Expedition Südostasien mit Angkor Wat Marathon
01.-10.08.2018 von Bernd Neumann 2. Teil
Auch unser 3. Tag in Kambodscha beginnt mit Kultur, denn wir werden heute Vormittag den Ta Phrom Tempel besuchen. Am Nachmittag ist noch eine Bootsfahrt auf dem Tonle Sap See vorgesehen.
Am westlichen Rand von Angkor liegt die Tempel- und Klosterruine Ta Phrom. Die aus dem 13. Jh. stammende Anlage wurde von König Jajavarman VII. errichtet und hieß ursprünglich Rajavihara, was so viel wie königliches Kloster heißt.
Wir kommen vom Osten auf die Anlage zu und sehen schon bei den ersten Gebäuden die riesigen Feigenbäume, die aus unserer Sicht aus dem Gebäude wachsen. Von der Hofseite aus sieht man erst die gewaltigen Wurzeln die sich über die Steine am Boden und den Wänden hoch entlang schlingen. Hier wurde auch ein Teil des Tomb Raider Films mit Lara Croft gedreht.
Die komplette Anlage umschließt ein Gebiet von ca. 60ha, wovon die Tempel und das Kloster nur ca. 1 ha groß sind. Außerhalb der großen Begrenzungsmauer befanden sich früher rund 3.140 Dörfer in denen rund 80.000 Menschen in Holzhäusern wohnten. Auch hier wurden nur für die Götter aus Stein gebaut wodurch die Holzhäuser dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen.
Besonders eindrucksvoll sind die riesigen Ficus Virens (Würgefeigen) die ganze Gebäude einschließen mit ihrem Wurzelwerk.
Nicht nur die Würgefeigen faszinieren, sondern auch die noch größeren bis zu 45m hohen Tetrameles deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen. Vor einem extrem großen Wurzelwerk stehen die Touristen Schlange, denn jeder möchte sich hier fotografieren lassen. Das ist auch wieder eine Gelegenheit für unser Gruppenfoto.
Wir gehen durch die Anlage und bewundern immer wieder die sehr detailgetreuen Arbeiten, die ja nun schon über 800 Jahre alt sind. An einigen Stellen sind dann doch Männer am Arbeiten, die neue Steine meißeln wie zu damaligen Zeiten.
Wir machen immer wieder einen Foto-Stopp denn dieses extreme Wurzelwerk verführt einem zu jeder Menge Fotos. Zu Hause kann man ja dann aussortieren.
Auch hier im Tempel findet man wieder viele hinduistische Darstellungen und an den Zugängen zum Tempel viele in den Stein gemeißelte Gesichter (Goprams). Nebenan im Wald liegen noch tausende von Steinen die abgetragen und nummeriert wurden.
Die Anlage besteht aus mehreren konzentrischen Galerien. Zwischen den zwei Gräben gibt es einen Mauerwall. Da viele der Gebäude verfallen sind kann man auch die verschiedenen Ringe nicht erkennen.
Wir sind im Dschungel von Kambodscha und so wundert es nicht, dass der Siem Reap River kurz hinter der Klosteranlage verläuft aber von uns nicht wahrgenommen wird. Was wir aber wahrnehmen sind die enorm riesigen Bäume mit ihren für unsere Verhältnisse gigantischen Wurzeln, die außerhalb vom Erdreich sichtbar sind. So ist es nur natürlich, dass wir diese fotografieren und zum Vergleich uns kleine Menschen davorstellen.
Auf dem Weg zu unserem Bus kommen wir an einer Gruppe Musiker vorbei die noch die alte Khmer Traditional Mahori Music pflegen. Sie verkaufen CD’s für 10 Dollar und ich muss mal wieder zugreifen, denn ich sammle Musik aus meinen Reiseländern.
Ein kurzer Ausflug in die Traditionale Musik von Kambodscha. Die Khmer-Music wird unterteilt in drei Formen Torf, Phleng Kar und Mahori. Die Torf Musik ist stilisierte Musik der früheren kaiserlichen Höfe. Die Phleng Kar Musik sind Melodien für Hochzeitsfeiern. Die Mahori Musik ist die traditionelle Unterhaltungs-musik für Gerichte und als Begleitung für traditionelle Tänze. Ein Orchester besteht aus neun oder zehn Instrumenten, hauptsächlich aus Bläsern sowie Schlagzeug und Xylophon. Eine tragende Rolle spielt dabei das Pinpeat (hölzernes Xylophon mit 21 Takten).
An vielen Andenken-Shops ging es zurück zum Bus, um in die Stadt zu fahren zum gemeinsamen Mittagessen. Für den Nachmittag stand auf dem Reiseplan eine Bootsfahrt auf dem Tonle-Sap See.
Unsere Busfahrt führt uns vom Norden her an den See. Wie wir in die Nähe vom Dorf Chong Khneas kommen sehen wir nur eine braune Brühe. Diese braune Brühe ist der größte Binnensee in Südostasien und weltweit eines der fischreichsten Gewässer. Er variiert in seiner Größe je nach Jahreszeit zwischen 2.700 und 25.000 qkm. Auch seine Länge variiert in der Zeit zwischen 100 und 250 km Breite. In der Regenzeit sowie durch das Schmelzwasser der umliegenden Gebirge erreicht er eine Tiefe von 14 Metern wo er sonst nur zwischen 2 und 3 Metern tief.
Wir besteigen mit unserer Gruppe eines der bunten Boote und los geht es in Richtung Süden. Wir sind gerade losgefahren und schon sind zwei junge Burschen dabei uns mit Klopfmassagen zu entspannen. Nachdem sie bei allen durch sind gehen sie rum und sammeln von jedem 1 Dollar ein. Für uns ein Trinkgeld für die kleinen Burschen ein Vermögen.
Es geht an vielen bunten leeren Booten vorbei, die noch auf Kundschaft warten, in Richtung See.
Ein ohrenbetäubendes Knattern erzeugen die schmalen Longtail-Boote der Fischer und Bewohner der schwimmenden Dörfer, wenn sie an uns vorbeifahren. Ihre großen Ausleger erzeugen eine Welle hinter dem Boot.
Die Bewohner der schwimmenden Dörfer haben sich mit dem jährlichen Hochwasser arrangiert indem sie ihre Häuser auf 6 – 8 m hohe Stelzen bauen. Bei Niedrigwasser können die Häuser nur über lange Leitern erreicht werden, bei Hochwasser erreichen sie einfachen Hütten mit dem Boot.
Die schmalen Langkähne sind das Transportmittel für alles was wir mit unseren Autos sonst transportieren. Man sieht auf den Booten den Einkauf sowie Kinder oder auch andere Seebewohner. Die Häuser liegen teilweise geschützt am Waldrand wo die Boote aber überall hinkommen.
Unser Boot steuerte an den vielen schwimmenden Häuser vorbei in Richtung offene See wobei sich die Farbe des Wassers nicht verändert hat. Überall um uns nur braune Brühe. Am Rande lag ein großes Schiff verankert, die Queen Tara. Es handelt sich hierbei um ein Restaurantschiff.
Wir sind dann noch ein Stück weitergefahren und vor uns lag unendlich viel Wasser. Wir konnten das gegenüberliegende Ufer nicht sehen. Das einzige waren wieder die knatternden Langboote der Fischer. Hier im See leben rund 100 verschiedene Wasservögel und 200 Fischarten. Fisch ist auch einer der Hauptbestandteile der kambodschanischen Küche. Auch hier ist der Fischbestand rückgängig denn man fischt nicht mehr wie früher, sondern heute mit Nylonnetzen.
Nach Informationen über den See kommen wir an eine große schwimmende Insel. Hier sind zwei größere Boote zusammen auf denen sich ein Restaurant sowie ein Laden mit landestypischer Kleidung und Andenken befindet. Ein kleines Mädchen hantiert mit einer Schlange und möchte dafür natürlich mal wieder 1 Dollar. Hier im Land ist anscheinend bekannt das man die Touristen mit 1 Dollar gut abzocken kann. Schade, dass hier fast alles nur auf die Dollars der Touristen fixiert ist.
Urte entspannt sich noch ein wenig bevor es weiter geht. Auf einem Teil des Bootes gibt es Krokodile zu sehen. Die Tiere sind gefangene und werden mit den Seeschlangen aus dem Tonle-Sap gefüttert.
Hier fahren die Touristen durch das ganz normale Leben der Bewohner. Bei manchen Hütten hat man einen Einblick und kann sie bei ihren Arbeiten sehen. Auf unserer Rückfahrt werden wir an einigen Hütten sehr nahe vorbei kommen.
Dann geht es wieder zurück zur Anlegestelle und weiter mit unserem Bus zurück zum Hotel. Am Abend waren wir dann wieder gemeinsam Essen. Heute heißt es für alle früh zu Bett gehen, denn morgen müssen wir schon um 4 Uhr aufstehen für den Angkor-Empire Marathon.
Ich stelle mir den Wecker für 4h. Um 3h beginnt es bei mir im Magen- und Darmbereich zu rumoren. Was soll das denn. Ich muss dann schnell raus auf die Toilette und der Körper öffnet alle Möglichkeiten um den Magen- und Darminhalt los zu werden. Es ist so extrem heftig das ich nicht aus dem Bad komme und so ist wohl die Laufveranstaltung für mich gelaufen. Ich sitze so bis gegen Morgen auf der Toilette, bis der Körper sich gegen Mittag beruhigt.
Die anderen Teilnehmer unserer Gruppe können ihren Lauf in ihrer gewünschten Länge mehr oder weniger durchführen. Hierzu einige Informationen.
In Kambodscha gibt es im Jahr zwei große Laufveranstaltungen, den Angkor Wat International Half Marathon und den Angkor Empire Marathon. Während der Halbmarathon schon seit 1996 jährlich stattfindet gibt es den Marathon erst seit 2014. Der Veranstalter ist das Nationale olympische Komitee von Kambodscha. Heute findet der 5. Angkor Empire Marathon 2018 statt. Neben der langen Strecke gibt es auch noch einen Halbmarathon sowie einen 10km und 3km Lauf.
Diese Veranstaltung ist auch als Khmer Empire Marathon bekannt (Das Khmer Reich war das mächtigste Reich in Südostasien vom 9. bis zum 13. Jh. und war auch das größte vorindustrielle städtische Zentrum der Welt.
Die Marathonstrecke ist ein Rundkurs mit zwei U-Turns und führt an fast 40 antiken Tempeln vorbei. Der Start erfolgt mit Blick auf Angkor Wat. Kurz nach dem Start geht es nach rechts ab und die Laufstrecke führt in südliche Richtung über die Charles der Gaulle Straße vorbei am Angkor Nationalmuseum bis kurz vor den Tempel Wat Preah Prom Rath. Hier bei km 7,5 wird der Siem Reap River überquert und die Laufstrecke führt ca. 1 km auf der anderen Seite nordwärts. Dann geht es ca. 2km nach rechts bis zur Apsar Road, der man ca. 16,5 km folgen muss. Dabei hat man das Zentrum von Siem Reap wieder verlassen und befindet sich auf der Höhe von Angkor Wat.
Bei km 18 beginnt dann wieder eine Reihe von historischen Bauwerken. Es folgen der Prasat Kravan und kurz danach der Prasat Bat Chum. Bei ca. km 20,5 geht es nach Osten in eine 11 km lange Wendepunktstrecke. Hierbei geht es u. a. an dem Tempeln Banteay Kdei, Srah Srang sowie dem Pre Rup vorbei bis kurz vor den BanteaySamré. Hier erfolgt der U-Turn und es geht parallel die nächsten 6km zurück. Die Strecke kommt wieder am großen Wasserbassin Srah Srang vorbei und biegt dann nach Norden ab. Nun geht es an vielen weiteren Tempelanlagen vorbei bis die Läufer nördlich vom Bayon Tempel sind. Nun sind es nur noch rund 4km bis zum Ziel neben Angkor Wat.
Von den vielen Erzählungen am Nachmittag bzw. Abend war es ein fast unmenschlicher Lauf wegen der Hitze und enorm hohen Luftfeuchtigkeit. Es gab zwar viel Wasser aber die Sonne hat doch zu einigen Ausfällen sogar mit kurzem Krankenhausaufenthalt geführt. Es ist also zu empfehlen sich gut auszurüsten und den Lauf sehr bedachtsam anzugehen. Es ist aber ein ganz besonderer Lauf durch viele Weltkulturerbe-Stätten und damit ein außergewöhnlicher Marathon.
Über 4.000 Läufer haben an dieser Veranstaltung teilgenommen und haben die einzigartige Erfahrung mit der uralten Atmosphäre und Naturlandschaft entlang der Straßenrennen durch Waldreisfelder, traditionelle Dörfer und alte Tempel im Herzen von Angkor erfahren.
Das Ziel erreichten in diesem Jahr 390 Marathonis. Das sind rund 70 weniger wie letztes Jahr. Der schnellste Ma Viro (m) lief hierbei 2:56:24, gefolgt von Kawamoto Koij (m) in 2:58:50 und Hamill Jill (w) in 3:06:59. Tep Chansolyka (w) erreichte als 390. Läuferin nach 6:49:30 das Ziel. Insgesamt erreichten 291 Männer und 99 Frauen beim Full Marathon das Ziel. 768 Teilnehmer finishten den Halbmarathon zwischen 1:16:39 und 5:20:17. Beim 10km Lauf überquerten 1.196 Teilnehmer die Ziellinie. Es wurden hierbei Zeiten zwischen 00:35:19 und 4:06:26 per Chip ermittelt.
Den restlichen Nachmittag haben dann einige am Pool verbracht und am Abend ging es wieder gemeinsam zum Abendessen in ein nettes Lokal in der Nähe vom Hotel.
Am nächsten Tag geht unsere Reise weiter und wir werden per Flugzeug Kambodscha verlassen. Unser nächstes Ziel ist der Nachbarstaat Vietnam.
Heute beginnt der 2. Teil unserer Reise, denn wir fliegen nach Vietnam genauer gesagt in den Süden von Vietnam nach Saigon. Die Volksrepublik Vietnam zieht sich auf einer Fläche die etwas kleiner wie Deutschland ist als schmaler Streifen vom Golf von Tonking über das Südchinesische Meer runter bis zum Pazifik. Schon von oben sehen wir die vielen Windungen des Soài Rạp Flusses. Wir landen auf dem Flughafen Tân Sơn Nhất der 8km südlich vom Zentrum von Ho-Chi-Minh-Stadt liegt.
Ho-Chi-Minh-Stadt, auch noch Saigon genannt, war die frühere Hauptstadt der Republik Vietnam und zählt heute mit ca. 8,3 Millionen Einwohnern als größte Stadt Vietnams. Nach der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam 1976 ist die Stadt permanent am Wachsen. Die genaue Zahl kennt keiner da laufend Menschen aus allen Teilen Vietnams zuwandern. Wir steigen in unseren Bus und fahren raus aus der Stadt in nördliche Richtung, denn wir wollen die Tunnel von Chu Chi besichtigen.
Auf dem Weg aus der Stadt hat man das Gefühl, das die Hälfte der Stadt auf einem Moped unterwegs ist. Man hat den Eindruck das der Verkehr einen erschlägt und überall um einen herum alles stinkt und brummt. Bisher kannte ich diese Art Verkehr nur aus dem Fernsehen, aber Life ist es viel mehr als man sich überhaupt vorstellen kann. Es wird geschätzt, dass es hier in der Stadt ca. 5 Millionen Mopeds gibt. Das Moped ist nicht nur Fortbewegungsmittel sondern auch Transportmittel.
Neben der großen mehrspurigen Straße gibt es eigene Straßen wo sich nur der Strom der Mopeds dahinzieht. Auf vielen Mopeds fahren ganze Familien bis zu 5 Personen. Dieses Straßenbild ist einfach überwältigend und man muss laufend fotografieren, weil man glaubt, dass dieses Straßenbild ein (Alp)Traum ist. Bei dem dichten Verkehr mit den vielen Mopeds um unseren Bus rum kommen wir nur extrem langsam voran auf unserer Fahrtstrecke.
Bevor wir jedoch die Ci Chi Tunnel erreichen machen wir einen Stopp und gehen gemeinsam Essen.
Wir erreichen die Chu Chi Tunnel, die sich in einer Schleife des Sông Sài Gòn Flusses ca. 70 km nordwestlich von Ho Chi Minh City in Củ Chi Land Distrikt befinden. Über einen langen Weg erreichen wir das Tunnelsystem wo wir eine Einführung in das Chu Chi Tunnelsystem erhalten.
An einer großen Karte können wir sehen wie sehr verzweigt dieses Tunnelsystem ist. Die gesamte Länge wird auf rund 250km geschätzt. Angelegt wurde es schon 1948 gegen die französischen Besatzer. Während des Vietnam-Krieges wurde es ausgebaut auf drei Etagen. Nach der Theorie folgt nun die Praxis. Wir machen uns auf den Weg einige dieser Stellen zu besichtigen. Wir sind gerade losgegangen da wird es dunkel im Dschungel und es tritt ein heftiger Monsunregen ein. Unsere Regencapes halten kaum dem enormen Regen stand. Unsere Schuhe werden durch das braune Wasser durchspült. Es wird kühl und man bekommt einen kleinen Eindruck wie es damals den Soldaten hier im Dschungel ergangen sein könnte.
Hier sind unter der Erde ganze Städte entstanden auf den verschiedenen Etagen. Es gab Schulen, Lazarette, Büros und Schlafräume. Selbst Bomben von 100kg konnten diesem System nichts anhaben. Man lebte hier unter Tage und hatte für alle Fälle einen Notausgang in den Fluss.
Die Eingänge zu den Tunneln waren mit Gras und Laub bewachsene Klapptüren. Die Eingänge waren auch mit Fallen die zum Teil mit Bambusspießen gesichert waren. In die engen Eingänge kam man nur indem man seine Arme hoch nahm so klein und eng waren die Zugänge gesichert.
Nach den vielen Eindrücken mussten wir uns erstmal trockenlegen und dann kam die abenteuerliche Fahrt durch die Mopeds zum Hotel ins Zentrum von Saigon. Am Abend sind wir dann zum Hafen gefahren wo wir auf einer alten Dschunke Essen waren.
Neben dem leckeren vietnamesischen Essen das zum Teil am Tisch zubereitet wurde gab es auch traditionelle Folklore.
Nach fast 2 Stunden sitzen wollten wir uns doch noch ein wenig bewegen und so sind wir auf Deck gegangen. Von hier oben hatte man einen schönen Blick auf die Stadt in der Nacht. Viele Gebäude werden hier farbig angestrahlt.
Da unser Flug in den Norden von Vietnam nach Hanoi erst gegen Mittag ist haben wir noch Zeit und machen so einen Stadtrundgang vom Hotel aus mit einer deutschsprechenden Reiseleiterin. Unser Weg führt uns über den Lam Son-Platz wo das historische Stadttheater von 1899 steht. Mitte des 20. Jh. war dort die Nationalversammlung untergebracht. Heute werden dort nach der Renovierung wieder Theaterstücke sowie Tanzvorführungen und auch Modenschauen gezeigt.
Wir befinden uns in der Mitte zwischen dem Wiedervereinigungspalast und dem Fluss Song Sai Gon. Das Bitexco Financial Tower ist 265,5 m hoch und war bis 2011 das höchste Gebäude in Vietnam. Auf den unteren 4 Stockwerken befindet sich ein Kaufhaus. Wer auf die Plattform in der 52. Etage, die auch als Hubschrauberlandeplatz dient, will muss Eintritt bezahlen. Wir laufen weiter in Richtung Rathaus. Es wurde als Hotel de Ville de Saigon zwischen 1902 und 1908 im französischen Kolonialstil erbaut. 1975 wurde es in Ho-Chi-Minh-Stadt-Volkskomitee umbenannt.
Unser Spaziergang geht weiter vorbei an der Notre-Dame Kathedrale zum Alten Postamt von Saigon, das an der Dong Khai liegt. Gustave Eiffel hat an den Entwürfen für das Gebäude mitgearbeitet.
Erbaut wurde es 1886-1891 und ist außer einigen Renovierungen noch im Original erhalten. Wir betreten die große Schalterhalle und sind schon sehr beeindruckt. Wie wir so durch das Gebäude gehen sehe ich einen älteren kleineren Mann und erkenne sofort das ist doch der Briefschreiber und Übersetzer Duong Van Ngo. Was den kennt ihr nicht, Herr Ngo ist eine Legende in Saigon.
Herr Dong war hier mal Angestellter ist aber mit seinen 88 Jahren längst im Ruhestand. Er fährt aber jeden Tag noch mit dem Fahrrad in seine alte Wirkungsstätte, um Briefe zu schreiben bzw. zu übersetzen. Er sitzt täglich auf der Holzbank und schreibt und schreibt Briefe in die ganze Welt. Er schreibt in Französisch, das er schon mit 7 Jahren in der Schule gelernt hat, aber auch in Englisch, das er erst mit 36 Jahren durch die Amerikaner gelernt hat. Als die Soldaten das Land verließen blieben viele gebrochene Herzen im Land zurück. Er übersetzte Liebesbriefe, die nach Kalifornien oder Texas gingen. Heute sind es auch oft schon englische und französische Wirtschaftskorrespondenzen. Er ist der letzte der Briefeschreiber hier im Postamt von früher mal 5 Personen.
Ich erzählte ihm, dass ich ihn aus dem Fernsehen in Deutschland kenne und würde mich freuen, mit ihm ein Foto zu machen. Er willigte sofort ein. Dann setzte er sich wieder hin, um weiter zu arbeiten, denn auch heute wird er noch immer von vielen Menschen in der Stadt gebraucht. Dies war für mich eine der schönsten Begegnungen der gesamten Reise.
Dann ging es weiter zum Ben-Thanh-Markt wobei wir kreuz und quer durch die Mopeds mussten.
Der Bến Thành Market besteht schon über 100 Jahre und umfasst ein Areal von 13.000 qm. Rund 1.500 Stände und Geschäfte bieten in diesem Hallenkonzern alles für das tägliche Leben an. Neben Bekleidung, Elektronik und Souvenirs gibt es eine Riesenauswahl an Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. An verschiedenen Ständen gibt es Imbisse wo sich die Vietnamesen auf kleine Plastikstühle setzen und dort vor Ort essen.
Für solche Märkte kann man locker einen halben Tag opfern und sieht nichts zweimal, denn hier ist alles in Hülle und Fülle für die Menschen da.
Am Rand des Marktes gibt es auch die typischen Garküchen wie im ganzen Land wo die Menschen eine schnelle Mahlzeit auf Plastikstühlchen einnehmen. Wir müssen jedoch schon nach kurzer Zeit diesen Markt wieder verlassen, denn unser Flug in den Norden wartet ja auf uns. Jetzt heißt es wieder durch den Moped-Dschungel zurück zum Bus, der unsere Koffer schon hat und so fahren wir direkt zum Flughafen, der ja hier nur einige Kilometer nördlich der Stadt liegt.
Ende Teil
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Teil 3