Der Lauf vom Sonnenobservatorium Goseck zur Arche Nebra
17.06.2017 von Bernd Neumann
Marathon ist für mich auch eine Reise mit vielen Sehenswürdigkeiten und tollen Eindrücken davor, dabei und hinterher und so starte ich heute, mit meinem neuen Auto schon am Freitagmorgen gen Osten. Mein Weg führt mich über Helsa in das ehemalige Straßendorf Friedrichsbrück. Der damalige Straßenzug wurde aus zehn giebelständigen Wohnhäusern zur Ansiedlung von Hugenotten erbaut. Der Landgraf Friedrich II. wollte auf diesen ehemaligen Wüstungen aus dem 30-jährigen Krieg wirtschaftlichen Aufschwung in dieser Gegend erreichen.
Ich fahre weiter direkt über einen der schönsten Berge in Nordhessen, den Meissner. Der 753m hohe Berg wurde bekannt durch das Märchen Frau Holle der Gebrüder Grimm.
Hinter dem Berg liegt die Kreisstadt Eschwege die einen mittelalterlichen Stadtkern hat der von vielen schönen Fachwerkhäusern durchzogen wird. Dann geht es weiter vorbei am Schloss Wolfsbrunnen (Anfang des 20. Jh. im Stil der Neurenaissance erbaut) und Wanfried bis zur ehemaligen Zonengrenze die ja noch bis zum 9.11.1998 sich dort befand. Dann geht es weiter nach Thüringen über die B249 bis nach Mühlhausen.
Mühlhausen erhielt im Mittelalter den Beinamen „Mulhusia turrita“. Die turmgeschmückte Stadt war nach Erfurt die bedeutendste Stadt Thüringens mit seinen ehemaligen 59 Türmen der Kirchen und der Stadtmauer. In der Stadt wirkten auch Johann Sebastian Bach und Thomas Müntzer.
Für mich geht es jedoch weiter über die B247 nach Bad Langensalza. Die Kurstadt Bad Langensalza mit ihren Heilquellen wird auch die Rosenstadt genannt durch die vielen schönen Parks und den Japanischen Garten. Sie war auch eine der fünf Waidstädten die mit Färberwaid handeln durfte, was ihr viel Wohlstand brachte. Durch das viele Geld entstanden große Kirchen und eine Stadtmauer aus Langensalzaer Travertin (er entstand in der Nähe der heutigen Stadt in 2 Phasen vor 125.000 Jahren im Mittelpleistozän und vor 10.000 Jahren im Holozän).
Ich parke in einer ruhigen Seitenstraße und habe nur wenige Meter bis ich neben dem historischen Rathaus bin. Auf dem Weg dorthin werde ich von einer der vielen Wasserrinnen begleitet. Bad Langensalza wurde schon im Mittelalter von drei Mühlströmen durchflossen. Bei der Neugestaltung im Bereich Marktkirche, Kornmarkt und Töpfermarkt wurden diese Rinnen teils offen und teils verdeckt miteingebunden. Erinnert so ein bisschen am Freiburg.
Mein Blick fällt in der Marktstraße sofort auf den „Breiten Brunnen“ der bei seiner Sanierung vor rund 10 Jahren mit dem weißen Travertin eingefasst wurde. Die zwei Löwen halten die Wappen von Kursachsen und der Stadt. Dahinter öffnet sich weiter die wunderschöne Marktstraße mit seine vielen restaurierten wunderschönen Fachwerkhäusern.
Diese Straße war schon vor hunderten von Jahren eine wichtige Verbindung von Kassel nach Leipzig für Güter und auch als Postroute. Eine nachgebaute Ganzmeilensäule erinnert an diese Zeit. Beim Blick auf die kunstvoll verzierten Fassaden und teils wuchtigen Portale der Patrizierhäuser in Fachwerkbauweise sieht man den früheren Reichtum ihrer Besitzer.
Über die Marktstraße komme ich an die St. Bonifaci Kirche. Sie ist die größte evangelische Pfarrkirche hier in der Stadt und mit seinem 73,4m hohen Turm die zweithöchste Kirche in Thüringen. Wer hoch zur Turmuhr schaut wird bemerken dass es nur einen Zeiger gibt. Diese Einzeigeruhr wurde 1612 eingebaut und ist in ihrer Art sehr außergewöhnlich.
An der Kirche wurde fast 200 Jahre gebaut und so besteht sie auch aus verschiedenen Baustilen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1272. Der gotische Hallenbau aus Travertin zeigt viele Altersspuren und so sieht man beim Betreten der Kirche das an vielen Stellen schon mit der Restaurierung begonnen wurde. Sehenswert sind spätmittelalterliche Altäre, ein romanischer Taufstein sowie verschiedene Tafelbilder und Grabplatten. Sehr schön ist auch die bemalte Holzkassettendecke vom Anfang des 16. Jh.
Im Inneren der Kirche findet zur Zeit eine ganz besondere Ausstellung statt. Sie gibt Einblicke in die reformierte Kirchengemeinde von Bad Langensalza. Es werden dort Zeugnisse der Langensalzaer Gottesdienste vom 16. – 19. Jh. gezeigt, wie z.B. die erste verbindliche in Sachsen und Thüringen eingeführte evangelische Gottesdienstordnung von 1539. Es wird auch gezeigt, dass trotz Luther noch sehr viele Jahre später Gottesdienste in Latein abgehalten wurden. Interessant ist auch ein Abkündigungsbuch in dem steht wer sich zur Trauung oder Taufe angemeldet hat und welche Beerdigungen letzte Woche waren. Dies diente dem Pfarrer zur Verkündigung am Ende des Gottesdienstes. Auch ein Kommunikanten- verzeichnis in Einfassungen mittelalterlicher, handgeschriebener Kantoral- und Textblätter. Damals mussten auch evangelische Bürger wie die Katholiken zur Beichte gehen und das wurde schriftlich festgehalten in diesem Verzeichnis. Das wurde noch bis zum Ende des 18. Jh. praktiziert.
Am Hungerturm und Butterturm komme ich an die alte Stadtmauer die noch gut erhalten ist. Ich gehe durch den Stadt- und Kurpark vorbei am Zierturm und komme an den Schlösschenpark einem der 10 Parks die es in der Stadt gibt.
Neben der Rehaklinik befindet sich das Friederikenschlösschen mit Park. Hier lebte Friederike die Tochter von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie war vermählt mit dem Herzog Johann Adolph II. von Sachsen-Weißenfels. Erbaut wurde das Schlösschen mit seinen beiden Kavalierhäuschen 1749 – 1751. Das Allianzwappen über dem Eingangsportal zeigt die Verbindung beider Häuser. Hinter den Gebäuden befindet sich ein kleiner Park mit historischem Gartenpavillon von 1878. Aus einem Bronzebecken sprudelt das Schwefelwasser das hier schon über 200 Jahre als Heilwasser Verwendung findet.
Das große rote Backsteingebäude ist das Salza-Gymnasium. Geht man nun weiter durch den Park an der alten Stadtmauer entlang kommt man zum letzten erhaltene Eingangstorturm der Stadt zum 35,4m hohen Klagetorturm. Im Bereich des mittelalterlichen Stadtmauerringes gibt es noch 16 Wachtürme.
Zwischen den vielen schon schön restaurierten Gebäuden gibt es aber auch noch interessante Häuser die kurz vor dem Zerfall sind. Von den ehemaligen Stadttürmen ist auch noch der Storchennestturm erhalten. Der fünf-stöckige Turm ist 23m hoch. Auf ihm wurde schon 1593 im Auftrag des Stadtrates ein Nest angebracht das dann 1988 ein Wagenrad als Auflage erhielt.
Bei meinem Rundgang komme ich dann wieder zum historischen Rathaus. 1742 bis 1751 wurde das ehemals abgebrannte Rathaus aus heimischem Travertin neu gebaut. Zum Marktplatz hin befindet sich der mit vergoldeten Ornamenten geschmückte Haupteingang.
Im oberen Bereich befindet sich ein Glockenspiel mit 32 Glocken die jeweils um 12 und um 18 Uhr eine Melodie erklingen lässt. Darüber im Dreiecksgipfel erscheinen dabei auf einem Kreissegment die drei Figuren von Hermann von Salza, Christoph Wilhelm Hufeland und Friedrich Gottlieb Klopstock die von einem voranschreitenden Trompeter angekündigt werden.
Auf einer Anhöhe steht die älteste der zwei evangelischen Pfarrkirchen, die Kirche St. Stephani. Schon Ende des 12. Jh. wurde sie urkundlich erwähnt. Ende des 14. Jh. erhielt sie ihre Schmuckfassade aus heimischen Travertin auf der Südseite. Da die Kirche leider geschlossen ist kann ich nur auf die interessanten Ausstattungsteile hinweisen, wie z.B. den Altar mit der steinernen Mensa, dem Altarbild oder dem Taufstein.
Dann heißt es wieder weiter fahren, denn ich möchte mir heute noch etwas von Naumburg ansehen. Meine Fahrt führt mich über Bad Tennstedt (im Mittelalter bedeutender Handelsweg zur Via regia) und Straußfurt (an der Unstrut) nach Sömmerda (von hier stammt der Erfinder des Zündnadelgewehres (erstes taugliches Hinterladergewehr) Johann Nicolaus von Dreyse). Ab hier folge ich der B 176 nach Finneland und weiter gen Norden nach Nebra. Da die Startunterlagenausgabe bzw. das Nachmeldebüro noch nicht geöffnet ist fahre ich nach Laucha.
Der historische Stadtkern von Laucha (der Name kommt aus dem slawischen und bedeutet so viel wie „sumpfiges Gelände“ oder „sumpfige Wiesenlage“) ist von einer rund 1,1 km langen Stadtmauer umgeben. Von den ehemals drei Stadttoren ist heute noch das Obertor erhalten. Das Rathaus ist von 1543 im spätgotischen Stil erbaut worden. Die doppelläufige Freitreppe sowie die alten Portale wurden erst später angebracht.
Die Stadt Laucha an der Unstrut werden wir morgen beim Himmelswege-Marathon auch ein Stück durchlaufen. Da wir jedoch das ehemalige Straßendorf nur streifen werden nutze ich die Zeit und schaue mich ein wenig in der Stadt um. Am Thomaeplatz im Stadtzentrum befinden sich das historische Rathaus und die Stadtkirche St. Marien.
Gleich nebenan steht die spätgotische Stadtkirche St. Marien aus dem 15. Jh. Interessant sind die Klötzchenfriese an der Südostseite. Dieser Sakralbau hat ein 18m hohes Kirchenschiff im Inneren sowie einen 53m hohen Turm. Im Ort gibt es auch ein Glockenmuseum.
Anschließend bin ich nach Wangen-Nebra gefahren und den Berg hochgelaufen zum Besucherzentrum der Arche Nebra wo im Untergeschoss das Meldebüro pünktlich um 16 Uhr geöffnet wurde. Nach dem Erhalt meiner Unterlagen und einem Startgeld von 50€ als Nachmelder bin ich an der Unstrut entlang nach Naumburg an der Saale gefahren.
Die Stadt liegt eingebettet zwischen den Flusstälern von Saale und Unstrut und wird von vielen Terrassen-Weinbergen und Kalksteinhängen umgeben. Durch das außergewöhnlich milde Klima hier ist der Weinbau an den vielen Talhängen möglich. Morgen werden wir noch an vielen Weinbergen entlang laufen. Hinter dem alten Postamt finde ich einen kostenlosen Parkplatz. Gleich daneben befindet sich der Schuppen der historischen Straßenbahn. Mit einigen Unterbrechungen fährt in Naumburg die Straßenbahn auf einer ringförmigen Strecke schon seit 1892.
Von hier sind es nur wenige Gehminuten bis zum mittelalterlichen Altstadtkern. Hier am Marktplatz besticht das Renaissance Rathaus (erbaut 1517-1528) mit seinem filigranen Eingangsportal. Gleich nebenan steht die dreischiffige Hallenkirche St. Wenzel die zwischen 1417 und 1523 entstand. Im Inneren befindet sich die durch Johann Sebastian Bach abgenommene Hildebrand-Orgel. Sehenswert sind auch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer sowie das Marientor und das Salztorhäuschen.
Vor der mächtigen Kirche St. Wenzel steht das Schlösschen in dem sich heute auch die Tourist-Information befindet. Erbaut wurde es für den damaligen Bischof Nikolaus von Amsdorf. 1950 wurde es saniert und erhielt dabei wieder die ursprünglichen Erker wie beim Rathaus mit den spätgotischen Verzierungen.
Naumburgs erstes Rathaus wurde schon 1305 erstmals erwähnt brannte aber ab. 1529 entstand der heutige Renaissancebau. Die sechs Erker auf der Vorderseite erhielten Verzierungen im spätgotischen Stil. Die Innenräume des Gebäudes sind ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert wurden jedoch immer der Zeit entsprechend umgebaut. Sie sind aber auch heute noch sehenswert mit ihren Verzierungen, Stuckarbeiten und Schnitzereien. Das wunderschöne Portal an der Vorderseite wurde 1612 dem Gebäude zugefügt und besticht durch seine filigranen Arbeiten.
Beim Rundgang über den Platz fallen auch die schönen Kaufmannshäuser auf wobei es einen ganz besonders schönen Eingang mit aus Holz geschnitzten Figuren gibt.
Die weißen Gebäude (u.m.) sind die ehemalige Residenz vom Herzog von Sachsen-Zeitz in den Jahren 1653-1663. Errichtet wurde es von Herzog Moritz für seinen Sohn Johann Georg I. den es jedoch nach 10 Jahren zum Schloss Moritzburg zog.
Am Marktplatz steht ein turmartiges Gebäude aus dem Mittelalter (r.). Die „Hohe Lilie“ wurde als wehrhaftes Wohnhaus erbaut im 13. Jh. Im Inneren befindet sich heute das Stadtmuseum.
Es ist schon später Nachmittag und ich will noch zum Dom der ein ganz besonderes High-Light der Stadt ist. Durch den Herrenweg und Steinweg erreiche ich nach rund 500m den Domplatz. Es ist 18 Uhr und der Dom hat schon geschlossen. So mache ich einen Rundgang um das komplette Gelände vom Dom sowie den Domgarten und die Kuriengebäude.
Der spätromanische-frühgotische Dom St. Peter und Paul wurde Anfang des 13. Jh. erbaut. Diese dreischiffige, zweichorige Basilika hat vier Türme und einen Kreuzgang. Er zählt zu den bedeutendsten Kathedralbauten des europäischen Hochmittelalters. Es gäbe noch sehr viel von diesem interessanten Bauwerk zu erzählen aber das hebe ich mir auf wenn ich es auch mal von innen gesehen habe.
Ich bin anschließend zum Bahnhof gefahren und habe dort geschlafen, denn morgen früh fährt hier der Bus zum Startplatz nach Goseck ab.
Aller guten Dinge sind drei und so heißt es heute für mich zum dritten Mal den Himmelswege Marathon zu laufen. Da letztes Jahr wegen Überschwemmungen wir nicht von Goseck aus starten konnten bin ich heute wieder hier. Mit dem Bus geht es über den Ortsteil Markröhlitz nach Goseck zum Sonnenobservatorium.
Was ist denn ein Sonnenobservatorium? Schon seit Jahrtausenden gibt es Menschen die den Nachthimmel anstarren und die Geheimnisse des Universums verstehen wollen. Vor rund 5.000 Jahren in der Jungsteinzeit gab es hier Spuren die auf eine menschliche Besiedlung hinwiesen. Entdeckt wurde das erst 1991 durch Bodenverfärbungen die man aus der Luft entdeckte. Zwischen 2002 und 2004 wurde die Anlage freigelegt und man entdeckte, dass hier vor fast 7.000 Jahren ein Sonnenobservatorium (observare = beobachten) war.
Es handelt sich hierbei um eine Kreisgrabenanlage mit etwa 71m Durchmesser. Es gibt drei grabengesäumte Zugangswege, im Norden, Südwesten und Südosten. Im Inneren konnte man Spuren finden von zwei konzentrischen Palisaden mit 56 bzw. 49m Durchmesser. Vom Mittelpunkt aus gesehen liegen die beiden südlichen Tore und deren Zugangswege mit einer Genauigkeit von 3-4 Tagen genau auf Sonnenaufgang und -untergang zur Wintersonnenwende um 4.800 v. Chr. Es gilt deshalb als wahrscheinlich, dass es sich hier um ein Observatorium zur Bestimmung der Wintersonnenwende handelt. Im Palisadenzaun wurde 2004 eine weitere Visiereinrichtung gefunden die auch die Bestimmung der Sommersonnenwende ermöglicht. Durch 40 Radiokohlenstoffdaten konnte man beweisen das die Anlage ca. 50 Jahre v. Chr. erbaut wurde.
Sechs verschiedene Disziplinen werden heute angeboten: Marathon - Goseck-Laucha-Arche Nebra, Halbmarathon – Laucha-Arche Nebra, 1okm Himmelsscheibenlauf – Arche Nebra-Ziegelrodaer Forst-Arche Nebra, 10km Nordic-Walking – Rund um den Mittelberg, 10km Wandern - Arche Nebra-Ziegelrodaer Forst-Arche Nebra, 40km Radtour – Goseck-Wangen-Arche Nebra.
Das Startgeld für den Marathon liegt zwischen 40 und 55€. Ich habe nachgemeldet und muss so 55€ berappen. Ich wollte gern die Startnummer 214 haben da dies mein 214. Marathon ist. Leider schon weg und ich habe die 215 erhalten. Auf der Suche im Starterfeld entdecke ich dann die Nr. 214 und gleich wird ein Foto geschossen. Es ist Christine Berger vom LAV Halensia e.V.
Rund 140 Marathonis haben den Weg heute Morgen hier her gefunden. Es ist kurz vor 9 Uhr und der Veranstalter Waldemar Cierpinski versammelt die Läufer zu einer Ansprache. Wir sollen nun alle aus dem Sonnenobservatorium loslaufen wegen der Fotografen. Es geht über den Pflaumenweg zum Start der parallel zum Sonnenobservatorium liegt. Dann gibt es den richtigen Start und alle rennen los als wär das Ziel schon im Ort. Ich gehe es langsam an, denn ich weiß nicht wie es mir heute bei meinem 14. Marathon in diesem Jahr 2 Wochen nach Flensburg ergeht.
Es geht durch den Ort Goseck vorbei am Weingut Goseck. Ja, wir sind im nördlichsten Qualitätsweinanbaugebiet Europas in der Region Saale-Unstrut im Süden Sachsen-Anhalts. Es gibt hier jahrhundertalte Weinberge die wir im Laufe der Strecke noch passieren werden. Auf dem ca. 660 Hektar großen Weinanbaugebiet werden über 30 verschiedene Rebsorten angebaut.
Dann kommen wir zum Schloss Goseck einer mittelalterlichen Burg und späteren Klosteranlage. Die Burg ist zwischen 881 und 899 entstanden. 1041 wurde die Burg auf Heisung der Söhne des Pfalzgrafen abgebrochen und sie liessen ein Kloster errichten. Heute sind noch die Ostteile (Querhaus mit Vierung und Chor) samt der Krypta erhalten. 1540 wurde es in ein Rittergut umgewandelt in Folge der Reformation. Seit 1998 ist es ein Musik- und Kulturzentrum. Es gibt noch eine Schloss-Schenke und Gästezimmer.
Wir laufen am Schloss vorbei bei km 1 und den steilen Berg runter. Da es unten einen spitzen
Winkel zu laufen gilt bremsen uns die Feuerwehr-Posten aus.
Es geht weiter über einen unebenen teils geschotterten Feldweg den Gosecker Weg in westliche Richtung. Wir streifen ganz kurz die Saale bei km 3 und laufen in Richtung Eulau.
Über grobes Kopfsteinpflaster kommen wir an den Kirchberg wo die barocke Saalkirche aus dem Anfang des 12. Jh. steht. Eine sehenswerte Kirche wo man durch den Turm ins Kirchenschiff gelangt. Wir haben jedoch nicht die Zeit dafür, denn für uns geht es den Kirchberg hoch bis zum Ortsende.
Heute wohnen hier knapp 500 Einwohner in diesem Ort mit sehr alter Geschichte. Schon Ende des. 9. Jh. wurde der Ort als zehntpflichtig für das Kloster Goseck erwähnt. Es gibt aber auch eine 4.400 Jahre alte Geschichte nach dem viele Einwohner gewaltsam getötet wurden und in sogenannten Familiengräbern rituell bestattet wurden. Es gibt in der Gegend rund 11 weitere Gräber aus der Schnurkeramik-Kultur. Es wurden 13 Personen-Skelette gefunden die eng beieinander lagen und durch DANN-Untersuchungen wurden auch verwandtschaftliche Verhältnisse nachgewiesen.
Hinter dem Ort geht es die nächsten 2 Kilometer durch Felder bis wir bei km 6,5 wieder an der Saale sind. Hierbei haben wir die große Saaleschleife abgekürzt. Wir folgen der Straße rechtsseitig der Saale bis zum Gasthaus „Zur Roten Henne“. Doch vorher begeistert nicht nur mich der alte Feuerwehrwagen aus DDR-Zeiten.
Hier unterqueren wir die L205 und kommen auf den Weg neben der Naumburger Wein & Sekt-Manufaktur. 1824 wurde die älteste Fabrik für moussierende Weine in Deutschland gegründet durch W.F.Bürger & Sohn. Laut einem Streckenposten soll es einen Streit mit einem fränkischen Weingut geben die den gleichen Anspruch erheben. Egal, wir laufen direkt am imposanten Hauptgebäude vorbei. Fast 100 Jahre gab es hier keinen Weinbau durch die Reblaus. Heute gibt es wieder Weinbau und Herstellung von Weinen und Premium Sekten nach der alten klassischen Flaschengärmethode. Im Hof kann man unter 100-jährigen Eichen diese Köstlichkeiten probieren oder im ältesten Gewölbekeller in der Saale-Unstrut Region.
Kurz danach befindet sich der erste Versorgungsstand mit viel Obst und Wasser. Wein, leider nein. Schade, dass es hier auch heute keine Probe gibt. Ich habe das doch schon letztes Jahr reklamiert, aber auf mich hört ja keiner. Kein Wein nur Wasser. Es geht dann flach weiter an vielen Kleingärten vorbei und durch Streuobstwiesen.
Vor mir laufen und gehen Claudia Cavaleiro und Peer Schmidt-Soltau wie schon letztes Jahr. Mal sehen wieviel Minuten sie heute vor mir ins Ziel kommen.
Auf der rechten Seite kommen nun immer wieder Weinberge ins Blickfeld denen wir ein ganzes Stück nun folgen, links die Unstrut rechts die Weinberge am Blütengrund.
Kurz vor Km 9 kommen wir an den Zufluss von der Unstrut in die Saale. Am alten Bootsschuppen neben dem Biergarten steht wie hoch hier schon der Hochwasserpegel war. Hier gibt es auch eine Fähre für Fußgänger und Radfahrer rüber zum Campingplatz Blütengrund.
Hier auf der Hälfte zwischen Freyburg und Naumburg liegt auch eine große und sehr geschätzte Weinlage des Saale-Unstrut Weinanbaugebietes. Wir folgen ab jetzt der Unstrut weiter auf dem Blütengrund.
Kurz vor Km 10 liegt über uns das Landhaus von Max Klinger. Max Klinger war ein berühmter Leipziger Grafiker, Maler und Bildhauer. 1903 erwarb er hier ein Weinberghaus mit dazugehörigem Weinberg. Mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Schriftstellerin Elsa Asenijeff, verbrachte er hier viele glückliche Jahre in denen viele Radierungen und eine große Anzahl an Zeichnungen, Aquarellen und Ölbildern entstanden. Klingers Werke ist vornehmlich dem Symbolismus (eine Kunstströmung zwischen 1880-19109) zuzuordnen.
Dann geht es neben der Unstrut in Richtung Großjena. Hier im Blütengrund am unteren Teil des Markgrafenberges gelegen befindet sich das Steinerne Album. Auf einer Länge von 200m sind 12 Steinreliefs in gewachsenen Buntsandstein gehauen worden. Sie zeigen Szenen aus dem Alten Testament, sowie vom Weinbau und der Jagd. Diese Reliefs ließ der Hofjuwelier von Herzog Christian II. von Sachsen-Weißenfels zu seinem 10-jährigen Thronjubiläum anlegen. Durch sauren Regen und Erderosion sind schon viele Schäden daran entstanden. Der Heimatverein hat 12 Tafeln aufgestellt wo man die Reliefs bewundern und auch zu deren Darstellung lesen kann. Um diese Reliefs zu sehen muss man ganz nach links auf den Weg und genau wissen wo man sie findet. Beim schnellen Rennen kann man sie nicht erblicken.
Wir folgen weiter dem Blütengrund. Von links kommt die Straße von Kleinjena über die Saale und ein Stück weiter liegt vor uns Großjena. Am Ortsanfang biegen wir am Spielplatz ab und laufen vorbei am Landhotel.
Jetzt geht es eine fast 2km lange Betonpiste durch Felder immer dem Radweg folgend. Auf der anderen Unstrut-Seite liegt Nißmitz. Der Ort (1160 Nizuuazil, 1248 Nizwatsil) wurde zuerst als Burglehen, auf dem schräg gegenüberliegenden Berg, Burg Neuenburg erwähnt. Hier hatten die von Nißmitz, ein uraltes Adelsgeschlecht in Thüringen, ihren Stammsitz. Mitte des 15. Jh. tauschten die Herren von Nißmitz ihren Besitz in Nißmitz gegen Schloss und Stadt Nebra, mit dem Herzog Wilhelm III. von Sachsen, ein.
Wir kommen durch weite Täler durch die sich glitzernd ein Fluss zieht. An den Hängen ranken sich Weinreben empor. Oben thront ein mittelalterliches Schloss (Neuenburg). Nein, ich träume nicht von Italien ich bin in der Region Saale-Unstrut die auch die Toskana des Nordens genannt wird.
Oben thront auf den Weinbergen das Schloss Neuenburg. Die um 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer gegründete sagenumwobene Neuenburg ist auch die Schwesternburg der Wartburg. In der hochmittelalterlichen Blütezeit wurde die Burg prachtvoll ausgebaut mit repräsentativen Wohnbauten, mächtigen Türmen, gewaltigen Mauern und Toren. Noch heute gilt die um 1180 errichtete Doppelkapelle mit ihrer außergewöhnlichen Bauzier als Architektonisches Kleinod. Im Jahr 1131 erhielt der Sohn Ludwig des Springers, Ludwig I., die Würde eines Landgrafen von Thüringen. Seit Anfang des 12. Jh. entwickelte sich die Familie der Ludowinger zu einem der mächtigsten Reichsfürstengeschlechter (Kaisers Friedrich Barbarossa, der Dichter Heinrich von Veldeke, die Landgräfin Elisabeth von Thüringen). Mitte des 13. Jh. wurde die Burg zu einem Wohn- und Jagdschloss umgebaut. 1815 ging die Neuenburg in preußischen Staatsbesitz über und wurde zu einem beliebten Ausflugsziel.
Sieben Orte und einige Weinberge schenkte 998 Kaiser Otto III. dem Kloster Memleben. Die Mönche im Zisterzienserkloster Pforte entwickelten den Weinbau in dieser Region der noch heute viele Menschen prägt. 760 Hektar ist das heutige Weinanbaugebiet mit Steilterrassen, Trockenmauern und vielen romantischen Weinberghäuschen.
Wir erreichen den Ortsrand und die Weinberge der Stadt Freyburg an der Unstrut bei ca. km 13. Auf den 7 Terrassen des Weinberges wachsen 16 verschiedene Rebsorten. Im Herzoglichen Weinberg erhält der interessierte Besucher einen Einblick in den extensiven Terrassenweinbau dieser Region. Das Zentrum der Barocken Anlage bildet das Weinberghäuschen im Rokokostil aus dem 18.Jahrhundert. Hier gibt es für uns Läufer eine weitere Versorgungsstelle. Die freundlichen Helfer schenken heute auch Wein an uns Läufer aus. Kurz probieren und dann weiter unterhalb der Weinberge nach Freyburg.
Nachdem wir am Herzoglichen Weinberg vorbei sind kommen wir bei km 14 in die Stadt. Wir laufen jedoch nicht wie im 1. Jahr durch die schöne alte Innenstadt sondern wir bleiben unten in der Saalenähe. Rechts unserer Laufstrecke befindet sich in der Stadt die beeindruckenden Stadtkirche St. Marien, die auch als die kleine Schwester des Naumburger Doms bezeichnet wird, da einige Bauelemente und Verzierungen Ähnlichkeiten aufweisen. Wir laufen über die Wasserstraße zu den Eckstädter Gärten wo linksseitig das alte historische Postamt steht.
Auch den wohl größten Exportartikel der ehemaligen DDR bekommen wir nicht zu sehen, denn hier in Freyburg befindet sich die Rotkäppchen-Sekt Fabrikation. Rund 300m oberhalb unserer Laufstrecke befinden sich die historischen Gebäude der Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft.
Durch die Stadt Freyburg führt die Straße der Romanik. An der Gesamtlänge von rund 1.200km liegen 80 romanische Objekte in 65 Orten. Freyburg darf sich auch Jahn- und Weinstadt nennen da hier Turnvater Jahr gestorben ist und die Stadt schon eine über 1000-jährige Weinbaugeschichte hat. Durch die Stadt führen auch der 176km lange Unstrut-Radwanderweg sowie der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha.
Wir verlassen Freyburg über die Eckstädter Gärten und kommen an einem Teil der ehemaligen Stadtmauer vorbei. Freyburg besitzt noch einen nahezu intakten Stadtmauerring von etwa 1,2 km Länge. Auf der Mauer aus Bruchsteinen ist ein hoch gelegener Wehrgang. Die zwölf Türme sowie die Mauer besitzen Schießscharten auf mehreren Ebenen. So genannte Angelsteine bezeugen, dass diese Scharten einst mittels hölzerner Läden verschließbar waren.
Wir verlassen Freyburg über die Schweigenbergstraße vorbei am Schwimmbad. Es geht über den Radweg vorbei an den Weinbergen mit ihren Straußenwirtschaften in Richtung Weischütz.
Die ehemalige Mühle und das Wehr Zeddenbach lassen wir links liegen und laufen jetzt Kilometerlang in Wellen auf und ab vorbei an Zscheiplitz bis nach Weischütz (Km 19).
Vor mir in den Feldern ist eine Kutsche mit Touristen unterwegs. Mal sehen wer schneller ist. Ich überhole die Kutsche mit der lustigen Truppe an Bord. Vor Weischütz sind einige Wellen die wir hoch müssen bevor wir dann runter in den Ort abbiegen. Am Ortsrand von Weischütz ist wie jedes Mal die Feuerwehr dabei die Läufer mit Wasser zu versorgen.
Die Laufstrecke führt in Weischütz am Rittergut vorbei, in deren Innenhof die Grabplatten von Hans von Thüna und Maria von Wiehe (Gründer des Rittergutes) zu sehen sind. Auf der Ortsflur von Weischütz wurden Stielspitze und Feuersteine gefunden die aus der Übergangszeit von Paläolithikum (Altsteinzeit) und Mesolithikum (Mittelsteinzeit) gedeutet wurden. Wir reden hier von einer Zeitgeschichte zwischen 1 Millionen Jahre bis 5.500 v. Chr. Viel jünger sind die Reste des ehemaligen Rittergutes (14. Jh.) sowie der romanischen Kirche (um 1200). Die Ortsform gleicht dem eines typischen Sackgassendorfes, was eine übliche dörfliche Siedlungsform in der Zeit des Spätmittelalters war.
Am Ortsende hängt ein Besen an einem Haus mit dem Spruch „Wenn hängt der Strauß, schenken Wein wir aus“. Dahinter im Bier- oder besser gesagt Weingarten (Straußenwirtschaft) wird heute Einschulung gefeiert wozu der große Baum mit bunten Papierstreifen geschmückt ist.
Hier befindet sich eine schmale Brücke über die Unstrut. Am Ufer ist eine Anlegestelle für Ruder- und Paddelboote. Dies ist einer der schönsten Stellen von der Laufstrecke, Natur pur.
Über die Unstrutbrücke verlassen wir Weischütz und es geht schnurstracks durch die Felder. Wir erreichen Laucha an der Unstrut das in einem Talausläufer zwischen Finne und Querfurter Platte liegt. Laucha ist ein ehemaliges Straßendorf an der alten Heerstraße Langensalza-Freyburg-Merseburg. Der Name kommt aus dem slawischen und bedeutet soviel wie „sumpfiges Gelände“ oder „sumpfige Wiesenlage“. Dies weist auf eine ehemalige Versumpfung des Gebietes der Unstrut hin. Es gibt auch noch eine 2. Version. Der Ortsname ist aus dem althochdeutschen louh (Lauch) entstanden was so viel wie der Ort am Bach wo Lauch wächst heißen kann.
Wir erreichen Laucha auf der Glockenmuseumstraße. Links an der nächsten Kreuzung liegt die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt auf das der Straßennamen hinweist, das Glockenmuseum. 1732 wurde es von Glockengießermeister Ulrich gegründet und ist bis 1911 betrieben worden. In diesem Zeitraum wurden mehr als 5.000 Bronzeglocken gegossen.
Kurz danach erreichen wir die Bundesstraße 179 die zum Teil durch Pylonen für uns gesichert ist. Hier haben wir einen Blick auf die noch gut erhaltene Stadtmauer aus dem 15. Jh. Die 1.112m lange Stadtmauer schützt den historischen Stadtkern mit der sehenswerten Kirche St. Marien (auf der Laufstrecke ist nur der Turm zu sehen), einem spätgotischen Bau aus dem 15. Jahrhundert. Auch zwei Stadttore, das Zwingtor und das Obertor sind noch erhalten liegen aber abseits der Laufstrecke.
Es geht ein Stück die Untere Hauptstraße entlang. Am Parkplatz biegen wir auf die Herrenstraße ab. Hinter der Gasse kommen wir wieder an die Unstrut wo sich keine Stadtmauer befindet. Die Stadt musste nur durch südliche, östliche und westliche Seite geschützt werden. Hier im Norden wurde die Stadt durch die Unstrut geschützt die vom Mittelalter bis 1950 schiffbar war und die Stadt mit Waren versorgte.
Hier im Ort erfolgte auch der Halbmarathonstart eine Stunde nach unserem Start. Startunterlagen gab es am Freitag in Nebra-Wangen und am Starttag in Laucha. Das Startgeld lag hier zwischen 20 € und 40 € je nach Meldedatum. Am Halbmarathon haben knapp 300 Personen teilgenommen. Gefinisht haben heute 81 Frauen und 201 Männer. Ab Laucha ist jetzt auch wie bei uns jeder Kilometer auf die Laufstrecke gesprüht worden.
Nach rechts haben wir einen Blick auf das Wehr. Daneben queren wir über die Brücke die Unstrut und laufen weiter auf der anderen Seite der Brücke wo sich die alte Schleuse und Schiffergarten mit einem gemütlichen Biergarten befinden. Hier verlassen wir die Stadt bei km 21,5 und folgen dem Unstrut-Radweg.
Bevor wir links in die Felder abbiegen haben wir einen Fernblick auf das vor uns liegende Gebäude der Luftsportjugend aus den 30er Jahren des alten Jahrhunderts. 1932 wurde der Fliegerhorst Laucha-Dorndorf gegründet. Heute ist er ein Sonderlandeplatz wo Flugzeuge bis 5,7 t auf der Grasbahn landen können.
Hinter dem Ort kommen wir am Radweg auf einer Länge von ca. 350 Metern an einem geologischen Aufschluss entlang des Prallhanges Glockeneck entlang. Hier wird an Hand von Schautafeln am Radweg (Laufstrecke) erläutert über die Entstehung und Schichtung der dort sichtbaren Gesteine. Da ich keine Zeit habe zum Lesen werden schnell ein paar Bilder geschossen und weiter geht`s.
Wir laufen jetzt nicht an der Unstrut weiter sondern kürzen durch die Felder ab nach Dorndorf (km 23), einer kleinen Siedlung. Rechts der Laufstrecke steht in den Weinbergen ein gelbes Haus. Hier gibt es Weinausschank und viele der Radfahrer machen hier Halt. Für die Läufer heißt es unten am Fluss entlang weiter in die Schleife.
Noch vor Erreichen des Ortes Burgscheidungen erblicken wir oberhalb der Stadt das Barockschloss Burgscheidungen. Die Schlossanlage geht auf eine Burg im 8. Jahrhundert zurück. Das Schloss und die historische Parkanlage gehört heute zu dem Gartenträumen Sachsen-Anhalts.
Wir haben nur einen kurzen Fernblick in Richtung Schloss, denn wir biegen gleich hinter der DB-Strecke über einen Feldweg ab und streifen Burgscheidungen nur kurz an der Nordspitze.
An der Agrargenossenschaft wo wir den Ort verlassen geht es mit einer kurzen Richtungsänderung jetzt lange abwärts. Rechts vor uns ist das Zementwerk. Fast drei Kilometer über die Landstraße am Zementwerk vorbei führt uns die Laufstrecke nach Karsdorf.
Im Ort (km 25,5) geht durch zwei Gassen mit zwei Straßenquerungen die gut gesichert sind wieder runter an die Unstrut. Am Ortsende gibt es nochmal Versorgung. Dann folgen wir dem Radweg unter der großen Brücke durch nach Reinsdorf.
Das 500-Seelendorf hat eine sehr alte und bewegte Geschichte. Der Ort wurde schon 786 im Breviarium Scanti Lulli als Reginhardesdorf urkundlich erwähnt. 1112 entstand hier das Benediktinerkloster Reinsdorf. Übrig vom Kloster ist heute nur noch die dreischiffige Basilika mit Querhaus und Chor, auf die wir direkt zulaufen. Kurz davor gibt es noch einen Versorgungsstand.
Nach der Aufhebung des dazugehörigen Klosters wurde dies von der Einwohnerschaft von Reinsdorf als Steinbruch genutzt. Mitte des 17. Jahrhunderts nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kirchenruine zu einer Pfarrkirche neugestaltet und anno 1740 im barocken Stil restauriert. Es ist manchmal schon erstaunlich was sich so hinter manchem kleinen Dorf eine große Geschichte verbirgt. Direkt neben der alten Basilika verläuft der Unstrut-Radweg mit der Fußgängerbrücke die 1994 gebaut wurde. Somit hat man einen schönen Blick direkt neben der Laufstrecke auf diese schöne alte Kirche.
Wir überqueren die Unstrut und es geht wieder durch Felder bis wir Nebra erreichen. Nebra wurde schon im 9. Jh. erstmals erwähnt und erhielt im 12. Jh. Stadtrecht. Vom neuen Schloss, der alten Schlossruine sowie dem Courts-Mahler-Archiv und den renaissancegeschmückten Portalen mehrerer Wohnhäuser sehen wir leider nichts. Im Ort kommen wir auf die B520 der wir über die Bahnhofstraße runter zur Unstrut folgen. An der Löwenbrücke überqueren wir die Unstrut und laufen auf der anderen Seite der Unstrut weiter neben dem Bahnhof auf dem Radweg.
Am Biergarten Sommerfrische mit Kiosk (km 39) gibt es nochmal Versorgung. Da ich jetzt aber schon längere Gehpausen habe wird die Zeit nun aber eng das Ziel noch unter 6 Stunden zu erreichen.
Dann erreiche ich mit dem Schlussfahrer das 500-Seelendorf Wangen und es sind knapp 41 Kilometer geschafft. Rechts neben uns gibt es verschiedene Kleingärten wo uns der tolle Mohn auffällt den wir beide dann auch unbedingt fotografieren müssen.
Es geht kurz vor der großen, aber sehr schmalen Unstrutbrücke aufwärts über die Bahnstrecke in den Ort. Am Bahnhof warten schon Läufer um mit der Burgenlandbahn zurück nach Naumburg zu fahren.
Wangen liegt beiderseitig des Flusses. Drüben das alte Dorf und auf unseren Seite sind wir im neueren Teil des Dorfes. Schon an den ersten Häusern kommen mir Läufer mit der herrlichen Medaille geschmückt entgegen. Sie feuern mich nochmal an, es ist nicht mehr weit. Die Zeit müsste noch reichen. Ich muss aber nochmal gehen nur die Zeit rennt und zwar mir davon.
Schon vor dem Hotel Waldschlösschen sind die 6 Stunden rum. Dann kommt ja noch der Berg zur Arche Nebra hoch. Da der Weg so steil ist reicht meine Luft nicht mehr zum Beschleunigen sondern ich muss Tempo rausnehmen damit die Luft bis oben reicht.
Dann erreiche ich glücklich aber auch erschöpft das Ziel. Gut, dass sie auf den letzten Läufer gewartet haben, denn somit erhalte ich meine 3. Himmelscheiben Medaille.
Die Uhr zeigt leider 6:05:46 aber ich bekommen nicht nur meine schöne Medaille sondern auch noch eine Urkunde für den 3. Platz in der AK 65.
Ein schöner Tag mit einem für mich heute sehr anstrengenden Marathon geht zu Ende. Meine Statistik: 214 Marathons, 159 Startorte davon 113 in Deutschland und 46 im Ausland, 28 Länder, 5 Erdteile.
Marathonsieger:
Männer
Frauen
Auch der 6. Himmelswege Marathon war toll. Ins Marathonziel kamen heute 132 Personen, 104 Männer und 28 Frauen wobei ich schon wieder drittältester Teilnehmer war.
Fazit. Die 6. Auflage des Himmelswege-Laufs hatte fast 1.450 Aktive was eine Steigerung von fast 30% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das teilnehmerstärkste Feld mit rund 600 Personen gab es beim Himmelsscheibenlauf über 10 km. Neben den Läufen gab es auch rund 100 Wanderer die aus 11. Bundesländern angereist waren. Und dann gab es ja noch die rund 100 Radwanderer die mich immer wieder mal überholt haben. Der Mann in der gelben Jacke und dem freundlichen Lächeln Jahrgang 1931 war auch wieder auf seinem Lieblingsgerät unterwegs, dem Fahrrad. Das ist der legendäre Gustav-Adolf Schur genannt Täve. Er war der populärste Sportler der DDR und konnte als erster Deutscher die Weltmeisterschaft der Amateure sowie die Internationale Friedensfahrt gewinnen.
Vergessen sollte man auch nicht den zweifachen Olympiasieger im Marathon, der Macher mehrerer Marathons in seiner alten Heimat rund um Halle/Saale Waldemar Cierpinski. Er war heute der Mann mit den wenigsten Kilometern, denn er wurde viel belagert von den Aktiven oder auch für die Selfies mit Zuschauern.
Meine Himmelswege Serie:
2012 2016 2017
Unsere Medaille ist eine kleine Nachbildung der Himmelsscheibe von Nebra. Was ist die Himmelsscheibe? Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt erklärt es wie folgt: Die Himmelsscheibe ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahrhunderts. Sie zeigt die weltweit älteste konkrete Darstellung astronomischer Phänomene, die wir kennen. Elemente des Tag- und Nachthimmels vermischen sich vor einem abstrakten Sternennetz. Sonne und Mond werden aber nicht nur in ihrem Himmelslauf abgebildet, sondern auch erklärt. Zwischen den Horizonten erscheint ein Schiff in nächtlicher Fahrt über den Himmelsozean. Es ist hier zum ersten Mal als zentrales mythisches Symbol in Europa überliefert. Die Himmelsscheibe gibt uns einen Einblick in das Wissen unserer Vorfahren über den Weltenlauf und seine religiöse Deutung vor 3600 Jahren.
Auf den folgenden Bildern habe ich versucht die Himmelsscheibe so zu legen, dass sie die verschiedenen Sonnenwenden zeigt.
Bild 2: Sommersonnenwende: Durch Ausrichtung vom Mittelberg zum Brocken wird die Scheibe justiert. Dargestellt ist der Sonnenuntergang.
Bild 3: Herbst- und Frühlingsanfang: Blick auf den Sonnenuntergang zur Tagundnachtgleiche. Die Sonne geht zu dieser Zeit 41° weiter südlich auf - die Ausrichtung der Scheibe ist unverändert.
Bild 4: Wintersonnenwende: Der Sonnenuntergang hat seinen südlichsten Punkt erreicht und befindet sich nun 82° links seines nördlichsten Punkts - die Ausrichtung auf den Brocken ist unverändert.
Nach einer kurzen Pause und noch vielen Gesprächen an der Arche habe ich mich dann die rund 1,5km langsam bergrunter gemacht zur Bahnstation. Hier wartete die Burgenlandbahn die uns dann zurück nach Naumburg Hbf. gebracht hat. Ein Stück ging es ja auch unserer Laufstrecke entlang die man jetzt schmunzelt genießen konnte.
Mein Auto stand ja noch am Bahnhof und so konnte ich mich umziehen um dann noch einen Spaziergang zu machen. Heute wollt ich aber nicht am Bahnhof übernachten, da es letzte Nacht durch die Güterzüge so laut war und so fuhr ich ins rund 70km gelegene Bad Frankenhausen. Hier bin ich am 8 .April den Kyffhäuser Bergmarathon gelaufen.
Nach einem tollen Abendessen beim Griechen habe ich dann am Park übernachtet und nach einem ausgiebigem Frühstück am Anger habe ich mich langsam über die Landstraßen in Richtung Hessen gemacht. Hinter Mühlhausen bin ich dann über kleine Kreisstraßen kreuz und quer gefahren und dabei in Faulungen rausgekommen.
Faulungen liegt ca. 15km westlich von Mühlhausen und gehört zur Gemeinde Südeichsfeld. Die 600 Einwohner zählende Gemeinde hat eine alte Geschichte. 1542 wurde der Ort schon erwähnt als Inn Faulunge. Am nahegelegenen Spindelsberg vermutete man eine Fliehburg um 1300. Der Ortsname geht aus dem althochdeutschem bzw. mittelhochdeutschen ful, heute faul hervor was so viel wie Siedlung am morastigen Boden heißen soll.
Um 1840 zählte man im Dorf 633 katholische und 4 evangelische Einwohner, sowie 91 Wohnhäuser, 98 Stallungen und Scheunen, die Dorfschänke und 1 Schule.
Wie ich den Ort fahre bin ich überwältig von den geschmückten Straßen in dem kleinen Dorf. Da ich nicht weiß warum man die Hauptstraße und den Weg zur Kirche so geschmückt hat frage ich eine Anwohnerin. Es handelt sich hier um den Weg der Fronleichnamsprozession die vor 2 Tagen am Donnerstag dem Fronleichnamstag stattfand. Da der Ort fast komplett katholisch ist schmückt man hier ganze Straßenzüge für die Prozession mit Prozessionsfähnchen am Wegesrand und auf dem Prozessionsweg werden Blüten oder Blütenteppiche gelegt. Hier ist ein Blütenteppich bis vor den Stationsaltar und auch zum Berg hoch zur Kirche St. Martin gelegt als Zeichen tief verwurzelter Frömmigkeit.
Im katholischen Kirchenjahr ist das Fronleichnamsfest ein Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird
Martin Luther erklärt dazu 1530: „Ich bin keinem Fest mehr feind … als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, das man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet. Es streitet mit seiner Schmink und erdicht’en Heiligkeit wider Christi Ordnung und Einsetzung. Denn er es nicht befohlen hat also umherumtragen. Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst!“
In manchen gemischt-konfessionellen Gebieten (Schweiz) ist es üblich, dass die protestantischen Bauern an diesem Tag ihren Mist auf die Felder brachten als Provokation. Die katholischen Bauern antworteten dann mit gleicher Münze am Karfreitag.
Für mich sind es jetzt noch rund 100km bis nach Hause durch die große Umleitung bei Eschwege. Von Faulungen aus fahre ich über den Berg zur B 249 und weiter nach Katharinenberg. Das 150 Einwohner zählende Dorf war früher im Grenzbezirk der DDR und nur 2km von der innerdeutschen Grenze entfernt. Ein Schild an der Straße weist darauf hin: Hier waren Deutschland und Europa bis zum 11. März 1990 um 13 Uhr getrennt.
An großen Schautafeln kurz vor der ehemaligen Grenze wird auf den Kalten Krieg aber auch auf die Grenzöffnung und viele schöne Kulturgüter und Landschaften hingewiesen. Dann fuhr ich direkt nach Hause.