt.
Bei einer so interessanten Stadt lohnt sich auch ein Rundgang. Von der Busmannstraße aus kommt man an der Busmann-Statue vorbei, zum Kapellenplatz. Die Gnadenkapelle ist mitten auf dem Platz. Daneben befinden sich die Marienbasilika mit Beichtkapelle, Sakramentenkapelle und Priesterhaus. Gegenüber ist die Kerzenkapelle.
Gnadenkapelle
Neben der Marienbasilika befindet sich der Brunnenhof. Schon beim Eintreten grüßt ein Bild der Gottesmutter mit dem Jesuskind. Rechts befindet sich die Basilika und gleich daneben die Sakristei deren Vorraum wurde mit wunderschönen Bildern ausgemalt. Sie bildet auch einen Durchgang zur Beichtkapelle. Die 1857/58 errichtete Beichtkapelle ist 42 m lang, 10 m breit und zweistöckig. Der langgezogene, zweistöckige Klostergang erstreckt sich zwischen der Sakramentskapelle und dem Verbindungsgang von der Beichtkapelle zur Basilika. Links am Hofeingang befindet sich die Sakramentenkapelle.
Basilika
Hendrik Busmann der damalige Handelsmann brachte im Jahre 1642 das Andachtsbildchen nach Kevelaer, das als Wurzel der Wallfahrten gilt. Der Kapellenplatz mit der Gnadenkapelle als Mittelpunkt bildet auch das Herz der Wallfahrten. In der Gnadenkapelle befindet sich das Andachtsbildchen von Hendrik Busmann das jährlich über eine Million Pilger und Touristen besehen. Jedoch ist die Kerzenkapelle die eigentliche Wallfahrtskirche, in der sich über 450 Kerzen befinden. Zum Marienlob um 18:00 Uhr brennen hier ca. 150 Kerzen.
Beichtkapelle und Paradiesvorhalle
Gleich daneben steht die Basilika aus dem Jahre 1864, mit dem Pilgerportal und der von Bert Gerresheim entworfenen Darstellung der Apokalypse. Friedrich Stummel hat bei der Ausmalung den Gedanken der „biblia pauperum“ aufgegriffen. Der Besucher oder auch Pilger der in der Basilika verweilt kann auf den Malereien ein Geschehen aus der Heilsgeschichte, der Kirchengeschichte, aus dem christlichen Leben in den Sakramenten, aus der Heiligen Schrift oder der Liturgie verfolgen und dabei sich innerlich ausruhen sprich meditieren. Zwischen der Basilika und dem Priesterhaus befindet sich der Brunnenhof mit dem Papstportal (Portal der Versöhnung). Das Ostportal der Basilika ist Mutter Theresa gewidmet.
Kerzenkapelle
In Kevelaer wird von vielen Wundheilungen bei den Wallfahrten erzählt. Wunder brauchen wir Marathonis aber nicht, sondern vernünftiges Training mit den richtigen und wichtigen Erholungspausen. Ob das auch alle beherzigt haben werden wir nach dem Marathonlauf feststellen können.
Der LLG Laufsport Kevelaer e. v. richtet den Marathon „Von Läufern für Läufer“ aus. Hier kann man für nur 19 € einen Marathon laufen und wer noch ein Erinnerungs-Shirt haben will, kann dies für 15 € erhalten. Auch die neue Strecke ist der alten Strecke ähnlich, denn es müssen 7 Runden zu 6 je Km gelaufen werden, plus die Zielgerade mit 195 Metern. Das einzig neue ist, dass in diesem Jahr der Kurs anders herumgelaufen wird. Die Zeitnahme erfolgt durch den Champion-Chip. So alles klar los geht’s. Achtung, es gibt keine Nachmeldungen deshalb daran denken für den 13. Anfang Januar rechtzeitig anmelden.
Nach kurzem Fußweg erreiche ich den Sportplatz und neben dem Sporthaus des DJK Twisteden wurde ein großes Zelt aufgebaut, wo wir unsere Startunterlagen erhalten. Das dies der erste Marathon des Jahres in Deutschland ist kommen heute auch viele Marathonsammler an die niederländische Grenze. Es wie so oft ein herzliches begrüßen zum Neuen Jahr und der Wunsch nach vielen gesunden Laufkilometern.
Es ist schön gleich zum Jahresanfang viele Lauffreunde zu treffen die man teils schon Jahre auf Marathonstrecken in ganz Deutschland oder auch im Ausland begleitet. Von der World-Marathon-Rankingliste sind heute die Nr. 2 (Horst Preisler), 3 (Sigrid Eichner), 5 (Hajo Meyer) und Nr. 6 (Willem Mütze) dabei. Allein diese 4 Personen haben über 6.500 Marathons gesammelt. Die genaue Zahl ist immer schwer als Außenstehender festzuhalten, weil die sich wöchentlich verändert. Schön ist es auch das Karl-Ernst Rösner nach seiner Krankheit wieder auf der Piste ist. Auch Bernhard Sesterheim, der Ultraman ist heute dabei. Schön alte Lauffreunde zu treffen. Ich kann leider nicht alle aufzählen, Entschuldigung, sonst ist kein Platz mehr für den Laufbericht. Heute sind auch drei Laufende Reporter von m4y dabei. Peter Ickert, Werner Kerkenbusch und ich.
Es ist kurz vor 10 Uhr und die Sonne kommt pünktlich, um uns über die 7 Runden zu begleiten. Der Start ist direkt vor der Zeitmessmatte, so dass wir exakt 7 Runden plus die 195 Meter laufen. Es ist 10 Uhr Startschuss und es geht los für rund 300 Marathon-Runner. Auf dem Weg dorthin kommt man schon mal am Versorgungsstand vorbei und kann, wenn man will noch was trinken oder die erste Kostprobe vom Honigkuchen genießen.
Ich stehe weit hinten im Starterfeld und es geht hier sehr gemächlich zu, denn es gibt heute keine Eile. Hier wird auch auf den Läufer oder Läuferin gewartet die 6 ½ Stunden für die Strecke brauchen. Das ist schön und auch gut, denn deshalb kommen auch viele Sammler hier her um ohne Zeitdruck laufen zu können.
Es geht eine 500 m Gerade bis zum Hinweisschild Kevelaer nach links. Dem folgen wir und schon an den ersten Häusern erwartet uns Rockmusik der 60er und 70er Jahre die uns ab jetzt jede Runde zweimal anfeuert. Die Anwohnertruppe hier stand schon früher an der alten Strecke, bekannt durch den alten Truck „Emma“.
Vor mir läuft eine größere Gruppe von Frauen, denen ich mich anschließe und bemerke dabei ihre Schilder auf dem Rücken bzw. Po. Marathon-Express steht drauf und was von 110 km. Bin so abgelenkt das ich kurz hinter den Häusern das 1 km Schild vergesse zu fotografieren.
Wir laufen weiter geradeaus und kommen in die Siedlung Heide, wo es an vereinzelten Häusern entlang geht. Das Radwegzeichen sagt geradeaus nach Niederlande. Wir wollen jedoch nicht so weit und biegen links ab wo gleich das Km-Schild 2 steht. Hier gibt es eine seltsame Straßenbezeichnung „Am Meer“ obwohl es keinen See gibt und die Nordsee noch rund 150 km sind.
Die Kilometerschilder sind jedes Mal regelrechte Schilderbäume, denn auf jedem Schild sind 7 Km-Angaben. Da wir 7 Runden laufen kann man in jeder Runde das obige Schild ausblenden bis nur noch die unterste Reihe übrig bleibt. Hier geht es einen knappen Kilometer rund 500 m neben der deutsch-niederländischen Grenze entlang. Bei ca. 2,5 km gibt es eine weitere Versorgungsstation mit allem was das Läuferherz verlangt, außer Bier das gibt es erst später hinterm Ziel.
Die meisten Läufer bleiben hier stehen und genießen die Auswahl. Da es doch noch kühl ist greifen viele nach dem warmen Tee. Hier komme ich auch mit Jessy, Svenja, Betty und Ulrike ins Gespräch. Sie sind heute Morgen mit Dennis schon in Nettetal gestartet und ca. 33 km nach Kevelaer gelaufen. Jetzt wollen sie so in rund 5 ½ Stunden den Marathon laufen und dann die 33 km zurück nach Nettetal. Das sind dann 110 km. Alle Achtung! Ein zweiter Marathon-Express mit 5 Männern ist von Rheinberg aus gestartet und macht dabei die gleichen Kilometer. Der Hintergrund ist eine Spendenaktion für ein Benefiz-Projekt. Infos gibt es unter www.Niederrheinultra.de.
Am Willemshof steht der 3km Schilderbaum. Es geht durchs Kuckusfeld. Ein Stück durch ein Wäldchen und es folgt eine Streckenänderung. Wir laufen am Waldrand entlang begleitet von Windstille und herrlichstem Frühlingswetter. Bei den Häusern am Rundenanfang war es sehr windig und kühl, und hier kommen einem die Schweißperlen auf die Stirn.
Bei km 4 tauchen wir wieder ein Stück in den Wald ein. Nochmal ein Richtungswechsel und es geht am Waldrand entlang in Richtung Rojensweg der uns zum 5 Km-Schild und 400 m weiter zum Rundenende bringt.
Von weitem werden wir durch Emmas Rockpalast begrüßt und mit lauter Rockmusik weiter getrieben. Super diese Truppe macht Spaß, wenn wir uns gegenseitig abklatschen. Die letzten 800 m der ersten Runde sind das Wendepunktstück. Hier kann man sehen, wer so alles vor einem ist und es wird gegenseitig den anderen Läufern zugejubelt. Es ist eine tolle Stimmung hier auf der Strecke. Von Runde zu Runde kann man auch messen wie sich der Abstand verändert.
Am Km-Schild 6 ist die Wende und die Zeitmatte die uns jedes Mal mit Piepsen begrüßt und in die nächste Runde verabschiedet. Kurz danach der zweite oder erste je nachdem Versorgungsstand und daneben der Streckensprecher und einige Zuschauer. Die Runde, die wir laufen, sind durchgehend asphaltierte Wirtschaftswege. Also weiter auf den Asphalt trommeln. Es kommt jetzt auch immer mehr die Sonne raus und trocknet die Laufstrecke weiter ab. Auf dem Gegenverkehrsstück kann man gut sehen, wer heute alles hier ist und natürlich wer vor oder hinter einem selbst liegt.
Ich habe gerade 500 m der zweiten Runde begonnen da kommt mir schon der spätere Sieger Alexander Ockl kurz vorm Ende seiner zweiten Runde entgegen. Jetzt in der zweiten Runde ist die Truppe bei Emma größer geworden und die Musik weiterhin super. Genau mein Musikgeschmack Rockmusik der 60er und 70er Jahre gemixt mit Brian Adams und Bon Jovi.
Ein paar Häuser weiter stehen auch Anwohner mit Biertischen vorm Haus. Ich sehe, dass sie 6 oder 7 Kisten Bier geparkt haben. Wetten das die für Joe waren, pro Runde ein Kistchen, passt doch, oder?
Ab jetzt kann man das obere der Km-Schilder ignorieren, das 2. von oben zählt für diese Runde. Die ersten zwei Runden bin ich noch mit den Mädels vom Marathon-Express gelaufen, wo wir die 1. Runde in 41:28 und die 2. Runde in 41:36 liefen. Anfang der 3. Runde habe ich mich dann von den Mädels nach vorne orientiert und lief die 3. Runde in 40:21.
Kurz bevor ich in die 4. Runde lief, sah es aus als wenn Horst Preisler heute sein Rennen aufgeben müsste. Er ist dann aber doch noch weiter gelaufen und hat nach 7:48:12 noch gefinisht.
Da es bei mir ganz gut lief, konnte ich sogar noch ein wenig drauflegen und die 4. Runde in 39:40 laufen. Bei der 5. und 6. Runde habe ich mir dann an den Getränkestellen etwas mehr Zeit genommen und bin auch einige Meter gegangen.
Für die Runde 5 brauchte ich 43:31 und für die 6. Runde 43:08. Nach meiner Zeitrechnung hatte ich jetzt noch 50 Minuten Zeit für die 7. Runde + die 195 Meter was wohl locker reichen sollte.
Dann plötzlich bei km 39 hatte ich Schmerzen in der Brust und Atemnot. Verflucht was ist das denn, also sofort gehen die Zeit ist unwichtig, nur gesund ankommen ist wichtig. Ich hatte wohl etwas zu viel Gas gegeben zu Anfang der letzten Runde. Nach knapp einem Kilometer gehen war wieder also im grünen Bereich und weiter ging‘s.
Jetzt noch die letzten zwei Kilometer durchtraben noch zum letzten Mal über die Piepsmatte rechts ab und durch’s Ziel. Nettozeit 4:57:15, geht doch. Super zufrieden, tolle Veranstaltung unbedingt weiterzuempfehlen als Start in ein neues Marathonjahr. Hinterm Ziel gibt es dann auch noch eine ausführliche Versorgung und was für viele Läufer wichtig ist, ist das alkoholfreie Weizenbier um seine Speicher wieder aufzufüllen. Nach kurzer Erholung heißt es dann schön warm duschen im Sportheim. Anschließend wird im großen Festzelt sich ausgiebig unterhalten und auch weiter gegessen und getrunken.
Vom Ort Twisteden haben wir außer dem Kirchturm von St. Qurinus sowie einige Höfe an denen wir vorbeigelaufen sind nichts gesehen. Der Ort selbst hat aber schon eine lange Vergangenheit die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Bis letztes Jahr konnten die Einwohner auch noch stolz auf einen Bürger schauen, der hier geboren wurde. 1959 erblickte hier Franz-Peter Tebartz-van Elst (der Protz- und Verschwende-Bischof von Limburg) das Licht der Welt. Der Ortsname ist vermutlich aus dem niederdeutschen „tussen twee steden“ (zwischen zwei Städten entstanden.
Die meisten Marathonis sind um 16 Uhr im Zelt wo nun die Siegerehrung stattfindet. Später kann man dann in der Ergebnisliste nachlesen, dass heute 310 (226 m + 53 w) gefinisht haben. Eine ganz knappe Steigerung zum letzten Jahr, aber so kann es weiter gehen.
Ergebnisse
Männer
1 Alexander Ockl TuSEM Essen 2:44:08
2 Bernd Diekmann Lauffreunde HADI Wesel 2:51:06
3 Patrick Vandebeek BEL/Knoet 2:59:10
Frauen
1 Eva Offermann DJK JS Herzohenrath 3:05:33
2 Sybille Möllensiep SUS Schalke 96 3:23:35
3 Sigrid Hoffmann LG Westerwald 3:25:01