Laufend durch die Berge des Friaul rund um die Rocca Bernarda
2.10.2011 von Bernd Neumann
Italien ist immer eine Reise wert und so zieht es mich diesmal in den nord-östlichsten Zipfel von Italien, ins Friaul. Ich fahre in die Region Friaul-Julisch Venezien um am 3^ MARATONA DELLE CITTA´ DEL VINO teilzunehmen. Start und Ziel ist dieses Jahr in Manzano, einer kleinen Stadt an den Ufern des Flusses Natisone, von Hügeln und vielen Weinbergen umgeben. Die Stadt liegt nördlich von Udine nahe der slowenischen Grenze. Genauer gesagt sind es 12 km nach der Langobardenstadt Cividale del Friuli durch die auch die Marathonstrecke führt, 12 km nach der monumentalen Festungsstadt Palmanova, 14 km nach der Einkaufsstadt Udine, 20 km nach der italienisch-slowenisch geteilten Stadt Gorizia mit seinem imposanten mittelalterlichen Schloss, 32 km nach dem romanischen Aquileia mit seiner weltbekannten Basilika, 40 km zur Lagune der Halbinsel Grado und 128 km bis Venedig. Die Stadt Udine ist seit dem schweren Erdbeben am 6. Mai 1976 durch die ganze Welt gegangen. Das Epizentrum lag nördlich von Udine am Berg San Simeone. Bei dieser Katastrophe vor 35 Jahren sind fast 1.000 Menschen ums Leben gekommen.
Das Friaul gleich einem Amphitheater, im Norden die Karnischen und Julischen Alpen, nach Süden die sanft abfallenden Hügel der Weinberge bis hinunter zur Adria. Im nördlichen Teil befinden sich die sogenannten Julischen Alpen die nach Gaius Julius Caesar benannt wurden. Da es nur wenige Kilometer zwischen Alpen und Küste sind kann man morgens noch in den Bergen wandern und am Nachmittag sich in die Sonne der Adria legen. Die Laguna di Grado ist die Sonneninsel an der oberen Adria. Sie hat auch eine große historische Bedeutung, denn von den Römern bis zu den Habsburgern alle waren schon hier. In den letzten Jahrhunderten wurde Grado zum bedeutendsten Seebad Mitteleuropas.
Wer Informationen über den „Maratona delle Citta del Vino“ sucht kann im Internet unter www.maratonacittadelvino.com alle Informationen finden. Einen besonderen Service bietet diese Seite für alle die nicht italienisch können. Über den Button Select Language gibt es die Möglichkeit sich die Informationen in 52 Sprachen übersetzen zulassen. Grazie an Michele Menotti, die Seele vom Maratona delle Citta del Vino, der mich sehr engagiert unterstützt hat, sowie auch bei der Quartiersuche behilflich war.
Was bietet uns Läufern diese Strecke und warum soll ich hier in die Provinz kommen? Wir laufen durch eine hügelige Weinregion mit Durchquerungen von vielen schönen kleinen Weinorten mit ihren schönen Kirchen. Eine Jahreszeit wo hier südlich der Alpen noch keine Anzeichen von Winter sind. Und auf keinen Fall zu vergessen, sind wir hier auch in einer besonderen kulinarischen Gegend. Dazu zählen neben den ausgezeichneten Weinen natürlich die landestypischen Speisen.
Zu den typisch friaulischen Vorspeisen (antipasti) zählen vor allen Dingen das affetato misto, der luftgetrocknete Schinken (Speck) sowie die sopressa, die grobe, kräftige Salami. Ganz lecker sind auch die mit Kräutern gefüllten Teigtaschen die mit geräuchertem Ricotta angerichtet werden. Typisch ist auch die Mais-Polenta sowie die gnocchi und risotti. Zu den beliebsten Suppen zählt hier die jota eine Gerstensuppe aus Maismehl, Gerste und Milch, die paparot eine Spinatsuppe sowie auch die zuppa di orzo e verdura, eine Graupen- und Bohnensuppe. Die Secondi, die Hauptspeisen bestehen hauptsächlich aus gegrillten, gekochten oder geschmortem Fleisch. Für mich ist jedoch immer wichtig die dolci, die Süßspeisen die hier ein Überbleibsel der Habsburger ist. Neben dem Strudel sind hier auch der Palatschinken und der Gugelhupf und die Mandeltorte beliebt. Weltberühmt wurde der luftgetrocknete Schinken von San Daniele der noch zarter und milder ist wie der Parmaschinken. Den friaulischen Wein anzupreisen hieße Eulen nach Athen zu schleppen. Wenn ich auf alle DOC-Weine eingehen würde müsste dieser Bericht doppelt so lang werden. Nur zwei Sätze zum Dessertwein dem Picolit und dem Grappa. Der Picolit hat nur wenige Trauben und eine Restsüße bis zu 9g die jedoch im Geschmack nicht vorherrscht. Der Tresterschnaps Grappa ist heute ein kostbares Destillat. Die Friauler Benito und Giannola Nonino haben die Destillationstechnik erheblich verbessert und 1973 als erste aus einer Rebsorte destilliert.
Gut Essen und Trinken ist wichtig und hier im Friaul auch preiswert möglich. In dieser herrlichen Landschaft aus sanften Hügeln und vielen, vielen Weinbergen findet heute der 3. Maratona delle Citta del Vino mit Maratonina (Halbmarathon) statt. Ein engagiertes Team vom ASD Laufsport Buttrio bietet hier mit der Unterstützung der an der Laufstrecke liegenden Gemeinden, sowie verschiedener Wein- und der ansässigen Tourismusorganisationen einen herrlichen aber leicht hügeligen Rundkurs über die klassische Marathonstrecke. Wem der Marathon zu lang ist der kann auch auf der Hälfte bei Casali Barbianis, einer Siedlung in der Nähe von Cividale del Friuli den Halbmarathon laufen. Der Veranstalter bietet die Möglichkeit eines Bustransfers an. Achtung, eine Rückfahrt zum Startort gibt es nicht, also Auto im Ziel parken.
So nun ab in die Region. Bevor wir jedoch nach Manzano kommen sollten wir noch ein wenig über die zweitgrößte aber wichtigste Stadt der historischen Landschaft Friaul kennenlernen. Udine die knapp 100.000 Einwohner zählt wurde erstmals im Jahre 983 von König Otto II. urkundlich erwähnt, obwohl es noch viel ältere Funde gibt. Besonders sehenswert sind die Piazza della Liberta wo einige schöne Bauwerke stehen. Hier befindet sich die Loggia del Lionello (das Rathaus) von 1448-1457 im venezianisch-gotischen Stil mit offener Loggia im Parterre erbaut. Hier befindet sich auch eine Statue von Herkules die eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem Herkules im größten Bergpark von Europa, in Kassel hat. Sehr schön ist hier auch die Torre dell`Orologio (Turmuhr). Auf dem ältesten Stadtteil um die Piazza San Giacomo befindet sich ein Brunnen aus dem 15. Jh. der von Giovanni da Udine einem Schüler von Raffael erbaut wurde. Man sollte sich auch das Castello de Udine den ältesten Bau aus dem 12. Jh. sowie den Dom Duomo Cattedrale di Santa Maria Annunziata von 1236-1461 erbaut ansehen.
Nun aber nach Manzano wo sich das Marathonzentrum befindet. Nach einem Kurzurlaub am Lago di Garda fahre ich über Verona und Treviso nach Manzano. Die Strecke von ca. 350 km zieht sich über viele Landstraßen und so komme ich am Freitagnachmittag in Manzano an. Nun heißt es im Hotel einchecken. Die Besitzer sprechen nur italienisch, aber mit vielen Gesten und da ich reserviert hatte ging es.
Manzano eine Stadt mit ca. 7000 Einwohnern, liegt am Ufer des Flusses Natisone und ist eingebettet in das sanfte Hügelland einer fruchtbaren Kulturlandschaft, der "Colli Orientali Friuli". Hier wurde schon seit der Römerzeit Weinbau betrieben und dessen Weine werden auf der ganzen Welt geschätzt. Der Name Manzano geht auf eine alte römische Siedlung zurück und stammt wahrscheinlich von dem Siedler "Amantius". Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte wurde es mehrmals zerstört, im 10. Jahrhundert wurde es wieder neugegründet, von der Augustiner-Abtei "Rosazzo", die ich mir noch gegen Abend angesehen habe.
Die Abbazia di Rosazzo ist von großer historischer Bedeutung für die Region und liegt ca. 8km von der Stadt in mitten der Weinberge. Angeblich soll sich hier der Eremit Alemanno im Jahre 800 in die Einsamkeit zurückgezogen und dort eine kleine Kirche gebaut haben. Diese Stelle der spirituellen Ruhe soll nach und nach immer Gläubige angezogen haben, so das sich die Kirche im Laufe der Jahre in ein Kloster gewandelt hat. Im Jahre 1090 erhielt das Kloster von Rosazzo den Status einer Abtei. In der Zeit der Kämpfe zwischen Aquileia und Cividale wurde die Abtei in eine Festung umgebaut.
Um 1090 gehörte es für eine Zeit einer deutschen Familie, die auch den Namen Manzano führte. Das von ihr erbaute Schloss wurde jedoch 1431 durch die Republik Venedig zerstört. Den ehemals starken Einfluss der Venezianer sieht man auch in den vielen wunderschönen Villen in der Gegend. Sehr schön ist die Villa Piccoli in Soleschiano nahe von Manzano. Wer die Augen auf hat entdeckt aber viele solcher prachtvollen Villen nach venezianischem Vorbild.
Anschließend fuhr ich zur Piazza Chiodi, wo morgen die Startunterlagenausgabe ist, um mich ein wenig um zu sehen. Gleich hinter dem Platz befindet sich die wunderschöne Kirche Santa Maria Assunta. Das Kirchenschiff ist auf die Ruinen einer ehemaligen Kirche aufgebaut. Im Inneren sieht man auch durch große Glasscheiben im Boden die alten Grundmauern. Neben dem interessanten Altar befinden sich Fresken die zum Teil schon restauriert sind. Der Kirchturm steht am alten Gemeindehaus.
Die Stadt Manzano mit den Nachbargemeinden Corno di Rosazzo und San Giovanni al Natisone befassen sich schon seit 1878 mit der Herstellung von Stühlen, die in die ganze Welt verschickt werden. Hier im Dreieck-des-Stuhls gibt es 700 Firmen die sich speziell mit der Herstellung von Stühlen befassen, was sie mit einem 20m hohen Stuhl symbolisieren, der auch im Guinness Buch der Rekorde aufgenommen wurde.
Am Abend gehe ich in die Pizzeria gegenüber vom Hotel und werde von einem Läufer an seinen Tisch gebeten. Es ist Biagio di Mauro aus Catania von der Insel Sizilien. Er ist Mitveranstalter vom Siracusa-Marathon (www.maratonadisiracusa.it) der am 29.01.2012 schon zum 13. Mal stattfindet. Wir kommen recht schnell ins Gespräch, denn Biagio hat fast 10 Jahre in Deutschland gelebt, aber fast 15 Jahre kein deutsch mehr gesprochen. Wir sind beide im gleichen Hotel und beschließen so den Samstag zusammen zu verbringen, denn ich wollte nach Palmanova, Aquileia und Grado. Hier kann man gut Kultur und Laufen kombinieren.
Am Samstag sind wir schon recht früh ins 15km gelegene Palmanova gefahren. Palmanova wurde im 16. Jahrhundert in Form eines neunzackigen Sternes als Festungsstadt erbaut. Bis heute hat sich der sternförmige Grundriss erhalten. Vergleichbar sind damit die Städte Vauban, Neuf-Brisach, die Altstadt von Mannheim und Saarlouis bei denen jedoch die geometrische Struktur nicht mehr so erhalten ist wie in Palmanova. Planstädte gibt es weltweit. In Deutschland sind bekannt Karlsruhe wo sternförmig vom Schloss aus die Straßen verlaufen, sowie Lippstadt die erste Planstadt Nordrhein-Westfalens von 1185. Das neueste und noch im Bau befindliche Beispiel ist Hamburg-Hafencity. Hier wird auf 2,2 km² ein neuer Stadtteil entstehen. Es wurde 2003 begonnen und bis Mitte 2020 sollen hier für 12.000 Menschen Wohnungen und 40.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Wir kommen vom Nordosten zur Stadt und fahren durch das Stadttor Porta Cividale. Von der Innenseite her wo sich auch gleich ein Parkplatz befindet sehen wir uns das gigantische Stadttor von innen an. Anschließend gehen wir auf die alte Wehrmauer. Hier ist ein Zugang zum Stadttor in dem sich ein Militärmuseum befindet das wir besichtigen.
Palmanova hat drei große Stadttore, Porta Aquileia, Porta Udine und Porta Cividale. Von hier führen drei Straßen exakt auf den großen sechseckigen Platz inmitten der Stadt. Die breiten Straßen zu den Stadttoren sollten zur schnellen Verteidigung der Stadt führen vom Zentrum dem Exerzierplatz zu den Verteidigungsanlagen. Im Zentrum wohnten die Offiziere und drumherum die Liniensoldaten. Direkt hinter dem Wall bzw. der Mauern wohnten die Söldner.
Anschließend gehe ich noch hinter die Wälle um mir die Verteidigungsanlagen anzusehen. Steht man außerhalb der Stadt ist außer einem großen Wall nicht zu sehen. Man vermutet auch keine Stadt innerhalb dieser Wallanlagen. Diese Stadtfestung sollte die Venezianer gegen die Türken schützen. Geplant war die Stadt zum wichtigsten Landstützpunkt der Venezianer auszubauen, was aber nie ausgeführt wurde. Der überdimensionierte Stadtplatz für diese Kleinstadt ist noch ein Zeugnis dafür.
Innerhalb der Stadtmauern befinden sich drei Kirchen, die kleine Franziskuskirche (um 1600), die Kirche der Geburt der Jungfrau Maria (um 1660 von Franziskanern erbaut) und die Kathedrale. Wir sehen uns die am großen sechseckigen Platz stehende Kathedrale an. Sie wurde 1615 – 1636 erbaut mit einem einschiffigen säulenfreien Innenraum. Neben dem Hauptaltar befinden sich drei Chorkapellen und vier Seitenaltäre.
Diese Musterstadt wurde für 20.000 Menschen konzipiert. Es wollte aber niemand darin leben und so wurden Soldaten einquartiert. Heute leben ca. 5.000 Einwohner innerhalb der großen Wallanlage.
Die Festung diente als Verteidigung gegen die Habsburger, die das Friaul und Görz beherrschten. Trotz des ausgeklügelten Sicherheitssystems wurde die Stadt nie in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt und Napoleon konnte sie 1797 kampflos einnehmen. Die Stadt wechselte von Venetien zu Österreich, dann nach Italien und wieder zu Österreich. 1866 kam es endgültig nach Italien und diente als wichtiger militärischer Stützpunkt während des 1. Weltkrieges.
Nur 17km weiter liegt Aquileia. Sie war eine große Stadt des römischen Reiches und wurde 181 v. Chr. gegründet. Bis in die Zeit der Völkerwanderung und ins hohe Mittelalter war sie ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Sie lag auch am Endpunkt der Bernsteinstraße und war wegen dem Übergang nach Österreich sehr wichtig, für den Bergbau für Rom wegen des Eisenerzes.
Sehenswert ist die Basilika Santa Maria Assunta aus der Patriarchenzeit wegen ihres frühchristlichen Fußbodenmosaiks vom Anfang des 4. Jh. Der heilige Evangelist Markus soll hier im Auftrag von Simon Petrus den Neuen Glauben verkündet haben. Diese romanische Kirche gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Mit ihren Maßen von 65,5m länge, 30m Breite und 23m Höhe war sie ungewöhnlich groß für die damalige Bauzeit.
Wer die Stadt besucht sollte sich auch den Römischen-Flusshafen, das Forum, die Via Sacra sowie die alten Römerstraßen und den Aquädukt ansehen. Unser Fußweg führt uns zunächst zum Forum. Hier stehen jedoch nur noch ein paar Säulen sowie alte Fassadensteine.
Römerstraßen waren in Mitteleuropa ein Novum und wegen ihres Aufbaues unabhängig von der Bodenfeuchte immer passierbar. Der Schichtaufbau richtete sich je nach Straßentyp. Man unterschied hierbei 4 Typen, die via publica („Staatsstraße“), via militaris („Heerstraße“), via vicinalis („Provinzstraße“) und die via privata („Privatstraße“). Hier in Aquileia befinden sich noch die Reste einer massiv gepflasterten Straße.
Nach nur weiteren 5 km kommen wir an die Lagune von Grado. Ein ca. 5km langer Damm führt uns direkt in die Altstadt von Grado, das vermutlich als Seehafen von Aquileia im 2. Jh. v. Chr. gegründet wurde. Die Stadt hat in ihren 2.000 Jahren eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Heute leben die Menschen vom Fischfang und vom Tourismus. Der große und breite Sandstrand zieht viele Touristen an. Genauer gesagt gibt es drei Strände, der Hauptstrand (Spiaggia Principale), der Strand Costa Azzurra und der Strand von Pineta. Da alle nach Süden liegen sind sie auch durch eine Promenade verbunden. In der Zeit von Mai bis September kostet der Besuch des 3km langen Hauptstrandes Eintritt. Heute am 1. Oktober können wir so zum Wasser gehen und die vielen Sonnenanbeter uns ansehen.
Die Menschen kommen vor allen Dingen wegen des milden Klimas und der vielen Sonne, aber auch aus medizinischer Sicht, denn der Sand soll eine heilende Wirkung haben, bei Arthrose und Gicht. Heute bei über 30 Grad ist der Strand dicht besiedelt, meist von Österreichern, die es nicht weit bis hierher zur Adria haben. Schräg übers Meer sehen wir Triest und ein Stück von Istrien.
Am späten Nachmittag geht es zurück nach Manzano zur Piazza Chiodi. Wer sich noch nicht übers Internet angemeldet hat kann dies hier noch persönlich tun. Das Marathon-Startgeld liegt je nach Datum zwischen 20€ und 30 €. Was man auf keinen Fall vergessen darf ist das gültige Gesundheitszeugnis, denn ohne das läuft nichts in Italien. Die Startunterlagen erhalten wir am Samstag, den 1. Oktober von 14 bis 20 Uhr. Am Domenica (Sonntag) gibt es die Unterlagen in der Startzone auf der Via Sottomonte.
Hier lerne ich auch Michele Menotti kennen der sich gleich um meine Startunterlagen kümmert. Für jeden Marathonis gibt es noch ein Paket mit Wein, Honig, Kuchen, Käse und einigen Proben, natürlich alles aus der Region. Er teilt mir mit, das es einen neuen Teilnehmerrekord geben wird, denn es haben sich schon ca. 220 Marathonis angemeldet und morgen werden auch erstmals Cicloni (Handbiker) starten.
Für den Abend gibt es noch eine Pressekonferenz und Interviews mit zwei italienischen Marathon- und Ultramarathonstars. Ich konnte leider kaum etwas verstehen, denn es war natürlich in italienisch und einer enormen Geschwindigkeit.
Sonntag – Marathontag: Buon Giorno. Der Start erfolgt für uns Marathonis heute um 9 Uhr auf der Via Sottomonte der Ausfahrtsstraße nach Buttrio. Wer den Halbmarathon laufen will wird per Bus zum Startplatz beim Dorf Casali Barbianis in der Nähe von Cividale del Friuli gefahren. Deren Start erfolgt dort um 10:30 Uhr und ist unsere 2. Marathonhälfte. Es gibt auch noch eine 9,1km Wanderung die hügelig ist und durch die Weinberge der besten Weine der Colli Orientali del Friuli führt. Der Veranstalter holt uns mit einem Kleinbus am Hotel ab und fährt uns direkt zum Startplatz an der Ausfahrtstraße nach Buttrio.
So nach und nach treffen die Läufer und Läuferinnen ein die sich auf die Marathonstrecke begeben wollen. Die Temperaturen sind heute Morgen schon sehr angenehm. Die Läufer und Läuferinnen sind fast alle mit kurzem Hemd und Short bekleidet.
Der Sprecher verkündet noch, dass es ein internationaler Marathon ist und zählt die Länder auf und verliest anschließend die Namen der ausländischen Teilnehmer. Hierbei kann ich auch hören, dass ich der einzige Starter aus Deutschland bin. Es haben sich 158 Männer und 22 Frauen am Startbogen versammelt. Noch vor dem Start ein Foto mit Biagio di Mauro (Nr.67) aus Catania und gleich geht`s los. Bevor wir jedoch starten kommt noch ein Auto-Corso mit Oldtimern durch die wartende Menge und fährt in Richtung Buttrio. Bevor wir jedoch loslaufen kommen die Handbiker in die vorderste Startreihe.
Es ist 9 Uhr und der Startschuss erfolgt für die 13 Handbiker. Drei Minuten später erfolgt unser Start auf die Percorso – die Laufstrecke. Wir laufen aus Manzano raus über die Via Sottomonte (Straße unterhalb des Berges). Und wir könnte es anders sein gibt es schon am Ortsende die Möglichkeit der ersten Weinverkostung, aber nicht für uns denn wir wollen laufen. Das Feld zieht sich recht schnell auseinander und durch mein vieles Fotografieren bin ich ruckzuck am Schluss der Läufer. Links und rechts alles Weinfelder und Hügel.
Bei km 3 noch vor Buttrio kommen wir an einem großen und alten Weingut vorbei, wo schon seit über 500 Jahren Weinbau betrieben wird. Was hier im Fiaul nichts besonderes ist, denn schon zur Römerzeit wurde hier Weinbau betrieben. Hier im Gebiet der Colli Orientali del Friuli, einer Hügellandschaft gedeihen die Trauben mit den besten Voraussetzungen für den Weinanbau. In alten Dokumenten steht das Buttrio im Jahre 1140 10 Kolonien an ein Benediktinerkloster geschenkt hat damit die Mönche daraus Wein und Öl gewinnen können.
Kurz danach erreichen wir die Ortsgrenze vom 4.000 Seelenort Buttrio. Der Name kommt aus der vorrömischen Zeit und heißt soviel wie Graben oder Rinne. Dieses kleine Landdorf hat eine sehr bewegte Geschichte. Die heutige Villa Morpurgo wurden auf die Reste einer früheren und mehrfach zerstörten Burg erbaut. Im 16. und 17. Jahrhundert bauten sich reiche Bürger Residenzen hier auf. Die verarmte Bevölkerung emigrierte nach Venetien. Heute gibt es hier viel Schwerindustrie und vor allem Weinbau. Im Ort gibt es viele sehenswerte Kirchen. Besonders sehenswert ist Santo Stefano aus dem 14. Jh. mit alten Fresken und einem Taufbecken aus dem 16. Jh.. Die Kirche Santa Maria Assunta in der Ortsmitte ist zwar nicht so alt hat aber im Inneren schöne Malereien und Stuck aus den letzten 300 Jahren. Das besondere ist am Glockenturm die Uhr mit dem auf den Kopf gestellten Ziffernblatt, von dem es nur eine in Italien gibt.
Wir bleiben nicht lange im Ort. Es geht über die Via Martini in nördliche Richtung. Am Ortsende gibt es die erste Getränkestelle. Links und rechts der Laufstrecke befinden sich Mais-Felder die um diese Jahreszeit schon abgeerntet sind. Hierdurch haben wir einen herrlichen Blick schon über den nächsten Ort Orsario in die Südausläufer der Alpen.
Hier laufe ich mit Claudia Faraon (Nr. 208), Michele Rizzitella (Nr.156) und Angela Gargano (Nr. 212) zusammen, die auch bei mir im Hotel sind. Unsere Gespräche beschränken sich auf drei vier Sätze englisch. Hinter uns ist noch eine Gruppe von langsameren Läufern, die ich mit Erstaunen in der Ergebnisliste vor mir wieder finde??
Wir erreichen den nächsten kleinen Ort Orsaria wo es die erste Ristoro (Verpflegungsstation) gibt. Der nächste Ort ist Paderno. Gut dass es ab und zu Schatten gibt, denn die Temperaturen sind schon so gegen 10 Uhr auf Mitte 20 Grad und es wird laufend wärmer. Wir kommen an Km 10 vorbei. Jedes Stück Schatten ist willkommen. Nach einem knappen halben Kilometer sind wir schon am Ortsrand von Premariacco. Schon weit vor dem Ort ist der Campanile, der wunderschöne Kirchturm zu sehen. Wir durchlaufen einen weiteren schönen kleinen aber sehr historischen Ort.
Die Ursprünge dieses 4.000 Einwohnerortes gehen bis auf 1.000 Jahre v. Chr. in die keltische Zeit zurück. Der Name kommt von Praedium Marii was soviel wie „Nachlass des John“ heißt, einem berühmten römischen Anführer. Auch einige archäologische Funde bestätigen dies. Aus dem 3. Jh. v. Chr., römischen Ursprungs sollen auch einige befestigte Ansiedlungen sowie zahlreiche Ruinen und Brücken sein. Wie in vielen Orten gibt es auch hier eine sehenswerte Kirche, die San Silvestro aus dem 14. Jh. mit wertvollen Fresken. Leider kommen wir nicht direkt an den vielen schönen Kirchen vorbei sondern sehen teilweise nur den Kirchturm.
Berühmte und wichtige Personen sind hier geboren wie z.B. Paulinus, Patriarch von Aquileia und Berater Karls des Großen, Alkuin Vertreter von Papst Leo III, der Rat der Stadt Aachen Cornelius Gallus, römischer Krieger, berühmte Dichter und Gelehrte, gelobt von Virgil und Ovid. Der hier geborene Fiore dei Liberi schrieb ausführlich über die Kunst des Duells und erwähnte hierbei ein fioretto. Somit wird ihm die Erfindung des Floretts zugeschrieben.
Hinter dem Ort laufen über eine Vecchio Ponte (alte Brücke) über den Fiume (Fluß) Natisone. Hier muss man anhalten und den herrlichen Blick in die Schlucht genießen. Im Vorbeilaufen wirft auch Michele einen Blick in die Schlucht. Hier hat sich der Fluss im Laufe der Jahrhunderte eine eindrucksvolle Schlucht gegraben. Ein paar Fotos knipsen und sich selbst als Beweisfoto auf der Strecke auch ablichten lassen.
Wir umrunden den Ort und haben nochmal einen herrlichen Fernblick auf den Kirchturm. Vor dem nächsten kleinen Ort Firnano kommen wir am Friedhof vorbei und haben einen herrlichen Weitblick auf die Alpen die uns eigentlich die ganze Strecke begleiten. Hier kommen wir durch eine schöne Wohngegend mit herrschaftlichen Häusern die von Zypressen eingerahmt sind. An der nächsten Ristoro freuen sich die Helfer dass sie durch ein Foto gewürdigt werden.
Die Reise geht weiter durchs Friaul. Wir erreichen Cividale del Friuli die erste Hauptstadt des langobardischen Herzogtums kurz hinter km 16. König Alboin I. vertreibt Paulinus I. 568, der mit dem Kirchenschatz nach Grado flieht. Die Langobarden zogen als Krieger von Land zu Land um es zu erobern und wurden wegen ihrer rauen und wilden Art auch Barbaren genannt. Jedoch ist noch heute nach ihren eine ganze Region, die Lombardei benannt. Der Name Langobarden stammt nicht von ihren langen Bärten ab, sondern von ihrem Kampfwerkzeug den langen Barden (Beile bzw. Äxte).
Die Route ging bisher über Landstraßen und kleine Straßen durch eine Reihe von kleinen Dörfern und durch kleinere Städte, nun kommen wir in die größte Stadt entlang unserer Laufstrecke. Wir sind in Cividale del Friuli mit 11.000 Einwohnern. Gegründet wurde die Stadt ursprünglich von den Kelten jedoch von Julius Cäsar noch v. Chr. zur Stadt erhoben. Die Stadt gehörte im Laufe der Geschichte zum Ostgotenreich, wurde von den Langobarden erobert, fiel 1421 an Venedig und wurde 1866 zum Königreich Italien eingegliedert.
Wir laufen über die Ponte del Diavolo ("Teufelsbrücke") die über den Fluss Natisone führt. Hier laufen wir eine Schleife durch die Altstadt. Diese Brücke ist lt. Veranstalter einer der Höhepunkte des Kurses. Leider sehen wir nicht sehr viel von der Brücke da die Bebauung hier sehr eng an die Schlucht geht. Durch den Ort geht es durch Gassen und an vielen Piazzas vorbei wo der Teufel los ist. Die Stadt hat überall Aktionen und dann müssen wir zickzack durch Besuchergruppen laufen. Eine wirklich tolle Stadt und auch für mich der Höhepunkt der Strecke, den die Halbmarathonis leider nicht erleben. Hier verbringe ich einige Zeit mit dem knipsen, denn es gibt viel zu sehen und für den Läufer zum nachschauen fest zu halten, wie z. B. die Statue von Caesar.
Der Name Ponte del Diavolo geht auf das 15. Jh. zurück. Ihren Namen verdankt sie einer volkstümlichen Legende, nach der sie vom Teufel gebaut wurde, der von der Stadt als Lohn eine Seele verlangte. Am Flussufer ist ein Gewölbe in den Stein eingehauen, das als keltisches Hypogäum, römischer Kerker oder auch langobardisches Gefängnis bekannt ist. Ein Hypogäum wird auch eine unterirdische Anlage unter einem historischem Gebäude genannt. In der Altstadt ist vor allem die Piazza del Duomo mit dem Palazzo Pretorio sowie der Palazzo die Provveditori Veneti aus dem 16. Jh. sehenswert. Auch der 1502 wiederaufgebaute Dom aus dem 14. Jh. mit dem angeschlossenen Museum Christiano sowie der Stadtpalast von 1565 sind sehenswert. Es gibt auch nahe dem Fluss die kleine langobardische Kirche Maria in Valle aus dem 8. Jh.
Knapp 7km Luftlinie, jedoch leider nicht auf unserer Laufstrecke, erreicht man auf einem Bergkegel das heutige Kapuzinerkloster Castelmonte. Die Wallfahrtskirche Madonna del Monte gilt als eine der ältesten christlichen Kirchen: Ihre Ursprünge gehen ins 5. Jahrhundert zurück. Etwas ganz besonderes ist der aus Cividale stammende silberne Altaraufsatz aus der Zeit Pelegrinus II. (1195−1204), dessen lateinische Inschrift mit Hilfe von Buchstabenpunzen hergestellt wurde. Das war noch über 200 Jahre vor Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg. Cividale ist auch durch den Collio Wein der in der Umgegend angebaut wird sehr bekannt.
Wir verlassen den nördlichsten Punkt unserer Laufstrecke und biegen in Cividale halblinks auf die Via Fornalis ab. Sie führt uns zwischen Hügeln und den Ausläufern der Julischen Alpen nach Casali Barbianis. Dies liegt auf halber Strecke nach Prepotto. Hier sind um 10:30 Uhr ca. 250 Halbmarathonis gestartet. Wir werden jetzt die gleiche Strecke zum Ziel in Manzano haben. Die Sonne heizt uns mächtig ein. Das Thermometer hat die 30 Grad erreicht. Leider gibt es hier zwischen den Weinfeldern keinen Schatten aber dafür ab und zu eine Schwammstation.
Über die Via Ronchi kommen wir an den südlichen Zipfel von Prepotto. Knapp 900 Einwohner sind hier auf 14 Siedlungen verteilt, entlang der Idrija, der Grenze durch den Vertrag von Worms 1521, zwischen der Republik Venedig und Österreich. Heute ist hier die Staatsgrenze zu Slowenien. Diese kleinen Orte sind interessant durch die schöne Architektur der Bauernsiedlungen die auch noch teilweise mit den Umfriedungsmauern erhalten sind. In vielen dieser Dörfer gibt es kleine wunderschöne Kirchen mit wunderschönen Madonnenfiguren und noch alten erhaltenen Fresken.
Es geht weiter über den Asphalt zwischen den Weinbergen durch. Dieses Tal wurde lange wirtschaftlich vernachlässigt hat sich aber durch den Weinanbau einen Namen gemacht. Die Schioppettino-Traube ist der Stolz dieser Gegend. Nach historischen Auszeichnungen wurde diese rote Traube schon im Jahre 1282 bei einer Hochzeitsfeier erwähnt. Die Weine dieser Schioppettino-Traube sind tiefrot und zeichnen sich sehr aromatisch mit floralen Noten und durch ihre ausgeprägte Würzigkeit besonders aus. Es gibt mittlerweile 200 Winzer hier im Tal und deren Weine zählen zu den besten des Friaul.
Am Ortsanfang haben wir km 25 erreicht und um die Ecke von der herrschaftlichen Villa folgt die nächste Versorgungsstelle. Nun begleiten uns neben unseren schwarzen Kilometerangaben Schilder mit roten Zahlen, die der Maratoninas. An den Straßen sind ganze Schilderwälder die auf die vielen ausgezeichneten Winzer hinweisen. Wir Läufer können jetzt aber keine Weinpause einlegen denn wir wollen ins Ziel. Wer noch länger hier bleibt sollte nicht nur, der muss hier einkehren und probieren, probieren, probieren und natürlich auch kaufen.
Wir laufen in den Ort über die Via Roma. Hier kommt mir Angela entgegen die heute ein gutes Rennen läuft und Läufer um Läufer aufsammelt. Die Strecke führt direkt an der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer vorbei und über die Via Roma verlassen wir den Ort wieder gen Süden. Alle Wege führen nach Rom aber jetzt erst mal nach Dolegna Collio. Und dann kommt was kommen muss, wir sind im Land der Ferraristi und dieses schwarze Pferd auf gelbem Grund kommt unserer Laufstrecke entgegen mit seinem supergeilen Sound. Es geht aber weiter per pedes.
Schon 1,5km weiter erreichen wir Dolegna Collio einem Ort in der Provinz Gorizia. Auch hier sind wieder 735 Einwohner über 8 Ortschaften verteilt und wie sollte es anders sein leben auch viele von der Herstellung des herrlichen Rebensaftes. Wir haben km 31 erreicht. Neben dem Wein gibt es hier das Schloss Trussio und die Burg von Ruttars für den historisch interessierten Touristen. Das Schloss aus dem 13. Jh. liegt in einer herrlichen Panoramalage und wird von zwei Türmen eingerahmt. Das im 13. Jh. erbaute Schloss wurde im 16. Und 17. Jh. umgebaut und ist heute ein renommiertes Restaurant. Auf einen strategisch guten Hügel liegt die ebenfalls aus dem Mittelalter und in der Renaissance umgebaute Burg von Ruttars. Die Burg hatte schon viele Burgherren und eine bewegte Geschichte von dem Grafen Meinhard von Görz über Spilimbergo, Zuccola bis zu den Herren von Spilsby im 19. Jh. Auch in diesen kleinen Orten gibt es wieder sehenswerte Kirchen aus dem 16. - 18. Jh.
Es geht weiter nach Süden durch Venco nach Casali Gallo. Nun machen wir nochmal einen Schwenk nach Corno di Rosazzo. Jetzt hinter der Abzweigung geht es wieder merklich bergauf. Bereits im 13. Jh. war der Ort unter den Namen "Cornium" und "Cornum" bekannt. Es wurden hier auch Spuren von Siedlungen aus der römischen Zeit gefunden. Vielleicht kommt der Name ja auch von Horn wegen der geschwungenen Form des Flusses Judrio.
Neben vielen großen Gutshäusern überragt hier die Burg Rocca Bernarda im Hintergrund die Stadt. Leider nur von dem zu erkennen der sich vorher mit der Gegend befasst hat. Ein Foto davon wäre wegen der leicht trüben Sicht nur ein Suchbild geworden. Dennoch einige Angaben zu der schönen Anlage.
Umgeben von Weinbergen sowie alten Zypressen wird es oft als Castello bezeichnet. Durch die erhöhte Lage und der Vierflügelanlage mit zylindrischen Türmen an den Ecken und den Schießscharten sieht sie sehr militärisch aus. Sie ist jedoch als herrschaftlicher Wohnsitz des friaulanischen Feudaladels erbaut worden. Sie ist das erste Beispiel dieser im 17.Jahrhundert so beliebten Bauform einer Vierturmvilla in der ganzen Region. Über eine Allee mit Olivenbäumen und Rosenstöcken kommt man in den hellen Innenhof. Die Gebäude öffnen sich über eine Brüstungsmauer zu den sanft auslaufenden Hügeln was jedoch von außen nicht erkennbar ist.
Die Rocca Bernada war anfangs Lehen vom Patriarchen von Aquileia. Es gab im Laufe der Jahre viele Besitzer. Fertiggestellt hat sie Bernardo der Sohn von Ippolito Valvason 1567. Endes des 18.Jahrhunderts kam sie an die Familie Marieschi, später der Grafen Antonini. Gaetano Perusini, der Sohn der letzten Gräfin Antonini hinterließ die Villa und das ganze Gut dem Malteser-Ritterorden, der die Winzerei noch heute in seinem Sinne weiterführt und bewahrt. Perusini begann auf diesen Hügeln den Anbau der Picolit-Trauben, die im Laufe der Jahre Weltruf erlangten.
Teresa Perusini eine ansässige Winzerin, die sich dem Landschaftsschutz verschrieben hat, restauriert hier alte verlassene Bauernhäuser in den hügeligen Weinbergen und führt sie neuen Nutzen wie z. B. als Lokale und Restaurants zu. Hierbei sind kleine Idylle in der Gesellschaft von Olivenbäumen, Glyzinien, Oleanderbüschen und Lavendel entstanden.
Zurück auf der Percorso, der Laufstrecke, verlassen wir Corno di Rosazzo über Casali Comoni nach Dolegnano. In diesem Stadtteil von San Giovanni al Natisone steht die im 18. Jh. erbaute herrschaftliche Villa Trento. Der berühmte Baumeister Valentino Presani aus Udine hat sie im 19. Jh. umgebaut. Die Villa besteht aus einem von zwei rustikalen Flügeln flankiertem dreigeschossigen Herrenhaus, die einen Prunkhof bilden. Auf der Rückseite der Villa schließt sich ein großer Park mit Fischteich an.
Wir kommen vor dem eigentlichen Ort San Giovanni al Natisone erst durch Villanova del Judrio einen Vorort. Hier steht die Kirche der Heiligen Philipp und Jakob aus dem 16. Jh. Im Inneren sind Fresken von Giacomo Secante die Szenen aus dem Evangelium darstellen.
Wir verlassen den Vorort und erreichen nach ca. 500m San Giovanni al Natisone vom Süden aus. Auch hier wie im benachbarten Manzano sind wir im Dreieck-des-Stuhls, denn auch hier gibt es viele Betriebe der Holzverarbeitung die Stühle herstellen die weltweit exportiert werden. Der Ort liegt an der wichtigen Handelsstraße, auf der Hälfte zwischen Udine und Görz. Einige archäologische Funde lassen vermuten, dass hier auch schon zu römischen Zeiten eine Siedlung zwischen Aquileia und Cividale gelegen hat.
Im Ort steht die Villa de Brandis aus dem 18. Jh. die nach außen nur kleine Gipfel hat aber eine kostbare Innenausstattung besitzt. Hier finden sich Fresken von Antonio Picco aus dem 19. Jh. sowie rund sechzig Bilder aus dem 14. bis 20. Jh. Die ehemalige Familienbibliothek von 6.000 Bänden aus den Jahren 1501 bis 1680 befinden sich z. Zt. in der Public Library of St. John. Ein 40.000qm großer Park umrahmt die Villa und wird oft für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche ist von 1830-1832 nach Plänen von Andrea Scala erbaut worden. Ganz in der Nähe steht die Kirche Sa Giusto wo noch das Originalportal von 1525 erhalten ist.
Bei km 39 kommt Claudia und überholt mich strahlend man könnte glauben sie hat noch Kraft ohne Ende. Wir sind am Rand von Manzano und laufen noch eine Schleife durch einen Randbezirk. Dann kommt das Ortsschild und ein Stück später das Schild „Ultimo KM“, der letzte Kilometer. Es geht über die Natisone mit einem Stop, ein Foto nach Süden eins nach Norden und auf los zum Ziel. Kurz danach geht es am Hotel „Albergo Natisone“ vorbei. Wir sind schon in der Stadt, noch am Gebäude der Commune vorbei und schon habe ich das Schild km 42 erreicht. Vom Ziel ist zwar noch nichts zu sehen aber ich weiß, dass wir auf der Via Natisone sind. Noch einmal rechts rum und dann links hinter dem nächsten Gebäude ist das Ziel.
Es ist geschafft. Eine hübsche junge Dame hängt mir meine Medaille um und es geht in den Schatten um zu trinken. Daneben ist ein Zelt in dem es Joghurt und hygienisch verpackte Brötchen mit Käse und Schinken gibt. Jetzt erst mal erholen und noch ein Erinnerungsfoto mit Claudia.
Wir gehen dann gemeinsam zum Hotel zum Duschen und machen uns dann auf den Weg ins Stadion wo die Pasta-Party stattfindet. Ergebnisse gibt es leider noch nicht denn die elektronische Messung der Daten durch die Vidal waren noch nicht ausgewertet. Macht nichts so wurde sich noch unterhalten und die Listen sind dann ab Montag im Internet. Was mich dann in der Liste wundert ist, das Läufer die mich nie überholt haben vor mir in der Liste stehen, aber vielleicht wird das ja noch korrigiert. Meine Zeit stimmt auf jeden Fall.
Mein Fazit für diesen Lauf fällt sehr positiv auf. Eine schöne abwechslungsreiche Strecke mit vielen schönen kleinen Orten und vorbei an vielen Weingütern und natürlich den herrlichen Weinbergen und Zypressen. Eine wunderschöne Landschaft. Besonders erwähnenswert ist die sehr gute Versorgung auf der Strecke. Es gibt zwischendurch Schwammstationen und auch überall ausreichend zu trinken. Alles in allem ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Ein besonderes Highlight ist das Durchlaufen der Stadt Cividale del Friuli mit der Teufelsbrücke. Macht weiter so. Liebe Marathonis wer Wein und gutes Essen liebt sollte diese Region unbedingt besuchen. Eine gut organisierte Veranstaltung die mehr Zuspruch verdient.
Das Wetter ist um diese Jahreszeit hier normalerweise ein schöner Altweibersommer mit Temperaturen um die 20 Grad, also ideal zum Laufen. Das es heute 30 Grad waren, war wohl eine Ausnahme wie mir die Läufer bestätigten.
Beim Marathon sind 178 LäuferInnen und beim Halbmarathon sind 247 LäuferInnen ins Ziel gekommen. Danke an den Veranstalter und Grazie, Grazie an die vielen Helfer und die vereinzelten Zuschauer die uns auch in den kleinsten Dörfern zugejubelt haben.
Marathon Sieger:
Männer
1. Panfili, Gianni ITA G. P. Livenza Sacile 2:48:06
2. Bonfiglio, Marco ITA ATL. 99 Vittuone 2:49:15
3. Iommi, GiovanniI ITA G. P. Livenza Sacile 2:49:24
Frauen
1. Vrajic, Marija CRO AK Veteran 2:58:54
2. Bradschia, Sara ITA Gruppo Marciatori Gorizia 3:17:42
3. Qualizza, Federica ITA Gruppo Sportivo Natisone 3:30:54