Rund um die A7 und den Hildesheimer Stichkanal
07.06.2015 von Bernd Neumann
Der Haseder Feldmarklauf mit Marathon gehört mit zu den 20 ältesten Marathonveranstaltungen in Deutschland. Er ist gleich zu nennen mit dem Rennsteiglauf oder dem Brocken Marathon vom alter her. Leider können die Haseder nicht annährend soviel Teilnehmer für ihren Lauf gewinnen. Heute bei der 37. Veranstaltung werden leider nur 50 Teilnehmer, darunter nur 5 Frauen ins Ziel kommen, obwohl man hier sehr großzügig ist mit dem Zeitziel. Der Zielschluss ist hier nach 6 Stunden und wer ein wenig länger braucht, wird hier auch noch herzlich empfangen.
Wo geht es heute hin? Hasede ist ein Stadtteil von Giesen im Landkreis Hildesheim. Die 1600 Einwohner zählende Gemeinde gehört zur Gemeinde Giesen. Der Ausrichter heute ist der Turn- und Sportverein Hasede von 1928 e.v. Angeboten werden neben dem Marathon auch ein Halbmarathon sowie ein 10 km und 5 km Lauf und auch an die Kleinsten wird gedacht. Das Startgeld für den Marathon beträgt 15€ und für mich heute noch zusätzlich 3 € Nachmeldegebühr. Dafür bekomme ich einen gut organisierten Lauf sowie eine Sporttasche und im Ziel noch eine Medaille.
Heute sind wir Marathonis als erster dran, denn wir werden um 8 Uhr starten. Wie ich in Hasede am Friedhof neben der Sporthalle ankomme finde ich noch einen Parkplatz ca. 200 m entfernt von der Halle wo sich auch das Ziel für alle Läufe befindet. In der Halle ist die Nachmeldung schnell erledigt und ich erhalte meine Startnummer in einer Plastikfolie verschweißt inkl. Chip. Gleichzeitig bekomme ich auch eine geräumige Sporttasche, die jeder Marathonläufer erhält. Dann noch ein paar Fotos in der Halle u. a. mit dem Banner des Haseder Vereins. Hier rennen drei Hasen rotierend im Kreis.
Diese rennenden Hasen nehmen auch stark Bezug auf den Ort der 1146 erstmals in einer Urkunde des Bischofs Bernhard I. als Hasen erwähnt wurde. Der Ort gehörte damals mit seinen Ländereien zum Kloster St. Godehard bei Hildesheim. Alte Funde von Steinbeilen und Werkzeugen zeigen jedoch schon auf eine Besiedlung um 4000 v. Chr. hin.
Hasede gehört zur Gemeinde Giesen und war sogar mal mit der Straßenbahn Linie 11 mit Hannover verbunden bis 1958 diese Fernlinie aufgegeben wurde. Der Ort liegt auf einer hochwasserfreien Mittelterrasse. Diese Art von Siedlungsgebieten gibt es in der Gegend hier des Öfteren. Hasede liegt nahe der Innerste und war deshalb wichtig durch seine fruchtbaren Flussauen, aber gleichzeitiger Schutz gegen Hochwasser. Schon im 14. Jahrhundert wurde die erste Mühle in Hasede erwähnt. Bis in die Gegenwart hielt sich die bäuerliche Struktur mit dem Getreideanbau und vor Ort zur Vermahlung zu Mehl.
Der Name Hase für Hasede geht schon zurück bis ins 12. Jahrhundert, denn es gab hier früher mal einen „Berthold de Hasen“. Das Vereinswappen zeigt jedoch den gemeinen Feldhasen, der gut erkennbar durch seine langen Löffel sind. Es gibt 55 verschiedene Arten von Hasen, aber nur 50 unterschiedliche Hasen (Läufer) sind heute auf der Marathonstrecke.
So gegen 7:40 gehen wir raus in die Nähe des Ziels um auf den Start zu warten. Der Start ist jedoch nicht hier und so werden wir aufgefordert mit dem Starter und seiner Startfahne mit zu gehen.
Unser Weg ist ein Stück die Dechant-Bluel-Straße entlang, vorbei am Friedhof bis zum Postweg. Hier um die Ecke wird die Fahne „Start“ abgestellt und wir warten. Zwei Helfer sperren die Straße mit einem Trassierband ab.
Es sind noch rund 5 Minuten bis zum Start um 8 Uhr. Es wird dann jede Minute, die noch bis zum Start ist angesagt. Dann werden die letzten 10 Sekunden gemeinsam runtergezählt und los geht es.
Die Gruppe zieht sich sehr schnell auseinander und wie so oft bin ich durch die viele Fotografiererei schnell der letzte Läufer. Es geht von der Poststraße geradeaus in die Felder.
Kurz vorm Kanal neben dem großen Windrad (Windkraftkonverter) biegen wir links ab. Hinterm Feld rechts verläuft die Autobahn, die jetzt immer lauter wird. Wir biegen wieder links ab und laufen jetzt in Richtung Hasede. Kurz vorm Wasserturm gibt es eine weitere Richtungsänderung nach rechts in Richtung Klein-Förste.
Über einen Zweispur-Betonplattenweg erreichen wir den Ortsrand von Klein-Förste. Wo es Klein-Förste gibt, gibt es auch Groß-Förste. Von der Einwohnerzahl müsste man jedoch das klein und groß austauschen. Vor den ersten Häusern geht es rechts ab an den Häusern entlang bis zum Ortsrand.
Schon von weitem ist der Rot-Kreuz-LKW zu sehen. Daneben gibt es Versorgung. Hier umlaufen wir den Friedhof und kommen auf die Landstraße L467. Von der Polizei abgesperrt geht die Laufstrecke über den Fußweg in Richtung Autobahn. Wir überqueren die A7 und ein Stück weiter geht es über den Stichkanal Hildesheim.
Beim Überqueren der Autobahn schmerzen mir richtig die Ohren, denn es kommt von dort ein Ohrenbetäubender Lärm. Wie ruhig und schön was es bis hierher.
Auf dem Fußweg zeigen uns dicke weiße Pfeile die Richtung an. Hier ist auf einem Stück der Pfeil in beide Richtungen, was besagt es geht später nochmal in die andere Richtung.
Hinterm Kanal bekommen wir einen Blick zum Ort Harsum. Links neben uns laufen wir am Sportplatz vom SC Harsum vorbei wo sich auch das 5 km Schild befindet. Ein kurzes Stück später am Waldende biegen wir links ab in die Feldmark.
Eine Feldmark ist eine Fläche die sich aus Ackerland, Wald, Wiesen und Weiden zusammen setzt und zu einem Ort gehört. Nach alten Bräuchen gibt es eine jährliche Grenzbegehung, wobei nachgesehen wird ob die Grenzmarkierungen noch alle da und in Ordnung sind. Wenn nicht wird dies veranlasst, damit es keine Grenzstreitigkeiten mit dem Nachbarn gibt.
Es geht weiter durch die Felder wo wir an einem weiteren Versorgungsposten vorbeikommen. Dann geht es ein Stück am Unsinnbach entlang.
Hinterm Km 9 erreichen wir Algermissen. Gleich neben den ersten Häusern steht eine wunderschöne Pieta. Eine Pieta ist Sinnbild für Frömmigkeit und Mitleid. Da ich sie nicht fotografiert habe hier eine kurze Beschreibung. Auf einem Sockel mit der Inschrift: „Ihr alle die Ihr hier vorübergehet, sehet ob ein Schmerz gleich sei dem meinigen“, hält Maria den gekreuzigten Jesus in einem Arm. Jetzt in der ersten Runde passt der Spruch noch nicht, aber vielleicht in der 2. Runde bei ca. km 30.
Der Ort Algermissen wurde schon vor dem 1. Jahrtausend erstmals erwähnt. Die früheren eigenständigen Dörfer Groß-Algermissen und Klein-Algermissen zählen zu den ältesten Siedlungen in der ehemaligen sächsischen Gaugrafschaft Asfala. Um 1.000 war Asfala der dicht besiedelte Gau im Raum Hildesheim und größte Gau in Ostfalen.
Im Ort geht es über die Straße Zum Muttergottesbild in den Sandweg. Hier werden wir ganz herzlich am Versorgungsstand empfangen. Auf die Frage: „Was willst du trinken“, frage ich nach einem Bier. Der ältere Herr sagt mir ein Bier in der 2. Runde zu. Somit begnüge ich mich jetzt mit Wasser.
Dann geht es am Km Schild 10 vorbei und wir verlassen den Ort schon wieder in Richtung Kanal.
Wir überqueren den Kanal und laufen auf einem kurzen abgesperrten Stück der Landstraße. Dahinter geht es scharf links und zurück am Feldrain entlang. Dann kommen wir direkt an den Stichkanal.
Der Hildesheimer Stichkanal ist eine Wasserverbindung zwischen dem Hafen Hildesheim und dem Mittellandkanal. Obwohl er so klein aussieht, dürfen hier Schiffe bis 110 m Länge und 2,10 m Tiefgang fahren.
Wir laufen nun ein längeres Stück am Kanal entlang. In der Ferne sehe ich ganz klein einen gelben Sonnenschirm. Wie ich dem Schirm näher komme, sehe ich, dass es sich dabei um eine weitere Versorgungsstelle handelt. Die zwei netten Damen sind hier ganz allein in Mitten der Natur. Ein Posten der Urlaubsflair aufkommen lässt, aber sie haben ja die Aufgabe die Läufer mit Flüssigem zu versorgen.
Hier am Km 14 biegen wir für ein Stück vom Kanal ab an den Feldrain. Hier führt die Laufstrecke auf holperigem Untergrund, mit herrlichem Fernblick an den Getreidefeldern entlang.
Nach rund 700 m geht es wieder runter an den Kanal. Hier ist es ganz idyllisch und so sind auch einige Ausflügler hier und ruhen sich neben dem Wasser aus. Wir laufen unter der Brücke durch und bleiben jetzt bis zum Km 15,7 am Wasser. Dann geht es rauf und über die Landstraße zum Ort Klein-Förste. Hier sind wieder die Pfeile mit den zwei Richtungen.
An der Landstraße kommen mir jetzt viele Läufer entgegen. Es sind die um 9:30 gestarteten Halbmarathonis. Auf dem schmalen Fußweg wird der Gegenverkehr jetzt immer dichter. Wie ich auf der Autobahnbrücke bin, kommt mir ein großer stämmiger Mann entgegen der zur Autobahn runter sieht. Nur durch einen Zuruf kann ich einen Zusammenstoß vermeiden. Dabei hätte ich sicher den kürzeren gezogen.
Dann kommen wir wieder zum Roten Kreuz an den Versorgungsstand und biegen diesmal nach links in die Feldmark ab. Kurz danach folgt das Km-Schild 17.
Nach rund 700 m am Feldrain entlang geht es mal wieder über die extrem laute A7. Eine schön gepflasterte Brücke führt uns nun geradeaus zum Stichkanal. Km 18 ist erledigt. Nun noch 3 km bis zum Ende der ersten Runde. Vor dem Kanal werden wir nach rechts geschickt, wo wir nach einem Stück runterlaufen direkt neben das Wasser.
Hier folgen wir nun weiter dem Kanal. Wir sind jetzt auch auf dem 10 km Kurs, denn ich werde von einigen schnellen Läufern überholt.
Kurz vorm Km-Schild 20 geht es aufwärts hoch zur Straße. Hier befindet sich eine weitere Versorgungsstation. Es ist alles von weitem gut zu sehen durch die Kennzeichnung, wo ist Wasser oder Tee.
Bevor ich nun rechts abbiege noch schnell ein blick runter zum Kanal und auf die links von uns liegende Brücke mit Fotos. Der Pfeil auf der Brücke gilt nicht für die Marathonis. Dann um die Kurve und auch der 20. Kilometer ist geschafft. Es wird nun langsam immer wärmer und ich bin froh nur das Shirt anzuhaben.
Nun geht es durch die knalle Sonne, durch die Feldmark im Zickzack zum Ortsrand von Hasede.
Kurz vorm Ort steht Roswitha und macht eine Serie von Fotos wie ich langsam näher komme. Dann kurz verschnaufen, ein Schwätzchen halten und ab in den Ort.
Wir kommen nun vom Süden auf die Dechant-Bluel-Straße wo der Zielbogen anfangs noch ganz klein im Hintergrund ist. Schnell erreiche ich dann das Ziel und die Zeitnahme. Für heißt das nach 2:31 Std. nun in die zweite Runde.
Es geht jetzt nochmal in die gleiche Runde, mit dem Unterschied das es bei der ersten Runde anfangs noch kühl war. Jetzt wird es in der Sonne und die haben wir auf dieser Runde viel, immer wärmer.
Dann komme ich hinter Km 31 wieder in Algermissen zum Versorgungsstand und erhalte mein versprochenes Bier. Man lässt mich jedoch nicht gleich weiterlaufen und ich muss noch ein Schwätzchen halten und es werden auch Erinnerungsfotos gemacht. Dieser Kilometer kostet mit extra 5 Minuten. Was soll’s es kommt heute nicht drauf an und außerdem müssen sie ja noch auf 2 Personen warten die ungefähr 1 km hinter mir sind.
Wir verlassen wieder Algermissen und am Kanal sind es nur noch 10km bis ins Ziel. Auf der Brücke über den Stichkanal gibt es ein Hinweisschild auf das Schloss Marienburg. Leider ist der Burgblick versperrt, aber schon bald im November gibt es wieder den Schloss Marienburg Marathon von Heiner Schütte. Dann laufen wir wieder durch den Burghof und können das schöne Schloss bewundern. Heute bewundere ich die Aussicht von hier oben der Brücke.
Am Feldrain und am Kanal folgen nun die Schilder 33 km, 34 km, 35 km und 36 km. Für mich ist jetzt der Weg von Schild zu Schild weiter wie gedacht, denn meine Kraftreserven sind aufgebraucht durch die letzten 2 Marathonwochenenden. Ich muss jetzt immer öfter gehen, aber die Zeit unter 6 Stunden ist noch lange nicht gefährdet.
Kurz vorm Km 37 verlassen wir wieder den Kanal und es geht in Richtung Klein-Förste. Das rote Kreuz hat jetzt nur noch warmes Wasser und leider keine Cola mehr. Es noch rund 4 km durch die Sonne und Hitze. Es gibt jetzt kein Kilometerschild mehr, sondern es werden auf dem nächsten Schild angezeigt: Noch 3 km.
Jetzt geht es nochmal runter an den Kanal in die Sonne. Der Weg unter den Füßen ist jetzt schon gut aufgeheizt. Ich bin fast nur noch am Gehen bzw. Marschieren.
Dann kommt das lang ersehnte Noch 1 km Schild. Nun geht es zwischen den Feldern zum Ort.
Am Anfang der der letzten Geraden zum Ziel werde ich erwartet von einer netten Helferin vom TUS Hasede. Sie begleitet mich jetzt bei meinem Marsch in Richtung Ziel. Die letzten 200 m vorm Ziel will ich nun doch noch den Rest laufen, schon alleine wegen der Fotos.
Nun nach dem Zieldurchlauf geht es zur Nachversorgung wo mir freundlicherweise noch ein Bier geholt wird. Danke. Jetzt die Startnummer mit dem integrierten Chip abgeben und dann die Medaille in Empfang nehmen. Es ist geschafft und rund 20 Minuten nach mir kommen auch die zwei letzten Läufer ins Ziel.
Ein schöner Marathon ist zu Ende, auch wenn viele sagen die Strecke ist langweilig, sage ich es ist viel besser, als bei manchen Marathons kilometerlang durch Industriegebiete zu laufen. Es ist halt Natur pur durch die Feldmark. Ein großes Lob an die Organisatoren.
Im Ziel beim 37. Marathon 50 Teilnehmer (46 Männer und 4 Frauen).
Marathonsieger:
Marathonsiegerinnen: