Lauferlebnisreise durch Indien und Nepal
12.01 - 27.01.2012 von Bernd Neumann Teil 4
Mittwoch, 18.1.: Wir sind in Jaipur, der schnell wachsendsten Stadt Indiens, mit jetzt schon 3 Mill. Einwohnern am Rande der Thar-Wüste. Maharaja Jai Singh II. gründete sie als neue Hauptstadt Rajasthans (Stadt der Könige) 1727, als er beschloss Fort Amer zu verlassen. Sie wird auch Pink City genannt wegen ihrer rosaroten Fassaden. Den Anstrich erhielt die Stadt 1853 als Farbe der Gastlichkeit, für den Besuch von Prinz Albert von England, dem Ehemann der britischen Königin Viktoria. Heute ist die Stadt ein fortschrittliches Handels- und Wirtschaftszentrum und gilt als sehr wohlhabend. Umgeben von Bergen mit riesengroßen Festungen und Märchenschlössern, Kamelkarawanen und den bunten Farben der Einheimischen reflektiert die Stadt auch heute noch die Ursprünge als Wüstenstadt.
Bevor wir zum Amber Fort fahren machen wir in der Stadt halt am Palast der Winde, der heute Morgen noch leicht im Nebel eingehüllt ist. Der Hawa Mahal wie er auch genannt wird wurde 1799 von Maharaja Sawai Pratap Singh gebaut und entworfen von Lal Chand Usta in der Form der Krone von Krishna, dem hinduistischen Gott. Seine Fassade mit unzähligen Erkern und Balkonen bietet einen faszinierenden Anblick. Das mehrstöckige Gebäude mit seinen 953 kleinen Fenster (jharokhas) ist mit komplizierten Gittern verziert. Es diente den zahlreichen Damen des Hofes, die sich nicht unter das einfache Volk begeben durften, als Beobachtungsposten und sollte ihnen ein Gefühl der Freiheit geben. Außerdem war es durch die besondere Architektur zur besseren Belüftung des Palastes gedacht in dieser sehr heißen Gegend.
Anschließend verlassen wir Pink City in nördliche Richtung und tauchen in die Berge ein. In ca. 12 km Entfernung erreichen wir im Nebel den Fuß des Bergrücken auf dem das Fort Amber über dem Tal thront. Wir befinden uns am Fuße eines der schönsten Paläste von Rajasthan. Die mittelalterliche Festung ist eine faszinierende Mischung aus Hinduistischer und Mughal Architektur. Erbaut wurde es von Raja Man Singh im 16. Jh. Um ins Fort zu gelangen nehmen wir heute einen großen und schaukelnden Dickhäuter. Unten am Fuß der Anlage ist ein großer Pool von Elefanten die auf zahlende, fußmüde oder einfach nur abenteuerlustige Touristen warten. Da nur immer zwei Personen auf einen Elefanten passen gibt es eine lange Warteschlange die die Händler nutzen und die Touristen unentwegt anquatschen. Sie sind hier wirklich lästig und lassen einen keinen Schritt mehr alleine. Selbst auf dem Weg nach oben gehen sie einem nicht vom Elefanten weg.
Der Weg führt uns im zick zack über gepflasterte Wege hoch bis zum Vortor dem Suraj Pol (Sonnentor). Hinter dem Suraj Pol befindet sich ein weiträumigen Innenhof (Jaleb Chowk), auf dem wir unseren Elefanten verlassen. Ab hier geht es zu Fuß weiter. Dieser Innenhof ist die letzte Erweiterung der Anlage kurz vor der Verlegung der Hauptstadt nach Jaipur.
Wir gehen eine lange Treppe hoch und kommen durch das Singh Pol (Palasttor) zum nächsthöher liegenden Hof. Die Palastanlage baut sich aus mehreren Höfen auf, die treppenförmig ansteigend in mehreren Bauabschnitten zwischen 1600 und 1727 entstanden. Wir erreichen den nächsten höherliegenden Hof der Mitte des 17. Jh. der Palastanlage hinzugefügt wurde. Aus strategischen Gründen jedoch nicht auf direkten Weg, sondern erst nach einer 90º -Wendung nach links. Es gibt im Palast keine direkten geraden Durchgänge. Überall geht es um Winkel und Ecken und Stufen was aus strategischen Gründen so angelegt wurde. Sollte ein Feind in einen der Höfe vordringen so kann er sehr leicht abgewehrt bzw. aufgehalten werden. Bei dieser Bauweise kann man erkennen in welch kriegerischer Zeit und Gegend diese Paläste erbaut wurden.
Auf diesem großen Platz befindet sich der Diwan-I-Am (die öffentliche Audienzhalle). In dieser zu drei Seiten offenen Säulenhalle hielt der Maharaja seine offiziellen Empfänge ab. Die äußeren Doppelsäulen des Hallenbaus bestehen aus rotem Sandstein, die Inneren aus gelblichem Marmor. Die von den Kapitellen ausgehenden Konsolen sind der hinduistischen Tempelarchitektur entlehnt und mit Tierfiguren verziert.
Der Zugang zum nächst höher gelegenen Hof erfolgt durch den beeindruckenden Torbau des Ganesh Pol, der wahrscheinlich von Jai Singh II. noch kurz vor dem Umzug nach Jaipur in Auftrag gegeben worden war. Neben dem Zentralbogen sind beiderseits doppelstöckig angeordnete Portalnischen die eine Anlehnung an Torbauten der Mogule erkennen lassen. Jedoch sind die hervorspringender Erker und die feinen Steinarbeiten eher rajputischen Ursprungs die später auch an den Toren des Palastes von Jaipur zu finden sind. Gleiches gilt für die Malereien, etwa der des Ganesh über dem Eingang im Zentralbogen, der wie an vielen Palästen Rajasthans die Trennung zwischen öffentlichem und privatem Bereich anzeigt.
Durch das Ganseh Tor erreichen wir den nächsten Hof, der Mogulgarten der in der Mitte eine schöne und beruhigende Grünanlage hat. Linker Hand befindet sich der Spiegelpalast (Sheesh Mahal).
Der Spiegelpalast präsentiert sich ganz in weißem Marmor, der mit zahlreichen Arabesken verziert ist. Dieses Gebäude ist eines der gelungensten Beispiele für die Synthese von mogulischer und hinduistischer Architektur. Feine Blumenornamente schmücken die Wände, das Dach ist mit zahlreichen konvexen Spiegeln besetzt. Wenn die Scherben durch Sonnenstrahlen erhellt werden, die durch die Buntglasfenster im arabischen Stil dringen, hat es von weitem den Anschein, als seien sie mit Juwelen verziert.
Die Wände und Decken des prächtigen Sheesh Mahal sind vollkommen mit Spiegel-Einlegearbeiten und farbigem Glas bedeckt. Die Buntglasfenster wurden aus Europa eingeführt und erst im späten 18. Jh. eingesetzt. Die Maharajas übernahmen die Kunst der Spiegel-Einlegearbeiten von den Moguln.
Oberhalb des Ganesh Pol und des Sheesh Mahal sind Terrassen von denen man einen Blick hat auf verschiedene Innenhöfe sowie den Weg vom Tal hoch zum Fort. Durch die durchbrochenen Fenster gibt es auch einen herrlichen blick auf das Ganesh Tor.
Über die Terrasse des Jas Mandir gelangt man in den Zenana (Harem). Hier lagen damals, dicht um einen großen Innenhof die Gemächer der zwölf Ranis und die Zimmer für die Konkubinen im Obergeschoß. Im Hof steht ein eleganter Baradari (Pavillon) auf prachtvoll skulptierten Pfeilern. Der Harem nahm den größten Teil des Palastes ein, der an dieser Stelle nur sehr schwer zugänglich war. Der Maharaja Man Singh I. hatte viele Frauen die mit ihm im Palast lebten und Konkubinen die im Harem lebten. Die Frauen im Harem hatten kein schlechtes Leben. Ihnen ging es oft besser als außerhalb des Palastes.
Die Paläste, Pavillons und Höfe stehen heute leer und sind für die Touristen begehbar. Am Fuße des Palasthügels liegt das Ruinenfeld der alten Stadt Amber, welches für uns heute jedoch im Nebel eingehüllt war. Wir gingen durch einen anderen Ausgang raus wo uns eine Hundertschaft von Jeeps empfing. Nun ging es donnernd auf der anderen Seite bergab durch Amber bis zu unserem Bus.
Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter in die Altstadt. Hier besuchten wir eine staatliche Edelsteinschleiferei mit Besuch der Verkaufsausstellung. Auf dem gleichen Gelände befindet sich auch eine Druckerei, wo noch in Handarbeit mit Stempel gedruckt wird. Gleich nebenan sitzen Frauen die Wolle spinnen und gegenüber wird diese Wolle zu edlen Teppichen verarbeitet. Hier wurde uns auch demonstriert welche Arbeiten noch nach dem Weben mit dem Teppich bis zur Endfertigstellung anfallen. Uns natürlich gab es bei Cola mir Rum und kleinen Teigtaschen noch eine Teppich-Show inkl. der Demonstration eines Fliegenden Teppichs.
Wir fahren anschließend zum einzigartigen Jantar Mantar, dem prunkvollen Observatorium des Jai Singh II., aus dem 18. Jh. Die Anlage wurde 1901 restauriert und 1948 zu einem National Monument Indiens erklärt. Diese Sternwarte gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Jantar kommt von dem Wort Yantra, das ein Instrument bedeutet. Mantar bedeutet Formeln oder Berechnungen. So bedeutet Jantar Mantar Instrumente und die zugrunde liegenden Formeln und Berechnungen. Dieses ungewöhnlich alte Obervatorium wurde von Maharaja Sawai Jai Singh II. erbaut. Er errichtete in den Jahren 1724-1735 fünf Jantar Mantar in Delhi, Mathura, Varanesi, Ujjain und dieses in Jaipur. Diese Anlage ist die größte und hat 14 nach astronomischen Gesichtspunkten entworfene Bauwerke. Diese dienen unter anderem der Messung der Zeit, der Voraussage von Eklipsen, der Beobachtung der Planetenbahnen, der Bestimmung von astronomischer Höhe und Deklination und der Erstellung von Ephemeriden. Das Samrat Jantar, eine Sonnenuhr ist mit einer Höhe von 27m, die die Zeit auf etwa 2s genau anzeigen, kann das größte Bauwerk des Observatoriums.
Wir verlassen das Observatorium und gehen durch die Stadt zum Stadtpalast (Palast der Winde). Am morgen haben wir uns die Straßenseite angesehen, jetzt begeben wir uns von der Rückseite in den Palast den man von der Straße her nicht vermuten kann.
Der Hawa Mahal ist Teil des imposanten Stadtpalastkomplexes, zu dem auch das Hauptgebäude Chandra Mahal, das Sawai Man Singh Museum aus dem 18. Jh. gehören. Das den verschwenderischen Lebensstil der Rajputenfürsten 1799 erbaute Lustschloss ist als Sehenswürdigkeit überregional bekannt. Der Maharaja Jai Singh ließ den Palast von Amber aus bauen bevor er hierher gezogen ist. Wir besichtigen die frühere königliche Residenz, von dem jedoch nur ein Teil der Öffentlichkeit zugänglich ist, da er heute noch von den Nachfahren der Herrscherfamilie bewohnt wird. Zum Zeichen weht über dem Palast die Flagge der Herrscherfamilie.
Das Hauptgebäude der Anlage ist das siebenstöckige Chandra Mahal. Jede Etage hat einen bestimmten Namen wie die Sukh-Niwas, Ranga-Mandir, Pitam-Niwas, Chabi-Niwas, Shri-Niwas und Mukut-Mandir oder Mukut Mahal. Jedes der Gebäude die zu diesem Komplex gehören sind sehenswert. Sehenswert ist auch der "Diwan-E-Aam" (Sabha Niwas) oder die „Hall of Public Audience“ mit der Decke in satten Rot und Gold Farben. Auch der Maharani-Palast, ursprünglich die Residenz der königlichen Damen, besticht durch seine einzigartigen Deckenfresken und die Ausgestaltung mit Halbedelsteinen.
Vom obersten Stockwerk hat man einen Blick direkt runter zur Straße sowie die Haremsdamen früher. Hier konnten sie am täglichen Leben teilhaben wurden aber nicht gesehen. Dreht man sich um öffnet sich ein herrlicher blick auf die umliegenden Berge sowie rüber zum Observatorium.
Wir gehen weiter durch die von einer Stadtmauer umgebene Altstadt mit seinen ungewöhnlichen und sehr interessanten Gebäuden. Das lebendige Stadtbild wird durch Rikschas, Tuktuks, Kühen aber auch durch Kamelkarren sowie den bunt gekleideten Einheimischen und kleinen Äffchen geprägt. Ein Erlebnis ist auch der Besuch der farbenfrohen Märkte und Basare der Stadt, die aber eigentlich überall der Straße entlang sind.
Wir fahren mit unserem Bus durch eines der schönen alten Stadttore und sehen hierbei warum diese Stadt Pink City genannt wird. Angeblich sollen alle fünf Jahre der Anstrich der Stadtmauer und Tore neu erfolgen.
Wir fahren zu unserem Hotel, dem Hotel Maurya Palace. Am Abend gehe ich noch mit Torsten und zwei anderen unserer Reisegruppe in ein uns empfohlenes nahegelegenes Restaurant. Hier fand am Abend eine schöne folkloristische tänzerische Vorführung statt.
Donnerstag, 19.1.: Wir verlassen am Morgen Jaipur und steuern unsere zweite Station im Goldenen Dreieck von Indien an. Das goldene Dreieck sind die Städte Jaipur, Agra und Delhi. Wir sind auf der Straße 11 unterwegs ins 200km östlich entfernte Agra. Auf einem Rastplatz sehen wir auch einen indisch geschmückten Weihnachtsbaum.
Wir kommen durch viele kleine Dörfer, mit bunten Märkten. Transportprobleme scheint es in Indien nicht zu geben. Die Fahrzeuge sind restlos überlastet, aber es geht anscheinend. Auch für den Personentransport heißt es wohl einer passt immer noch mit drauf.
Am Straßenrand sowie auf den Dächern in und um die Dörfer werden Kuhfladen in der Sonne getrocknet. Frauen in den schönsten Saris verrühren mit den Händen geschickt die Kuhfladen, ohne sich dabei beschmutzen. Ein Kuhfladen hat einen Durchmesser von ca. 30 cm und wiegt frisch bis zu zwei Kilogramm. Ein Tier produziert am Tag etwa zehn Fladen. Die getrockneten Kuhfladen werden dann für 1 Rupie verkauft und meist als Brennmaterial genutzt. Bei den Hindus gelten Kuhfladen, von heiligen Kühen, bei ihren religiösen Zeremonien und Festen als reinigend.
Wir müssen ganz plötzlich die Straßenseite wechseln, denn unsere Fahrspur ist gesperrt. Kurz danach sehen wir warum, hier findet gerade ein Volkslauf statt. Junge Menschen mit Startnummern rennen am Straßenrand entlang bis zu einem Bus wo dann wohl das Ziel ist.
Es geht weiter auf der Straße 11. Ca. 15km hinter Bharathur erreichen wir die verlassene Ruinenstadt Fatehpur Sikri, die ehemaligen Hauptstadt des Mogulreiches. Kaiser Akbar baute neben dem Ort Sikra auf dem Hügel seine neue Königsstadt mit Palästen und Höfen aus rotem Sandstein. Einer Legende nach besuchte Akbar den Mystiker Sheikh Salem Chishti in Sikri, um mit ihm über die Geburt eines Sohnes zu beten. Der Heilige prophezeite ihm drei Söhne, was dann auch eintrat. Aus Dankbarkeit errichtete er gleich eine ganze Stadt.
Nachdem er 1569 eine elf Kilometer lange Mauer mit sieben Toren erbauen ließ, begann er mit dem Bau der Stadt. Da viele Steinmetze und auch das Baumaterial an Ort und Stelle war erstand die Stadt schon innerhalb fünf Jahren. Er zog nach Fathepur (Siegesstadt) und die Stadt wuchs sehr schnell auf 600.000 Einwohner an. Akbar wurde der schnelle Zuwachs leid und so übersiedelte er samt Hof wieder nach Agra. Das Fort begann zu verfallen und die umliegenden Bewohner holten sich Baumaterial aus dem Fort für ihre Häuser. Dank umfangreicher Restaurierungsarbeiten sind der Hauptpalast und der Hofkomplex noch größtenteils erhalten, und die verlassene Wüstenstadt repräsentiert auch heute noch den Glanz vergangener Zeiten.
Während Akbar selbst Analphabet war, nahm er ein großes Interesse an Literatur, Architektur und Kunst. 35 Gebäude gibt es hier auf dem Gelände vom gesamten Fort Fatephur Sikri, jedoch sind vier architektonisch besonderes interessant. Dies sind einmal die Gebäude des Forts wo wir uns jetzt befinden, sowie das fünfstöckige Panch Mahal und das Buland Darwaza und das Tomb of Salim Chishti.
Auf dem Gelände der nebenan liegenden Moschee liegt das weiß verkleidete Marmorgrab des Salim Chishti. Das einstöckige Gebäude hat einen reich verzierten Baldachin mit Perlmutt-Mosaiken. Innerhalb des Gebäudes gibt es einen Rundgang der mit vielen geschnitzten Jalis, durchbohrte ornamentale Steinfenster umgeben ist.
In der südlichen Wand der Moschee ist das wohl prächtigste und auch größte Tor der Moschee, das Buland Darwaza. Das auch „Tor der Herrlichkeit“ genannt wird wurde im Jahre 1601 von Akbar erbaut und ist mit 54m Höhe das größte Tor der Welt. Es wurde aus zwei verschiedenfarbigen Sandsteinen erbaut und hat Einlegearbeiten aus schwarzem und weißem Marmor. Durch die tief nach unten führende Treppe oder andersrum lang ansteigende Treppe wirkt dieses Tor noch viel größer und gewaltiger.
Wir verlassen die Ruinenstadt Fatehpur Sikri und fahren nach Agra. Die historische Stadt war Hauptstadt des Mogulreiches im 16. und 17. Jahrhundert mit Ausnahme von 1526 bis 1648. Die Stadt beeindruckt durch architektonische Meisterwerke sowie durch das reiche Kunsthandwerk und die Kultur früherer Epochen. Ihre Geschichte reicht bis ins Altertum zurück. Zu Beginn des 16. Jh. wurde die Stadt vom Sultan Sikander Lodi gegründet und fiel schon 1526 in die Hände der Mughals. Die Hochzeit von Agra war schließlich zwischen 1550 und 1650 und zu den Zeiten von Großmogul Akbar, Jehangir und Shah Jahan. In dieser Zeit entstanden auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie das Rote Fort mit dem Palast von Shah Jahan und der Perlmoschee (Moti Masjid) sowie das Dayalbagh (ein Ashram der Radhasoami-Satsangi-Religion), Sikandra (Grabmal von Akbar) und Meena Bazar, das Taj Mahal oder die diversen Mausoleen.
Unser Weg führt uns heute Nachmittag zum Höhepunkt unserer Reise zum weltberühmten Taj Mahal, der „Krone der Paläste“, Zeugnis einer unsterblichen Liebe. Dieser „Kronenpalast“ wurde vom Maharaja Shah Jahan als Andenken an seine Hauptfrau, die bei der Geburt des 14. Kindes gestorben ist erbaut. Die Bauarbeiten starteten noch im gleichen Jahr – 1631 – und wurden erst nach 22 Jahren beendet. Insgesamt 22.000 Personen arbeiteten daran. Das Mausoleum (Grabmoschee) ist ein 58m hohes und 56m breites Gebäude auf einer 110 x 100m großen Marmorplattform. Vor dem Gebäude wurde ein 18 Hektar großer Garten angelegt, in dessen Zentrum sich ein längliches Wasserbecken befindet.
Nur einige Jahre nach der Fertigstellung wurde Shah Jahan von seinem eigenen Sohn Muhammad Aurangzeb Alamgir vom Thron gestürzt und war bis zu seinem Tod 1666 im Agra Fort inhaftiert. Von dort konnte er also nur aus der Ferne den Überresten seiner geliebten Frau und somit dem Taj Mahal erblicken. Nach seinem Tod wurde er neben seine Frau gebettet.
Für den Bau wurden Tausende von Handwerkern aus vielen Teilen Süd- und Zentralasiens sowie Architekten aus Badakhshan (heute Afghanistan) heran gezogen. So ist auch der Baustil eine Verschmelzung von persischen und indischen Elementen. Auch die Baumaterialien kamen aus vielen Teilen von Indien und Asien. Über 1.000 Elefanten wurden zum Transport geholt, 28 verschiedene Arten von Edelsteinen und Halbedelsteinen wurden in den Marmor eingefügt. Um das Hauptgebäude wurden vier Minarette angeordnet die alle eine leichte Neigung haben, damit im Falle eines Erdbebens sie vom Hauptgebäude wegstürzen.
Einer Legende nach soll allen Handwerkern nach Vollendung des Bauwerks eine Hand abgehackt worden sein und die Architekten wurden hingerichtet, um andere Herrscher am Nachahmen zu hindern. Das Taj Mahal wurde 1983 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen und gilt heute wegen der perfekten Harmonie seiner Proportionen als eines der schönsten und bedeutendsten Beispiele des Mogulstils in der islamischen Kunst. Heute wird das Taj Mahal auch als Gebetsstätte der muslimischen Bürger genutzt.
Beim Blick zurück vom Grabmal sehen wir das prächtige große Tor (Darwaza-i Rauza)-Gateway, das Eingangsportal zum Taj Mahal.
Links und rechts vom Taj Mahal sind zwei große Gebäude aus rotem Sandstein, die offen an den Seiten des Grabmals sind. Die sich gegenüberstehenden Gebäude sind spiegelbildlich erbaut. Das westliche Gebäude ist eine Moschee, das östliche Gebäude die Jawab (Antwort).
Besonders sehenswert, aber leider aus Zeitgründen war es nicht möglich, ist das Akbar-Mausoleum und das Grabmahl des Mirza Ghiyas Beg.
Das Akbar-Mausoleum ist das flächenmäßig größte Grabmal Indiens. Es wurde schon zu Lebzeiten des dritten und bedeutendsten Herrschers der Mogul-Dynastie Jalaludin Muhammad (Akbar, der Große) erbaut. Das Grabmal liegt ca. 10km nordwestlich von Agra nahe der Ortschaft Sikandra inmitten einer ausgedehnten Parkanlage. Es besteht aus dem Torbau mit überreichem Dekor und vier ungewöhnlichen Minarettaufsätzen und dem Grabbau der von seinem Erscheinungsbild an die Palastarchitektur der Mogulzeit erinnert.
Das zweite besondere historische Bauwerk ist das Grabmahl von Mirza Ghiyas Beg, dem Vater der Hauptfrau Jahan des Mogulherrschers Jahangir. Es liegt ca. 3km nordöstlich des alten Zentrums von Agra am Fluss Jamuna. Das Mausoleum Itimad-ud-Daula (Stütze des Staates) wurde in den Jahren zwischen 1622 und 1628 erbaut und besteht aus den fünf Bauten, Torbau, Mausoleum, Moschee, Naggarkhana und Dharamshala. Der Torbau ist mit roten Sandsteinplatten verkleidet und führt in Richtung Mausoleum das im Zentrum der viergeteilten Gartenanlage liegt. Der Außenbau des Grabmales ist mit unendlich vielen geometrischen und floralen Einlegearbeiten aus kostbaren Halbedelsteinen (Karneol, Jaspis, Onyx) überzogen. Der Grabbau ist als erstes Mogul-Bauwerk vollständig in weißem Marmor ausgeführt und wird eingerahmt von vier mächtigen aus den Ecken hervortretenden und auf einer Plattform aufruhenden turmartigen Minaretten mit sechseckigem Grundriss und mit Pavillons an der Spitze. Innen gibt es einen zentralen Grabraum mit acht kleinen Nebenräumen.
Das Naggarkhana ist dem Torbau ähnlich in Ausmaß, Aufbau und Dekor und diente den Herrschern als Musikempore für besondere Anlässe. Die Moschee ist auch ein wichtiger Bestandteil dieses Gesamtkomplexes damit die Gläubigen dort ihr Gebet verrichten können. Gegenüber liegt das Dharamshala eine Besucherherberge in der sich überwiegend die Frauen aufhielten. Diese Grabmahlanlage ist der unbestrittene Höhepunkt der Mogul-Architektur und war damit im wesentlichen Wegweiser für das später errichtete Tay Mahal.
Wir erreichen unser Hotel Pushp Villa in Delhi erst am Abend und schon in Dunkelheit. Im 7. Stock unseres Hotels essen wir zu Abend in einem Dreh-Restaurant.
Freitag, 20.1.: Heute in Delhi steht das Agra Fort als erstes auf dem Programm. Da es aber am Morgen noch sehr nebelig ist machen wir zuerst einen Besuch in einer staatlichen Marmorintarsien-Werkstatt. Die Intarsienarbeiten die wir schon am Taj Mahal bewundert haben werden noch heute nach gleicher 350 Jahre alter Tradition hergestellt. Wir erhielten eine Einführung in diese alte Handwerkstradition die besonders in Agra und Delhi ihre Ursprünge hat. Diese Arbeiten werden auch Marble Inlay genannt und erfordert ein besonders Geschick beim Bearbeiten dieser empfindlichen Edel- und Halbedelsteine die in den Marmor eingearbeitet werden.
Anschließend fahren wir zum Agra Fort. Das Rote Fort ist eine Festungs- und Palastanlage an einer Biegung des Yamuna Fluss und nur ca. 2,5km entfernt vom Taj Mahal. Mogulkaiser Akbar ließ diese majestätische aus rotem Sandstein in Form eines Halbmondes zwischen 1565 und 1773 erbauen. Unter ihm entstanden die Mauern und Tore, unter seinem Enkel Shah Jahan die meisten der Hauptgebäude und unter Aurangzeb, dem letzten großen Mogulherrscher, die Schutzwälle. Nachdem Akbar die großen Mauern fertig hatte baute er hier nicht weiter, denn er gründete mit Fatehpur Sikri eine neue Hauptstadt, die er jedoch ebenfalls bald wieder aufgab.
Während Akbar den roten Sandstein aus Barauli bevorzugte baute Shah Jahan lieber mit weißem Marmor und viel Verzierungen aus Glas und Halbedelsteinen. Der halbmondförmige Grundrisss ist mit einer 21 Meter hohen und 2,4 km langen Mauer umgeben. Es gibt nur zwei große Tore, das Delhi-Tor und das Lahore-Tor um in die Stadt bzw. Festungsanlage zu gelangen. Die Palastbauten sowie die Moscheen und Gärten erinnern wieder an den islamischen und hinduistischen Baustil.
Besonders schön ist innerhalb der Anlage die öffentliche Audienzhalle Diwan-i-am, eine an drei Seiten offenen und von Pfeilern getragene Halle. Die bedeutendste Moschee in der Palastanlage ist die schlichte Moti Masjid, die 1653 vollendete Perlen-Moschee. Über eine Doppeltreppe erreicht man das dreikuppelige Gebetshaus indem sich ein aus weißem Marmor geschaffener Innenhof mit Arkadengang befindet.
Die königlichen Pavillons wurden um eine Terrasse gruppiert damit die Herrschaften auch immer eine frische Brise vom Fluss her hatten. In der Nähe befindet sich der Machi Bhavan eine doppelstöckige Bogengalerie wo im oberen Stock der Thron des Herrschers seinen platz hatte. Von hier aus hatte der König und seine Frauen Zugang zur kleinen Naginamoschee. In einem kleinen abgeschlossenen Hof unterhalb der Moschee durften die Frauen einmal im Jahr den Meenbasar aufbauen. Sie bauten kleine Stände auf und spielten Markt wobei sie hier die einzige Möglichkeit hatten vorsichtigen Kontakt zu den männlichen Palastbewohnern aufzubauen. Hieran schließt sich die private Audienzhalle Diwan-i-Khas an wo der Herrscher die Würdenträger und Botschafter empfing. An der Rückseite führt ein Bogengang zu einem zweistöckigen Pavillon oder Turm dem Musamman Burji. Der von einer Veranda umgebene Turm ist verschwenderisch mit Einlegearbeiten verziert. Südlich vom Burji liegt der marmorne Privatpalast der von zwei Goldenen Pavillons flankiert. Rund um diesen Hof schließen sich noch verschiedene weitere repräsentative Palastbauten aus der Zeit Shah Jahans sowie Moscheen und Gärten an.
Für die äußere Erscheinung des Forts ist Akbars Enkel Sha Jahan weitgehend verantwortlich. Er verwandelte es in einen prächtigen Palast mit der Marmormoschee Jahans Moti Masjid. Als Sha Jahan von seinem Sohn Aurangzeb gestürzt worden war, kehrte er endgültig nach Agra zurück und verbrachte hier seine letzten Lebensjahre unter Hausarrest. Vom Jasminturm aus konnte er auf das Grabmal seiner Lieblingsfrau blicken, den Taj Mahal. Den Thronsaal mit seinen Intarsienarbeiten in der Halle der öffentlichen Audienzen durfte er nicht mehr betreten. Während des indischen Aufstandes von 1857 wurde auch das Rote Fort, das die britischen Truppen schon 1803 eingenommen hatten, stark umkämpft. Heute ist ein Teil des Geländes der Öffentlichkeit nicht zugänglich da es militärisch genutzt wird.
Beim Verlassen des Forts sehen wir eine ganze Horde von Affen die sich um die von Touristen ihnen zugeworfenen Möhren kämpfen. Während wir auf unseren Bus warten stehen neben unserer Gruppe zwei hübsche Damen. Wie sie merken das wir sie gern fotografieren würden postieren sich für uns an der Mauer. Dann geht es per Bus weiter.
Wir verlassen Agra in nördliche Richtung über den Yamuna Fluss. Der Yamuna ist der wichtigste Nebenfluss des Ganges mit einer Gesamtlänge von 1.376 km. Er fließt auch direkt am Taj Mahal vorbei.
Wir schließen das goldene Dreieck mit der Fahrt von Agra nach Delhi. Die Strecke sind über den Taj Express Highway 210 km. Die nächsten Fotos sind alle von diesem Highway. Die teilweise sehr abenteuerlichen Fahrzeuge sind oft vollgestopft mit Menschen. In so ein Tuk-Tuk (Autorikscha) wo normalerweise nur Platz für drei bis vier Personen ist findet man oft, dass sieben bis acht Personen transportiert werden. Auch auf einem Moped das nur für zwei Personen ist findet man ganze Familien, Eltern und zwei Kinder die damit unterwegs sind. Auch LKW`s ohne Kabinen sind oft auf den Landstraßen unterwegs, teils mit Gütern aber auch teils mit Menschen beladen.
Der Straßenverkehr in Indien wird durch die Hupe regiert und zwar immer und teilweise lang anhaltend damit man auch gehört wird bzw. sich Gehör verschafft. Benutzt wird die Hupe beim Abbiegen, Bremsen, Anfahren, Beschleunigen, beim Spurwechsel, zur Warnung, zur Freude, zu Begrüßung, zum Abschied, also eigentlich immer. Allein in Delhi sind letztes Jahr 110 Menschen von den Linienbussen der Stadt überfahren worden. Überall und immer wird gehupt. Hier der blick in den Rückspiegel durch Hupen ersetzt. Es ist für mich ein Rätsel wie die Rettungswagen durchkommen, denn keiner macht Platz trotz der lauten Sirene. Hier gilt jeder Meter als Gewinn auch wenn der Rettungswagen mit Sirenengeheul und Blinklicht hinter einem steht. Ich werde hier in diesem dichten Verkehr hoffentlich nie einen Rettungswagen brauchen. Ich muss aber auch sagen ich bin immer kreuz und quer ohne Blessur durch den Stadtverkehr in allen indischen Städten gekommen, immer dem fließenden Verkehr angepasst.
Erst gegen Abend erreichen wir Delhi und schon weit vor der Stadt beginnt der Stopp und Go Kampf durch die Stadt auf dem Weg zu unserem Hotel Regent Continental.
Sonnabend, 21.1.: Heute werden wir Delhi
erkunden. Delhi als Metropole schließt Neu-Delhi die Hauptstadt von Indien mit ein, die erst 1911 gegründet wurde. In der Agglomeration
wohnen lt. Volkszählung von 2011 rund 16,3 Mill. Menschen. Sie ist damit nach Bombay die zweitgrößte Stadt des Landes. Delhi hat viele Gesichter, das moderne und sehr westliche Touristenzentrum
um den Connaught Place oder das Erbe der Mogulkaiser mit seinen ganz unterschiedlichen alten Forts und Palästen.
Wir starten noch im Morgennebel mit einer Rikscha-Fahrt durch die engen Gassen der Altstadt. Die teilweise sehr zierlichen Fahrer stehen teilweise nur auf den Pedalen um ihre Last auf dem Rücksitz durch die vielen Schlaglöcher und engen Gassen zu bringen. Es ist schon ein Abenteuer der besonderen Art. Über uns die sehr abenteuerliche Elektroversorgung und zwischendurch der Besuch der vielen Affen die um einen herum hüpfen.
Unsere Rikscha-Fahrt endet ganz in der Nähe der Freitagsmoschee. Zu Fuß geht es die große breite Treppe hoch und wie immer Schuhe ausziehen. Die Jama Masjid ist die größte Mosche Indiens und befindet sich im Zentrum von Shahjahanabad, der nach dem Großmogul Shah Jahan benannten Altstadt Delhis. 5.000 Handwerker erbauten diese riesige Anlage zwischen 1650 und 1656. Auf dem über 90 Meter langen Hof finden mehr als 20.000 Gläubige Platz. Zur Zeit wird in der Provinz Kerala eine Moschee erbaut die für 25.000 Gläubige Platz hat. Die größte Moschee der Welt ist in Mekka die Al-Haram-Moschee die für 820.000 Gläubige Platz hat.
Die Moschee erhebt sich an der Westseite eines ummauerten Hofes. Über drei Seiten aufsteigende Freitreppen und drei doppelstöckige Torbauten kommt man in den Innenhof. In seiner Mitte befindet sich ein Wasserbecken wo sich der Gläubige reinigen kann vor dem Gebet. Das größte Tor ist das östliche und war früher dem Mogulkaiser vorbehalten. An de mittleren hohen Teil des Gebäudes schließen sich zu beiden Seiten je fünf Arkaden an, anderen Enden jeweils ein 40m hohes Minarett ist. Ganz oben krönt ein zwölfseitiger offener Pavillon die Minarette. Zwischen dem Iwan und den Minaretten gibt es zwei weiße Zwiebelkuppeln mit wechselnden Streifen aus schwarzem und weißem Marmor. In der Mitte hinter dem Iwan (eine dreiseitig geschlossene Halle, die an ihrer Vorderseite völlig offen gelassen ist) ist noch eine dritte und auch gleichzeitig die größte Kuppel. Die Anlage ist überwiegend aus rotem Sandstein gebaut wobei bei der Fassade weißer Marmor zur Verkleidung benutzt wurde. Die Gebetshalle ist von 260 Säulen gesäumt.
Die Fahrt geht weiter vorbei am Roten Fort zum Raj Ghat, der Gedenkstätte von Mahatma Gandhi. Gandhi wurde nach seiner Ermordung eingeäschert und seine Asche im heiligen Fluss Ganges verstreut. An der Stelle der Einäscherung steht eine schwarze Marmorplatte auf der eine ewige Flamme brennt.
Weiter geht es zum Humayun-Mausoleum, der Grabstätte von Nsiruddin Muhammad Humayan, dem zweiten Herrscher des Großmogulreiches und Astronomen.
Schon vor dem Mausoleum erwarten uns hunderte von Kindern und Jugendlichen die heute einen Schulausflug in ihren schönen Schuluniformen machen. Vom Parkplatz aus geht man durch eine kleine Allee und durch zwei prächtige Tore hindurch, bis man den Mogulgarten mit Humayuns Tomb als zentralem Mittelpunkt der gesamten Anlage erreicht. Das große Tor hat über dem geschwungenen Bogen zwei Davidsterne. Eine sehr steile Treppe mit über 30 cm hohen Stufen, steiler als 45°, führt hinauf auf die Marmorplattform, die das Mausoleum umgibt.
Die Stätte umfasst außer dem Mausoleum von Humayuns noch andere Bauten und Grabmonumente der Mogularchitektur wie z. B. der Grabbau seines Barbiers. Der Bau erstreckte sich von 1562 bis 1570 unter den wachsamen Augen der Witwe Humayuns. Die komplette Grabanlage besteht aus dem Torbau, Grabmonument und der Gartenanlage. Der Bau weicht von anderen Mogulgräbern ab durch kleine aufgesetzte Pavillons. Der zentrale Grabbau hat eine Vielzahl von Arkadenbögen sowie eine große weiße und mehrere kleinere Kuppeln. Die Innenräume gehen über zwei Stockwerke. Auch die Wandmalereien und sonst üblichen Steinlegearbeiten fehlen hier ganz. Nur in den Wandnischen gibt es optische Auflockerungen. Auch die sonst rahmenden Minarette fehlen hier. Inmitten von Wasserläufen erhebt sich das Mausoleum wie der im Koran beschriebene Paradiesgarten.
Wir wollen uns anschließend noch den Qutab-Komplex ansehen. Um jedoch dahin zu kommen in den süd-westlichen Teil der Stadt müssen wir wieder durch die Innenstadt, wo wir fast 2 Stunden für benötigen. Auf dem Gelände des Qutab-Komplexes stehen die ersten Ruinen nach der muslimischen Eroberung. Sehenswerte Teile dieses Komplexes sind das Qutab Minar und die Eiserne Säule.
Das Qutab Minar ist eine Siegessäule der Moslems über die Hindus. Der Gründungsstein wurde 1192 von Qutb-ud-Din Aibak gelegt und erst in mehreren Etappen erhielt sie ihre jetzige Form mit einer Höhe von 73 m und einem Durchmesser von 15 m unten und 2,5 m oben. Dafür wurden auch das Material von 27 älteren Jaina und Hindu Tempeln verwendet, die auf dem Gelände von Qutab-ud-Din Aibak zerstört wurden. Als Siegesturm und Minarett wurde er zwischen 1211 und 1236 durch seinen zweiten Nachfolger Shams-ud-din Iltutmish fertiggestellt. Beeindruckend sind die je nach Etage unterschiedlichen reichen Verzierungen. Dieser ganz besonders filigrane Turm wurde mehrfach verändert und immer wieder zerstört. Eine Besteigung des Turmes ist heute leider aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich.
Neben dem Qutab Minar steht Indiens erste Moschee, die den stolzen den Namen “Macht des Islam” hat. Qutb-ud-Din begann im Jahr 1193 mit dem Bau dieser Moschee, die dann aber in den folgenden Jahrhunderten viele Um-und Anbauten über sich ergehen lassen musste. Die ursprüngliche Moschee stand auf den Grundmauern eines Hindutempels. Eine Inschrift über dem Osttor besagt, dass man zum Bau die Überreste von “27 götzendienerischen Tempeln” verwendete. Da die alten Säulen nicht lang genug waren, setzte man einfach zwei übereinander. Viele Elemente der Konstruktion verweisen auch auf ihren hinduistischen oder jainistischen Ursprung. Altamish umgab die anfänglich recht kleine Moschee in den Jahren 1210-20 mit einem Klosterhof. Ala-ud-Din fügte später um 1300 den Hof im Osten an und das prächtige und einzig vollendete Alai-Darwaza-Tor.
Zwischen den Ruinen steht auch die Eiserne Säule, die weltweit eines der ersten metallurgischen Monumente ist. Chandraguptt II. ließ die 7m lange und 6t schwere Säule aufstellen. Sie ist ein altes Relikt aus der im 8. Jh. erbauten Festungsanlage „Lal Kot“. Sie besteht aus 98 % Schmiedeeisen von reinster Qualität und ein Zeichen der damals hochentwickelten frühen indischen Eisenschmiedeverarbeitung und Eisengewinnung. Einer Sage nach soll derjenige der sich mit dem Rücken an die Säule stellt und rückwärts beim umfassen sofort seine Finger trifft besonders viel Glück haben. Ist heute schwer möglich da um die Säule ein Zaun ist.
Auf der anderen Seite des Qutab Minar stehen auf einer Rasenfläche die Überreste des Alai Minar. Juna Khan wollte hier den größten Turm bauen. Seinen kühnen Plänen nach sollte er 150m hoch werden, doppelt so hoch wie das Qutab Minar. Nach Fertigstellung des ersten Stockwerkes von 24,5m Höhe verstarb der Auftraggeber und der Turmbau wurde eingestellt. Heute sind die Reste zu sehen, die am verfallen sind.
Beim Verlassen der Qutab Anlage sehen wir eine große lange Wandmalerei eines Herrscherzuges. Einer unserer Teilnehmer sagte, das ist ja wir in Dresden der Fürstenzug!
Anschließend wollten wir noch das India Gate besuchen, jedoch durch den bevorstehenden Nationalfeiertag war alles rund ums India-Gate und auch den sehenswerten Präsidentenpalst und dem Parlamentsgebäude großräumig abgesperrt.
Auf noch weitere interessante und sehenswerte Gebäude von Delhi möchte ich kurz eingehen. Die offizielle Residenz des indischen Präsidenten „Rashtrapati Bhavan“ ist eines der größten und prächtigsten Bauwerke in der Stadt. Das lachsfarbene H-förmige Gebäude wurde als Symbol imperialer Macht erbaut und trägt trotz einiger Moguldetails die typische englische Handschrift. Auch das Parlamentsgebäude „Sansad Bhavan“ in Form eines niedrigen Rundgebäudes ist sehr schön anzusehen. Es hat eine Grundfläche von 20.000 m2 und sieht von außen wie ein Kreis aus mit 144 Säulen.
Das India Gate ähnelt mit seiner Erscheinung dem Arc de Triomphe in Paris ist aber offiziell ein War Memorial für 90.000 indische Soldaten die im ersten Weltkrieg für Großbritannien ihr Leben ließen. Mitten durch das 42m hohe India Gate verläuft die königliche Promenade Rajpath bis zum palastartigen Rashtrapati Bhaven. Die Stadt hat eine große Anzahl hervorragender Museen für Geschichte, Kunst und Kunsthandwerk. Das „National Museum“ ist Neu-Delhis größtes Museum und vermittelt den besten Überblick zur Kultur und Geschichte Indiens über die letzten 5.000 Jahre.
Auch Delhi besitzt eine Sternwarte aus dem 18. Jh. Sie wurde als eine der fünf Observatiorien von Jai Singh II. erbaut und ist fast unverändert erhalten geblieben. Auch in Delhi gibt es ein Gandhi Museum, das Gandhi Smriti. In diesem Haus verbrachte er seine letzten 144 Tage vor dem Mordanschlag am 30. Januar 1948.
Ein ganz besonderes Gebäude ist der Lotustempel in Form einer aufgehenden Blüte. Er steht in Bahapur und ist ein Haus der Andacht der Religionsgemeinschaft der Bahai. Dieser erst 25 Jahre alte Tempel wird jährlich von über 4 Mill. Menschen besichtigt. Das Gebäude hat acht Zugangstüren zu einer 40m hohen Andachtshalle die 2.500 Menschen Platz bietet. Sie besteht im Inneren aus weißem Marmor. Das wohl neueste Bauwerk ist der erst 6 Jahre alte Akshardham. Der Hindu Tempel wurde sehr aufwendig gestaltet durch 3.000 Freiwillige und 7.000 Kunsthandwerker und zeigt traditionelle Darstellungen der indischen und hinduistischen Kultur, sowohl spirituell als auch architektonisch. Er ist der größte Hindu Tempel der Welt.
Wir beenden heute auch unsere Tour durch das „Goldene Dreieck“ unserer Indien Reise. An vielen Orten ist Indien schon sehr modern und von der westlichen Welt kaum zu unterscheiden, aber hier in Rajasthan sind die historischen, mythologischen und kulturellen Wurzeln noch unverfälscht erhalten. Eine Reise durch diese Region Indiens ist einfach was Besonderes.
Hier im Nordwesten Indiens hat über 1000 Jahre das stolze Kriegervolk der Rajputen diesen Teil Indiens beherrscht und eine tragende Rolle gehabt und bei der politischen Entwicklung hin zum modernen Indien mitgewirkt. Tapferkeit, ein rigider Ehrenkodex und ausgeprägter Stolz sind noch heute gelebtes Selbstverständnis. Rajasthan sowie das angrenzende Bundesland Uttar Pradesh bietet dem Neugierigen Touristen einen faszinierenden Kontrast von einsamer Wüste und prunkvollen Palästen, dem kunsthandwerklichem Geschick der oft sehr einfachen Bewohner und die wirklich eindrucksvolle Schönheit von Land und Menschen. Es ist ein Erlebnis, das kühnste Träume übertrifft.
Morgen fliegen wir weiter gen Norden nach Nepal.
Ende Teil 3 Nepal