Mit der Laufgemeinschaft Vellmar auf Vereinsfahrt
3.07.2016 von Bernd Neumann
Dieses Wochenende heißt es wieder LG-Vereinsfahrt zu einem touristischen Laufziel. Es geht nach Sachsen in die ehemalige Karl-Marx-Stadt (1953-1990), heute wieder Chemnitz. Die DDR-Regierung verehrte Karl Marx der mit Friedrich Engels zum einflussreichsten Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus zählte.
Heute am Samstag haben wir jedoch noch ein Zwischenziel in der kleinen Stadt Freyburg an der Unstrut. Wir wollen eine der ältesten Sektkellereien Deutschlands besichtigen, Rotkäppchen. Da wir jedoch zu früh da sind besuchen wir noch die Stadt mit seinen vielen historischen Gebäuden.
Der Bus bleibt in der Sektkellereistraße 5 stehen und wir gehen in Kleingruppen runter in die Stadt. Freyburg liegt an der Unstrut. Zu beiden Seiten wird Freyburg von Weinbergen eingerahmt und auch die Toskana des Nordens genannt. In der Stadt gibt es einige Baustellen so gehen wir auf dem Weg zur Marienkirche über eine Baustelle.
Diese evangelische Kirche wurde im 13. Jh. in Anlehnung an den Naumburger Dom errichtet. Durch das Westportal kommen wir in das Langschiff und erhalten einen Blick auf den schönen gotischen Chorraum. Auf dem steinernen Altar steht ein dreiflügeliger Schrein von 1500. Da der Küster die Kirche schließen will begeben wir uns weiter runter in Richtung Unstrut.
Durch die Stadt führt die Straße der Romanik. Sie verläuft in Form einer Acht mit dem Zentrum der Stadt Magdeburg. Sie verbindet Dome, Burgen, Klöster und Kirchen, die in der Zeit vom 10. bis Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden sind und somit ein Zeichen der Christianisierung und dem frühen deutschen Königstums darstellen. An der Gesamtlänge von rund 1.200km liegen 80 romanische Objekte in 65 Orten.
Durch die Stadt führen auch der 176km lange Unstrut-Radwanderweg sowie der Ökumenische Pilgerweg von Görlitz nach Vacha. Wir laufen ein Stück der alten Stadtmauer entlang. Freyburg besitzt noch einen nahezu intakten Stadtmauerring von etwa 1,2 km Länge. Auf der Mauer aus Bruchsteinen ist ein hoch gelegener Wehrgang. Die zwölf Türme sowie die Mauer besitzen Schießscharten auf mehreren Ebenen. So genannte Angelsteine bezeugen, dass diese Scharten einst mittels hölzerner Läden verschließbar waren.
Rund um den neuen Marktplatz und den vielen Gässchen gibt es auch Weinstuben die sehr einladend sind, aber wir wollen noch Sekt verkosten.
Freyburg darf sich auch Jahn- und Weinstadt nennen da hier Turnvater Jahr gestorben ist und die Stadt schon eine über 1000-jährige Weinbaugeschichte hat. Auf dem Weg zu Rotkäppchen gehen wir direkt an seinem Denkmal vorbei. Nebenan ist auch die 1894 erbaute Erinnerungsturnhalle.
Beim Blick über die Stadt thront auf den Weinbergen das Schloss Neuenburg. Die um 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer gegründete sagenumwobene Neuenburg ist auch die Schwesternburg der Wartburg. In der hochmittelalterlichen Blütezeit wurde die Burg prachtvoll ausgebaut mit repräsentativen Wohnbauten, mächtigen Türmen, gewaltigen Mauern und Toren. Noch heute gilt die um 1180 errichtete Doppelkapelle mit ihrer außergewöhnlichen Bauzier als Architektonisches Kleinod. Im Jahr 1131 erhielt der Sohn Ludwig des Springers, Ludwig I., die Würde eines Landgrafen von Thüringen. Seit Anfang des 12. Jh. entwickelte sich die Familie der Ludowinger zu einem der mächtigsten Reichsfürstengeschlechter (Kaisers Friedrich Barbarossa, der Dichter Heinrich von Veldeke, die Landgräfin Elisabeth von Thüringen). Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg zu einem Wohn- und Jagdschloss umgebaut. 1815 ging die Neuenburg in preußischen Staatsbesitz über und wurde zu einem beliebten Ausflugsziel.
Sieben Orte und einige Weinberge schenkte 998 Kaiser Otto III. dem Kloster Memleben. Die Mönche im Zisterzienserkloster Pforte entwickelten den Weinbau in dieser Region der noch heute viele Menschen prägt. 760 Hektar ist das heutige Weinanbaugebiet mit Steilterrassen, Trockenmauern und vielen romantischen Weinberghäuschen.
Zurück bei Rotkäppchen beginnt die Besichtigung. Begonnen hat es schon 1856 wo die Brüder Moritz und Julius Kloss mit ihrem Freund Carl Forster eine Weinhandlung gründeten. Im gleichen Jahr waren sie noch an der Gründung der ersten Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft beteiligt. 1861 wurde der Sekt unter den Namen „Monopol“, „Crémant Rosé“, „Lemartin Frères“ und „Sillery Grand Mousseux“ vorgestellt. Den Namen Rotkäppchen benannt nach der roten Sektkappe kam nach dem verlorenen Prozess gegen Heidsieck & Co 1894. Nach der Wende kam der Zusammenbruch der Marke da die Ossis lieber Wessi Produkte kauften. 2002 kauften sie Mumm und M&M dazu. Heute ist Rotkäppchen Marktführer mit 37,9% Marktanteil.
Soviel zur Historie, jetzt geht es zur Besichtigung der historischen Gebäude in der Sektkellereistraße 5. In den Jahren 1880 bis 1900 entstand ein großer Lichthof mit Produktionsstätte und Nebengebäuden in den Stilen Neorenaissance und Neobarock.
Rotkäppchen ist einer der zwei größten Exportartikel der ehemaligen DDR. Die Nr. 1 ist der Rennsteiglauf und die Nr. 2 ist der Rotkäppchen-Sekt. Hier in diesen historischen Gebäuden der Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft hat alles begonnen. Die ersten 6.000 Flaschen wurden noch in einem Hinterhaus abgefüllt. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahmen Kloss und Forster die Champagnerfabrik und bauten sie weiter aus. Nach Inkrafttreten des Warenbezeichnungsgesetzes von 1894 durften sie verschiedene Namen für ihren Sekt nicht mehr benutzen. Da die Freyburger Sekte schon von je her eine rote Kapsel hatten wurde daraus „Rotkäppchen“.
Die Gebäude in der Sektkellereistraße sind ein besonders interessantes Industriedenkmal deren Hauptbauphase zwischen 1880 und 1900 liegt. Es folgte 1889 der Bau eines großen Verwaltungsgebäudes und nur vier Jahre später wurde der Lichthof mit einem Glasdach überdacht. So entstand ein prägender Komplex aus Produktionsstätte, Verwaltung, Lagerhalle, Nebengebäuden und einer Gaststätte (deren Gebäude heute nicht mehr steht) in den Formen der Neorenaissance bzw. des Neobarocks.
Aus 25 Eichen mit einem Inhalt von 120.000 Litern wurde 1896 das größte Cuvèe-Weinfass Deutschlands gebaut. Es steht im sogenannten Domkeller den wir jetzt betreten.
Wertvolle Schnitzereien verzieren dieses Riesenfass. Im Domkeller kann auch gefeiert werden. Wir gehen weiter und kommen zu den alten Abfüllstationen und vielen historischen Werkzeugen. Auch über die Handhabungen der alten Rüttel- und Drehholzständer werden wir ausführlich informiert.
Zu einer Besichtigung einer Sektfabrik gehört auch eine Sektverkostung. Das kam anschließend mit vielen Hinweisen zu Zuckergehalt, Lagerung und Verkostung. Anschließend ging es noch durch den Verkaufs-Shop wo sich einige mit speziellen Sekten eindeckten.
Bevor es mit unserem Bus weiterging habe ich noch einige schöne Eindrücke von dem schönen Gelände hinter der Sektkellerei eingefangen, denn hier hat damals alles begonnen.
Am frühen Nachmittag fahren wir weiter zu unserem eigentlichen Ziel der Stadt Chemnitz. Da ich hier schon in 2013 gelaufen bin kommt mir auch vieles wieder vertraut vor. Wir fahren zu unserem Hotel dem Mercure, dass wie ein weißer Turm am Rand der Innenstadt steht. Dann machen wir uns gleich auf eine Stadtführung. Leider beginnt es zu regnen und so fällt der Rundgang praktisch ins Wasser.
In Chemnitz leben heute knapp 250.000 Einwohner. Die Stadt hat ihren Namen durch den Fluss Chemnitz erhalten. Dieser Name kommt von dem slawischen Kamjenica was wiederum Stein heißt. Der Fluss Chemnitz entsteht in der Stadt aus dem Zusammenfluss von Zwönitz und Würschnitz und fließt nach 37km in die Zwickauer Mulde. Von 1953-1990 hieß Chemnitz Karl-Marx-Stadt. Die damalige DDR-Regierung hat beschlossen, das K-M-S die einzige Stadt ohne echte Innenstadt auf der ganzen Welt wird. Es gibt jedoch eine schöne Altstadt kombiniert mit modernen Gebäuden. Der Chemnitzer spricht einen meißnischen Großstadtdialekt und benutzt oft no’r als Füllwort. Wer darauf achtet wird feststellen, dass die Chemnitzer dieses Wort sehr oft benutzen und es klingt tausendmal besser als ähm oder äh. Seine Stadt spricht er "Gorll-Morggs-Stodd" aus.
Chemnitz ist eine grüne Stadt mit sehr viel ausgedehnte Grünflächen und Parkanlagen. Morgen beim Lauf werden wir durch eine dieser großen Grünanlagen laufen. Statistisch gesehen kommen bei über 10 km2 Grünanlagen auf jeden Einwohner mehr als 60 m2 Grünfläche, was ca. 5 Autostellplätzen oder 2 Boxringen entspricht.
Wir sind aber jetzt in der Innenstadt und besuchen eines der besonderen Museen, eigentlich ist es ja ein ehemaliges Kaufhaus und zwar das von Hermann Tietz. Besser bekannt von früher unter dem Namen Hertie-Kaufhaus. Heute heißt es DAStietz und ist ein Kulturzentrum. Im Lichthof hat man freien Zutritt zum Versteinerten Wald. Die versteinerten Bäume sind durch den Prozess der Verkieselung entstanden. Mikroskopisch kann man nachweisen, dass im inneren Pflanzenarten erkennbar sind. Diese fossilen Baumstücke sind mehr als 100.000 Jahre alt.
Da es keine schönen Fotos während des Rundganges gab habe ich den Rundgang im Laufschritt und bewaffnet mit der kleinen Kamera nochmal gemacht. Hinter unserem Hotel in der Brückenstraße steht das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt die über 70t schwere und 7,10m hohe Plastik des Karl-Marx-Kopfes. Die Chemnitzer nennen sie auch Nischel (Kopf). Auf dieser breiten Straße gab es zu DDR-Zeiten auch die Festzüge und Massenveranstaltungen.
Nur ein Stück weiter befindet sich der Theaterplatz mit der St. Petri Kirche und dem Opernhaus. Die Petri Kirche hat 1.200 Sitzplätze und wurde Ende des 19. Jh. als neugotischer Hallenbau errichtet. Das nebenan stehende Opernhaus wurde nur wenige Jahre nach der Petri Kirche erbaut
Auch nicht weit entfernt ist der Rathausplatz mit seinen wunderschönen alten und historischen Gebäuden. Das Doppelrathaus, besteht aus links dem spätgotischen alten Rathaus und rechts dem 100 Jahre alten bzw. neuem Rathaus. Im Rathausturm wurde als Hochzeitsportal das sogenannte Judith-Lucrezia-Portal eingebaut. Ursprünglich schmückte dieses Renaissanceportal eines der Bürgerhäuser auf der anderen Marktseite. Links vom Rathaus in der Inneren Klosterstraße befinden sich 4-5 stöckige Wohn- und Geschäftshäuser. Besonders sticht hier zwischen dem grauen und dem gelben Haus das Siegertsche Haus hervor. Die in rosé gefasste Fassade aus dem des 16. Jh. hat wunderschöne barocke Verzierungen um die Fenster sowie am Dachgiebel goldene Wappen und eine goldene Krone.
Beim Gang über den Platz fallen einem die vielen schönen Gründerzeit- und Jugendstilhäuser auf. Leider wurden über 250 Baudenkmäler in den Jahren 1990-2007 abgerissen. Es gibt aber auch Neubauten die sich harmonisch ins Stadtbild intergieren.
Hinter dem Rathaus steht die älteste Kirche von Chemnitz die Stadtkirche St. Jakobi. Sie ist entstanden auf einen romanischen Vorgängerbau. Vor 20 Jahren wurde sie komplett restauriert und steht so jeden Tag offen für Andachten oder Besichtigungen.
Anschließend haben wir uns in der Galerie zum Roten Turm getroffen. In der obersten Etage ist der Nachmeldeschalter sowie die Startunterlagenausgabe und die Pasta-Party. Hier ist auch eine große Glasfront die den Blick zum Roten Turm frei gibt und der uns beim Pastaessen zuschauen kann. Der Turm wurde vermutlich im späten 12. oder dem beginnenden 13. Jahrhundert erbaut und ist älter wie die Stadtmauer. Das Obergeschoss wurde erst im 16. Jh. aus Backstein mit einer gotischen Verblendung aufgesetzt. Dieses mittelalterliche Denkmal wurde lange Zeit als Stadtfronfeste genutzt. Nachdem er im März 1945 ausbrannte erstrahlt er heute als Museum. Vor 5 Jahren wurde der Rote Turm bei einer Onlineumfrage für die Deutschlandausgabe von Monopoly mitausgewählt.
Sonntag Marathontag: Nach einer ruhigen Nacht und sportlich angepasstem Frühstück heißt es Fototermin für unsere Läufer und Läuferinnen.
Von unserem Hotel gehen wir nur um die Stadthalle rum und sind schon am Roten Turm wo sich Start und Ziel befinden. Um 9 Uhr ist Beginn der Veranstaltung, aber der erste Start ist erst um 9:30 Uhr und so können wir den Tag ruhig beginnen. Es kommen so nach und nach die Läufer auf den Platz.
Nun schon seit 9 Jahren veranstaltet der Lions-Club mit Lauf-KulTour eine Laufveranstaltung in Chemnitz und unterstützt damit soziale Projekte in der Region. Die Chemnitzer Lions veranstalten dieses Lauf-Event nicht um Geld zu verdienen, sondern sie spenden für jeden gelaufenen Kilometer 1€ und unterstützen damit jedes Jahr verschiedene soziale Organisationen. Im Auftrag der Chemnitz Marathon GmbH veranstaltet der Verein LaufKulTour e.V. dieses Event in der Mitte der Stadt Chemnitz.
Da es sich um eine Lauf-Veranstaltung für die ganze Familie handelt sieht man auch an den vielen Disziplinen die hier angeboten werden: Marathon, Halbmarathon (HM), Viertelmarathon /VM), Minimarathon (MM), Bambinilauf, 4er Staffel-Marathon.
Es ist kurz vor 9:30 Uhr und so sammeln sich knapp 90 Marathonläufer und 20 Staffelläufer hinter dem Startbogen. Während die Staffeln hier wechseln nach der 10,55 km langen Runde müssen wir Marathonis viermal die Runde laufen.
Pünktlich erfolgt der Startschuss und wir laufen zwischen den Einkaufspassagen zum Marktplatz. Neben der Stadtkirche St. Petri werden wir rhythmisch durch eine Trommlergruppe angefeuert.
Vor uns liegt der Rosenhof. Jetzt lohnt es sich kurz anzuhalten und den Blick zurück zu wenden, denn hier haben wir das alte und neue Rathaus in ihrer ganzen Schönheit.
Dann geht es weiter durch eine schmale Gasse am Rosenhof und dem alten Postamt vorbei auf die lange Annaberger Straße. Nach dem Überlaufen der Straßenbahnschienen liegt rechts neben der Laufstrecke hinter den Bäumen an der Chemnitz der Ufer Strand. Wir folgen ihr ein Stück und weiter der B95. Vor dem alten Eisenbahnviadukt biegen wir über die Chemnitz ab. Neben uns im Gras steht die Skulptur „Antrieb-Auftrieb“.
Kurz danach geht es in einer Schleife aufwärts über die Bundes- und Reichsstraße. Dann führt der Weg unter der Eisenbahnstrecke durch. Auf der anderen Seite biegen wir ab und kommen an den alten ehemaligen Trabigaragen vorbei. Auch wer damals keinen Trabi hatte, hatte so einen Schuppen, denn durch den Untergrund aus Lehm konnte man da auch gut seine Gartenerzeugnisse überwintern lassen. Dann sind wir auch schon in einem Grüngürtel der Stadt. Kurz bevor wir die Beckerstraße überqueren steht das KM-Schild 2km. Das KM-Schild 2 zeigt uns auch das wir nach der 2. Runde hier schon 12,5km, nach der 3. Runde 23km und in der letzten Runde schon bei Km 33,5 sind. Kurz dahinter steht Ingrid mit der großen LG-Fahne und einer Glocke die sie unentwegt in Bewegung hat.
Kurz vor der Beckerstraße gibt es eine Streckenteilung die durch Schilder und noch zusätzlich auf den Boden aufgesprüht ist. Obwohl die Straße heute gesperrt ist passt die Polizei hier auf das nicht passiert.
Wir bleiben rechts auf dem Weg zur großen Runde von 10.548,75 Metern. Vorbei an einem kleinen idyllischen Teich kommen wir zum Rosarium. Unsere Laufstrecke führt jetzt ein Stück neben der Chemnitz entlang in Richtung Stadtparkteich.
Im Rosengarten steht eine Bronzefigur von einem Mädchen das die Hände in die Höhe streckt. Vielleicht erfleht sie den Sonnengott. Hinter dem Garten ist die erste Versorgungsstelle. Hier werden wir herzlichst empfangen und mit Wasser, Apfelschorle und Obst versorgt. Ein Stück weiter kommen mir die schnellsten schon aus der Schleife entgegen.
Wir laufen am Kleingartenverein Rosarium vorbei und kommen an den Stadtparkteich. Bevor es auf die Rückweg geht haben wir noch eine kleine Wendeschleife zu laufen.
Kurz hinter dem Teich gibt es wieder Versorgung von einer sehr freundlichen Helfergruppe. Dann geht es auf einem parallelen Weg durch den Park zurück neben der Chemnitz.
Wir laufen jetzt ein Gegenverkehrsstück und kommen somit wieder am Versorgungsstand vor dem Rosenhof vorbei. Dann geht es bis zur Beckerstraße der wir abwärts folgen.
Kurz bevor die Beckerstraße den Eisenbahnviadukt unterquert biegen wir links ab. Über einen kurzen Anstieg erreichen wir wieder die Fußgängerbrücke die uns in den Park gebracht hat. Dieter ist schon in der 2. Runde und Manfred die sich hier auf der Brücke begegnen ist auf dem Rückweg seines Viertelmarathons. Kurz danach begegnet mir Peter der auch in der 2. Runde ist.
Über die Annaberger Straße erreichen wir wieder die Bahnhofstraße die uns zurück in die Altstadt führt. Es geht aber diesmal in eine parallele Gasse zwischen dem glass department store und der chemnitz plaza auf das Neue Rathaus zu. Oben im Gebäude befindet sich eine 4,75m hohe Rolandfigur. Als Eckfigur und Symbol für Freiheit und Gerichtsbarkeit hat er Blick zum Markt wie zum Neumarkt.
Es geht weiter über Kopfsteinpflaster bis wir wieder am Roten Turm sind. Unter dem Startbanner durch und die erste Runde ist geschafft. Hier stehen viele unsere Vereinsmitglieder die uns Läufer anfeuern und beklatschen.
Das war das erste Viertel. Für meine angestrebte Zwischenzeit bin ich jedoch viel zu schnell. Ab in die 2. Runde. Das Wetter ist heute zum Laufen perfekt, vielleicht ein wenig zu warm. Da die Halbmarathonläufer 15 Minuten nach uns gestartet sind, sind viele auch auf ihrer 2. Runde.
Über Kopfsteinplaster kommen wir zwischen den neuen Glaspalästen und historischen Gebäuden wieder auf der Rückseite der Sankt Jacobi Kirche vorbei. Die Laufstrecke verläuft entlang des Langhauses, das als gotische Hallenkirche nach dem Stadtbrand von 1333 wieder aufgebaut wurde. Die Trommlergruppe sitzt noch hier und ist fleißig am Trommeln. Über die innere Klosterstraße kommen wir wieder zum Neumarkt mit den vielen historischen Gebäuden.
Einen Blick zurück zum Alten Rathaus mit dem Glockenturm von St. Jakobi und schon biegen wir wieder ab in die Bretgasse. Neben der Chemnitz befindet sich das alte Kino Weltecho. Dann kommen wir wieder über die Brücke zur Eisenbahn. Am Viadukt vorbei geht es wieder in den Park.
Der Chemnitztalviadukt wurde zwischen 1901 und 1909 errichtet. Es ist eine genietete Fachwerkbrücke aus zwei Bogenbrückensegmenten und mehreren Blechträger-Balkenbrückensegmenten. Diese unter Denkmalschutz stehende 2-gleisige Brücke soll demnächst einem neuen und modernen Bauwerk weichen auf der Strecke Dresden – Werdau.
Nun sind wir wieder auf dem Gegenverkehrsstück und es kommen uns die Viertel- und Halbmarathonläufer entgegen. Das Feld hat sich lang auseinander gezogen. Es geht wieder am Stadtparkteich vorbei und auf den Rückweg über die Beckerstraße zur Innenstadt.
Auch die 2. Runde ist geschafft und damit Halbzeit. 2:28:30 für die erste Hälfte klingt gut, aber die 2. Hälfte wird schwerer. Während ich in die 3. Runde laufe kommen mir noch ein paar Staffeln und langsame Marathonis und Halbmarathonis kurz vorm Ziel entgegen.
Kurz vorm Viadukt kommt jetzt Ingrid mir entgegen in Richtung Innenstadt. Die Glocke ist aber immer noch in Bewegung. Also weiter in der dritten Runde. Es wird schwerer und so lege ich ab und zu eine Gehpause ein.
Die Strecke ist jetzt im Park fast leer. Nur ein paar Spaziergängern begegne ich jetzt noch. Die Versorgungsstellen sind aber noch alle besetzt und so kann ich Flüssigkeit nachtanken. Zum Essen nehme ich nur Bananen, das reicht mir heute völlig aus.
Auf meinem Rückweg im Park begegnen mir dann doch noch Läufern die jedoch nach meiner Rechnung so an die 7-8 Kilometer Vorsprung haben. Macht nichts weiter. Nach meinem Zeitplan bin ich immer noch besser wie es mein Trainingsstand eigentlich hergeben kann.
Dann geht es wieder in Richtung Roter Turm. Kurz davor steht Pit und reicht mit ein Bier zur Erfrischung. Super, danke das brauch ich jetzt. Dann durch den Bogen und wieder zurück in die Altstadt und raus in Richtung Chemnitz und Stadtpark.
An der Kreuzung Bahnhofstraße Annaberger Straße kommt mir Andreas Hensel vom SV Vorwärts Zwickau entgegen. Ich sage ihm er solle auch noch die 4. Runde laufen damit ich heute nicht letzter bin. Er sagt es mir zu. Bei einem Zeitziel von 6 Stunden kann auch er es noch locker schaffen. Also weiter in die 4. und letzte Runde.
Zum letzten Mal die Wende am Stadtparkteich und zurück. Wie ich bei km 5 auf der Runde bin überhole ich noch einen Läufer mit dem ich gar nicht gerechnet habe. Dann könnte ich ja noch vor-vor-letzter werden. Dann kommt das Schild 6km, das heißt bei 10,55 ist das Ziel, also noch knapp 4 ½ Kilometer.
Jetzt nieselt es sogar mal kurz was aber mehr eine Erfrischung wie eine Störung ist. An einer der Brücken über die Chemnitz hier im Park stehen Angler. Keine Zeit muss weiter. Am letzten Anstieg zur Brücke ist km 9 also nur noch 1,5 km.
Kurz bevor ich von der Bahnhofstraße in die Gasse zum Marktplatz abbiege ist das 10km Schild. Nun geht es nur noch durch die Einkaufszone bis zum Roten Turm. Kurz vorher werde ich schon von vielen LG’lern empfangen und ins Ziel begleitet.
Es ist geschafft und ich bin mit meiner Zeit sehr zufrieden. Zwei Wochen nach dem schweren Himmelswege Marathon wo ich knapp über 6 Stunden unterwegs war. Es war mein 6. Marathon innerhalb von 8 Wochen und insgesamt die Nr. 189.
Hinterm Ziel gibt es die schöne Holzmedaille für die Chemnitz bekannt ist. Nun muss ich nur noch dem Bierstand finden um die fehlende Flüssigkeit nachtanken.
Helmut erklärt sich sofort bereit mir beim Nachtanken zu helfen und zu unterstützen. Danke und Prosit Gerstenkaltschale.
Anschließend geht es zur Siegerehrung, denn ich bin auch noch 1. in der M65 geworden und damit war ich auch zweitältester Marathonläufer. An der Bühne sind nun viele LG’ler versammelt, denn es geht noch um die gesamt gelaufenen Kilometer. Nun steht das Ergebnis fest wir haben den 4. Platz und werden dadurch mit 500€ Preisgeld für die Vereinskasse belohnt. Mit nur 9,5 km den 3. Platz verfehlt.
Dann müssen nochmal alle Läufer und Läuferinnen von uns zur Bühne für ein schönes Gruppenfoto und prompt dann setzt noch der Regen ein. Egal es war trotzdem ein schöner Tag mit vielen LGV-Ehrungen.
Als Fazit kann man nur sagen: Tolle Veranstaltung, sehr gut markierte Strecke und viele fleißige und freundliche Helfer. Die Chemnitzer können sich glücklich schätzen so einen herrlichen großen Park direkt in City-Nähe zu haben.
Im Ziel: Marathon 76 Männer und 10 Frauen + 17 Marathonstaffeln, Halbmarathon 234 Männer und 73 Frauen, Viertelmarathon 210 Männer und 149 Frauen.
Marathonsieger:
Männer
1. Gabriel Noutary Ringerclub Chemnitz 2:49:17
2. Robert Klein BMW DHfK Leipzig 2:58:28
3. Miroslav Bazant Pardubice 3:01:26
Frauen
1. Elke Richter Berlin 3:38:26
2. Angie Naumann Freude am Leben e.V. 3:47:18
3. Theresa Miegel Leipzig 3:57:37
Den Abend verbrachten wir in verschiedenen Kleingruppen in den umliegenden Gasthäusern. Wir beschlossen den Abend im Brauhaus mit Haxe und dunklem Bier. In der Hotellobby gab es dann noch Fußball der EM.
Heute am Montag heißt es auf in Richtung Heimat, aber nicht direkt sondern es gibt noch wie immer ein High-Light auf der Heimfahrt. Wir machen heute halt auf Schloss Augustusburg.
Das 450 Jahre alte Schloss Augustusburg von Kurfürst August liegt ca. 13 Kilometer östlich von Chemnitz.
Besucht man Schloss Augustusburg müsste man eigentlich alle die sehenswerten drei besuchen. Das sind noch Burg Scharfenstein und Schloss und Park Lichtenwalde. Für heute heißt es das große Jagdschloss zu besichtigen. Da wir zu früh sind haben wir noch Zeit uns ausführlich im Innenhof und den Nebenhöfen umzusehen. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. ließ Kurfürst August auf dem 516m hohen Schellenberg ein repräsentatives Schloss für seine Jagdausflüge bauen. Das weithin sichtbare Schloss ist eine Landmarke und war für den Kurfürsten wichtig für seine Stellung in dieser Region.
Das Kernschloss ist ein rechteckiger Bau mit zwei Zugängen. In den vier Eckgebäuden befinden sich im Südwesten das Hasenhaus, im Nordwesten das Sommerhaus, im Nordosten das Lindenhaus und im Südosten das Küchenhaus. Zwischen Küchenhaus und Lindenhaus ist die Schlosskapelle die auch leicht aus dem Quadrat heraustritt.
Wunderschön bemalte schwere Holztore verschließen die zwei Eingänge. Im Süden sind außerhalb Stallungen und weitere Wirtschaftsgebäude angebaut.
Geht man durch das Nordtor so befindet sich links etwas tiefer gelegen eine Falknerei.
Ich gehe noch weiter den Berg runter bis in den Ort Schellenberg, der wie der Berg heißt. Hier gibt es viele schöne sehenswerte Gebäude sowie eine schlichte aber schöne Kirche. Auf dem Rückweg zum Nordtor komme ich an einem Pranger vorbei.
Dann heißt es pünktlich zurück sein, denn es beginnt jetzt die Führung durch das Lindenhaus und die Schlosskapelle. Auch wenn das Schloss von außen super restauriert ist, so ist innen noch viel zu machen. In einem kleinen Jagdsaal steht ein Modell der kompletten heutigen Schlossanlage.
Durch verschiedene enge Gänge kommen wir auf der Empore der Schlosskapelle raus. Von hier hat man einen sehr guten Blick auf den Altar und die Kanzel. Nach mehr als 7 Jahren Restaurierung sind der Altar und die Kanzel für 200.000 € der Hingucker. Lucas Cranach der Jüngere hat diese Kunstwerke in der Schlosskapelle gemalt. Auf dem Altarbild hat er die Kreuzigung Christi und zu dessen Füßen Kurfürst August und seine Frau Anna von Dänemark mit 14 ihrer 15 Kinder dargestellt. Es gilt als eines der größten Bilder aus der Cranach Werkstatt. Wunderschön sind auch die vielen liebevollen Details der Kanzel.
Zum Abschluss wollen wir noch das Brunnenhaus, das außerhalb des Schlosses zwischen den Wirtschaftsgebäuden liegt, besichtigen. Wir betreten das Gebäude und sehen ein riesiges Balkenwerk vor uns. Dies sind die Hebevorrichtungen für das Wasser an die zwei Ochsen gespannt wurden. 12.000 Liter mussten hier täglich gefördert werden für Pferde, Küche und die Bäder im Fürstenhaus. Der Brunnen ist 136m tief und musste durch das Gestein vulkanen Ursprungs mit primitiven Werkzeugen gehauen werden. Es dauerte ganze 7 Jahre bis man in den Wasserschichten war, da man täglich nur 3-4 cm tief kam. Das mussten Wilddiebe machen als Bestrafung die mit Ausnahme vom Gottesdienst den Ort nie verließen.
Auf der Empore kann man eine Blick in den Brunnen werfen, aber nur einen Blick keine Münzen. Dann folgt noch eine Brunnenhebe mit Wasserverkostung. Die Gästeführerin hat mich ausgeguckt ihr zu helfen. Es wird ein Eimer runter gelassen und dann von mir mit kräftigen Zügen nach oben geholt. Dann erfolgt eine Verkostung des Wassers aus dem Eimer. Sie fragt mich dann ob der Rest der Gruppe dies auch probieren soll. Ich kann da nur ein absolutes Ja sagen, denn die Probe war Sekt. Nach dieser lustigen Einlage verlassen wir wieder das Brunnenhaus.
Es geht in den Augustuskeller wo wir dann noch gemeinsam Speisen. Im urigen Gewölbekeller unter dem Hasenhaus gibt es noch ein reichhaltiges Mahl bei Kerzenschein bevor es auf die Heimfahrt geht.
Über die Autobahn A4 erreichen wir gegen Abend Vellmar und alle sind der Meinung, dass es wieder eine sehr schöne Vereinsfahrt war. Der ganz besondere Dank geht an Karl für seine perfekte Ausarbeitung.